Duell: Apple iPhone 4 gegen Samsung Galaxy S2
Sie stechen aus der breiten Masse heraus und begeistern quer durch alle Schichten: Wir haben die Überflieger Samsung Galaxy S II und Apple iPhone 4 in den Ring geschickt.

Design: iPhone 4
Für Steve Jobs ist klar: "Design is not just what it looks and feels like. Design is how it works." Das heißt aber nicht, dass Apple "Look" und "Feel" vernachlässigt. Im Gegenteil: Was Verarbeitung und Haptik angeht, ist das iPhone 4 unangefochten: Vorder- und Rückseite sind vollständig in gehärtetes Glas gefasst, der umlaufende Metallrahmen dient nicht nur zur Stabilisation, sondern auch als Antenne für Mobilfunk, WLAN, GPS und Bluetooth - solange man die Bänder nicht per Hautkontakt überbrückt und die Mobilfunkverbindung in die Knie zwingt.
Den Erfolg des Geräts konnte das als "Antennagate" bekannt gewordene Problem aber nicht schmälern. Die Verarbeitung des 4er mit seinen markanten, für manchen Geschmack etwas zu harten Kanten ist vorbildlich; das Gehäuse wirkt wie aus einem Guss. Sichtbare Übergänge zwischen den Komponenten gibt es keine; Knarzen, Stöhnen, Quietschen - alles Fehlanzeige. Allein gegen Fingerabdrücke ist das Glasgehäuse nicht gefeit.

Design: Samsung Galaxy S2
Da hat das Galaxy S 2 kein leichtes Spiel, denn das Samsung-Flaggschiff ist vollständig in Kunststoff verpackt - für ein circa 650 Euro teures Smartphone hart an der Grenze. Gänzlich haben sich die Koreaner aber nicht lumpen lassen: Das S2 ist sehr ordentlich verarbeitet, auch hier quietscht und knarzt nichts.
Im Vergleich zum Vorgänger Galaxy S ist das S2 deutlich hochwertiger. Zudem ist die Akkuabdeckung matt und strukturiert und somit immun gegen Fingerfett. Auch macht das S2 mit nur 8,5 Millimetern Bauhöhe und 116 Gramm Gewicht eine beeindruckend schlanke Figur.
Fazit
Das Bessere ist des Guten Feind: In der ersten Runde hat das Galaxy S2 keine Chance gegen das iPhone 4. Das hochwertigere Material und die makellose Verarbeitung des Kulthandys aus Cupertino überzeugen auf ganzer Linie. Auch wenn sich das S2 nicht verstecken muss: Die erste Runde geht klar an Apple.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 1 - 0

Display: Apple iPhone 4
Von Apple mit Blick auf die Netzhaut des Auges "Retina" getauft, beeindruckt der mit 960 x 640 Pixeln auflösende, 3,5 Zoll große TFT-Bildschirm mit einer auch unter seitlichem Blickwinkel gestochen scharfen Ablesbarkeit; 326 Pixel tummeln sich auf jedem Zoll - bei dieser Pixeldichte kann das menschliche Auge keine einzelnen Bildpunkte mehr ausmachen, so wirken Inhalte sehr plastisch.
Problematisch wird es allerdings bei direkter Sonneneinstrahlung, denn dann spiegelt die Anzeige und ist im schlimmsten Fall nicht mehr ablesbar. Immerhin wirkt die maximal einstellbare Helligkeit von 443 cd/m2 diesem Umstand ein Stück weit entgegen. Über jeden Zweifel erhaben ist hingegen die Reaktionsfreude des kapazitiven Touchscreens, der jede Fingerberührung sofort erkennt und ebenso zügig wie sicher umsetzt.

Display: Samsung Galaxy S2
Auch beim Galaxy S2 reagiert der Touchscreen sehr flott und präzise - Highend-Smartphones machen hier keine Kompromisse. Mit 4,3 Zoll ist die Anzeige des S2 deutlich größer als die des iPhone 4, löst mit 800 x 480 Pixeln allerdings etwas niedriger auf. Bei der Bildschirmtechnologie setzt Samsung auf seine Eigenentwicklung mit selbstleuchtenden, organischen Dioden, ein OLED-Display mit neuester Technik, genannt "Super AMOLED Plus".
Die Anzeige gibt Inhalte in kräftigen Farben und sattem Schwarz wieder, Bilder wirken brillant und erreichen Top-Kontrastwerte; allein die von OLEDs gewohnt hohe Farbsättigung bleibt naturgemäß. Im Vergleich zum Retina-Display ist der OLED-Bildschirm zwar dunkler, kann dafür aber einen deutlich besseren Dunkelkontrast aufweisen.
Fazit
Auch wenn das Retina-Display des iPhone heller ist und höher auflöst, der Punkt geht an die große, brillante und kontrastreiche OLED-Anzeige des S2. Denn: Neben der beeindruckenden Fotowiedergabe überzeugen insbesondere Bewegungsdarstellung und schnelle Reaktion bei HD-Videos. Mühelos gelingt Samsung damit der Ausgleich in Runde zwei.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 1 - 1

