Portale für hochwertige Musik-Downloads im Test
Kein Bit weniger als das Original: HiFi-Fans wünschen sich hochwertige Musik-Downloads. AUDIO hat Download-Shops gesucht, die mindestens CD-Qualität anbieten - und einige gefunden.

www.theclassicalshop.com
Anders als die Deutsche Grammophon hat der englische Klassik-Indie Chandos kein Problem mit deutschen Kunden. Die Download-Seite, auf der neben dem kompletten Chandos-Programm auch das Repertoire von über 40 kleinere Labels angeboten wird, ist einfach, wohl organisiert und übersichtlich gestrickt, führt den Besucher zielsicher an Gesuchtes heran und lässt ihn am Wegrand auch klassische Exoten und Raritäten entdecken. Als Pionier unter den Klassiklabels bietet Chandos schon seit 2005 MP3s an; mittlerweile umfasst das Angebot - ja nach Werk - auch Lossless- (als FLAC) und zunehmend Studiomaster-Auflösung (24/96, 24/192).

The Classical Shop - Download Tipps

www.deutschegrammophon.com
Ein erster Lichtblick zeigt sich auch bei den großen Musikkonzernen: Das zu Universal gehörende Klassik-Urgestein Deutsche Grammophon bietet seit etwa zwei Jahren auch Downloads in voller CD-Auflösung an. Die Seite (nicht zu verwechseln mit ihrer .de-Schwester, die auf die sensationell dröge und außerdem FLAC-freie klassikakzente.de umleitet) ist immerhin schön programmiert und sehr informativ. Die Kaufabwicklung scheint über den britischen Universal-Zweig zu laufen und lässt den Kunden immer wieder in nervtötende Sackgassen rennen: Erst freut er sich, ein spannendes Album als FLAC gefunden zu haben (wobei die FLACs manchmal teurer sind als die CD), dann klickt und tippt er sich mühsam bis zur virtuellen Kasse durch - und erfährt erst dann, dass der gewünschte Titel gar nicht nach Deutschland verkauft werden darf - warum auch immer. Für nervenstarke Klassikfreunde gibt es bei dem Traditionslabel aber sicher viel zu entdecken. Ansonsten bekommt man den Eindruck, dass sich der Riese Universal, was das Download-Geschäft angeht, hin und wieder selbst im Weg steht.

www.dominorecordco.com
Als einflussreichster englischer Indie des letzten Jahrzehnts brachte Domino Records veritable Chart-Schwergewichte an den Start: Arctic Monkeys und Franz Ferdinand gehören zum erhabenen Lineup der Londoner, US-Songwriter-Legenden wie Smog oder Will Oldham ebenso - letztere lizensiert vom amerikanischen Label Drag City (siehe rechts). Neben den großen Namen sorgen aber vor allem die hochinteressanten eigenen Acts aus dem Grenzbereich zwischen Pop, Dub, Atmosphärik und Niedlichkeit für ein fast unerschöpfliches Reservoir potentieller Lieblingsplatten-die-nicht-jeder-kennt. Lossless-Downloads hier im wav-Format (Aufpreis 2 Pfund)und etwas versteckt - erst als MP3 aussuchen, dann im Warenkorb auf wav umschalten.

Domino Record - Download Tipps

www.dragcity.com
Wenn ein Indie-Label für die archaische Kraft guten Songwritings steht, dann muss das
Drag City sein. Lupenreiner Folk, eigenbrötlerische Minimalrock-Genies, aber auch experimentellere Projekte, oft mit spektakulärem Ausgang, finden sich dicht gedrängt im umfangreichen Katalog der Chicagoer Firma. Gemein ist den meisten Platten eine souveräne Zeitlosigkeit und ein verblüffend guter Klang - die Genies sitzen hier nicht nur vor, sondern oft auch hinter der Studioscheibe. FLACs kosten 10,99 US-Dollar pro Album. Wie bei Domino und Matador wird die Begeisterung darüber auch hier von einer kleinen Portion schlechten Gewissens getrübt: Alle drei Labels fertigen nach wie vor liebevoll ausgestattete, sorgfältig gepresste Vinylausgaben fast aller neuen Alben. Am Ende kauft man eben mal Vinyl, mal FLAC und unterm Strich doppelt so viel Musik - und alle haben gewonnen.

