Empfehlenswerte LP-Neuerscheinungen - Teil 2
Ob Edelpressung, Archiv-Ausgrabung oder Parallel-Ausgabe zur aktuellen CD: Die Vinyl-Szene ist lebendiger denn je. AUDIO zeigt auf einen Blick wichtige Neu- und Wiederveröffentlichungen der Jahre 2010-2011 aus Jazz, Rock, Pop und Klassik.

THEE SILVER MT. ZION Horses In The Sky
Die LPs des kanadischen Constellation-Labels sind so liebevoll gestaltet und verpackt, dass sich allein deshalb jede einzelne davon lohnt. "Horses" ist ein weitgehend akustisches Konzeptalbum, das vor Dynamik und schlichter, aufrichtiger Intensität fast platzt.
Constelation / Cargo

AFGHAN WHIGS 1965
Diese "expanded vinyl version" mit sieben Bonustracks und achtseitigem Booklet ist eher ein Leckerli für die Dauer-Fans der ehedem wilden Truppe aus Ohio. Auf "1965" (Geburtsjahr von drei Band-Mitgliedern) anno 1998 war der wüste Soulrock einem widerhakenarmen AOR gewichen.
2 LPs; Music On Vinyl / Cargo

ALLAN TAYLOR In The Groove
Ein fantastischer Singer/Songwriter, eine exzellente Zehn-Titel-Auswahl, ein superber Klang, eine fantastische 180-Gramm-Pressung und nicht zuletzt ein schönes Klappcover mit Abdruck aller Texte - so herrlich kann "Best of" auf Vinyl sein.
Stockfisch / in-akustik

THE BESNARD LAKES Are The Roaring Night
Konzeptalbum mit komplex komponierten und arrangierten, elegant-ekstatischen Popsong-Großtaten, die in ihrer selbstvergessenen, reinen Schönheit (und auch wegen der markanten Kopfstimme Jace Laseks) an Werke der Beach Boys erinnern.
Jagjaguwar / Cargo

BRIGHT EYES The People's Key
Tolles Songwriting, witzige Arrangements und teilweise merkwürdige Spoken-Word-Fundstücke ergänzen sich auf Conor Obersts neuester Platte wunderbar - selbst, wer das Folk-Genie bislang zu aufsässig fand, sollte hier trotzdem mal wieder reinhören.
Saddle Creek / Cargo

Carmina Burana / Symphonische Metamorphosen
Carl Orff: Carmina Burana / Paul Hindemith: Symphonische Metamorphosen
Blegen, Hagegard, Brown;
Atlanta Symphony Orchestra And Chorus, The Atlanta Boy Choir , Robert Shaw;
Orffs großbesetzter Reißer lohnt nicht nur wegen des monumentalen "Oh Fortuna" das Hören. Telarc hält diese Digitalaufnahme von Soundstream aus dem Jahr 1981 glücklicherweise noch immer im Programm - hier gibt es wirklich die volle Breitseite. Gelungen auch Hindemiths "Metamorphosen" nach Carl Maria von Weber.
2 LPs; Telarc / in-akustik

CHICAGO Chicago 2
1970, kurz nach der Entsorgung des Namensteils "Transit Authority" und lange vor ihrer Verschnulzung, spielten Chicago noch einen ernsthaft guten Brass-Rock mit starken Sängern, griffigen Pop-Melodien, gerne aber auch mit jazzigen Soli und vertrackten Taktwechseln. Paradigmatisch: der quirlige Hit "25 or 6 to 4". Exzellente Pressung, gute Ausstattung, dynamischer, aber unspektakulärer Sound.
2 LPs; Rhino / Warner

CHUCK BERRY St. Louis To Liverpool
Natürlich hatte der schwarze Vater des Rock'n'Roll aus St. Louis gemerkt, dass die weißen Jungs aus Liverpool jenseits des großen Teichs kräftig bei ihm geklaut hatten. Aber bloß zu reagieren, war Chuck Berry viel zu wenig: 1960, 1963 und 1964 konterte er eindrucksvoll mit saftig-kraftstrotzenden Nummern ("Liverpool Drive" als einziges Instrumental) - rockend, rollend, swingend und groovend. Da kam zwar manche Übersteuerung mit auf's Band - doch Speakers Corner presste nach Art des Hauses das Beste draus.
Chess / Speakers Corner

