Neuerscheinungen im Februar von Selig, Eels, Heino, Nick Cave & The Bad Seeds uvm.
Die Vorschau für Februar ist bunt wie nie: Neben den Eels, Nick Cave und Selig ist auch Heino dabei.

Selig "Magma"
Selig "Magma"
Selig scheinen sich endgültig gefunden zu haben. "Magma" schließt lückenlos an die beiden anderen nach der Reunion erschienenen Alben an und führt den begonnenen Weg schlüssig fort: Griffige Melodien treffen zwischen Pop und Rock auf gehobene Texte und die charakteristisch raue Nölstimme Jan Plewkas. Und auch wenn "Love & Peace" mit seiner staccatohaften Aufzählung von Ereignissen der jüngeren Geschichte und der Handlungsempfehlung "Wenn du die Welt nicht verändern kannst, dann änder dich selbst" etwas zu tief in die Kiste der gewollten Bedeutsamkeit greift, bleibt der überaus erfreuliche und sehr rund wirkende Gesamteindruck des Albums mit seiner teils melancholischen, teils aufgeräumten Grundstimmung bestehen.
Vertigo Berlin (Universal), VÖ: 1. Februar

Nick Cave & The Bad Seeds "Push The Sky Away"
Nick Cave & The Bad Seeds "Push The Sky Away"
Über ein Jahr lang sind die Stücke für "Push The Sky Away" entstanden, sind gewachsen und gereift. Cave sammelte Stichworte in seinem Notizbuch, hielt Kuriositäten aus dem Internet fest und setzte all diese Schnipsel schließlich musikalisch in seinem 15. Studioalbum um. Über den Klang ließ der Australier schon vorab durchblicken, das Album fühle sich "irgendwie neu an, aber neu in einem 'old school' Sinne". Ungebrochen ist ohne Zweifel die Cave-typische dicht verwobene Düsternis, die wie in "Mermaids" mal mehr ins Melancholische oder in "Water's Edge" ins Bedrohliche zieht. Zum Teil sind die Stücke fast minimalistisch instrumentiert, andernorts sind sie mit Streichern aufwändig ausgeschmückt. Immer bieten sie jedoch Cave die ideale Bühne für seine getragenen, metaphernreichen Texte.
Bad Seed Ltd. (rough trade), VÖ: 15. Februar

Eels "Wonderful, Glorious"
Eels "Wonderful, Glorious"
"Wonderful, Glorious" kommt wunderbar rund daher und schlägt einen herrlichen Bogen: Von rockigen Songs wie dem Titelstück mit funkigen Einflüssen und elastischem Bass, dem knarzig-verzerrt rockenden "Peach Blossom" und "New Alphabet", das dynamisch, schneidend und drohend daherkommt bis zu den Singer/Songwriter-Stücken "On The Ropes" und "The Turnaround", in denen Sänger Mark Oliver Everett mit teils countryeskem Gesang zu gefühlvollem Gitarrenspiel gefällt. "Kinda fuzzy" macht einen Abstecher zum Funk und "Open My Present" groovt mit enormer Wucht. Dafür, dass das Motto beim Entstehen des Albums "Let's try it" war, erscheint "Wonderful, Glorious" bemerkenswert vielfältig und harmonisch zugleich.
Cooperative Music (Universal), VÖ: 1. Februar

Sin Fang "Flowers"
Sin Fang "Flowers"
Mit "Flowers" legt Sindri Mar Sigfusson alias Sin Fang ein kleines Kunststück voll herzerwärmender Wohlfühlmusik vor. Der Isländer verbindet auf seinem dritten Album Retro-Pop mit Indie-Rock und den Wurzeln des Folks, klingt gefühlvoll verspielt, klimpernd leicht und unbeschwert dahinplätschernd und vermag es dennoch, den zehn Stücken eine bemerkenswerte Größe und Eingängigkeit zu verpassen. Von beliebiger Einfachheit ist Sigfusson dabei so weit entfernt wie sein Land von heißen Sommern: Mit reichlich analogen und digitalen Spielereien sowie vielseitiger Instrumentierung staffiert er die Stücke zu opulenten Werken aus, die mit einem bestechend satten Klang gefallen.
Morr (Indigo), VÖ: 1. Februar

Arkells "Michigan Left"
Arkells "Michigan Left"
Im Oktober vergangenen Jahres waren Arkells noch im Vorprogramm ihrer Landsmänner von Billy Talent unterwegs. Die Resonanz auf die Kanadier war bemerkenswert gut. Nun erscheint mit "Michigan Left" ihr zweiter Langspieler, auf dem sie sich dem Pop mehr öffnen als noch auf ihrem Debüt. Dem Album voll eingängiger Refrains kommt das nur zugute: Ehrlich und geraderaus verkauft die 2006 gegründete Band ihren Keyboard-gespickten Gitarren-Pop-Rock, der abgesehen von kleineren Spielereien wie etwas Hall hier und Handclaps da schnörkellos einfach das ist, was er ist: sehr gut hörbar.
The Organisation (Soulfood), VÖ: 15. Februar

Heino "Mit freundlichen Grüßen"
Heino "Mit freundlichen Grüßen"
Coverversionen waren schon immer der billigste Weg, Aufmerksamkeit zu generieren. Dass es nun Heino, der 74-jährige Schlagersänger aus Düsseldorf, nötig hat, diesen Weg zu gehen, überrascht. Aufgrund der Rechtslage durfte der Barde die Stücke weder textlich, noch musikalisch verändern, da er sonst die Genehmigung der Urheber gebraucht hätte. Ob sich die Big Player der deutschen Rockmusik (u. a. Die Ärzte, Rammstein) darauf eingelassen hätten, darf bezweifelt werden. So ist "Mit freundlichen Grüßen" nicht mehr als ein Sammelsurium beliebig zusammengestellter Stücke von Nena über Die Fantastischen Vier bis Westernhagen. Doch wer hätte es gedacht: Das Album hat Unterhaltungswert. Nicht, weil es raffiniert instrumentiert oder stimmlich bemerkenswert umgesetzt wäre, sondern weil manch Stück eine womöglich gar kalkulierte Komik entwickelt. "Augen auf" von Oomph! etwa, dessen Zählpart von Heino mit rollendem R gesungen wie ein Zitat von Graf Zahl aus der Sesamstraße anmutet. Der Spaß hört jedoch auf, wenn echte Kracher wie "Sonne" von Rammstein vom Schlagersänger zu belanglosen Schunklern kastriert werden.
Starwatch Entertainment (Sony Music), VÖ: 1. Februar

The Bronx "The Bronx (IV)"
The Bronx "The Bronx (IV)"
Im zurückgenommenen "Life Less Ordinary" klingen The Bronx fast ein wenig wie die Red Hot Chili Peppers. Über raue Gitarren hängt Frontmann und Shouter Matt Caughthran die melodischen Zeilen der Ballade und zeigt ausnahmsweise einmal seine Singstimme. Doch Fans früherer Stunden müssen sich ob dessen nicht fürchten: Die Hardcore-Band aus L. A. ist nach wie vor auf Krawall gebürstet, beweist Aggressivität und legt mit Ausnahme des oben genannten Stücks das bewährt flotte Tempo vor. In zwölf Stücken toben sie sich zu polterndem Schlagzeug und aufsässigen Gitarren aus, und finden dabei eine gelungene Mischung aus Melodie und Härte.
Pias Recordings/Ato Records (rough trade), VÖ: 1. Februar

Beatmark "Howls of Joy"
Beatmark "Howls of Joy"
In ihrem Heimatland Frankreich sind Beatmark seit der Veröffentlichung ihres Debüts vor zwei Jahren 2011 keine Unbekannten mehr. Nun ist "Howls of Joy" auch in Deutschland erhältlich. Das Quartett spielt verhallten Gitarren-Indiepop, der mit reichlich Lo-Fi-Charme, Beach-Boy-Chören und den Einflüssen ganzer Dekaden spielt. Dabei klingen sie melodiös und kantig zugleich und liefern ein überaus annehmbares Album ab.
Ample Play, VÖ: 19. Februar

Coma "Don't Set Your Dogs on Me"
Coma "Don't Set Your Dogs on Me"
Was Beatmark in Frankreich sind, sind Coma in Polen. Die Band konnte in ihrer Heimat längst zahlreiche Nummer-Eins-Hits sowie Gold- und Platinauszeichnungen auf ihrem Konto verbuchen. Dafür griffen und greifen sie ordentlich in die Saiten: Die Band bewegt sich stilistisch zwischen Metal, Hard Rock und Grunge. Sänger Rafa Matuszak changiert zwischen Shouting, Growling und Gesang und trägt so nicht weniger zum vielseitigen Sound des Quintetts bei. Die gefällige Single "With you" könnte den Polen mit ihrem einladenden Refrain auch in Deutschland manche Tür öffnen.
Edel Records (Edel), VÖ: 8. Februar

Foals "Holy Fire"
Foals "Holy Fire"
Gleich mit "Prelude", dem ersten Stück auf "Holy Fire" setzen Foals ein Ausrufezeichen. Die Band aus dem britischen Oxford legt ordentlich was in die Waagschale: Der gewaltige Auftakt schleicht sich erst wummernd und nervös plingend an, gibt sich dann dynamisch und wuchtig und gipfelt in aufwallenden, knarzenden Gitarren. Auch im Folgenden beweisen Foals ordentlich Groove und wissen kleine Funkeinsprengsel geschickt in ihren Brit-Math-Rock einzuweben. Das 80er-beeinflusste "My Number" spielt mit hüpfendem Beat und eingängiger Melodie in einer ganz anderen Liga als der mysteriöse Auftakt, ist durch seine Griffigkeit aber völlig zu recht zur ersten Single auserkoren.
Warner Music International (Warner), VÖ: 8. Februar