Android 4 und iOS 5 im Vergleich
Mit iOS 5 übernimmt Apple einige Ideen von Google. Aber auch die neue Android-Version 4.0 Ice Cream Sandwich enthält Elemente, die man vorher nur vom iPhone kannte. Die beiden erfolgreichsten Handy-Betriebssysteme rücken enger zusammen, das zeigt unser Vergleich.

Lockscreen
Beide Systeme informieren auf dem Lockscreen über verpasste Anrufe oder eingegangene SMS sowie E-Mails. Außerdem lässt sich die Kamera-Funktion direkt vom Lock-Screen aus aufrufen. Eine Besonderheit von Android...

Lockscreen
...statt einer PIN-Abfrage kann man das Smartphone auch über die Gesichtserkennung entsperren. Dazu muss man nur in die Frontkamera des Geräts blicken. Google warnt aber, dass das sogenannte Face Unlock noch in der Experimentierphase steckt und keine hohe Sicherheit gewährleistet.

Homescreen
Hier verfolgen die Systeme ganz unterschiedliche Ansätze. Bei Apple ist man an ein starres Raster von Symbolen gebunden, deren Reihenfolge sich lediglich verschieben lässt.

Widgets
Auf dem Android Startbildschirm kann man dagegen zusätzlich Widgets platzieren. Das sind kleine Vorschau-Programme, die sich in Echtzeit aktualisieren und beispielsweise das Wetter, E-Mails, Facebook-Nachrichten oder Aktienkurse einblenden.

Widgets und Live-Wallpaper
Sie lassen sich frei platzieren und sogar skalieren - jeder entscheidet selbst, wie groß die Wetteranzeige sein soll. Ein weiteres Feature, das iOS 5 fehlt, sind Live-Wallpaper. Es handelt sich dabei um animierte Hintergrundbilder, die sich zum Beispiel in Abhängigkeit von der Tageszeit verändern.

Ordner auf dem Homescreen
Bei iOS kann man die Symbole/Verknüpfungen in thematisch sortierten Ordnern organisieren, sodass auch bei 100 installierten Apps die Übersicht nicht verloren geht. Ein Feature das Google mit Ice Cream Sandwich auch in Android integriert.

Statusleiste
Aber auch Apple übernimmt mit iOS 5 Ideen von Google. Mit einem Fingerwisch von oben nach unten wird die Statuszeile ausgeklappt und informiert über das Wetter, Termine und andere Ereignisse. Bei Android ist das schon seit Version 1.0 Standard.

Notification Center
Allerdings hat Apple diese Funktion weiter optimiert. Über den Menü-Eintrag "Mitteilungen" kann man genau definieren, welche Anwendungen hier Informationen anzeigen dürfen. Auch die Art der Darstellung lässt sich anpassen.

Android-Hauptmenü
Das Android-Hauptmenü kann man jetzt genauso wie den Homescreen von iOS seitlich durchscrollen. Diese zweischichtige Struktur kennt iOS übrigens nicht - bei Apple ist der Homescreen das Hauptmenü.

Steuerungselemente: 3 virtuelle Buttons statt Home-Taste
Auch bei der Nutzerführung ist der Ansatz grundverschieden. Während Ice Cream Sandwich im unteren Bereich des Touchscreens immer drei Icons für "Zurück", "Startbildschirm" und Multitasking einblendet, kennt iOS nur die Home-Taste unter dem Touchscreen, die in jeder Situation zurück zum Startbildschirm führt. Alle anderen Icons für die Navigation werden variabel eingeblendet.

Multitasking
Diese Anordnung zeigt auch, welche Bedeutung Google dem Multitasking beimisst. Bei Android ist das gleichzeitige Ausführen mehrerer Programme ein elementarer Bestandteil des Betriebssystems. Wenn man rechts unten auf das entsprechende Icon tippt, werden alle geöffneten Programme in einer hübschen Echtzeit-Ansicht eingeblendet. Sie sind im Hintergrund aktiv, während Apple jedes Programm, das man nicht nutzt, in eine Art Schlafmodus versetzt, in dem nur bestimmte Dienste ansprechbar sind, etwa Audio bei einem Musikdienst wie Pandora oder die Ruffunktion bei einer Telefonsoftware wie Skype. Das Multitasking-Menü erreicht man bei Apple mit einem Doppeltipp auf die Home-Taste.

Sprachsteuerung
Das neue iPhone 4S hat eine umfangreiche Sprachsteuerung integriert, die Apple "Siri" nennt. Man kann nicht nur Nachrichten diktieren oder einfache Befehle geben, sondern sogar Erinnerungen per Sprachbefehl erstellen und einfache Fragen stellen, etwa: "Wie wird das Wetter morgen?". Siri ist dabei tief mit allen Apple-Anwendungen vernetzt. Google bietet ebenfalls eine Spracherkennung, aber Erkennungsrate und Möglichkeiten können bei weitem nicht mit Siri mithalten.