COLIN STETSON New History Warfare VOL. 2: Judges
Erstaunlich, was ein Mann mit einem Bass-Saxofon alles anstellen kann: In polyphonen, zwischen Rock, Jazz und Avantgarde fiebernden Stücken klingt Stetson wie eine ganze Band, aufregend und schockierend neu.
Constellation / Cargo

CONVERTIBLE ALH 84001
Zwischen überwiegend akustische Instrumente und sanfte Folklänge mischen sich zuweilen herbe Lyrik und leicht psychotische Klangfetzen. Der nirgends erklärte Titel geht auf einen Mars-Meteoriten zurück. Eigenartig. LP im Klappcover, mit eingepackter CD, auch als Download.
Konkord / Broken Silence

DAVID LIPP & DIE LIEBE Es ist so unendlich still
Vorsicht, wenn Sie die LP oder die miteingetaschte CD aus dem Klappcover ziehen und auflegen: Nichts für labile Seelen. Es geht fast ausschließlich um's Verlassen, um das Ende der namengebenden Liebe. Die Texte holpern zuweilen über die Metren der nicht-rhythmisierten Musik. Mal hemmungslos sentimental, mal zerrissen- zusammenhanglos geht es in minimalistischen, kammermusikalischen Klangmustern immer todtraurig zur Sache..
LP + CD; Konkord / Broken Silence

DIANA ROSS An Evening With Diana Ross
Die Wandlung vom Popsoul-Mäuschen zur Diva war 1976 abgeschlossen. Diana Superstar führte mit Band und Bigband US-Hochglanz-Entertainment in Bestform vor. Großartig inszeniert, aber irgendwie oberflächlich. Die Versuche, Vorbildern wie Ella Fitzgerald oder Billie Holiday nachzueifern, scheitern, während die Motown-Reminiszenzen fast schon mitreißen können. Sehr gute Neupressung, draller Sound.
2 LPs; Motown / Speakers Corner

EDGAR KNECHT Good Morning Lilofee
So haben Sie deutsches Liedgut garantiert noch nie gehört: Tastenmann Knecht samt Rhythmusgruppe (und Cellist in "Maria durch ein Dornwald ging") bringen uns Volkslieder samt Band unerhört nahe. Jazz und Weltmusik setzen dem "König von Thule" und Consorten wirklich die Krone auf.
Ozella / in-akustik

ELLA FITZGERALD & LOUIS ARMSTRONG Ella & Louis
Dieses Gipfel-Treffen zweier Jazz-Giganten am 16.8.1956 in Hollywood, deren "Begleitung" ein weiterer Großmeister, Oscar Peterson, anführt, bildete keine Abschussrampe für virtuose Raketen. Vielmehr dominieren leise, verhaltene Töne.
Wax Time / inakustik

ELLA FITZGERALD Mack The Knife - Live In Berlin
Was die wohl größte Jazz-Sängerin aller Zeiten 1960 in Berlin auf die Bühne brachte, reißt auch auf der Konserve einfach mit. Begleitet von Paul Smith (p), Jim Hall (g), Wilfred Middlebrooks (b) und Gus Johnson (dr) swingt und schmettert Ella, was die Stimmbänder hergeben. Und das war unfassbar viel. Beim Titelsong vergisst sie zwischendurch den Text - macht nichts, sie improvisiert einfach einen neuen. Grandios..
Verve / Universal

ELVIS PRESLEY 50,000,000 Elvis Fans Can't Be Wrong - Elvis' Gold Records Volume 2
Der Sampler anno 1959 sollte die Fans während der Militärzeit des Kings ruhigstellen, weil neues Material fehlte. 20 Titel ohne Fehl und Tadel - an der Musik gibt es nichts zu mäkeln. Doch diese Vinyl-Überspielung scheint etliche Digitalisierungen hinter sich zu haben - andere "schwarze" Elvis-Scheiben klingen merklich lebendiger.
RCA / Sony / Music On Vinyl / Cargo