Ausdauer: Apple iPhone 4
Eineinhalb bis zwei Tage hält der Akku des iPhone 4 im Schnitt durch, die ermittelte typische Ausdauer im Nutzungsmix aus Surfen, Mailen, Videos schauen und Telefonieren liegt bei knapp sieben Stunden - das ist gut. Weniger gut ist, dass der Akku fest verbaut ist und sich nicht ohne Weiteres austauschen lässt - ärgerlich im Reparaturfall.

Ausdauer: Samsung Galaxy S2
Auch das Galaxy S2 hält im Alltagseinsatz eineinhalb Tage fern vom Stromnetz durch, die typische Ausdauer ist nur minimal schlechter als beim iPhone 4. Dafür kann das Samsung mit durchweg besseren Gesprächszeiten in D-, E- und UMTS-Netz sowie einem austauschbaren Akku aufwarten.
Fazit
Knappes Kopf-an-Kopf-Rennen in der Ausdauerrunde. Punktemäßig liegen die beiden Kontrahenten gleichauf und holen beide ein "Sehr gut"; am Ende geht die Runde dank der längeren Gesprächszeiten und des austauschbaren Akkus an das Galaxy S2 - verdiente Führung.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 1 - 2

Apps: Apple iPhone 4
Der App-Store-Vorreiter aus Cupertino hat mit über 360 000 Apps noch immer die derzeit größte und vielfältigste App-Auswahl zu bieten; in über 20 Kategorien hält der App Store für beinahe jedes Anwendungsszenario mindestens eine App parat. Viele Anwendungen gibt's gratis oder für wenig Geld. Bei den Bezahlmöglichkeiten zeigt sich Apple mit Kreditkarte, Bankeinzug, Click-and-buy sowie Guthabenkarten flexibel.

Apps: Samsung Galaxy S2
Der Android Market hat aktuell circa 280 000 Apps im Angebot, mehr als die Hälfte davon sind kostenlos. Strukurell ist Googles Webshop an Apples App Store angelehnt, in Sachen Bezahlkomfort jedoch nicht ganz so flexibel.
Fazit
Auch wenn der Android Market kräftig aufgeholt hat und mittlerweile sehr viele nutzwertige Apps anbietet: Apples App Store ist mit seiner breiten Fülle an Anwendungen und seinem hohen Bedienund Bezahlkomfort noch immer das Maß der Dinge. Damit gleicht Apple aus.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 2 - 2

Multimedia: Apple iPhone 4
Das iPhone 4 hat einen vollwertigen iPod als Musicplayer integriert; dessen Bedienung klappt gewohnt intuitiv, die Oberfläche ist schlicht und übersichtlich gehalten. Musik kommt allerdings nur via iTunes-Sync auf das Gerät. Die mitgelieferten Kopfhörer gehen in Ordnung, die rückseitig verbaute Kamera mit 5 Megapixeln Auflösung schießt erstaunlich gute Fotos.
An schönen Sonnentagen werden die Bilder farbenfroh und knackscharf, bei ungünstigen Lichtverhältnissen nimmt die Qualität allerdings rapide ab. Auch die kleine LED ist da keine große Hilfe, Fotos wirken damit eher fahl und künstlich. Videos kann die Kamera in HD-Qualität mit 720p aufzeichnen; die Aufnahmen überzeugen mit flüssigen und weichen Bewegungen. Für Videotelefonie ist eine Frontkamera mit lediglich 0,3 Megapixeln (640 x 480 Pixel) vorgesehen.

