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Technik. Tests. Trends.

Retargeting

Begriff und Einleitung

Synonyme: Retargeting, Wiederbelebung der Nutzeraktivität, Rückgewinnung von Nutzern Englischer Begriff: Retargeting Deutscher Begriff: Retargeting

Retargeting im Kontext von Smartphones bezieht sich auf Strategien, um Nutzer zurückzugewinnen, die eine App nicht mehr aktiv verwenden oder sie deinstalliert haben. Ziel ist es, diese Nutzer erneut zu erreichen und sie zu motivieren, die App wieder zu verwenden. In Deutschland und der EU gewinnt Retargeting zunehmend an Bedeutung, da der Smartphone-Markt gesättigt ist und die Nutzer-Bindung an Apps eine große Herausforderung darstellt.

Historischer Hintergrund

Retargeting hat seinen Ursprung im Web-Marketing, wo es verwendet wurde, um Besucher einer Website, die keinen Kauf getätigt haben, erneut anzusprechen. Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones und Apps in den letzten Jahren wurde das Konzept auf mobile Anwendungen übertragen. Insbesondere seit den 2010er Jahren, als der Smartphone-Markt in Deutschland und Europa boomte, gewann App-Retargeting an Bedeutung, um die Nutzer-Bindung und -Interaktion zu fördern.

Technische Details und Funktionsweise

Retargeting in Smartphone-Apps basiert auf der Analyse von Nutzerdaten und -Verhalten. Apps sammeln Informationen wie Nutzungsfrequenz, Interaktionen, Zeitpunkt der letzten Aktivität und mehr. Anhand dieser Daten können inaktive Nutzer identifiziert werden. Für das Retargeting werden verschiedene Kanäle genutzt:

  1. Push-Benachrichtigungen: Gezielte Nachrichten, um den Nutzer zur Rückkehr zu motivieren.
  2. In-App-Nachrichten: Beim nächsten App-Start werden spezielle Angebote oder Inhalte angezeigt.
  3. E-Mail-Kampagnen: Personalisierte E-Mails mit Anreizen zur erneuten App-Nutzung.
  4. Retargeting-Anzeigen: Gezielte Werbung in anderen Apps oder auf Websites.

Die Retargeting-Kampagnen werden oft durch KI-Algorithmen optimiert, um die Relevanz und den Erfolg zu steigern.

Anwendungsbeispiele in Smartphones

Viele populäre Apps in Deutschland setzen Retargeting ein, um Nutzer zurückzugewinnen. Einige Beispiele:

  1. E-Commerce-Apps wie Amazon oder Zalando senden personalisierte Angebote basierend auf früheren Interessen.
  2. Spiele-Apps wie Candy Crush oder Clash of Clans bieten inaktiven Spielern spezielle Boni oder Belohnungen.
  3. Fitness-Apps wie Runtastic oder Freeletics motivieren Nutzer mit personalisierten Trainings-Erinnerungen.
  4. Nachrichten-Apps wie Tagesschau oder BILD senden Push-Benachrichtigungen zu relevanten Breaking News.

Die Retargeting-Strategien werden individuell an die App und Zielgruppe angepasst.

Vorteile und Herausforderungen für Smartphone-Nutzer

Vorteile:

  1. Nutzer erhalten relevante und personalisierte Inhalte und Angebote.
  2. Erinnerungen helfen, nützliche Apps nicht zu vergessen und den vollen Nutzen auszuschöpfen.
  3. Exklusive Anreize und Belohnungen für die Rückkehr schaffen einen Mehrwert.

Herausforderungen:

  1. Zu häufige oder irrelevante Retargeting-Nachrichten können als Spam empfunden werden.
  2. Einige Nutzer empfinden Retargeting als Eingriff in die Privatsphäre.
  3. Die Balance zwischen Nutzen und Belästigung muss sorgfältig abgewogen werden.

Vergleich mit ähnlichen Technologien

Retargeting ist verwandt mit anderen Marketing-Technologien im Smartphone-Bereich:

  1. Push-Benachrichtigungen: Können Teil einer Retargeting-Kampagne sein, werden aber auch für allgemeine App-Kommunikation genutzt.
  2. In-App-Messaging: Ähnelt Retargeting, zielt aber meist auf aktive Nutzer ab, um Engagement und Conversion zu steigern.
  3. App-Personalisierung: Individualisierte App-Erlebnisse auf Basis von Nutzerverhalten, oft proaktiv statt reaktiv wie Retargeting.

