Neun Mobilfunk-Discounter im Vergleich
An jeder Ecke lockt ein Mobilfunk-Discounter mit billigen Tarifen. Doch nicht überall stimmt das Gesamtpaket. Wir haben neun etablierte Anbieter unter die Lupe genommen.

Aldi: Lohnt sich für Familien, Cliquen und kleine Betriebe.
Der Handelsriese kennt wohl nur Spitzenpositionen: Auch bei den Mobilfunk-Discountern ist er die unangefochtene Nummer eins und zählt die meisten Kunden. Die genaue Anzahl weist die generell verschwiegene Firmenzentrale nicht aus, aber mittlerweile dürften es weit über fünf Millionen sein. Klar ist, warum: Die Käufer können neben Milch, Butter, Wurst auch gleich die Prepaid-Karte mit nach Hause nehmen. Aufladen klappt ebenfalls beim Einkaufen in der Filiale. Wer keinen Internetzugang hat, ist dafür dankbar. Doch auch modernen Smartphone-Nutzern verschließt sich Aldi nicht: Mit der Aldi-Talk-App kann man sein Guthaben am Handy aufladen oder Tarifoptionen buchen.

Aldi
Daran mangelt's dem Großhändler mit über 1790 Filialen wahrlich nicht: Neben einer Sprach - und Notebook-Flat für jeweils knapp unter 15 Euro monatlich offeriert man eine Handy-Surfflat für preiswerte 7,99 Euro im Monat. Auch bei der Datendrosselung, die ab 500 MB erfolgt, zeigt sich Aldi fair. Ansonsten ist der Discounter kein Preisbrecher: Mit 11 Cent pro Minute liegt er deutlich über den Anbietern, die mit einem Minutenpreis von unter 9 Cent locken. Dafür sorgt man für die eigene Gemeinde und bietet einen 3-Cent-Tarif für
Anrufe und den SMS-Versand zu anderen Aldi-Kunden an.

Blau.de: Bietet viel Auswahl für wenig Geld und garantiert Kostenschutz.
Seit drei Jahren firmiert der Hamburger Discounter unter dem Dach der E-Plus-Gruppe und schreibt weiterhin schwarze Zahlen. Das Erfolgsprinzip: gute Angebote, kundenorientierter Service und schlanke Unternehmensstruktur. Die Hamburger gehörten zu den ersten Discountern, die die Preise nach unten trieben. Doch beim 9-Cent-Einheitspreis fürs Telefonieren und Simsen ist auch für die Hanseaten Schluss - weiter runter gehen sie nicht. Doch dafür wird Kostenschutz groß geschrieben: Der Nutzer zahlt monatlich maximal 39 Euro für Telefonate, SMS- und Datenverkehr - für Vielnutzer optimal. Vieltipper haben's auch gut: Für nur 9,90 Euro gibt's eine SMS-Flat in alle Handynetze.

Blau.de
Mit der breiten Auswahl an Datenpaketen, die für wenig Geld gebucht werden können, zeigt der E-Netz-Discounter auch noch viel Herz für seine surfende Smartphone- und Notebook-Klientel. Selbst Urlauber kommen bei den Hamburgern auf ihre Kosten: Für 4,99 Euro können Reisende 50 Inklusivminuten buchen, die innerhalb von sieben Tagen für abgehende und ankommende EU-Gespräche gelten. Das Pendant gibt's auch für Datennutzer. Weiterer Pluspunkt: Wem das Aufladen per Guthaben zu lästig ist, kann neuerdings per Rechnung bezahlen und hat trotzdem keinerlei Vertragslaufzeit.

Congstar: Gutes Preis-Leistungsverhältnis bei Top-Netzqualität.
Mit dem Spätstart vor vier Jahren gelang der Telekom-Marke keineswegs ein Coup: Schließlich war sie alles andere als preisaggressiv und konnte lange Zeit die Kundenabwanderung vom Mutterkonzern nicht stoppen. Doch das Blatt wendete sich allmählich: Mittlerweile zählen die Kölner weit über 1,5 Millionen Mobilfunk- und DSL-Kunden (siehe Interview) und wollen mit ihren neuen Angeboten für deutlichen Zuwachs sorgen. Die Offerten können sich sehen lassen: Zu dem 9-Cent-Prepaid-Tarif offerieren die Rheinländer eine SMS- und UMTS-Datenflat für jeweils nur 9,90 Euro pro Monat.

Congstar
Wer mehr Speed will, zahlt für die HSDPA-Surfflat mit Datendrosselung ab 1 GB 14,90 Euro, bindet sich aber per Vertrag zwei Jahre. Für Quasselstrippen finden sich noch diverse Sprachflats im Portfolio. Doch das eigentliche Highlight ist der "Smart 100-Aktions-Tarif": In dem ist zum monatlichen Sparpreis von 19,99 Euro neben 100 Inklusivminuten auch gleich eine SMS- und eine HSDPA-Datenflat enthalten Das alles ohne Vertragslaufzeit im schnellen Telekom-Netz - da braucht man nicht viel Überzeugungsarbeit, um wechselwillige Smartphone-Nutzer zu locken. Wer will, kann sich dazu noch ein neues Handy mit oder ohne Vertrag bestellen.