Multimedia: Samsung Galaxy S2
Beim Galaxy S2 wirkt der Musicplayer optisch nicht ganz so elegant und intuitiv, überzeugt aber mit einem frei regelbaren Equalizer, sattem Klang und 5.1-Mehrkanal-Sound. Auch die mitgelieferten Kopfhörer wissen zu gefallen und dienen zusätzlich als Antenne für das integrierte UKW-Radio. Die eigene Musiksammlung kommt via Samsung Kies oder einfach per Drag-and-drop auf das Gerät.
Die Hauptkamera bietet 8 Megapixel Auflösung und macht bei guten Lichtverhältnissen schön scharfe und sehr natürliche Aufnahmen. Bei Dämmerlicht versucht sich der Blitzersatz ohne allzu großen Erfolg, das Bildrauschen nimmt bei Aufnahmen im Dunkeln zu. Videos zeichnet die Kamera ruckelfrei in Full-HD-Auflösung mit 1080p auf. Die Frontkamera für Videochats löst mit 2 Megapixeln auf.
Fazit
Knappe Sache: Das iPhone hat den besseren Player, das Galaxy die besseren Kameras. Nicht zuletzt deswegen geht die Runde an Samsung: Sowohl Kamera als auch Player bieten mehr Einstelloptionen, außerdem sind UKW-Radio und Speicherkartenslot an Bord. Samsung punktet und geht erneut in Führung.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 2 - 3

Betriebssystem: Apple iPhone 4
Wie bei allen iPhones setzt Apple auch beim 4er auf sein eigenes Betriebssystem iOS (aktuelle Version 4.3.3). Die sehr einfache, intuitive und benutzerfreundliche Bedienbarkeit des iPhone ist legendär und nicht übertrieben.
Zwar ist die Apple-Welt an vielen Stellen nach außen geschlossen und der iTunes-Zwang für jeglichen Datenaustausch mit dem PC mitunter ganz schön nervig. Doch wer sich darauf einlässt, bekommt ein optimal aufeinander abgestimmtes und zuverlässig funktionierendes Ökosystem. Dennoch wäre hier und da etwas mehr Offenheit und Transparenz wünschenswert.
Loben muss man Apple auch für seine vorbildliche Produktpflege, denn auch ältere Modelle bekommen in aller Regel das neueste Software-Update. Und so wird es das für Herbst 2011 angekündigte Update auf iOS 5 nicht nur fürs iPhone 4 geben, sondern auch für das dann wohl zwei Generationen zurückliegende iPhone 3GS.

Betriebssystem: Samsung Galaxy S2
Samsung hat mit Bada zwar auch eine eigene Plattform, setzt beim Galaxy S2 aber auf Googles Android 2.3 Gingerbread. Anders als iOS ist Android ein offenes Betriebssystem, weshalb Samsung auch ohne Probleme seine Benutzeroberfläche Touchwiz 4.0 darüber packen konnte.
Auch das Galaxy S2 lässt sich sehr einfach bedienen; das Konzept ist dem von iOS sehr ähnlich, wobei Android logischerweise stark auf Google-Dienste fixiert ist, die sehr gut in das System integriert sind. Wer sich für das Galaxy entscheidet, muss sich bewusst sein, dass es sich nur mit Google-Mail-Konto sinnvoll nutzen lässt.
Fazit
Ohne Wenn und Aber geht die sechste Runde ans iPhone 4. Apple hat mit iOS das Touch- Bedienkonzept entscheidend geprägt und ist mit seiner hervorragenden Modellpflege vorbildlich unterwegs. Klar: Ohne Apple-Software geht nichts, immerhin aber ohne Onlinedienste.
Android hingegen ist ohne Google-Mail-Konto praktisch nicht nutzbar; hier muss jedem klar sein, dass der Internetgigant diverse Nutzerdaten auf seinen Servern liegen hat. Weiteres Android-Problem: Software-Updates kommen mit einer nicht unerheblichen Zeitverzögerung aufs Smartphone. Apple punktet - erneut Remis.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 3 - 3

Mobiles Internet: Apple iPhone 4
Apple schickt das iPhone 4 mit dem sehr flotten Safari-Browser in den Ring. Webseiten werden beeindruckend schnell geladen, selbst wenn sie mit interaktiven Elementen gestaltet sind. Scrollen und Zoomen klappt verzögerungsfrei - egal, ob per Multitouch oder Doppeltipp; hierfür zeichnet der flotte Apple-A4-Prozessor verantwortlich.
Überzeugen kann auch die wirklich einfache Handhabung von Safari: Ob Vor- und Zurücksteuern, Lesezeichen anlegen, Links auf dem Startbildschirm platzieren - alles geht intuitiv und locker von der Hand. Einziger Wermutstropfen: Der Browser kann keine Flash-Inhalte darstellen, was im Klartext bedeutet, dass man entsprechende Seiten nicht öffnen kann.
Vorbildlich sind wiederum die E-Mail-Eigenschaften des iPhone 4. Ein gemeinsamer Posteingang für alle eingerichteten Konten samt Ordnerstruktur erleichtert den Überblick, wer die Postfächer lieber getrennt halten mag - auch kein Problem.

