Automobile Zukunft
Autos werden elektrisch - durch und durch. Denn nicht nur beim Antrieb, auch in Sachen Bedienung setzen die Hersteller voll auf modernste Elektronik und nehmen Anleihen bei Smartphones und Tablet-PCs. Wir zeigen die neuesten Trends - und wie Autofahren in zehn Jahren aussehen könnte.

Mercedes DICE
DICE nennt Mercedes seine Zukunftsvision in Form einer Skulptur - Dynamic & Intuitive Control Experience.
Bei DICE wird die komplette Windschutzscheibe zu einem Head-up-Display, vom Armaturenbrett bleibt nur ein breites Displayband. Dort werden Informationen zu Points of Interest, Fußgängern sowie zu anderen Fahrzeugen präsentiert. Die Bedienung erfolgt über Gesten in Kombination mit Augmented Reality: Direkt in die Scheibe wird über die reale Sehenswürdigkeit die digitale Beschreibung eingeblendet.

Mercedes DICE
Die Logik des Bedienkonzeptes soll dem menschlichen Verhalten sehr nahe kommen. Wenn man beispielsweise an einem Club vorbeifährt, kann man mit einer einfachen Handbewegung die Musik, die dort gerade gespielt wird, per Livestream ins Fahrzeug übertragen. Ebenso können ortsbezogene Nachrichten zu Sehenswürdigkeiten, Gebäuden oder Orten aus sozialen Netzwerken abgerufen werden.

Mercedes DICE
Heranfahrende Fahrzeuge an Kreuzungen werden virtuell in die Windschutzscheibe eingeblendet, um Gefahrensituationen zu vermeiden - wobei ein Blick aus dem Fenster auch nicht schaden kann. Und um die Parkplatzsuche zu vereinfachen, werden zudem frei werdende Stellplätze in der realen Umgebung eingeblendet. Natürlich ist auch Social Media mit von der Parte: Die Freunde aus Facebook und Co werden in einer virtuellen 3-D-Stadt angezeigt.

BMW Infotainment-Assistent
Mobile Office und Smartphone-Apps - für BMW schon heute ein gesetztes Thema.
Mobile Office? Multimedia? Internet im Auto? Alles schon heute möglich. Doch BMW denkt mit dem Infotainment-Assistenten (oben) einen Schritt weiter. Wie ein Butler scannt der die verschiedenen Medien, Nachrichten und Informationen ab und entscheidet dann selbstständig, ob und wann er den Fahrer während der Fahrt unterhalten oder informieren soll.

BMW Infotainment-Assistent
Die Vorschläge orientieren sich dabei an den Präferenzen des Fahrers und der jeweiligen Fahrsituation, sodass der Fahrzeuglenker - hoffentlich - stets das passende Angebot erhält. In Sachen Apps denken die Bayern ebenfalls weit voraus und haben soeben nach Europa und Amerika ein drittes App-Center in China eröffnet.

BMW Infotainment-Assistent
Aus Amerika kommen auch die beiden Apps: Auf dem iPad (oben) werden die kompletten Fahrzeugfunktionen samt Navigation, Entertainment, Fahrzustand und Sicherheit abgebildet. Die "Dasher App" auf dem iPhone wiederum erinnert zwar frappierend an James-Bond-Filme, soll aber tatsächlich dabei helfen, das künftige automatisierte Fahren zu erforschen. Das Fahrzeug wird hierbei mit Gesten und iPhone-Bewegungen gesteuert.

Car2X Kommunikation
Autos warnen sich gegenseitig vor Unfällen und Staus - per WLAN.
Car-to-X-Kommunikation bedeutet, dass Fahrzeuge und Infrastruktur miteinander vernetzt werden - die Autos sprechen nicht nur untereinander, sondern auch mit Ampeln und der sonstigen Infrastruktur. Das findet im Wesentlichen über WLAN, alternativ auch über Mobilfunkverbindungen statt. Im Falle einer Gefahr sollen die Fahrzeuge nachfolgende und entgegenkommende Verkehrsteilnehmer frühzeitig informieren, sodass diese rechtzeitig reagieren können. Auch Ampelschaltungen lassen sich so nach Verkehrslage beeinflussen - jetzt warten wir nur noch auf die App für die grüne Welle. Wichtig ist, dass sich alle Fahrzeuge über den gleichen Standard unterhalten. Noch in diesem Jahrzehnt soll es soweit sein.

