Testbericht
Blu-ray Player Cambridge Azur 650 BD
Cambridge bietet mit dem Azur 650 BD (850 Euro) den ersten Blu-ray-Player an, der auch SACD-Signale digital weiterreichen kann. Klanggewinn oder Spielerei?
- Blu-ray Player Cambridge Azur 650 BD
- Datenblatt


Wer sich schon länger für feine Hochbit-Aufnahmen begeistern kann, der hatte in der formatüberladenen Digitalwelt bis zum heutigen Tag ein Problem: Player die von Blu-ray über DVD-Audio bis SACD alles abspielen, waren nur in den oberen Preisregionen anzutreffen. Meist gab's bei SACD auch noch Einschränkungen. Entweder man musste sie analog wiedergeben, oder ein auf CD-Qualität (44,1 kHz, 16 Bit) heruntergerechnetes Signal in Kauf nehmen. Das war um so bedauerlicher, als die größeren Modelle aktueller Surround-Verstärker den DSD-Datenstrom der SACD in höchster Qualität per HDMI-1.3-Schnittstelle auch direkt verarbeiten. Und nur so lassen sich Bassmanagement, Raumkorrektur - eben durchaus sinnvolle - Signalbearbeitungen und sonstige Annehmlichkeiten ohne qualitätsmindernden Umweg nutzen.
Mit dem neuen Azur 650 BD löst Cambridge dieses Problem. Ein Player, der nicht nur alle aktuellen und ehemaligen audiophilen Formate von HDCD über DVD-Audio und SACD bis Blu-ray spielt, sondern alle Signale auch in roher Form weiterreicht - wie es eigentlich seit HDMI 1.3 schon immer erlaubt ist. Darüber hinaus hat er alle wichtigen Decoder auch selbst an Bord und kann sämtliche Formate fertig decodiert als hochauflösendes PCM weitergeben. Natürlich spielt er ebenfalls bis zu 7.1 Kanäle analog ein. Basierend auf dem Mediatek-Chipsatz und einer OEM-Basis des kalifornischen Spezialisten Oppo, bauen die Briten damit einen feinen Highend-Player mit imposanter Ausstattung und einigen audiophilen Extras die keineswegs selbstverständlich sind, wie etwa eine passive Kühlung ohne lärmenden Ventilator.

HDMI 1.3: audiophil digital
Schon bei der ersten Inbetriebnahme provozierte das Konzept und die Anwenderfreundlichkeit des Players ein Schmunzeln auf den Gesichtern der Tester: Der Player bootet in Sekunden, schneller als manch ein DVD-Spieler. Sofort nach dem Einschalten läßt sich die Lade öffnen. Auch das Einlesen meistert er in flottem Tempo: Nach 10 Sekunden laufen CD oder DVD, Blu-rays zeigen sich nach 20 Sekunden. Und auch im laufenden Programm navigiert er überdurchschnittlich reaktionsschnell. Genial: Das Konfigurationsmenü lässt sich im Abspielbetrieb nutzen, ohne dass man die Wiedergabe für Einstellarbeiten jedes Mal unterbrechen muss. Das Menü ist schlicht, aber anschaulich und klar gegliedert und lässt sehr flexible und detaillierte Einstellungen zu. Dadurch kann man den Azur 650 BD immer optimal an seine Mitspieler anpassen. In einigen Situationen sollte man aber schon genauer wissen, was man tut und gegebenenfalls seinen hoffentlich fachkundigen Händler zu Rate ziehen.

Weniger schön, aber vertretbar ist, dass das Playermenü nur Englisch spricht. Auch lässt sich Deutsch für Disk-Menüs, Synchron- und Untertitelsprache nicht direkt aus der kurzen Liste auswählen. Man muss sich den passenden Code aus der Tabelle in der dankenswerterweise deutschsprachigen Anleitung suchen. Und man sollte auch in einer anderen Sache einen Blick in die Anleitung werfen: Für viele Medien verbergen sich komfortable Funktionen hinter den vier Farbtasten, etwa das Umschalten von der Foto-Liste auf die Diaübersicht. Das Setup glänzt mit einem hervorragend anschaulich illustriertem und flexiblem Bassmanagement. Für Audio und Video lassen sich neben den HDMI-Automatismen auch manuell die Signalarten und Bandbreiten bis auf das aktuell in der Norm erlaubte Maximum freischalten oder bestimmte Beschränkungen festlegen. Von digitalem Component-Video 4:4:4 und 36 Bit Farbtiefe bis zu 192 kHz Samplingrate und DSD-Ausgabe.
Setup: Weitreichende Einstellung aller Signale

Doch zurück zur SACD-Verarbeitung. Neben der Bitstrom-Ausgabe der DSD-Spur bietet der Player die Möglichkeit, das Signal in highendiges PCM mit 24 Bit und 88,2 kHz zu wandeln. Anders als Denon- und Marantz-Player, die SACDs bis auf frustrierende 16 Bit und 44,1 kHz stauchen. Der Cambridge muss mangels eigenem DSD-Ein-Bit-Wandler die SACD auch für die analoge Ausgabe zuerst in PCM umrechnen. Flexibler geht es nicht, denn so lassen sich analoge Verstärker und alle HDMI-Geräte mit den Hochbit-Signalen versorgen und nicht nur die aktuellsten Modelle, die direkt DSD verstehen. Im stereoplay-Hörraum musste der Player dann zeigen, wie gut er die Umrechnung bewerkstelligt.
Zuerst sollte der Azur 650 BD seine hervorragende Kompatibilität zu allen angegebenen Standards beweisen. Seine Videosignalverarbeitung überzeugt mit einem guten, schnellen De-Interlacing und einem vergleichsweise einfach gestrickten, aber gut gefilterten Scaler. Der erzeugt zwar von DVD leichte Überschwinger - sichtbar als Doppelkonturen - zeigt aber mit guter Bandbreite knackig scharfe Bilder.
Über DSD klingt die SACD richtig gut

In Sachen Audio stuften die Tester zunächst die Klangqualität der analogen Ausgänge ein. Mit 57 und 47 Punkten für Surround- und Stereowiedergabe erreichte der Cambridge solide Werte für diese Preisklasse. Aber es wurde schnell klar, dass seine Entwickler ihren Einfallsreichtum eher für die HDMI-Signale verwandt hatten. Mit verschiedenen Standard-Dolby- und DTS-Aufnahmen, feinen HD-Formaten von PCM bis 192 kHz, TrueHD und DTS-HD Master Audio festigte der Player bei DVD-Audio, DVD-Video und Blu-ray seine Position mit 64 Punkten.
Nun kam der Kasus Knaxus: Wie bewährt sich die direkte digitale DSD-Ausgabe im Vergleich zu PCM-Wandlung und zur analogen Ausgabe. Erste Versuche mit einem Onkyo PR-SC5507 und ausführliche Tests mit einem Denon AVR 4310 im Hörraum bestätigten den großen Klanggewinn von HDMI- gegenüber dem analogen Umweg. Der Unterschied zwischen DSD und umgerechnetem PCM fiel vergleichsweise gering aus, kostet aber knapp einen Klangpunkt. Nochmals spannend wurde der Vergleich mit einem "echten" SACD-Spieler, in diesem Falle einem Marantz SA 7001 (Test 6/06), der analog angeschlossen, mit dem HDMI-DSD-Signal verglichen wurde. Abgesehen davon, dass der Denon analog beschickt etwas heller und sein DSD-Wandler etwas dunkler klang, wurde schnell klar, der Sieger hieß Cambridge.

Ein dickerer Player, der Marantz SA 15 S 1 (Test 9/05) musste her. Es war verblüffend: Der kaum halb so teure Blu-ray-Player hielt locker das Niveau des analog angeschlossenen SACD-Spielers. Er klang nur etwas weniger dynamisch, malte aber reichere Klangfarben und sorgte für tieferen Raum. Neben Stereo- spielt der Cambridge zusätzlich Mehrkanal-SACDs in gleicher Qualität und übertrumpft so den Spezialplayer locker. Besser noch: Der hält nur im "Direct"-Betrieb mit. Will man sein Analogsignal digital aufpeppen, verliert er gegenüber dem Cambridge weiter an Boden, begrenzen doch die dann zwischengeschalteten A/D-Wandler seine Klangqualität.
Fazit
Gratulation nach Cambridge. Mit dem Azur 650 BD liefern sie den ersten Blu-ray-Player für audiophile Hörer, die im Digitalzeitalter angekommen sind und ihre "alten" Hochbit-Scheiben auch heute uneingeschränkt genießen möchten. Zumal es da nicht wenige einzigartige Mehrkanal-Versionen gibt. Man denke nur an Pink Floyds SACD "Dark Side of The Moon". Dies ist der audiophile Player für das HDMI-Zeitalter.
Cambridge Azur 650 BD
Cambridge Azur 650 BD | |
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Hersteller | Cambridge |
Preis | 850.00 € |
Wertung | 106.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |