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Technik. Tests. Trends.

Gesichts-Tracking

Begriff und Einleitung

Synonyme: Gesichtserkennung, Facial Tracking, Face Tracking

Englischer Begriff: Face Tracking

Gesichts-Tracking bezeichnet eine Technologie, die in Smartphones und anderen mobilen Geräten eingesetzt wird, um menschliche Gesichter in Echtzeit zu erkennen, zu verfolgen und zu analysieren. Diese Technologie ermöglicht es Geräten, Gesichter in Bildern oder Videos zu identifizieren und deren Bewegungen zu verfolgen, was eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten eröffnet.

Historischer Hintergrund

Die Entwicklung von Gesichtserkennungstechnologien begann bereits in den 1960er Jahren, aber erst mit dem Aufkommen leistungsfähiger Computer und Fortschritten im Bereich des maschinellen Lernens in den letzten Jahrzehnten wurde die Technologie alltagstauglich. Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones und der Verbesserung ihrer Kameraqualität und Rechenleistung hielt das Gesichts-Tracking auch Einzug in mobile Geräte.

Technische Details und Funktionsweise

Gesichts-Tracking in Smartphones basiert auf Algorithmen des maschinellen Lernens, insbesondere auf Deep Learning und neuronalen Netzen. Die Kamera des Geräts erfasst Bilder oder Videos, die dann von der Software analysiert werden. Dabei werden charakteristische Merkmale wie Augenabstand, Nasenlänge oder Kinnform erfasst und mit einer Datenbank bekannter Gesichter abgeglichen. So können Gesichter erkannt und Personen identifiziert werden.

Neben der reinen Erkennung ermöglicht Gesichts-Tracking auch die Verfolgung von Gesichtsbewegungen in Echtzeit. Dafür werden markante Punkte wie Augen, Nase und Mund kontinuierlich erfasst und ihre Position und Bewegung analysiert. Dies erlaubt die Erkennung von Mimik, Blickrichtung und Kopfhaltung.

Anwendungsbeispiele in Smartphones

Gesichts-Tracking findet in verschiedenen Smartphone-Funktionen Anwendung:

  1. Gesichtsentsperrung: Viele aktuelle Smartphones, darunter beliebte Modelle von Samsung, Huawei und Apple, bieten die Möglichkeit, das Gerät per Gesichtserkennung zu entsperren. Dabei wird das Gesicht des Nutzers als biometrischer Schlüssel verwendet.
  2. Porträtmodus und Selfie-Optimierung: Gesichts-Tracking ermöglicht eine präzise Trennung von Vorder- und Hintergrund in Porträtfotos. Zudem können Selfies in Echtzeit verschönert werden, indem z. B. Die Haut geglättet oder die Augen vergrößert werden.
  3. Animojis und AR-Effekte: Tracking von Gesichtsausdrücken erlaubt die Animation von Emojis oder virtuellen Avataren in Echtzeit. Auch AR-Effekte wie das Hinzufügen virtueller Brillen oder Hüte werden durch Gesichtserkennung ermöglicht.

Vorteile und Herausforderungen für Smartphone-Nutzer

Gesichts-Tracking bietet Smartphone-Nutzern in Deutschland eine erhöhte Sicherheit, da das Entsperren per Gesicht oftmals zuverlässiger ist als ein Passwort oder Muster. Auch die erweiterten Fotografie-Funktionen und AR-Anwendungen bereichern das Nutzererlebnis.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen und Bedenken. So ist die Technologie nicht immer zuverlässig und kann durch ungünstige Lichtverhältnisse oder Accessoires wie Brillen oder Hüte beeinträchtigt werden. Zudem bestehen Datenschutzbedenken, da biometrische Daten wie das Gesicht zu den besonders schützenswerten Informationen gehören.

