So sieht Android 10 Q aus
Auf der Google-Messe I/O 2019 wurde eine frühe Version von Android 10 gezeigt. Sie ist für faltbare Displays optimiert und überrascht mit einer iPhone-Gestensteuerung und neuen Einstellungen zur Privatsphäre. Wir haben eine Beta auf dem Google Pixel 3 XL installiert und stellen die wichtigsten neuen Funktionen vor.

Eröffnung der Google I/O 2019
Jedes Jahr im Frühling lädt Google zur Entwicklerkonferenz I/O nach Mountain View, Kalifornien. Hier werden viele wichtige Neuerungen präsentiert, unter anderem gibt es einen Ausblick auf die kommende Android-Version. Im Bild oben steht Google-Chef Sundar Pichai auf der Bühne und hält die Keynote.

Installation der Android Q Beta
Die neue Version wurde nicht nur vorgestellt, sondern auch zum Download freigegeben – allerdings in einer frühen Testversion, die nicht für den produktiven Einsatz geeignet ist. Auf unserem Google Pixel 3 XL klappte die Installation reibungslos.

Gesichtsentsperrung
Kommen wir nun zu den Neuerungen im Detail: Zum „Pixel Imprint“ gesellt sich bald die Entsperrung per Gesicht. Google hat diese biometrische Methode bisher immer abgelehnt und nicht nativ unterstützt, mit Android Q ändert sich das. Woher der Meinungsumschwung kommt, ist unklar. In der Developer Preview 3 war die Methode noch nicht enthalten.

Screen Continuity
Die Unterstützung für faltbare Smartphones beinhaltet auch die sogenannte „screen continuity“, die fließende Skalierung einer App von einem kleinen auf ein großes Display. Wenn man ein Spiel oder ein Video auf einem zugeklappten Foldable startet und im Vollbild laufen lässt, dann wird es nach dem Aufklappen unterbrechungsfrei auf das größere Display skaliert.

Dark Mode / Dark Theme I
Er wird seit Jahren gewünscht, mit Android Q liefert Google endlich: Der sogenannte Dark Mode mit einem schwarzen Hintergrund ist vor allem für Besitzer eines Smartphones mit OLED-Display interessant, weil schwarze Pixel nicht leuchten und daher keinen Strom verbrauchen.

Dark Mode / Dark Theme II
Er kann in den Einstellungen manuell aktiviert werden oder auch automatisch unterhalb einer bestimmten Akku-Kapazität. Entwickler können ihre Apps über entsprechende APIs ebenfalls fit für den Dark Mode machen.

Neue Gestensteuerung I
In den Einstellungen unter „System Navigation" kann man nun die sogenannte „Komplette Gestensteuerung“ („Fully Gestural Navigation“) aktivieren. Dann verschwindet die Android-typische Navigationsleiste am unteren Rand vollständig und man navigiert komplett per Wischer mit dem Daumen.

Neue Gestensteuerung II
Ein Wisch von unten nach oben öffnet den App Drawer, ein seitlicher Wisch bei geöffneter App führt einen Schritt zurück. Die Übersicht mit den zuletzt geöffneten Apps (Screenshot links) erreicht man wie beim iPhone, wenn der Daumen nach dem Wischer von unten nach oben kurz auf dem Display verharrt. Klingt kompliziert, funktioniert in der Praxis aber sehr einfach und war längst überfällig. Was schon nachwenigen Minuten auffällt: Die „Zurück“-Geste (Wischer von der Seite in die Mitte) ist bei Google besser umgesetzt als bei Huawei, die Steuerung klappt besser. Die Chinesen bieten eine solche Navigation nämlich schon seit Ende 2018 mit dem Android-Aufsatz EMUI 9.

Datenschutz
Google betont immer wieder, wie wichtig der Datenschutz der Nutzer ist. Das ist insofern ein Widerspruch, als dass der Konzern mit den Daten der Nutzer sein Geld verdient. Unstrittig ist aber, dass Google mit dem Thema transparenter umgeht. Exemplarisch dafür steht der neue Menüeintrag „Datenschutz“ mit Einstellungen zur Privatsphäre, der prominent im Einstellungsmenü platziert wurde. Die hier angebotenen Optionen sind nicht neu, sie waren nur vorher über diverse, teils sehr verschachtelte Menüstrukturen schwer zugänglich.

Project Mainline
Google vereinfacht Sicherheitspatches und andere Updates enorm. Sie können nun wie App Updates im Hintergrund über den Play Store installiert werden, ohne dass das System herunterfahren muss. Das gesamte Update-Prozedere und die Sicherheit von Android werden damit auf eine neue Stufe gehoben.

Live Caption
Systemweit wird die Live-Untertitelung von Videos, Podcasts und Audio-Nachrichten unterstützt – direkt auf dem Gerät und auch innerhalb von Apps. Eine Internetanbindung ist dafür nicht erforderlich.

Focus Mode
Ein neues Feature aus dem Bereich Digital Wellbeing. Wenn dieser Modus aktiviert ist, dann sind nur die Apps aktiv, die man zuvor freigeben hat, alle anderen pausieren. So kann man sich voll auf eine Aufgabe konzentrieren, etwa ungestört Lesen. Über die Schnellzugriffe lässt sich der Focus Mode bequem ein- und ausschalten.

Family Link
Family Link: Ausgeklügelte Nutzungsverwaltung für Smartphones, die von Kindern benutzt werden. Es handelt sich um ein differenziertes Gerätemangement, das genau festlegt, welche App wie lange genutzt werden darf und für welche Zeitraum das Smartphone gesperrt ist. Momentan ist Family Link als App über den Play Store verfügbar, in Android Q wird sie direkt im System integriert sein.

Differenziertere Standortkontrolle
Dass das System per Popup-Meldung um Erlaubnis fragt, ist nicht neu, aber man hat nun mehr Optionen und kann bestimmen, dass der Ort nur freigegeben wird, wenn die App in Benutzung ist. Weitere Verbesserungen betreffen die Sicherheit und die Connectivity von Android, zudem gibt es eine Vielzahl kleinerer Änderungen. Im Android-Blog von Google unter android-developers.googleblog.com gibt es mehr Informationen dazu.