Fast wie früher...
Die ideale Anlage
Schon die Pioniere der HiFi-Frühzeit kombinierten Röhrenverstärker am liebsten mit Hörnern. HiFi Concept aus München belebt diesen Kombi-Klassiker neu.

Der Test des Unison S9 (4/10) hinterließ einen tiefen Eindruck in der Redaktion. Mit seiner hohen Leistungsaufnahme und der starken Hitzeentwicklung wirkt der neueste Röhren-Amp der Italiner zwar alles andere als modern, aber seine klangliche Neutralität und Authentizität ist einzigartig. Womit kombiniert man eine solche Preziose? Ein Anruf bei HiFiConcept, einem der langjährigsten Unison-Händler bundesweit, brachte uns weiter. "Unison S9?" fragte Firmenchef Robert Heisig, "da haben wir eine herrliche Kette mit der Odeon Elektra 5."
Der Termin war schnell ausgemacht. Ich war äußerst gespannt: Röhre und Horn, das kann auch schnell mal schief gehen. Aber Heisig ist seit 34 Jahren im Geschäft, da darf man annehmen, dass er weiß, was er tut. Für den Hörtermin war auch Gerald Gessner zugegen. Gessner, auch als High-End-Tuner und als Entwickler von automobilem High End (zum Beispiel in den BMW M-Modellen) bekannt, ist ausgewiesener Röhrenspezialist - und eben auch Top-Verkäufer bei HiFi Concept ...
Der Verkäufer ist ein Star
... und ein bekennender Röhren-Fan: "Wer die richtigen Röhren richtig einsetzt, dem steht eine ganz große Klangwelt offen." Beim S9, so auch Gessners Meinung, ist das überragend gut gelungen. Allerdings darf die angeschlossene Box leistungsmäßig nicht zu anspruchsvoll sein. So wie eben die Odeon.
Die Lautsprecher
Gessner: "Wir verkaufen vor allem die kleineren Modelle. Die Elektra 5 ist sicherlich nicht Frauen-kompatibel. Aber sie passt so gut zur S9..." Die Odeon Elektra ist nur im Mittelhochton mit Kugelwellenhörnern bestückt. Im Bass wäre eine Hornlösung utopisch groß geraten. Hier kommt ein Bassreflex-unterstützter 11-Zoll-Tieftöner zum Einsatz, der aber wegen der Hörner eher "laut" und weniger "tief" abgestimmt ist.
Im Hochtonbereich spielt die Odeon Horn-untypisch weich und fein. Gessner: Deshalb haben wir uns bei der Verkabelung für dynamisch-offen klingende Verbindungen entschieden: komplett Kimber. Diese Kabel sind eh' ein Phänomen. Wenn wir Kunden unterschiedliche Kabel vorspielen, entscheiden sich fast Zweidrittel für Kimber."
Das Zubehör
Für die Lautsprecher also ein KS 3033, für die NF-Verbindungen ein KS 1026 und für die Stromversorgung gab es Audioplan Powercord und die bewährte Steckdosenleiste Audioplan PowerStar. Wichtig sind Gessner die Geräte-Basen von Finite Elemente: "Vor allem bei Röhren bringen sie einen gewaltigen Klangfortschritt: mehr Ruhe, mehr Räumlichkeit."
Die Quelle
...war in diesem Fall ein Naim Audio HDX Musik-Server, den wir auch als CD-Player nutzten und spaßeshalber mit dem Zusatznetzteil XPS (siehe Seite 28) aufpeppten - und wieder einmal bass erstaunt über den klanglichen Zuwachs waren.
Die Musik
Gessner hatte grandiose Blasmusik ("vogelwildes Zeug") mitgebracht, ich die Yello Titel-CD der 1/10, die neue Peter Gabriel ("Scratch My Back") und ebenfalls passende, weil bayerische Blasmusik: "Übersee" von LaBrassbanda.
Die Performance
Und, man muss es so unverblühmt sagen: Das klang sensationell echt. Vor allem die Bläser funkelten und knarzten, dass es eine helle Freude war. Jedes Detail stand fast anfassbar im Raum; das Klangbild hatte eine Tiefe und auch eine in der Höhe richtige Abbildung, wie es mit Hörnern gemeinhin nicht machbar ist. Oder die Stimme von Gabriel: Auch sie kam sehr präsent und offen. Das machte Lust auf MEHR und der Lautstärkeregler wanderte gefährlich in Richtung 3 Uhr. Jetzt mal Yello. Und wieder das gleiche Bild: Die Kette spielte exakt auf den Punkt. Alles kam so unaufgeregt-kraftvoll, die feinen Sound-Details funkelten und glitzerten genau so, wie es sein soll. Nur ganz unten ging der Kette die Puste aus. Das lag an der limitierten Leistung der S9, aber auch an dem Bass-schluckenden Demo-Raum von HiFiConcept.
Der Ausklang
Diese Kette ist sicherlich schon rein optisch nichts für jedermann und ich würde sie eher für mittlere denn für große Räume empfehlen. Aber wer sich darauf einlässt, bekommt die Musik in einer ganz seltenen Pracht serviert.