JAN GARBAREK / KEITH JARRETT Belonging
Die 1974er Zusammenarbeit des sensiblen Pianisten mit dem kunstvollen Saxofonisten, nicht zu vergessen einer einfühlsam musizierenden rhythm section (Palle Danielsson, Bas; Jon Christensen, Schlagzeug) ergab eine der besten ECM-LPs überhaupt - und eine der schönsten der Jazz-Geschichte.
ECM / Universal

GIANT SAND Provisions
Hier könnte auch eine beliebige andere GS- oder Howe-Gelb-Platte stehen: Kein anderer Songwriter schafft es, grandiose Melodien so elegant zu verstecken. Eine unnachahmliche Mischung aus Lässigkeit und Eleganz, die mit jedem Hören spannender wird.
Yep Roc / Cargo

GILLAN On The Rocks - Live In Germany
Auch in Deep-Purple-freien Zeiten konnte Ian Gillan ordentlich rocken. Das Aachener Konzert während seiner 1981er-Tour zeigt den Ausnahme-Sänger und auch seinen Gitarristen Bernie Torme in sehr guter Form. Die Mischung aus viel neuem Eigenmaterial, Rock'n'Roll-Klassikern und dem DP-Heuler "Smoke On The Water" überzeugt mit reichlich Spielfreude. Zwei 180-Gramm-Scheiben in erstaunlich gutem Livesound für kiloweise Rock-Spaß.
2 LPs; Sireena / Broken Silence

GIPSY KINGS Gipsy Kings
Der fetzige Flamenco, gewürzt mit etwas Latin-Flair und Rock-Rhythmik, wurde 1988 zum Welthit, die Ohrwurm-Single "Bamboleo" dürfte so ziemlich jeder kennen. Die von Kevin Gray bei AcousTech in Camarillo, Kalifornien, gemasterte LP hat spürbar mehr Pfeffer in den Rillen als jede mir bekannte CD-Version.
Audio Fidelity / Sieveking

JIMI HENDRIX Live At Woodstock
Entspricht in Tracklisting, Ausstattung (minimale Abweichungen im Booklet) Sound (minimal weniger aggressiv) und Pressqualität (etwas weniger weit geschnitten, vor allem Seite 6) weitestgehend dem in 3/2010 vorgestellten Dreierset von Universal.
3 LPs; Music On Vinyl / Sony / Cargo

JIMI HENDRIX Blues
Dieser - in der Klangqualität natürlich schwankende - Querschnitt durch das blaue Schaffen des Gitarrengottes entspricht in der Titelauswahl der 1994 erschienenen CD. Die hatte (wenn auch winzig gedruckt) den tiefergehenden, ausführlicheren Begleittext (Michal J. Fairchild). Aber was soll's: Das Booklet zu den zwei 180-Gramm-Scheiben im Klappcover macht gleichfalls was her, die Pressung ist sehr gut - und die Musik? Hier zu schwadronieren, wie Jimi den Blues rockte, wäre wohl ebenso töricht wie ein Erklärungsversuch, wie gut Johann Sebastian Bach die Kunst der Fuge beherrschte.in die Nadel.
2 LPs; Music On Vinyl / Sony / Cargo

JAPAN Quiet Life
Da lacht das Sammlerherz: Die ersten 1000 Stück dieses Luxus-Reissues kommen in rotem Vinyl. Das Dreierset offeriert 15 Bonustracks mit allerlei Extended- und Sonstwas-Remixen, das Einlegeblatt zeigt die japanischen (!) Liner Notes, das Ganze ist zudem nummeriert. Auf ihrem dritten Album 1979 bewegten sich die zuvor bekennenden Glamrocker deutlich in Richtung New Wave, mit "All Tomorrows Parties" wagten sie sich sogar an einen Velvet-Underground-Klassiker. Der hohe Sammlerwert lupft in diesem Fall mal die Musiknote.
3 LPs; Music On Vinyl / Sony / Cargo

THE MODERN JAZZ QUARTET The Cologne Broadcasts: 1959 Bonn
Zur Zeit ihres Auftritts in der Bonner Beethovenhalle waren die vier Herren im Smoking gar nicht mehr so modern, etlichen Avantgardisten war der formvollendete Kammer-Jazz von John Lewis (p), Milt Jackson (vib), Percy Heath (b) und Connie Kay (dr) zu brav. Aus meiner Sicht totaler Blödsinn. Große Kunst ist zeitlos. Die wiederaufgefundenen Mono-Tapes wurden (re)mastered von Thomas Sehringer beim WDR.
WDR / Delta Music / Cargo

