Wohnraumstudio

My Sound vereint High End und Wohnambiente

4.9.2013 von Holger Biermann

High End, perfekte Raumakustik und ein stimmiges Wohnambiente gelten als unvereinbar. Aber es geht. stereoplay war zu Gast in Deutschlands schönstem Wohnraumstudio - und ist begeistert.

ca. 5:20 Min
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My Sound Wohnraumstudio, High End Raumakustik, Wohnzimmer
My Sound Wohnraumstudio, High End Raumakustik, Wohnzimmer
© Archiv

My Sound GmbH

  • Würmstr. 4, 82319 Starnberg
  • Öffnungszeiten nach Vereinbarung
  • Telefon: 08151/9982261
  • Web: www.my-sound.net

Ein Gepard in der Steppe Afrikas: Er fixiert den Kameramann, jederzeit bereit, loszusprinten. Ein tolles Bild, majestätisch, fast 1,5 Meter breit. Plötzlich kommt Bewegung in die Szene. Fast lautlos schiebt eine motorisch angetriebene Konstruktion das Bild nach oben und gibt einen dahinter liegenden 55-Zoll-Plasma-Bildschirm von Panasonic frei. Und erst jetzt fallen die genau im Farbton der Wand gehaltenen und plan eingebauten Lautsprecher-Abdeckungen links und rechts des Fernsehers auf - Einbaulautsprecher von Martin Logan. Angetrieben werden die Spezialboxen über den extrem flachen Streamer-Verstärker von Devialet, der an der Wand hängend als HiFi-Gerät auf den ersten Blick gar nicht zu erkennen ist. Die Sessel vor dieser Anlage sind mit dem gleichen edlen Leder bezogen, das auch die Konsole unter dem Verstärker ziert. Wow! Alles sieht so stimmig elegant und so gar nicht nach HiFi beziehungsweise Heimkino aus...

Genau das ist die Idee von MySound, dem Konzept-Showroom in Starnberg bei München: High End in einer Form anzubieten, die sich nicht aufdrängt, sondern das Wohnzimmer Wohnzimmer sein lässt - und trotzdem einen überwältigenden Klang zaubert.

Ein Mann mit Visionen

Der Kopf dahinter ist Wolfgang Linhard, im Hauptberuf rechte Hand bei Audio Components (Hauptmarken: McIntosh, Wilson Audio, Martin Logan, Devialet, Moon, Spectral, Pass Labs und MIT). Gemeinsam mit dem Einbau-Spezialisten Uwe Eichfelder hat er hier viele außergewöhnlich edle und traumhaft aussehende Lösungen gefunden. Das Credo der beiden: Es muss immer gut und edel aussehen, die Qualität muss top sein und HiFi-typische Unarten wie herumliegende Kabelbäume stehen ganz oben auf der Verbotsliste.

Wolfgang Linhard über "My Sound"

Zudem hat Linhard den Akustik-Profi Thomas Fast von Fast Audio mit ins Boot geholt. "Die Raumakustik ist zweifelsohne der Schlüssel zum gelungenen MySound-Konzept", sagt Wolfgang Linhard während unseres Besuchs (siehe auch das Interview).

Bildergalerie

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Galerie

Bilder: My Sound Wohnraumstudio

Der kleine Raum im Eingangsbereich. In der aufgesetzten Fake-Wall, hier in Orange gehalten, sind die gesamte Technik sowie die erstaunlich erwachsen…

Individuell optimiert

Das hört man sofort, sieht es aber nicht. Denn in MySound kamen konsequenter als sonst jene Akustik-Elemente von Fast Audio zum Einsatz, die auch den stereoplay-Hörraum perfekt getrimmt haben. Nur sind sie hier fast komplett unter riesigen, traumhaften Bildern verschwunden. 

Jeder der fünf Räume wurde von Thomas Fast vielfach akustisch vermessen und individuell auf das Optimalste hergerichtet. Zum Beispiel das große Studio, in dem unter anderem eine Wilson Audio Sophia und eine Magico Q7 spielen - und trotz ihrer Größe gar nicht auffallen.

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Die großen Glasflächen wurden hier völlig unbehandelt belassen, um den transparenten und lichten Charakter des Raums zu erhalten. Die notwendige Absorption - vor allem hier hat es ohne Raumakustik furchtbar geklungen - findet an den festen Wänden statt. Dort nämlich haben Linhard und Fast die großen Bild-Absorber aufgehängt. Das sind zehn Zentimeter tiefe Aluminium-Rahmen. Diese sind an den Stirnwänden immerhin 3,0 x 4,80 Meter groß und haben es in sich: In ihnen können alle möglichen Akustik-Elemente untergebracht werden. Für die Stirnseiten-Bilder hat Fast eine Kombination verschiedener Bass-Absorber gefunden, die den Raum bis 200 Hertz weitestgehend ruhig stellen. Zur Mittelhochton-Absorption kommen zwei ebenfalls riesige "Bilder" an der langen Wand zum Einsatz. Diese nehmen den ganzen Hall aus dem Raum. 