Fonic: Transparenz, Kostenschutz und ein gutes Netz.
Pünktlich zur IFA 2007 startete Netzbetreiber O2 seine Billig-Tochter Fonic. Der Nachzügler sorgte gleich für Schlagzeilen und knackte mit seinem 9-Cent-Tarif als erster Mobilfunker die 10-Cent-Marke. Die O2-Billig-Marke bleibt dem Prinzip "Einfach" treu: Mit einer Vielfalt an Sprachoptionen können die Münchner nicht dienen, dafür aber mit Kostenschutz. Der Fonic-Nutzer zahlt im 9 Cent-Tarif für Anrufe und SMS maximal 40 Euro pro Monat. Im Gegensatz zu Blau.de ist bei der Kostenbremse die Datennutzung aber nicht enthalten. Dafür gilt der 9-Cent-Sprachpreis auch für Gespräche ins Festnetz von 50 europäischen Ländern, den USA und Kanada.

Fonic
Sparen geht auch umgekehrt: Mit dem neuen "Call Home"-Angebot plaudern Urlauber aus 15 Ländern für nur 9 Cent die Minute nach Hause: Dazu hat Fonic das Callback-Prinzip reaktiviert und schickt seinen Prepaid-Nutzern eine SMS mit einer kostenlosen 0800-Festnetznummer und Einwahlcode aufs Handy. Zudem zeichnet sich der E-Netz-Discounter mit günstigen Datenflats sowie einer opulenten Handyauswahl für das gut ausgebaute O2-Netz aus. Auch die Vertriebsstruktur stimmt: Die Fonic-SIM gibt's nicht nur im Web, sondern auch bei Lidl, Media Markt, Saturn, DM und Rossmann zu kaufen.

Maxxim: Die Tarif- und Netzvielfalt ist nur im Web erhältlich.
Beim Service-Provider Drillisch schießen die Marken wie Pilze aus dem Boden. 2008 gingen die Maintaler mit Maxxim an den Start und sorgten gleich für Preisdruck: Während sich der 9-Cent-Tarif bei den meisten Discountern etabliert hatte, rechnete Maxxim pro Minute und SMS mit acht Cent ab. Doch der Preis allein zieht auch bei den Sparnutzern nicht, und so bietet der Prepaid-Discounter seinen 8-Cent-Tarif in drei Varianten in unterschiedlichen Netzen an: Der "8 Cent Plus"-Tarif funkt im O2-Netz, das "8 Cent Smart"-Angebot im Vodafone- und der "8 Cent Classic"-Tarif im Telekom-Netz.

Maxxim
Die Preise drücken die Hessen aber immer noch: Für Message-Junkies gibt's eine SMS-Flat für unter 10 Euro im Monat. Für die Angebote im O2- und Vodafone-Netz offeriert der Discounter seine Handy-Surfflat gar schon ab 7,95 Euro pro Monat. Auch Webpad- und Notebook-Besitzer profitieren von den preiswerten Maxxim-Data-Surfflats: Selbst der teuerste 5-GB-Datentarif reißt mit 19,95 Euro pro Monat kein Loch in den Geldbeutel. Doch für Urlauber gilt das leider nicht: Für 1 mageres Megabyte im EU-Ausland kassiert die Drillisch-Marke sage und schreibe über 20 Euro. Nach geeigneten Auslands-Datenpaketen sucht man bei Maxxim ebenfalls vergeblich.

Klarmobil: Volles Sortiment, verschiedene Netze und eine teure Hotline.
Klarmobil sieht sich als Komplettanbieter, und wenn man sich das Vollsortiment im Web anschaut, kann man nicht widersprechen. Neben einem 9-Cent-Spar-Tarif locken ein 2-Cent-Community-Angebot sowie eine Allnet-Flat, in der für unter 40 Euro pro Monat die Sprach- und Datenkosten komplett enthalten sind. Wer eher wenig plaudert, bekommt eine SMS- und Datenflat schon für jeweils unter 10 Euro pro Monat, diverse Sprachpauschalen für Quasselstrippen fehlen im üppigen Portfolio ebenfalls nicht. In Sachen Mobilfunknetz geht die Freenet-Tochter aber einen eigenwilligen Weg und wirbt mit dem "Klarmobil-Netz", das auch auf dem Handydisplay erscheint.

Klarmobil
Der Kunde erfährt nicht, ob er im Netz der Partner Telekom, Vodafone oder O2 eingebucht ist - immerhin sind alle drei von guter Qualität. Die Kunden können nicht nur vorab per Guthabenkarte, die im Handel erhältlich ist, sondern auch per Rechnung am Ende des Monats zahlen. Auch gut: Selbst bei Vertragsangeboten gibt's keine Laufzeit. Smartphone-Fans können Topmodelle per Ratenzahlung abstottern. Selbst Businesskunden lockt der Mobilfunker mit besonderen Serviceangeboten. Alles prima also? Nicht ganz: Für einen Hotlineanruf kassieren die Büdelsdorfer unverschämte 99 Cent pro Minute.

