Kartenanwendung in iOS6
Die Gründe für den Fehlstart der Apple-Navi
Apple hat mit seiner neuen Karten-Anwendung einen veritablen Fehlstart hingelegt. Doch was ist genau passiert? Wir sind der Sache einmal auf den Grund gegangen.

Schon kurz nach Verfügbarkeit von iOS6 häuften sich in Internet-Foren die Beschwerden über das schlechte Kartenmaterial der neue Kartenanwendung, das für jeden nachvollziehbar zahlreiche Fehler und Lücken aufwies.
Mehrere Ebenen
Zunächst muss man verstehen, wie so eine digitale Karte überhaupt aufgebaut ist - nämlich in Ebenen oder Layern, in denen unterschiedliche Informationen gespeichert sind. In der untersten Ebene sind ausschließlich Straßen angelegt. Diese Daten stammen vom Navi-Anbieter Tomtom und sind genau dieselben, wie sie auch seit Jahren in Navigationssystemen aller Art verwendet werden (Tomton hat vor Jahren den Kartenanbieter Tele-Atlas übernommen).
Diese Daten sind so korrekt oder ungenau wie bei allen anderen Navigationssystemen - wir konnten bei den Straßendaten so gut wie keine Fehler finden. Ungeschickt ist jedoch die Farbgebung: An vielen Stellen kann man Stadt und Land kaum voreinander unterscheiden und muss erst hineinzoomen. Die blassen Pastelltöne bieten viel zu wenig Kontrast.
Schlecht integrierte Sonderziele
Die meisten im Internet gemeldeten Fehler finden in der zweiten Ebene statt, wo Sonderziele, Stadtzentren und andere Icons beheimatet sind. Und da hat sich Apple offensichtlich veraltetes und fehlerhaftes Material andrehen lassen: Supermärkte, die schon vor Jahren umbenannt wurden, Tankstellen stehen auf der falschen Straßenseite oder Stadtzentren liegen außerhalb auf einem Acker, wenn der Ortsname nicht gleich völlig fehlt.
Das geht hin bis hin zum Brandenburger Tor, dessen Adresse in "Schöneiche bei Berlin" verortet wird - die Position des Icons stimmt gleichwohl. Auch der vor Jahren zum Hauptbahnhof umgebaute Lehrter Stadtbahnhof in Berlin feiert fröhliche Urständ.
Hier hat sich Apple zweifellos einen Lapsus erlaubt - der oft gescholtene Kartenlieferant Tomtom hat damit jedoch nichts zu tun. Positiv ist, dass die Karte zentral auf einem Server liegt und Apple Schritt für Schritt die Fehler ausmerzen kann. Bis dahin empfiehlt es sich, nicht zu Sonderzielen zu navigieren, sondern nur zu Straßenadressen - die stimmen in den allermeisten Fällen.
3D nicht überall
Ebenfalls nicht von Tomtom stammen die 3D- und Satellitenkarten, die in einem weiteren Layer liegen. Bei der Satellitenansicht würden wir zu einem Unentschieden tendieren: Manche Bereiche sind wesentlich aktueller und besser aufgelöst als bei der Vorgängerkarte von Google, andere jedoch erscheinen nur in Schwarz-Weiß und grob aufgelöst. Auch her dürfte sich die Qualität mit der Zeit deutlich verbessern, wenn Apple aktuelles Material aufspielt, was zum Start offensichtlich nicht überall vorhanden war.
Die 3D-Karten funktionieren in Deutschland bisher nur in Berlin und auch nur im Zentrum. Wo noch keine 3D-Informationen vorliegen, zeigt die Karte das platte Satellitenbild - deswegen ist auch die Freiheitsstatue in New York nur als plattgedrückter Stern zu erkennen. Das ist also kein Fehler - die 3D-Daten reichen schlicht nicht über den Hudson hinaus. Und so findet sich tatsächlich immer wieder Kurioses: Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche war wohl zum Zeitpunkt der Fotoaufnahmen eingerüstet - in der Apple-Ansicht könnte man meinen, es handelt sich um ein Büro-Hochaus.
Fazit: Fehlstart einer an sich guten Navi
Unterm Strich kann man ganz klar von einem Fehlstart sprechen - jedoch ist nicht alles schlecht an Apples neuem Kartendienst. Die meisten Fehler dürften in den nächsten Monaten schrittweise ausgebessert werden. Die Navigation an sich jedoch funktioniert prächtig - wie gut, das lesen Sie in der Connect-Ausgabe 11/2012 (ab 5. Oktober am Kiosk).
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