Mobiles Internet: Samsung Galaxy S2
In Sachen mobiles Internet muss das Galaxy S2 kleine Abstriche machen - das Googlemail-Konto hat stets einen eigenen Eintrag im Hauptmenü. Der installierte Webkit-Browser lädt Webseiten und reagiert auf Eingaben ähnlich, aber nicht ganz so schnell wie Apples Safari und ist nicht ganz so nutzerfreundlich.
Um beispielsweise eine Seite zurückzugehen, muss man die Sensortaste drücken, eine Seite vor kommt man etwas umständlich über das Kontextmenü. Sehr schick ist die neue Kipp-Zoom- Funktion: den Touchscreen einfach mit zwei Fingern berühren und zum Skalieren das S2 nach vorne oder hinten neigen. Der größte Vorteil des neuen Galaxy S2 ist hier freilich sein großer 4,3-Zoll-Bildschirm.
Fazit
Trotz Apples Flash-Abstinenz und Samsungs Giganto-Anzeige ist dem iPhone 4 der Sieg in Runde sieben nicht zu nehmen. Eine hervorragende Performance bieten beide Smartphones, der Safari-Browser ist jedoch einen Tick schneller und nutzerfreundlicher. Damit liegt Apple wieder in Front.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 4 - 3

Navigation: Apple iPhone 4
Von Haus aus bietet Apple einen einfachen Routenplaner, der die Karten aus dem Web lädt; aktive Navigation im Auto ist nur über eine zusätzliche Navilösung aus dem App Store möglich.

Navigation: Samsung Galaxy S2
Das Galaxy S2 wird mit Google Maps Navigation ausgeliefert, Googles kostenloser Navi, die auch im Auto führt. Das Kartenmaterial liegt nicht im Gerätespeicher, sondern im Web; wer mit der Google-Navi fährt, verprasst also Datenvolumen. In Zeiten von Flatrates ist das aber kein echtes Manko - zumindest innerhalb der Landesgrenzen nicht. Wer im Ausland navigieren und kein Vermögen ausgeben will, braucht eine Onboard-Lösung.
Fazit
Dank der kostenlosen vollwertigen Navi geht der Punkt ans Galaxy S2 - erneut Gleichstand.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 4 - 4

Laborergebnisse: Apple iPhone 4
Die Empfangsprobeme des iPhone 4 bei ungeschickter Haltung konnten wir im Labortest nachweisen; davon abgesehen fallen die Messergebnisse insgesamt ordentlich aus. Der Empfang in den GSM- und UMTS-Netzen ist durchschnittlich, bei den Akustikmessungen hinkt das iPhone 4 jedoch etwas hinterher.

Laborergebnisse: Samsung Galaxy S2
Im UMTS-Betrieb sind die Funkeigenschaften des S2 überdurchschnittlich gut, auch in den GSM-Netzen liegt das Ergebnis im oberen Drittel. Die Akustikmessungen vor allem in Senderichtung erreichen Spitzenwerte.
Fazit
Eindrucksvolle Ingenieursleistung: Das S2 schlägt das iPhone 4 sowohl bei den Akustik- als auch bei den Funkmessungen - die entscheidende Runde geht an Samsung.
Apple iPhone 4 - Samsung Galaxy S2: 4 - 5

Fazit
Apple hat ganz ohne Frage das mit Abstand edelste und hochwertigste Smartphone auf dem Markt, das mit einer wirklich beeindruckenden Nutzererfahrung, einer intuitiven Bedienoberfläche, einem Hammer-Display, dem besten App-Store und dem schnellsten Webbrowser glänzt.
Zurücklehnen dürfen sich die erfolgsverwöhnten Kalifornier aber nicht. Denn das Galaxy S2 ist genauso einfach zu bedienen und bietet ein genauso beeindruckendes Nutzererlebnis, obendrein hat es das größere und kontrastreichere Display, ist der bessere Multimedia-Künstler, bietet die besseren Telefonieeigenschaften und hat einen rasant wachsenden App-Shop im Rücken. Und so schickt daS2er das 4er im direkten Schlagabtausch am Ende zu Boden.
Apple ist gefordert und muss nachlegen - ein guter Kauf sind Stand heute beide Modell.