Head-up-Displays
Head-up-Displays zeigen schon heute im direkten Sichtbereich des Fahrers Informationen wie die aktuelle Geschwindigkeit oder Navigationshinweise an - in der neuesten Generation sogar in Farbe. Doch damit ist das Potenzial der Technologie noch lange nicht ausgeschöpft: Die nächste Generation des Head-up-Displays wird kontaktanalog - reale Objekte können virtuell markiert werden. Informationen zur Navigation oder zu anderen Fahrerassistenzsystemen lassen sich so mit einem konkreten Ortsbezug im direkten Sichtfeld des Fahrers einblenden:...

Head-up-Displays
...Navigationspfeile werden direkt auf die Straße projiziert, Fahrzeuge oder Hindernisse optisch hervorgehoben. Die Kontaktanalogie ist eine spezielle Form der Augmented Reality - hier verschmelzen die eingeblendeten Infos mit der Umwelt. Sie erscheinen perspektivisch korrekt an dem Ort, auf den sie sich jeweils beziehen. Allerdings ist noch einige Entwicklerarbeit nötig, bis die gesamte Scheibe als Display zur Verfügung steht.

Der Tacho-Bildschirm
Der Trend geht zum Zweitdisplay: Anstatt des Tachos gibt es künftig nur noch ein Display, dessen Inhalte auf die Fahrsituation reagieren.
Okay, die S-Klasse hat es schon. Aber bisher machten die Autohersteller ansonsten einen weiten Bogen um frei programmierbare Tacho-Displays - zu modern, zu fehlerbehaftet, und überhaupt: die Viren... Doch das wird sich in absehbarer Zukunft ändern: Immer mehr Funktionen und Dienste im Fahrzeug sind auf Dauer zu viele Informationen für den Fahrer - man muss ihm eine Auswahlmöglichkeit geben.

Der Tacho Bildschirm
Auf einem programmierbaren Display lassen sich hingegen Inhalte frei miteinander kombinieren - Radiosender plus Navigationspfeil plus Tacho, Bordcomputer plus Verbrauchsanzeige plus Öko-Monitor; der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Audi-Forschung zufolge sollen dem Fahrer auch verschiedene Skins angeboten werden - zum Beispiel je nach Laune und dem Zweck der Fahrt; auch sollen sich die Kunden im Laufe des Fahrzeuglebens weitere Skins und neue Funktionen nachladen können.

Der Tacho Bildschirm
Ähnlich wie bei Smartphones und Tablet-PCs werden wir uns also auch beim Auto an Software-Updates und Zusatz-Apps gewöhnen müssen. Bevor sich wer freut: Einen offenen App-Store für Tacho-Skins wird es vermutlich nicht geben. Denn die Anforderungen an Software für ein Auto sind ungleich höher, als auf dem PC oder Smartphone - Abstürze sind nicht zu tolerieren. Wir sind gespannt auf die ersten Produkte.

Touchpad im Auto
Audi ist Vorreiter bei den Touchpads und setzt diese heute schon ein - ein künftiger Standard?
Zuerst gab es die guten alten Tasten. Dann ganz besonders viele davon. Mit den hochintegrierten Infotainment-Systemen wurden viele Funktionen in ein zentrales Menü mit einem großen Dreh-Drücksteller gepackt - und zusätzlich Sprachsteuerung hinzugefügt.

Touchpad im Auto
Audi stellt den zahlreichen Eingabegeräten im Auto eine weitere, zweite Bedienebene zur Seite - ein Touchpad, das per Handschrifterkennung arbeitet. Der Fahrer schreibt die Buchstaben oder Ziffern mit dem Finger auf das Bedienfeld, und nach jedem Zeichen ertönt eine akustische Rückmeldung des erkannten Buchstabens - besonders knifflig ist das MMI touch genannte System für asiatische Sprachen, da hier einige tausend Zeichen voneinander unterschieden werden müssen.

3-D-Navigation
Noch realistischer und noch sicherer: die Kartendarstellung von morgen.
Auch die Navigationskarten werden weiter in Richtung 3-D ausgebaut. Aber nicht, um möglichst nahe an die Wirklichkeit heranzukommen - dafür könnte man einfach Fotos nehmen -, sondern um es dem Fahrer noch einfacher zu machen.

3-D-Navigation
Die neuen Designs der Audi-Forschung zeigen, wie man eine 3-D-Ansicht möglichst realistisch und damit schnell erfassbar machen und trotzdem zusätzliche Infos auf dem Bildschirm einblenden kann.

3-D-Navigation
Die reduzierte Darstellung der Gebäude sorgt für die nötige Übersicht. Auch die Menüs sollen mit 3-D-Effekten einfacher und begreifbarer werden. Ein virtueller Ring, an dem man dreht, um die gewünschte Funktion nach vorne zu bekommen, erinnert an Smartphones, die ähnliche Bedienelemente nutzen.