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Gold-CDs

Neue Gold-CDs

Meilensteine aus Pop, Soul und Folkrock, prickelnde Live-Mitschnitte, charismatischer Vocal-Jazz: Eine Reihe neuer Gold-CDs bringt spannende Musik in edlem Outfit.

Autor: Christof Hammer • 17.10.2011

Kadri Voorand
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KADRI VOORAND Tunde kaja

Bisher eher für Backkatalog-Veröffentlichungen und Compilations bekannt, versucht sich die deutsche Company Zounds in jüngster Zeit mit selbstgesignten Acts verstärkt auch als artist label. Nach der Stuttgarter Blues-Swamp-Funk-Rock-Gang Good Men Gone Bad und der badischen Songwriterin Ute Beda schiebt man jetzt die Jazz-Lady Kadri Voorand ins Rampenlicht.

"Tunde kaja" bringt elf Titel der stimmgewaltigen Estin; gesungen mal in englisch, mal auf estnisch und eingespielt wechselweise in intimer Trio-Besetzung und großem, bläserverstärktem line-up. Als Performerin ist die in den Musikakademien von Stockholm und Tallin ausgebildete Sängerin eine veritable Stimmband-Artistin mit mächtig Charisma, doch ihr expressives Timbre muss man mögen - vor allem in Verbindung mit dem kantigen, herben Klang des estnischen Idioms.

Klanglich ist bei diesem Gold-Diskus aber alles vom Allerfeinsten: Rhythmen grooven herrlich körperhaft-voluminös und mit festem Bassbereich, Piano- und Akustikbass-Töne klingen subtil und sinnlich aus.

Zounds / SCW Media

© Zounds
Live & Unplugged - The Radioshow
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Live & Unplugged - The Radioshow

Parallel zu den Künstler-orientierten Veröffentlichungen gehen bei Zounds auch die etablierten Compilation-CDs in die nächsten Runden - etwa die Serie "AUDIO's Audiophile", die mit der Ausgabe "Live & Unplugged - The Radioshow" ihr Jubiläum feiert. Für Folge 25 der inzwischen von Zounds in Eigenregie und ohne Anbindung an die AUDIO-Redaktion betriebenen Reihe griff Labelchef Wolfgang Feld auf Mitschnitte aus der SWR-1-Konzert-/Radioserie "Kopfhörer live" zurück, für die Radiomann Otto Meyer regelmäßig Stars und Geheimtipps zu Auftritten nach Baden-Baden holt.

Die 18 Titel zeichnen mit Songs von Stefan Gwildis, Doro oder den Hooters ein feines Porträt dieser Reihe, die bewusst "auch mal Grenzen der populären Musik abtasten soll", wie Meyer erläutert. Egal, ob Soul, Rock, Jazz und Folk - alle Künstler stehen für Authentizität, für handgemachte Musik, bärenstarke Stimmen und viel musikalisches Herzblut.

Die Tontechnik bringt die Aufnahmen in sauberer Live-Atmosphäre, fing die intime Atmosphäre des Günter-Eich-Hauses auf dem Baden-Badener Funkgelände mit wohldosiertem Raumfeeling ein und setzte sensible Fadings zwischen den Titeln.

Zounds / SCW Media

© Zounds
Phil Collins No Jacket Required
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PHIL COLLINS No Jacket Required

Fleißig war man auch jenseits des Atlantik. Die US-Kollegen von Audio Fidelity etwa surften für ihre aktuellen Gold-Taler munter durch die Jahrzehnte und Genres. Popfans beglücken die US-Goldspezialisten zum Beispiel mit einer wie stets limitierten und nummerierten Edel-Edition von Phil Collins' 1984er-Werk "No Jacket Required". Die ein Jahr später mit einem Grammy als "Album des Jahres" ausgezeichnete Scheibe brachte makellosen, schmissigen und bläserbetonten Mainstream-Pop - und mit "Sussudio", "One More Night", "Take Me Home", "Don't Loose My Number" und "Who Said I Would" gleich fünf Tophits und Collins-Klassiker hervor.

Steve Hoffman konnte für die Goldversion auf das englische Originalmaster zurückgreifen und verkniff es sich, die Frequenzen ab 10 KHz (wie in einigen anderen Überspielungen praktiziert) um 10dB anzuheben. Das Klangbild wirkt dadurch weniger hart, dafür wärmer, vielleicht auch authentischer im Sinne der damals beteiligten Interpreten und Produzenten.

Dass dieses Remaster noch nicht HDCD-codiert ist (mittlerweile betreibt der Amerikaner ein neues, HDCD-fähiges Studio) schmälert den Klang keineswegs.

