Mobilfunk-Netztest SBB Schweiz 2014

Peter Kummer, CIO SBB AG: "Maßnahmen zeigen Wrkung"

connect sprach mit Peter Kummer, CIO der SBB AG, über die Ergebnisse des Mobilfunk-Netztests in den Zügen der Schweizerischen Bundesbahn.

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Interview - Connect
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© SBB CFF FFS

Haben Sie die Ergebnisse des Netztests überrascht?

Nein. Bisher hatten wir nur unsere eigene Einschätzung auf Basis individueller Erfahrungen und des Feedbacks von Kunden. Wir haben erwartet, dass der Netztest für den Fernverkehr ein sehr gutes Ergebnis liefert, für den Regionalverkehr hingegen Verbesserungsbedarf aufzeigen würde. Wir sind zudem davon ausgegangen, dass wir im internationalen Vergleich gut abschneiden würden. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass wir mit unseren Annahmen richtig lagen.

Im Vergleich zu Deutschland sehen die Ergebnisse der Bahn-Messungen wirklich besser aus. Sind Sie zufrieden?

Ja, das Ergebnis bestätigt unsere Strategie zur Verbesserung des Empfangs unterwegs. Mit Gratis-Internet an den Bahnhöfen und Signalverstärkern, also Repeatern, in den Zügen zielen wir auf den größtmöglichen Kundennutzen ab. Wir setzen gemeinsam mit den drei Mobilfunkanbietern seit 2010 konsequent darauf, die Züge im Fernverkehr mit modernen Signalverstärkern auszurüsten. Die Verbesserung des Empfangs im Zug hat den Wettbewerb gefördert, sodass alle drei Mobilfunkanbieter stark in die Netzabdeckung entlang der Bahnlinien investiert haben und immer noch investieren.

Bei der Mobilfunkversorgung der Bahnstrecken stehen sowohl die SBB als auch die Netzbetreiber in der Pflicht. Was können Sie tun, und wo glauben Sie besteht seitens der Netzbetreiber Nachholbedarf, um die Servicequalität auf das in Städten oder auf Autobahnen übliche Niveau zu bringen?

Der Ausbau der Mobilfunkversorgung in der Bahn ist eine gemeinsame Aufgabe. Mobilfunkanbieter und SBB haben hier die gleichen Interessen und arbeiten eng und gut zusammen. Im Fernverkehr sind wir so auf einem guten Niveau angelangt. Beim Regionalverkehr sind wir optimistisch, dass wir zusammen mit Bund, Kantonen und den Mobilfunkanbietern zu einer Finanzierungslösung für den Einbau von Signalverstärkern kommen. Es wäre aber falsch, die Erwartung zu wecken, dass der Empfang im Zug langfristig genauso gut sein kann wie in Städten oder gar zu Hause. Mehr als 1000 Passagiere auf engstem Raum, die sich mit 200 km/h von einer Mobilfunkzelle zur nächsten bewegen, werden immer eine riesige Herausforderung darstellen und der Qualität Grenzen setzen.

In den Regionalzügen sind die Fehlerraten beim Telefonieren und bei den Datei-transfers signifikant höher als im Fernverkehr. Woran liegt das?

Die Hauptursache liegt in den fehlenden Signalverstärkern. Ohne Signalverstärker wird das bereits schwächere Mobilfunksignal durch die Isolation des Bahnwagens stark gedämpft. Fahrgäste im Regionalverkehr bekommen daher oft ein zu schwaches Mobilfunksignal. Da die Fernverkehrszüge über Signalverstärker verfügen, haben sich die drei Mobilfunkanbieter darauf konzentriert, die Mobilfunkversorgung entlang der Fernverkehrsstrecken zu optimieren. Daher ist der Empfang im Fernverkehr heute spürbar besser als im Regionalverkehr.

Der Regionalverkehr liegt in der Verantwortung der Kantone. Hat die SBB dann überhaupt eine Möglichkeit Einfluss zu nehmen?

Unsere Fahrgäste unterscheiden kaum bewusst zwischen Fern- und Regionalverkehr. Sie erwarten eine durchgängige Servicequalität, auch beim mobilen Empfang. Im Schweizer ÖV-System wird der Regionalverkehr aber von den Bestellern finanziert, also vom Bund und den Kantonen. Investitionen in die Ausrüstung von Regionalverkehrszügen mit Signalverstärkern müssen zwingend durch die Besteller genehmigt werden. Die SBB führt im Interesse ihrer Kundinnen und Kunden intensive Gespräche mit Mobilfunkanbietern und Bestellern, damit unsere Fahrgäste in allen Zügen gut telefonieren und Onlinedienste nutzen können.

Kann die SBB mit Zügen ohne Repeatern von den Netzbetreibern Engagement im Regional-Verkehr verlangen?

Der Netzausbau kann zu einer Qualitätsverbesserung führen. Da die Isolation des Zuges aber die Mobilfunksignale sehr stark dämpft, dürften die hohen Investitionen ins Netz im Vergleich zur im Zug spürbaren Verbesserung kaum wirtschaftlich sein. Nur mit einer gleichzeitigen Nachrüstung der Regionalverkehrszüge mit Signalverstärkern dürfte eine für Reisende spürbare Verbesserung möglich sein.

Gute Mobilfunkversorgung in Zügen könnte die Produktivität vieler Reisender erheblich erhöhen. Soll der Gesetzgeber für einen rascheren Ausbau höhere Grenzwerte anstreben?

Die SBB ist für eine gute Ausrüstung der Züge verantwortlich und hier zusammen mit den Mobilfunkanbietern auf einem guten Weg. Über die Schweizer Grenzwerte entscheidet die Politik. Die hohen Grenzwerte führen aber zu im internationalen Vergleich hohen Kosten beim Ausbau der Mobilfunknetze, was die Verbesserung der Mobilfunkversorgung entlang der Bahnlinien hemmen kann.

Der neue Mobilfunkstandard LTE beginnt sich langsam, aber sicher am Markt durchzusetzen. Welchen Einfluss wird das auf die Versorgung der Bahnstrecken haben?

Jede neue Technologie bringt mehr Bandbreite, was sich auch positiv auf die mobile Versorgung im Zug auswirkt. Auf der anderen Seite fördert jede neue Technologie auch neue Services, stimuliert den mobilen Konsum und erhöht unser Bedürfnis nach einer permanenten Verbindung. Das heißt: Parallel zu neuen Technologien muss auch die Infrastruktur für den Mobilfunkempfang stetig weiter ausgebaut werden.

Die SBB bieten ihren Fahrgästen aktuell kein WLAN im Zug an. Warum? Tragen die Netzbetreiber diese Entscheidung mit?

Signalverstärker erlauben einen guten Telefonie- und Datenempfang, während WLAN nur für Daten genutzt werden kann. Der Einbau von Signalverstärkern ist daher als erste Maßnahme zwingend notwendig, während ein WLAN-System später als zusätzliche Installation beurteilt werden muss. WLAN verbessert jedoch weder die Bandbreite noch die Stabilität einer Datenverbindung spürbar. Der Hauptgrund dafür ist, dass das WLAN - ganz anders als zu Hause - über das normale Mobilfunknetz mit dem Internet verbunden ist. Es ist daher zweckmäßig und wirtschaftlich, mit den Mobilfunkanbietern vorerst den Ausbau der Signalverstärker konsequent voranzutreiben und so den Reisenden unterwegs einen guten Empfang zu bieten.

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5.9.2014 von Bernd Theiss

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