JOHN MAYALL Tough
Sehr schöne Parallelausgabe zur 2009er VÖ, zwar kein Klappcover, dafür aber mit Einlegeblatt. Elf Songs wie gewohnt quer durch den Tonarten-Garten.
Music On Vinyl / Eagle / Cargo

JULIA A. NOACK Best Of
Aus gerade zwei Alben: "69.9" und "Piles And Pieces" wurde kompiliert. Die geborene Rheinländerin hat die klassische Singer/Songwriter-"Schule" durchlaufen, die Songs haben meist eine herbstliche, melancholische Grundierung, über die sich der leicht rauchige Alt von Julia Noack unaufdringlich heraushebt. Ab und an sorgt ein Schuss Erwachsenen-Pop für Abwechslung. Infos liefert die bedruckte Innenhülle im Normalcover. Hörenswert.
Clearaudio

KARL SEGLEM Ossicles
Der norwegische Saxofonist Karl Seglem hat bis dato nicht weniger als 27 Alben eingespielt - dieses Live-Opus mit einer Top-Band um Drummer Erland Dahlen dürfte zu den stärksten gehören. Souverän siedelt Seglem zwischen Jazz, New Age und Pop, die auf 500 Stück limitierte 180-Gramm-Pressung im Klappcover dürfte schnell vergriffen sein. Fans dieser erbaulich-entspannenden Instrumentalmusik sollten flugs zugreifen.
Ozella / in-akustik

LAOKOONGRUPPE Staatsoper
"Analogue & Digital in one sleeve! contains 180 g pure vinyl & one shiny cd" preist ein Sticker diese unbeschreibliche Scheibe an. Versuchen wir's mal: Funny van Dannen elektrisch, aber auf NDW-Art, dazu etwas Kitsch, Avantgarde und Lowfi (wenn's kratzt, ist es reingemischt) - der Österreicher Karl Schwamberger entzieht sich jeder ernsthaften Interpretation, die Texte strotzen vor Anspielungen und konkreter Weisheit. Einen Titel wie "Gott, Stevie Wonder und der Vogelstimmenimitator" muss man erst mal machen. Staatstragend gute Fertigung, CD und Voucher zum Download liegen bei.
2 LPs; Konkord / Broken Silence

LES MCCANN & EDDIE HARRIS Swiss Movement
Live beim Montreux Jazz Festival 1969 taten sich mehr oder weniger spontan zusammen: Les McCann (p), Eddie Harris (tensax), Benny Bailey (trp), Leroy Vinnegar (b), Donald Dean (dr). Erstaunlich, wie funky der Jazz da aufkochte. Macht immer noch viel Spaß, mitzugrooven.
Rhino / Warner

LITTLE FEAT Waiting For Columbus
Dieses großartige Live-Dokument von 1978 gibt es "remastered and expanded" auch auf CD. Welcher Version die Fans des viel zu früh verstorbenen Slide-Gitarren-As' und seiner ausgeschlafenen Westcoast-Truppe den Vorzug geben, ist fast schon Geschmacksache. Tatsache ist, dass der sehr gut gefertigte MFSL-Doppeldecker deutsche LP-Pressungen der späten 70er klanglich glatt abhängt.
2 LPs; MFSL / Sieveking

MANIC STREET PREACHERS This Is My Truth Tell Me Yours
Großartiger Britpop mit tollen Melodien. Ein grandioser Refrain jagt den nächsten. Auch die weniger bekannten Songs dieses eher in langsamen Tempi und Moll gehaltenen 1998er Meisterwerks haben Stil, Größe und Klasse. Einfachcover mit Inlayblatt, Gute Fertigung..
Music On Vinyl / Sony / Cargo

MANIC STREET PREACHERS Know Your Enemy
Das 2001er Album mag die größere Bandbreite aufweisen, qualitativ geht's einen Schritt zurück.
Music On Vinyl / Sony / Cargo

MANIC STREET PREACHERS Forever Delayed - The Greatest Hits
Die beiden sehr gut gefertigten LPs stecken in bedruckten innersleeves im Einfachcover. Die Zusammenstellung zeigt die Entwicklung der walisischen Band vom lärmigen Gewerkschaftsrock zu grandiosem Pop.
2 LPs; Music On Vinyl / Sony / Cargo

MARQUISE KNOX Manchild
Der pure Elektro-Blues-Stoff, aufgenommen live to two track in Salina, Kansas, im Dezember 2007. Eine klassische Fünfer-Besetzung (2 x g, key, b, dr), der Chef singt und spielt noch Harmonica - that's it. Nicht die Größten ihres Faches, aber mit Seele dabei. Superber Sound..
APO Records

MICHAEL RABIN The Magic Bow
Michael Rabin, Violine; Hollywood Bowl SO, Felix Slatkin
Kein Zweifel, Michael Rabin (1936-1972) war ein echter Magier, ein Hyper-Virtuose. Doch der sensible Musiker scheiterte zumindest innerlich am Übergang vom Wunderkind zum erwachsenen Gestalter, zumindest legen sein Rückzug aus dem Tonstudios 1959 und die Barbiturat-Sucht davon Zeugnis ab. Welches Feuerwerk er zu Glanzzeiten abzubrennen vermochte, dokumentiert diese effektvolle Sammlung virtuoser Pyrotechnik. Schön, dass Reson dieses magische, frühe Stereo-Dokument wieder aufgelegt hat.
Capitol / EMI Testament / Reson

W.A. MOZART Oboenquartett, Adagio und Rondo, Oboenquintett (arr. Streichquintett KV 406)
Heinz Holliger, Oboe; Bruno Hoffmann, Glasharmonika; Aurele Nicolet, Flöte; Hermann Krebbers, Violine; Karl Schouren, Viola; Jean Decroos, Cello;
Kammermusik auf höchstem Niveau, 1977 von einem erstaunlich perfekt harmonierenden Star-Ensemble eingespielt.
Philips / Speakers Corner

MUDDY WATERS Hard Again
McKinley Morganfield ist der größte der elektrifizierten, harten Chicago-Blues-Men. Punkt. Das zeigte Muddy Waters im zarten Alter von 63 Jahren noch mal auf dieser 1977er-Scheibe, jetzt auf 180 Gramm nachgepresst. Sein weißer Jünger Johnny Winter produzierte einen kraftvollen, dichten und direkten Sound, spielte auch etwas Gitarre und brüllte sich zuweilen im Hintergrund die Stimmbänder wund. Der Schwarze, der Albino und die legendengespickte Band hatten viel Spaß. Nicht im originalen Tracklisting: "Walking Through The Park".
Friday Music / Sony

MUMFORD & SONS Sigh No More
Die schwarze Version eines der besten Alben des Jahrgangs 2009 (nicht nur für AUDIO-Popkenner Christof Hammer): Wer handgemachte Musik mag, muss die CD oder LP haben. Wobei letztere vielleicht inniger klingt, dafür aber ein paar Clicks zugibt.
Island / Universal

THE OSCAR PETERSON TRIO A Jazz Portrait Of Frank Sinatra
1959 huldigten der Piano-Gigant Peterson, Bass-Legende Ray Brown und Sessiondrummer Ed Thigpen in stereo "the Voice", Zwei Bonustracks erleichtern die Kaufentscheidung zusätzlich.
Wax Time / in-akustik

PARZIVAL Legend
Eine weitere jener hochwillkommenen Perlen, die Sireena immer wieder aus dem Krautrock-Sumpf fischt. 1971 bei Telefunken erschien die damals kühne Mischung aus Klassik, Rock und Jazz, wo im finalen "Groove Inside" auch mal die bundesdeutsche Nationalhymne verjammt wird. Die Truppe um Violinist Walter Quintus ließ sich von Conny Plank einen für damalige Verhältnisse sehr durchsichtigen Sound produzieren, der jetzt auf 180 gramm Vinyl im standesgemßen Klappcover noch immer überzeugt.
Sireena / Broken Silence

PAT METHENY 80/81
Benannt nach der originalen ECM-Bestellnummer 1180/81 oder nach dem Jahreswechsel 1980/81- die Doppel-LP markierte Methenys Ausflug in jazzigere, keyboardfreie, saxofonbevölkerte Gefilde. Die Original-LPs (mit grünem statt jetzt taubenblauem Label) klang schon unglaublich gut (und besser als die CD) - die sehr gut gefertigte Neuausgabe steht ihr nicht nach..
2 LPs; ECM / Universal

PAT METHENY GROUP American Garage
Viele Puristen verdammten den Gitarristen für seinen Flirt mit Softrock und Pop anno 1979. Was solls. Gute Musik braucht keine Schubladen und keine Scharfrichter.
ECM / Universal

PAT METHENY Offramp
Warum nur wollten in den frühen 80er die Gitarristen klingen wie Keyboarder und die Keyboarder wie Gitarristen? Die 1981er-Aufnahmen von Pat Metheny, seinem Tastenmann Lyle Mays plus Band ist mit ihrer Mischung aus cremigem Softjazz und federnder Rhythmik ein typisches Kind ihrer Zeit. Wie bei so vielen ECM-Reissues lässt sich kaum ein Klangunterschied zur originalen Veröffentlichung ausmachen. Gut so.
ECM / Universal

PAUL KUHN TRIO Live At Birdland
Aufgenommen von Dirk Sommer, dem Chefredakteur des Online-Blattes Hifi Statement und bekennenden Fundamental-Analogo, auf Studer A 810 Bandmaschine, alles bestens dokumentiert und launig kommentiert (www.sds-rpm.com). Gepresst von Pallas in Diepholz, vom feinsten. So mag man das. Paul Kuhn, Piano & Vocals, Martin Gjakonovski (b), Willy Ketzer (dr) mit Schlips-und-Kragen-Jazz nicht im legendären New Yorker Club, sondern im deutschen Neuburg 2010.
Statement in Sound / Eigenvertrieb

THE PIXIES Bossa Nova
Denken Sie bei dem Titel bloß nicht an Latin. Das ist harter New Wave, den Black Francis und Co da 1990 mit einem Schuss Grunge würzten. Ein bisschen wie Bowie auf den falschen Drogen, eine bisschen lärmig, ein bisschen groovy, mal herb dissonant, mal schön melodisch, meist monoton-hypnotisch rhythmisiert. Rob LoVerde masterte einen kraftvollen, kompakten Sound, die top gefertigte 180-Gramm-Scheibe steckt in einem Foldout Cover, in dem alle Texte und Credits abgedruckt sind.
MFSL / Sieverking

PROKOFIEFF / RAVEL Klavierkonzert Nr. 3; Klavierkonzert G-Dur
S. Prokofieff / M. Ravel; Klavierkonzert Nr. 3 C-Dur / Klavierkonzert G-Dur
Martha Argerich, Klavier; Berliner Philharmoniker, Claudio Abbado
Diese vulkaneske Einspielung von 1966 wird wohl ewig Referenz-Rang behaupten. Selbst Argerichs eigene spätere Aufnahmen erreichten nicht diese Wucht. Bei der tollen Nachpressung vermisst man eigentlich nur einen aktualisierten Kommentar.
Clearaudio

RETRIBUTION GOSPEL CHOIR
Der selbstbetitelte Erstling seines Seitenprojekts zeigt Low-Sänger Alan Sparhawk in ungewohnt rockiger Begleitung. Die Songs - überwiegend von Low-Platten bekannt - gewinnen durch die Elektrifizierung enorm an Power.
Aural Exploits / Cargo

SADE The Best Of
Aus gerade mal vier Longplayern zwischen 1984 und 1993 destillierte die Plattencompany 14 Klasse-Songs im typischen, immer wieder erkennbaren, hervorragend konservierten Edel-Pop-Soft-Jazz-Sound. Die großzügig gepressten LPs (beim Hörmuster wies nur Seite 2 einige Press-Schlieren auf) stecken im Klappcover in orangenen Innenhüllen - rundum schön.
2 LPs; Music on Vinyl / Sony / Cargo

RURAL ALBERTA ADVANTAGE Departing
Phantastische, hymnische Postrock-Platte voller Ohrwürmer, intelligent, ohne zynisch zu sein, mitreißend, temporeich. Erinnert altgediente Indiefreunde an die Pixies und die Violent Femmes, ist aber musikalisch präziser gemacht und klingt extrem knackig.
Saddle Creek / Cargo

SANTANA Santana III
Der Santana-Backkatalog beziehungsweise dessen Auswertung kann auch den größten Fan verwirren. Unmöglich den Überblick zu behalten. Die jetzt als remasterte Doppel-LP mit vier Bonustracks erschienene x-te LP-Reissue zählt sicher zu den besserklingenden - auf dem Niveau der "Legacy Edition" auf CD. Dynamisch und fetzig erfreut der zeitlose funky Latin Rock. Das geschlossenste der frühen Santana-Alben, die großartige Besetzung war bald darauf Geschichte.
Music On Vinyl / Sony / Cargo

SONGS:OHIA Ghost Tropic
Geheimnisvoll-ruhiger und extrem atmosphärischer Folk von Songwriter-Genie Jason Molina, hier noch vor seiner Neil-Young-Phase. Hat hypnotische Qualitäten, eine Art Folk-Ambient, subtil begleitet vom Gesang tropischer Vögel.
Secretly Canad / Cargo

SONNY ROLLINS Way Out West
Ein echter Jazz-Klassiker, obwohl das Cover des 1957 schon in stereo aufgenommenen Albums Country-Nähe suggeriert. Tenor-Saxer Sonny Rollins, begleitet nur von Ray Brown (b) und Shelly Manne (dr) spielte einen muskulösen, eher konservativen Stil, der noch heute zeitlos wirkt. Es kursieren zahllose Versionen der Scheibe, diese in DMM auf Neumann-Maschinen gemasterte, mit den Original-Linernotes versehene Ausgabe liegt im oberen klanglichen Bereich.
Wax Time / in-akustik

THE STRANGLERS Feline
Das schönere Cover, die weniger starken Songs: Beim 1983 erschienenen Vorgänger gab es noch Durchhänger. Auch hier stecken 2 LPs im Einfachcover, auch hier die erste LP normal, die zweite mit Bonustracks ("Vladimir And Olga"). Schon allein deswegen ein Muss.
2 LPs; Music On Vinyl / Sony / Cargo

THE STRANGLERS Aural Sculpture
Hier stecken zwei LPs im Einfach-Cover. 1984 hatten sich die Würger längst aus dem Punk-Korsett befreit, großartige Melodien wruden zu Ohrwurm-Pop gereicht. Die erste Scheibe glänzt mit der "normalen" Reissue mit den Hits "No Mercy" und "Skin Deep", auf der zweiten gibt es zehn Bonus-Tracks mit alternativen Versionen und Fan-Favoriten wie "Vladimir and the beast". Ordentlich Fertigung mit leichten Rillengeräuschen.
2 LPs; Music On Vinyl / Sony / Cargo

SUNSET RUBDOWN Dragonslayer
Schillernd, facettenreich, von barocker Ideen- und Klangfarbenfülle, verbreitet Dragonslayer fast Bowie-artigen Glamour. Nicht immer sind die Songs auf Anhieb zugänglich, und so öffnet sich die Platte mit jedem Hören etwas mehr.
Jag Jaguwar / Cargo

THE POSTAL SERVICE Give Up +B-Sides
Schon etwas ältere, immer noch taufrisch klingende Kooperation von Ben Gibbard (Death Cab For Cutie) und Jimmy Tamborello (DNTEL) mit großem, charmant an die 80er Jahre erinnerndem Elektro-Pop.
Sub Pop / Cargo

The Sun Records Story (Diverse Interpreten)
Geordnet nach drei Doppel-LPs ("Roots", "Good Rockin' Daddies" und "Hits & Then Some"); 94 Tracks mit ausführlichen Liner Notes; die üblichen Verdächtigen Cash, Presley, Lewis, Orbison, Perkins, dazu Howlin' Wolf, Sonny Burgess, Charlie Rich oder Rufus Thomas und unbekanntere wie Billy Love, Slim Rhodes, Carl Mann, Hayden Thompson, Dick Penner ...: Prädikat: Zugreifen!
6 LPs; Charly / Cargo