Datenverbrauchsanzeige
Ice Cream Sandwich bietet einen umfassenden Überblick zum bisherigen und zum zukünftigen Datenverbrauch. Die Informationen können sogar einzeln nach im Hintergrund laufenden Apps aufgeschlüsselt werden. Es ist auch möglich, ein Datenvolumen-Limit für einen bestimmten Zeitraum festzulegen - ist das Limit erreicht, werden die mobilen Datenverbindungen bis zum Ablauf des definierten Zeitraums abgeschaltet. iOS bietet nichts vergleichbares.

Kamera-App
Szenenauswahl, Belichtung, Weißwert - der Android-Fotograf hat mehr Einstellungsmöglichkeiten, während man iPhone besser einfach drauflos knipst. Funktionen wie Gesichtserkennung oder Touch-Fokus kennen beide Systeme.

Sozialnetzwerkintegration
Der Vorteil von Android besteht in der tieferen Integration von Sozialnetzwerken. Zwar werden bei iOS 5 die Twitter-Kontakte mit dem Telefonbuch abgeglichen, eine Einbindung von Facebook fehlt aber. Ein weiterer großer Pluspunkt des Google-Systems ist die tiefe Vernetzung von Apps mit den unterschiedlichsten Bereichen des Systems, zum Beispiel der Bildergalerie. Per Kontextmenü kann man Fotos direkt zu Picasa, Dropbox oder Facebook hoch laden.

Browser
Beide Browser sind sehr schnell, unterstützen Tabs und das Speichern von Websites, damit man sie später auch dann lesen kann, wenn keine Netzverbindung besteht, zum Beispiel im Flugzeug. Aber bei iOS ist die Safari Reader genannte Funktion durchdachter. Ein Klick und der Artikel wird als Display-füllender Text angezeigt - die Webseiten-Navigation, Randspalten, Werbung und andere störende Elemente werden ausgeblendet. Der reine Text lässt sich auch sehr einfach per E-Mail verschicken. Einziges großes Manko bei Apple: Der Multimedia-Standard Flash wird nicht unterstützt.

NFC-Unterstützung
Der Nahfunkstandard NFC ist fest in das Android-System integriert. Durch einfaches Berühren der jeweiligen Geräte kann man mit Freunden beispielsweise Fotos oder Videos tauschen. Die entsprechende App nennt Google Android Beam. Die Möglichkeiten von NFC reichen aber noch viel weiter, die Technologie wird als die digitale Bezahlmethode der Zukunft gehandelt. Bei iOS spielt NFC (noch) keine Rolle.

App Store und Android Market
Für Android und iOS gibt es bereits mehr als 500.000 Programme. Die Qualität der Apps ist bei Apple aber im Moment noch besser, außerdem kann man kinderleicht per Bankeinzug oder Kreditkarte bezahlen, während Google nur die Kreditkarte erlaubt.

Digitale Medien und Spiele
Wer mit seinem Android-Tablet Musik kaufen will, muss den MP3-Shop von Amazon installieren - auch für Filme gibt es nur Dienste von Drittanbietern. Deren Angebot kann mit Apples iTunes-Shop nicht mithalten. Mit seinem riesigen Angebot an Filmen, Serien, Musik und Spielen hat er sich in den letzten Jahren zum weltgrößten digitalen Shop für digitale Medien entwickelt.

Digitale Medien und Spiele
Ergänzt wird iTunes von einem Buchshop, einem Zeitschriftenkiosk und dem Game Center, einem sozialen Spiele-Netzwerk, das mit Multiplayer und Ranglisten ähnliche Funktionen wie Xbox Live von Microsoft bietet. Android hat weder ein Game Center, noch das vielfältige Medien-Angebot von Apple.

iCloud
Apples iCloud macht das Synchronisieren von Daten mit Hilfe eines Computers als zentraler Schaltstelle überflüssig. Der Dienst gleicht neben Adressen, Kalenderdaten und Mail-Accounts auch Fotos, Dokumente oder Einkäufe aus iTunes- und App-Store ab. In der Praxis führt das zum Beispiel dazu, dass mit dem iPhone aufgenommene Fotos via Internet zu den iCloud-Servern übertragen werden und später automatisch auf dem angebundenen Computer erscheinen. Android legt zwar ebenfalls viele Daten im Internet ab, bietet aber keine solche umfassende Cloud-Integration.

Fazit
In diesem Vergleich kann es keinen klaren Gewinner geben. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. Deutlich wird, dass Android das offenere der beiden Systeme ist, das dem Nutzer viele Freiheiten und Funktionen gibt. Es ist dadurch aber auch komplexer in der Bedienung ist. iOS lässt sich intuitiver steuern und bietet eine bessere Anbindung an digitale Medien wie Musik und Filme. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist.