Android M: Neue Features und Funktionen
Android M wird nicht anders aussehen als der Vorgänger Lollipop. Die meisten Änderungen finden unter der Oberfläche statt, sind deshalb aber nicht weniger spannend - im Gegenteil.

App-Rechte-Management
Android wird sicherer, denn eine neue Rechteverwaltung für Apps dämmt die Gefahr ein, die von Schadsoftware ausgeht. Während bei iOS alle Apps von Apple geprüft werden, bevor sie in den App Store wandern, überlässt Google diese Prüfung dem Nutzer, der vor der Installation per Popup-Fenster darüber informiert wird, auf welche Bereich des Smartphones die jeweilige App zugreifen will. Wenn also eine Taschenlampen-App den Standort abfragen oder die mobile Datenverbindung nutzen will, kann und sollte man die Installation ablehnen. Allerdings verliert man bei einer App mit großem Funktionsumfang, die auf viele Bereiche des Smartphones zugreifen will, schnell den Überblick. In Android M fragt eine App erst dann nach einer Erlaubnis, wenn sie erstmals eine bestimmte Funktion des Smartphones nutzen will, sodass man immer den genauen Kontext nachvollziehen kann. Außerdem ist es möglich, einer App einzelne Berechtigungen nachträglich wieder zu entziehen. Der Umgang mit Apps unter Android wird damit sicherer und transparenter, erfordert allerdings auch die Aufmerksamkeit des Anwenders.

Fotos ohne Limit speichern
Mit seiner neuen Foto-App zieht Google mit Apple gleich, die ein ähnliches Paket schon seit dem letzten Jahr anbieten. Google Fotos bietet unbegrenzten Speicherplatz, eine übersichtliche chronologische Struktur nach Tagen, Wochen und Monaten und eine überragende Suchfunktion, die zeigt, wie weit Google bei der Entwicklung des maschinellen Lernens ist: Das System erkennt automatisch, welche Personen, Gebäude oder Landschaften auf den Bildern zu sehen sind und hinterlegt entsprechende Tags, die sich gezielt durchforsten lassen. In dem Wust aus Tausenden Fotos, die ein Smartphone-Nutzer innerhalb kurzer Zeit produziert, ist es also kein Problem, den vor zwei Jahren im Urlaub geknipsten Schnappschuss mit dem Schäferhund vor der Berghütte am Gletscher zu finden - die Eingabe von "Gletscher, "Hund" und "Berghütte" in die Suchleiste reicht. Und wenn genügend Menschen ihre Hundefotos hochgeladen haben, kann der Algorithmus auch problemlos zwischen Hunderassen unterscheiden. Die neue Foto-App ist für Android-Smartphones und iPhones erhältlich und zudem über den Internetbrowser erreichbar.

Google Now wird schlauer
Der digitale Assistent Google Now hat schon manchen Nutzer überrascht mit Hinweisen, die scheinbar aus dem Nichts kamen. Die Erweiterung "Now on tap" setzt noch einen drauf. Google Now verknüpft unterschiedliche Informationsstränge, die auf dem Smartphone zusammenlaufen: Kalendereinträge, GPS-Daten, die zuletzt gesuchten Begriffe. Die Erweiterung des Google- Assistenten, die "Now on tap", also "Jetzt auf Knopfdruck" heißt, wird noch mehr Auskünfte sammeln und diese noch intelligenter aufbereiten. Möglich wird das, weil in Android M auch die Daten für Google Now gelesen werden, die man innerhalb von Apps hinterlässt. "Now on Tap" erkennt also, welche Musik man hört und ob man sich gerade per Whatsapp zum Kino verabredet hat. Mit einem längeren Druck auf den Homebutton werden kontextbasierte Informationen eingeblendet, ohne dass man die jeweilige App verlassen muss - also zum Beispiel zum Musiker oder Film. Den Zugewinn an Komfort, der zweifellos vorhanden ist, bezahlt man allerdings mit noch mehr personengebunden Daten, die an Google gehen.

Ein Anschluss für alles
Der Micro-USB-Anschluss, seit vielen Jahren Smartphone-Standard, steht vor der Ablösung durch einen neuen Stecker: USB Typ C. Die ersten Mac- und Chromebooks haben ihn bereits, und mit Android M ebnet Google den Weg dafür auf Smartphones. Die neue Version wird Typ C nativ unterstützen, und man kann davon ausgehen, dass das kommende Nexus-Smartphone, das irgendwann im Herbst 2015 vorgestellt wird, damit ausgestattet ist. Der neue Anschluss ist in etwa so breit wie Micro-USB, kann aber viel mehr: Das Einstöpseln ist weniger fummelig, weil der Stecker beidseitig passt, außerdem reduziert sich die Ladezeit, weil sich Smartphones drei bis fünf Mal schneller auftanken lassen. Auch der Datendurchsatz wird enorm gesteigert: Statt 480 Mbit/s sind bis zu 10 Gbit/s möglich. Es ist sehr wahrscheinlich, dass USB Typ C aufgrund seiner vielseitigen Eigenschaften demnächst einige Verbindungsstandards ablösen wird. Apples im März 2015 vorgestelltes Macbook 12 Zoll kommt mit USB Typ C als einziger Schnittstelle, die für die Stromversorgung, das externe Laufwerk und das Zweitdisplay zuständig ist.

Stromsparmodus "Doze"
Der Ansatz von Google, die Laufzeit zu verlängern, ist brillant, die ersten Resultate sind vielversprechend. In den letzten Jahren wurden alle Fortschritte bei der Akkutechnologie vom wachsenden Energiehunger der immer leistungsfähigeren Smartphones wieder aufgefressen. Android M kommt mit einer neuen Idee, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. "Doze", auf deutsch "dösen", heißt der Energiesparmodus von Google, bei dem der Name Programm ist: Das Smartphone registriert mithilfe der Bewegungssensoren, wann es am häufigsten genutzt wird, und passt die Hintergrundsynchronisation von Apps an das Nutzungsprofil an. Bei längeren Phasen der Inaktivität - etwa in der Nacht - werden die Synchronisationsintervalle automatisch reduziert. "Dösen" ist deswegen die passende Bezeichnung, weil das Smartphone in dieser Phase nicht schläft, sondern weiterhin empfangsbereit für wichtige Nachrichten wie SMS oder Anrufe ist. Die ersten Resultate klingen vielversprechend: Ein Google- Mitarbeiter erklärte, dass ein Nexus 6 mit Android M doppelt so lange durchhält wie das gleiche Modell mit der Version L - hoffen wir, dass er recht hat.

Android Pay und Google Brillo
Weitere Dienste und Funktionen, die ebenfalls auf der I/O 2015 vor- gestellt wurden. Das Smartphone-Bezahlsystem Android Pay, das ein fester Bestandteil von Android M sein wird, spielt in Deutschland und Europa zunächst keine Rolle, weil Google zum Start nur mit Einzelhändlern in den USA kooperiert. Genauso wie bei Apple Pay wird das Smartphone zur digitalen Geldbörse, der Bezahlvorgang wird drahtlos über NFC abgewickelt, ohne dass dafür extra eine App geöffnet werden muss. Passend dazu unterstützt Android M nativ Fingerabdrucksensoren - ein klarer Hinweis darauf, dass auch das nächste Nexus mit einem solchen ausgestattet sein wird.
Das Betriebssystem Brillo, das Google ebenfalls neu eingeführt hat, ist zunächst vor allem für Entwickler interessant, die ersten Geräte werden wohl erst im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Es handelt sich um eine abgespeckte Android-Version für das Internet der Dinge (IoT), also für Kühlschränke, Glühbirnen oder Heizungssysteme. Diese Alltagsgegenstände werden immer stärker vernetzt und Google sichert sich mit Brillo - mal wieder - die Vorreiterrolle.