Der Hauptunterschied liegt im Fokus auf die Rückgewinnung inaktiver Nutzer bei Retargeting.

Sicherheit und Datenschutz

Retargeting basiert auf der Sammlung und Analyse von Nutzerdaten, was Fragen zum Datenschutz aufwirft. In Deutschland und der EU gelten strenge Datenschutzbestimmungen wie die DSGVO, die die Nutzerrechte schützen. App-Anbieter müssen:

  1. Transparenz über Art, Zweck und Umfang der Datennutzung schaffen.
  2. Eine explizite Einwilligung der Nutzer einholen (Opt-in).
  3. Möglichkeiten zum Opt-out und zur Datenkorrektur bieten.
  4. Technische und organisatorische Maßnahmen zum Datenschutz ergreifen.

Seriöse Anbieter befolgen diese Regeln und informieren klar über ihre Retargeting-Praktiken.

Rechtliche und gesellschaftliche Aspekte

Neben dem Datenschutzrecht gibt es weitere rechtliche Aspekte zu beachten, insbesondere bei Retargeting-Anzeigen:

  1. Werberichtlinien von App-Plattformen wie Google Play und Apple App Store.
  2. Kennzeichnungspflicht für Retargeting-Anzeigen als Werbung.
  3. Besonderer Schutz von Minderjährigen vor gezielter Werbung.

Gesellschaftlich wird Retargeting kontrovers diskutiert. Während viele die Vorteile relevanter Angebote schätzen, kritisieren andere die Ausnutzung von Nutzerdaten und Eingriffe in die Privatsphäre. Eine verantwortungsvolle und transparente Nutzung ist entscheidend für die Akzeptanz.

Zukünftige Entwicklungen

Das Retargeting von Smartphone-Apps wird sich in Zukunft weiterentwickeln:

  1. Fortschritte bei KI und Machine Learning werden Retargeting-Kampagnen noch zielgerichteter und personalisierter machen.
  2. Neue Kanäle wie App-Inbox-Nachrichten oder Chat-Bots könnten für Retargeting genutzt werden.
  3. Die Integration von Retargeting mit anderen Marketing-Aktivitäten (z. B. Social Media) wird zunehmen.
  4. Der Trend zu mehr Datenschutz wird die Einführung neuer Technologien wie Differential Privacy oder Federated Learning fördern.

Insgesamt bleibt Retargeting ein wichtiges Werkzeug für App-Anbieter, erfordert aber eine sorgfältige Abwägung von Nutzen und Risiken.

FAQ

1. Wie kann ich Retargeting-Nachrichten in einer App stoppen? In den meisten Apps finden Sie in den Einstellungen Optionen zum Deaktivieren von Retargeting und Push-Benachrichtigungen. Alternativ können Sie auch in den Smartphone-Einstellungen App-Benachrichtigungen global ausschalten.

2. Werden beim Retargeting meine persönlichen Daten an Dritte weitergegeben? Seriöse App-Anbieter geben keine personenbezogenen Daten an Dritte weiter. Allerdings können pseudonymisierte oder aggregierte Daten für Analysezwecke oder Werbeanzeigen verwendet werden. Details dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung der jeweiligen App.

3. Ich habe eine App deinstalliert, bekomme aber immer noch Retargeting-Anzeigen. Ist das normal? Ja, das ist möglich. Wenn Sie der Nutzung Ihrer Daten zugestimmt haben, können diese weiterhin für Retargeting-Zwecke verwendet werden, auch nach der Deinstallation. Um das zu verhindern, widerrufen Sie vor der Deinstallation Ihre Einwilligung in den App-Einstellungen oder im Nutzerkonto.

4. Gibt es eine Möglichkeit, Retargeting app-übergreifend zu deaktivieren? Auf Android-Geräten können Sie in den Google-Einstellungen interessenbasierte Werbung und Retargeting deaktivieren. Bei iOS finden Sie ähnliche Optionen in den Datenschutz-Einstellungen. Beachten Sie jedoch, dass dies das Retargeting in allen Apps und Diensten einschränkt.

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