Audio Fidelity / Sieveking Sound

© Audio Fidelity / Sieveking Sound
James Taylor Walking Man
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JAMES TAYLOR Walking Man

Eine Überraschung erwartet Gold-Fans im Falle James Taylor - wurde mit dem 1974er-Werk "Walking Man" doch eines der kommerziell betrachtet schwächsten Werke des Westcoast-Barden vergoldet. Auch aus heutiger Sicht kann man argumentieren, dass Taylor, etwa auf "Mud Slide Slim And The Blue Horizon" oder "JT", pointierter komponierte als hier. Das instrumentelle Niveau aber ist erstklassig (unter anderem mit den Brecker-BrothersMichael und Randy an Saxophon und Trompete sowie Paul und Linda McCartney als Background-Vokalisten), und Taylors Ruhe und Gelassenheit als Komponist und Interpret prägt jeden dieser zehn Songs.

Schön, dass Audio Fidelity diese Platte nun wieder etwas stärker ins Rampenlicht rückt. Wobei der lange ausgebliebene Rummel um das Album auch seinen positiven Effekt hatte: Steve Hoffman bekam die nur sporadisch bewegten Originalbänder in vorzüglichem Zustand in die Finger, und der räumlich natürliche und warme Originalsound verlangte keine größeren Klangretuschen. Zwölfseitiges Booklet ohne Besonderheiten.

Audio Fidelity / Sieveking Sound

© Audio Fidelity / Sieveking Sound
Stevie Wonder
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STEVIE WONDER Songs In The Key Of Life

Gar vier Grammys gab es acht Jahre zuvor für Stevie Wonders "Songs In The Key Of Life". Mit diesem Opus magnum setzte der Soul-Genius dem kreativstes Jahrzehnt seines Schaffens (man denke nur an die ebenfalls in der Siebzigern entstandenen Top-Alben "Talking Book" und "Innervisions") die Krone auf - Kompositionen wie "Sir Duke", "Isn't She Lovely", "I Wish" oder "As" sind schlicht Songs für die Ewigkeit.

Im HDCD-Mastering von Kevin Gray erstrahlt dieser Klassiker, der in seiner Kreativität den Sound des Motown-Labels wie auch den des gesamten Soulgenres auf eine neue Ebene hievte, jetzt als Doppel-CD in goldenem Glanz - wobei Grays Version nah am etwas engen Klangbild der Originaleinspielung blieb. Und natürlich (alles andere wäre eine Enttäuschung gewesen) gibt es auch die Songs der "A Something's Extra"-Bonus-EP, die 1976 das Repertoire der originalen Doppel-LP um vier Titel erweitert hatte.

Umfangreiches 32-Seiten-Booklet mit Texten, Danksagungen und allen sechs Label abbildungen der Vinyl-Edition.

Audio Fidelity / Sieveking Sound

© Audio Fidelity / Sieveking Sound
Byrds
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BYRDS Younger Than Yesterday

Eine Weltpremiere gilt es schließlich im Falle der Byrds zu feiern: Für die Gold-Version von "Younger Than Yesterday" konnte Steve Hoffman tatsächlich auf die originalen Monobänder zurückgreifen - bisherige Remaster basierten durchweg auf den Stereo-Remixes. Resultat ist eine anspringende Fülle und Präsenz - wer den kultigen Ruf guter Monoaufnahmen nur vom Hörensagen kennt, dem winkt hier förmlich ein Aha-Erlebnis. In der Besetzung Roger "Jim" McGuinn (Leadgitarre, Gesang), Chris Hillman (Bass, Gesang), David Crosby (Rhythmusgitarre, Gesang) und Michael Clarke (Schlagzeug) zeigten die Byrds hier bewährte Tugenden wie ihre berückenden Harmoniegesänge und den perlend-voluminösen Sound von McGuinns zwölfsaitiger Rickenbacker-Gitarre - öffneten sich aber auch beherzt dem Psychedelic Rock und wurden selbst zum einflussreichen Faktor. Nicht zufällig gilt dieser 1967er-Coup neben dem 65er-Debüt "Mr. Tambourine Man" als das musikalisch einflussreichste Werk der Band, und wer wissen will, woher das Gros heutiger Americana-Interpreten zwischen Portland und Atlanta einen wesentlichen Teil seine Inspiration bezog: hier wird er fündig.

12-Seiten-Booklet mit zahlreichen Fotos und einem Essay von Byrds-Experte David Fricke und track-by-track-Kommentaren von Bandbiograph Johnny Rogan (beides von 1996).

Audio Fidelity / Sieveking Sound

© Audio Fidelity / Sieveking Sound