Drag City - Download Tipps

www.highresaudio.com
Der Newcomer unter den HD-Download-Anbietern überzeugt mit sehr ruhigem Seiten-Layout und reichlich Hintergrundinformationen zu Künstlern und Labels. CD-Qualität
wird gar nicht erst angeboten, unter 24 Bit geht bei Highresaudio nichts. Klassik und hochspannende zeitgenössische Werke kommen von 2L , Acousence und Naxos ; Ozella
und ECM zeichnen für die jazzigeren Titel verantwortlich. ECM ist aktuell zwar nur mit
10 Alben vertreten, weitere Veröffentlichungen sind aber in Arbeit - Fans des deutschen Kultlabels sollten regelmäßig vorbeischauen oder den Newsletter abonnieren. Mit weiteren - deutlich populäreren - Labels ist Highres-Chef Lothar Kerestedjan gerade in Verhandlungen.

www.linnrecords.com
Neben seinen eigenen, vielfach preisgekrönten Produktionen (zuletzt "Label Of The Year" im vornehmen britischen "Gramophone") vetreibt Linn Records zunehmend auch Aufnahmen anderer Firmen. Darunter findet sich Erstaunliches wie die aktuelle Scheibe von William Orbit oder die Dudelsack-Rocker "Red Hot Chili Pipers"; sogar einige Alben der Glasgower Label-Legende Chemikal Underground sind als HD-Fassung zu haben. Spezialitäten des Linn-eigenen Labels sind Klassik aller Epochen, Folk, Songwriter und smoother Vocal-Jazz. Neben Studio-Master-Qualität (je nach Titel zwischen 44.1/24 und 192/24) werden immer auch CD-Auflösung und MP3 angeboten; der Preis variiert abhängig von der Auflösung zwischen 9 und 21 Euro pro Album.

Linn Records - Download Tipps

www.matadorrecords.com
Interpol, Pavement, Sonic Youth, Catpower, Yo La Tengo, Belle & Sebastian...
Matador Records war und ist seit den frühen 90er Jahren die Heimat eines großen Teils der amerikanischen und englischen Indie-Prominenz. Das kompromisslos hohe künstlerische Niveau der Veröffentlichungen hat dem Label einen - für Majors undenkbaren - Blue-Chip-Status eingebracht: Wenn Matador draufsteht, riskieren Fans auch mal einen Blindkauf.
Sind einmal die Kreditkartendaten eingegeben, geht das ruckzuck und tut bei 10 US-Dollar (aktuell 7,25€) pro FLAC-Album gar nicht weh - zumal sich Vorsichtige natürlich der üblichen Vorhör-Möglichkeiten bedienen können. Gepflegten audiophilen Schmus darf
man allerdings nicht erwarten: Obwohl es keinen offiziellen Haus-Sound gibt, klingen die Matador-Platten mehrheitlich sehr direkt, schmucklos und "intensiv".

Matador Records - Download Tipps

www.naimlabel.com
Seit 1992 aktiv, hat sich der Label-Ableger des englischen HiFi-Herstellers Naim vor allem mit den elegant und auf bescheidene Weise fein klingenden Kammermusik-Aufnahmen des Haus-Toningenieurs Ken Christianson hervorgetan. Im Spannungsfeld zwischen Folk und Jazz finden sich auch etliche hervorragende Aufnahmen des Gitarristen Antonio Forcione. Das Naim-Label hat sich in den letzten Jahren merklich diversifiziert und besteht mittlerweile aus drei Unterlabels: Naim Classical, Naim Jazz und Naim Edge - letzteres spezialisiert auf Grenzüberschreitendes und schwer Klassifizierbares. Wenig überraschend, dass hier mit die spannendsten Veröffentlichungen (etwa das atmosphärische Duett "Watching The Well" von Jon Thorne und Danny Thompson) herauskamen. Ob und in welcher Auflösung eine bestimmte Aufnahme als Download verfügbar ist, variiert je nach deren Alter und Vorgeschichte.

Naim Label - Download Tipps

www.zunior.com
Von Musiker Dave Ullrich (The Inbreds) schon 2003 gegründet, dient Zunior als Plattform für Dutzende kleinerer bis kleinster Alternative-Labels hauptsächlich aus Kanada. Alle Alben gibt es grundsätzlich als FLAC für 10,88 kanadische Dollar (was fairen 8 Euro entspricht) - oder für 2 Dollar weniger als MP3. Die Auswahl ist riesig und reicht von eklektizistischem Pop über Songwriter-Meisterwerke und knorrigen Post-Rock bis hin zu wildem Avantgarde-Lärm. Nur gepflegte Langeweile hat der Autor, selbst seit Jahren Zunior-Kunde, bislang nicht gefunden. Für neugierige Hörer auf der Suche nach neuen Musik-Territorien ist die Seite eine ideale Adresse; regelmäßige, kostenlose MP3-Neuheitensampler geben zusätzliche Anregungen. Einmal gekaufte Alben können übrigens jederzeit erneut heruntergeladen werden - was aber kein Argument gegen Backups sein soll.