Otelo: Gute Preise, bestes Netz, aber keine Rufnummermitnahme.
Letztes Jahr wagte sich Vodafone als letzter Netzbetreiber mit einer Discount-Tochter aus der Deckung. Dazu haben die Düsseldorfer die alte Marke Otelo reaktiviert. Alles in allem kann es der Spätstarter mit dem Rest der 9-Cent-Anbieter gut aufnehmen, schert aber auch nicht groß aus: Ähnlich wie bei Fonic gilt der 9-Cent-Tarif nicht nur in Deutschland, sondern auch ins Festnetz von 33 Ländern; darunter fallen neben europäischen Ländern wie Frankreich, Italien, Türkei oder Griechenland auch Fernziele wie Japan, Thailand, Hongkong oder Israel. Weiterer Vorteil: Für Vieltipper und Smartphone-Nutzer bietet die Billigmarke gar eine SMS- und HSDPA-Flat für je unter 10 Euro pro Monat.

Otelo
Das ist, wenn man das ausgezeichnete Vodafone-Netz in Betracht zieht, fast schon geschenkt. Auch wird das Datentempo erst ab 500 MB gedrosselt. Für Smartphone-Fans, die dem alten Anbieter den Rücken kehren wollen, eine willkommene Alternative. Schade nur: Die alte Rufnummer kann der Neukunde zu Otelo nicht mitnehmen. Erstaunlich, aber wahr in der heutigen Zeit. Ebenfalls weniger schön: Otelo-Reisende, die außerhalb der EU weilen, sollten sich kurz fassen oder gleich via SMS kommunizieren - bei Minutenpreisen bis weit über 5 Euro ist die Urlaubskasse sonst garantiert ganz fix leer.

Tchibo: Kann mit fairen Preisen und gutem Service dienen.
Anno 2004 läutete der Kaffeeröster in Kooperation mit O2 die Geburtsstunde des Mobilfunk-Discounts ein. Damals sorgte Tchibo mit einem Minutenpreis von 35 Cent ganztags für eine Sensation. Mittlerweile sind auch die Hamburger beim 9-Cent-Tarif für Sprache und SMS angelangt. Doch auf nur einen Tarif beschränkt sich auch Tchibo nicht und bietet neben einer Sprachflat für die Tchibo-Nutzer untereinander eine Festnetz-Flat für 12,95 Euro pro Monat. Damit gehört der Großhändler preislich zum guten Mittelfeld im Markt.

Tchibo
Auch in puncto Datenangebote orientiert sich Tchibo an der Konkurrenz: Eine HSDPA-Flat ist für rund 10 Euro pro Monat zu haben, die Notebook-Flat geht für knapp 20 Euro über den Ladentisch. Was den Discounter aber auszeichnet sind Service-Qualitäten: So kostet der Hotline-Anruf nur 9 Cent die Minute; hier verlangen die meisten Discounter mit 49 Cent die Minute das Fünffache. Auch fair: Wer von Tchibo scheidet, bekommt sein Restguthaben nach Kündigung bereits nach zwei Wochen ausbezahlt; da lässt sich manch anderer deutlich mehr Zeit. Die Handelskette versteht freilich auch was vom Vetrieb: In über 800 Filialen steht nicht nur der Kaffee, sondern auch die Tchibo-SIM-Karte samt günstigen Einsteiger-Smartphones griffbereit.

Simyo: Auch im Ausland günstig, aber nur im Web bestellbar.
Simyo mischte vor sechs Jahren den kompletten Mobilfunkmarkt auf: Als erster Anbieter überhaupt starteten die Düsseldorfer mit einem 19-Cent-Einheitspreis für Telefonate und SMS. Seitdem rutschten die Preise um mehr als 90 Prozent in den Keller - bei diesem Preisverfall kann keiner der Discounter wirklich reich werden. Die E-Plus-Marke senkte aber nicht nur die Sprachpreise, sondern brachte mit dem 24-Cent-pro-MB-Tarif auch die Datenpreise in Bewegung: Bis dahin verlangten die etablierten Mobilfunker für ein mickriges Megabyte auch mal über 20 Euro.

Simyo
Doch der E-Netz-Discounter ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern sucht auch weiterhin mit innovativen Angeboten den Weg zum Kunden: Wie Blau.de zieht auch Simyo das monatliche Kostenlimit für Sprach-, SMS- und Datenverkehr in Deutschland bei 39 Euro pro Monat. Auch beim Rest des Angebots unterscheidet sich Simyo preislich von der Firmenschwester kaum: Es gibt nahezu die gleichen Tarifoptionen, bei den Auslandsangeboten können beide mit günstigen Datenpreisen punkten: 49 Cent für 1 MB im EU-Ausland sind recht bescheiden, wenn man sieht, was die Konkurrenz verlangt. Doch im Gegensatz zu Blau.de und Aldi, verkauft der E-Plus-Discounter seine SIM-Karten nur im Web.