Raumakustik, die mitwächst

Das ist der große Vorteil dieses Akustikbilder-Systems: Ändert sich das Equipment - zum Beispiel die Dipole von Martin Logan statt der Wilsons - oder vielleicht sogar der Geschmack des Besitzers, muss man nur die Bespannung (das Bild) abnehmen und andere Elemente wie Diffusoren oder Mittelton-Absorber einsetzen. So kann man die Akustik jederzeit exakt anpassen. 

Raue Diffusoren

Bevor ich jetzt weiterhin euphorisch über die großen Bild-Absorber schwadronniere: Es gibt bei MySound sehr wohl auch andere, sehr bemerkenswerte Akustik-Lösungen. Etwa die perfekt diffundierenden Seitenwände des Nachbarraums, auf denen raue Holzschindeln aufgesetzt sind. Eine tolle Optik! Oder die Bedämpfung des Raumes durch transparente, mikroperforierte Vorhänge vom Schweizer Spezialisten Akustik & Innovation. Das alles sieht überhaupt nicht nach HiFi-Laden aus - sondern nach einer Wohnung, in der man einfach gern leben möchte. Ich war und bin es immer noch: begeistert.

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Aber welche Funktion hat My Sound - einfach nur ein weiterer, wenn auch sehr schöner HiFi-Laden? Wohl kaum. Audio Components verfügt ja über jede Menge Händler, um seine highendigen Komponenten an den Musikfan zu bringen. My Sound setzt darüber an. Einzelkomponenten ja, aber nur solche, die die Händler sich schon länger nicht mehr in den Laden stellen - weil sie einfach zu teuer sind. Eine große Wilson oder eine Magico Ultimate II würde man in Deutschland wohl nur hier hören können. Zudem ist der Laden eine Präsentationsplattform für besonders leckere Einbauten und funktioniert als Schulungszentrum, wenn Audio Components seinen Händlern neue Produkte demonstriert.

Nicht nur ein Show-Room

Doch dafür allein hätte sich Linhard die Mühe wohl nicht gemacht. Sein wichtigstes Anliegen ist es, mit MySound Menschen, die vorher noch nichts damit zu tun hatten, für HiFi und High End zu begeistern. Deshalb ist hier alles so edel präsentiert, so dezent verpackt. Deshalb liegen auch nirgends lange Kabel und deshalb ist das My-Sound-Konzept auch für stereoplay so spannend. Gibt es tatsächlich einen Weg zu High End jenseits armdicker Kabel und hoher Endstufen-Türme?

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Wolfgang Linhard ist davon überzeugt und genießt schon jetzt ein so positives Feedback, dass er das MySound-Konzept auch anderen Händlern anträgt. Aber er macht auch deutlich, dass MySound nicht nur Show-Room sein soll. Interessierte, die in Starnberg all diese schönen Lösungen sehen und hören, können diese dort auch kaufen. Lösungen, von denen Linhard glaubt, dass die meisten - auch seiner - Händler sie in dieser Form nicht anbieten und schon gar nicht umsetzen können.

Da mag er Recht haben. Ich habe verschiedene Einbauten von Uwe Eichfelder selbst anschauen und hören können. Das war alles fantastisch gelöst, auch weil Eichfelder die bestehende Wohnzimmer-Optik nie verändert, sondern das unterzubringende HiFi- oder Surround-System immer perfekt angepasst hat. Und die Preise, die MySound dafür ansetzte, waren verblüffend fair.

Zurück nach Starnberg. Immerhin stehen hier die großen Magico Q7, die man nur selten zu hören bekommt. Und ich wollte mir ja auch noch einen Eindruck von der eigenwilligen Raumakustik machen.

Fazit

Unterm Strich blieb ich über vier Stunden. Wer in MySound sitzt und hört, vergisst schnell die Zeit, weil nichts stört. Kann sein, dass es die faszinierenden Bilder sind, die mich in diese andere Welt zogen. Aber es war sicher auch der überragende Klang der großen Magicos, die in diesem so lichten Studio so vollkommen neutral und unaufdringlich perfekt spielten. Die Raumtiefe, die exakte Abbildung, die große Klarheit in der Detailwiedergabe - all das hätte ich einem Raum mit so viel Glas nie und nimmer zugetraut. Das gilt auch für die anderen Räume: Jeder klingt für sich gut, auch das Surround-Studio, wo mit Ausnahme des TV-Displays überhaupt keine Technik mehr zu sehen ist.

Als ich den Laden verließ, hatte ich ein ganzes Bündel von Ideen im Kopf, wie ich mein eigenes Wohnzimmer technisch-akustisch umgestalten werde... Schon allein deshalb kann ich jedem Interessierten nur raten, mal nach Starnberg zu pilgern. Inspiration ist garantiert!

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