Vergleich mit ähnlichen Technologien

Neben dem Gesichts-Tracking gibt es weitere biometrische Verfahren, die in Smartphones zum Einsatz kommen:

  1. Fingerabdruck-Scanner sind weit verbreitet und gelten als sicher und zuverlässig. Sie sind jedoch auf eine physische Berührung angewiesen, während Gesichts-Tracking kontaktlos funktioniert.
  2. Iris-Scanner analysieren die einzigartige Struktur der Regenbogenhaut des Auges. Sie gelten als sehr sicher, sind aber bisher nur in wenigen Premium-Smartphones verbaut.

Sicherheit und Datenschutz

Beim Gesichts-Tracking in Smartphones werden biometrische Daten verarbeitet, die in Deutschland und der EU unter besonderem rechtlichen Schutz stehen. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) erlaubt die Verarbeitung biometrischer Daten zur Identifizierung nur unter strengen Auflagen.

Hersteller sind verpflichtet, Gesichtsdaten sicher zu speichern und zu verarbeiten. Meist werden die Daten verschlüsselt und ausschließlich lokal auf dem Gerät abgelegt, nicht in der Cloud. Trotzdem bestehen Bedenken hinsichtlich möglicher Sicherheitslücken und Missbrauch.

Rechtliche und gesellschaftliche Aspekte

Die Nutzung von Gesichts-Tracking unterliegt in Deutschland und der EU verschiedenen rechtlichen Beschränkungen. So dürfen biometrische Daten nicht ohne ausdrückliche Einwilligung verarbeitet werden. Auch die Überwachung öffentlicher Räume per Gesichtserkennung ist nur unter engen Voraussetzungen erlaubt.

Gesellschaftlich wird die Technologie kontrovers diskutiert. Befürworter sehen Vorteile für Komfort und Sicherheit, Kritiker warnen vor Überwachung und Datenmissbrauch. Insbesondere der Einsatz durch Behörden und Unternehmen steht immer wieder in der Kritik.

Zukünftige Entwicklungen

Experten gehen davon aus, dass Gesichts-Tracking in Zukunft noch leistungsfähiger und vielseitiger wird. Fortschritte im maschinellen Lernen werden die Erkennung robuster und präziser machen. Auch neue Anwendungsfelder wie emotionssensitive Interfaces oder die Steuerung von Smart-Home-Geräten per Blick sind denkbar.

Gleichzeitig wird der Ruf nach klarer Regulierung lauter. Die EU plant ein Gesetz zur Regulierung Künstlicher Intelligenz (AI Act), das auch den Einsatz biometrischer Systeme regeln soll. In Deutschland fordert der Bundesdatenschutzbeauftragte klarere Regeln für die Gesichtserkennung.

FAQ

  1. Kann ich die Gesichtsentsperrung bei meinem Smartphone deaktivieren? Ja, die Gesichtsentsperrung ist ein optionales Feature, das sich in den Einstellungen deaktivieren lässt. Stattdessen kannst du andere Sperrmethoden wie PIN, Muster oder Fingerabdruck nutzen.
  2. Werden meine Gesichtsdaten an Apple, Google oder die Smartphone-Hersteller übertragen? Nein, die Gesichtsdaten werden normalerweise nur lokal auf dem Gerät gespeichert und verarbeitet, nicht in der Cloud. Die Hersteller haben keinen Zugriff darauf.
  3. Kann Gesichts-Tracking auch Emotionen erkennen? Grundsätzlich ja, durch die Analyse von Mimik und Mikroexpressionen können Rückschlüsse auf Emotionen gezogen werden. In aktuellen Smartphones spielt das aber noch keine große Rolle, könnte in Zukunft aber an Bedeutung gewinnen.
  4. Funktioniert die Entsperrung auch mit Maske, Sonnenbrille oder Bart? Das hängt vom Gerät und den konkreten Umständen ab. Kleinere Änderungen wie Brillen oder Bärte können meist kompensiert werden, Masken oder starke Verkleidungen überfordern die Erkennung aber oft. Hier helfen die Hersteller-Informationen weiter.
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