Begegnung der besonderen Art - das Vertu Constellation
Vertu präsentiert sein erstes Smartphone mit Touchscreen und vergisst vor lauter Begeisterung (fast) die Technik.

Eine Begegnung der besonderen Art hatte connect am 18. Oktober 2011 bei der Vorstellung des neuesten Vertu-Smartphones in Mailand. Statt mehrseitiger Charts zu den neuen Features, der verbesserten Kamera oder dem noch schnelleren Prozessor vermittelten Vertu-Mitarbeiter den versammelten Journalisten...
Eine Begegnung der besonderen Art hatte connect am 18. Oktober 2011 bei der Vorstellung des neuesten Vertu-Smartphones in Mailand. Statt mehrseitiger Charts zu den neuen Features, der verbesserten Kamera oder dem noch schnelleren Prozessor vermittelten Vertu-Mitarbeiter den versammelten Journalisten - zumeist aus der Lifestyle oder Modebranche kommend - in Kleingruppenvorträgen erst einmal die Vorzüge des hauseigenen Concierge-Services.
Ein Dienst, den der Käufer beim Erwerb des ab 4400 Euro erhältlichen Edelphones namens Constellation für ein Jahr quasi im Beipack hat. Was steckt dahinter? Im Prinzip eine Dienstleistung, die Vertu-Kunden von der Theaterkarte über die Tischreservierung bis zum Flugticket rund um die Uhr mit allem umhegt und versorgt, was man sich nur denken kann.
Vier neue Dienste
Diese Dienste sind so in das Betriebssystem eingebettet, dass sich aus der Anwendung heraus der Concierge-Mitarbeiter anrufen oder anmailen lässt. Ob der Bedeutung des Concierge Services wurden also erst mal vier zusätzliche neue Dienste vorgestellt.
Als da wäre "Club Access". Ein Dienst, den richtig einordnen wohl nur der kann, der in der Welt der Reichen und Schönen unterwegs ist. Oder ein Redakteur, der nachfragt, worum es da denn eigentlich geht. Schließlich kann ein Club alles sein. Hinter Club Access steckt die Vermittlung des Zugangs zu entsprechenden privaten Clubhäusern, die vom Spa über Businessräume, Bars und Restaurants bis zum Fitnesscenter so ziemlich alles bieten, was man sich nur vorstellen kann.
Bildhaft also eine Art Mischung aus Lion's und Robinson-Club mit Steigenberger Hotels, nur eben zigfach exklusiver. Gerade mal 10 Clubs hat Vertu bis dato für würdig empfunden, im Club Access gelistet zu werden. Wer bedenkt, dass die Mitgliedschaft in solchen Clubs schon mal 20.000 Dollar im Jahr kosten kann, sieht den Anschaffungspreis des Constellation vielleicht relativiert - immerhin garantiert Vertu mindestens einmal pro Jahr Zutritt zu einem der gelisteten Clubs.
Weinprobe
Nicht weniger elitär fällt der implementierte Dienst zu Berry Brothers and Rudd aus, dem laut Vertu "renommiertesten Wein- und Spirituosenhändler Großbritanniens". Was steckt dahinter? Wenn etwa beim Diner ein Tropfen besonders mundet, kann das Constellation gezückt, das Etikett der Flasche abfotografiert und den Experten von BB&R geschickt werden.
Die identifizieren daraufhin das Objekt der Begierde und den Geschmack, geben Kaufempfehlungen oder zeigen interessante Alternativen zum gerade getrunkenen Wein auf. Selbstverständlich kann über einen Tastendruck auch direkt ein Weinexperte angewählt werden. Als besonderes Extra lädt Berry Brothers & Rudd schließlich Vertu-Besitzer zu seinen Weinproben und Seminaren in Großbritannien, Asien und den USA ein oder gewährt ein Vorkaufsrecht auf Sammlerartikel wie erlesenste Jeroboam- und Imperial-Flaschen aus aller Welt.
Wer's nicht sofort parat hat: Jeroboam-Flaschen zügeln mit 3 Litern Inhalt den kleinen, Imperialflaschen mit 6 Litern den etwas größeren Durst. Beiden gemein: Sie sind - salopp formuliert - sauteuer.
Elektronischer Stadtführer

Aus vorgenanntem lässt sich schon ableiten, das Constellation-Besitzer eher zu einer Personengruppe mit gehobenem Einkommen zählen. Da scheint es nur recht und billig, dass als dritte App-Innovation die Protector Services Group ins Spiel gebracht wird, der die Sicherheit der Vertu-Nutzer am Herzen liegt.
"Ausgewiesene Sicherheitsexperten der Unternehmensgruppe machen die persönliche Sicherheit jedes Vertu-Besitzers zu ihrem Anliegen und bieten darüber hinaus exklusive Leistungen wie persönliches und betriebliches Risikomanagement, Vermögens- und Personenschutz.
Vertu-Kunden haben unbegrenzten und in einigen Regionen exklusiven High Level-Zugang zu den Beratern der Protector Services Group und deren Best-in-Class-Services und können so ihrem Bedürfnis nach Komfort und Sicherheit entsprechen". In die App integriert sind auch Informationen zu den Sicherheitsrisiken in Ländern der Welt sowie ein diskreter, direkt absetzbarer Notruf.
Nicht nur Globetrotter dürften sich an der App "Vertu City Brief" erfreuen, die als elektronischer Stadtführer die wichtigsten Tipps und Informationen zu gut 200 Städten der Welt listet. Dabei greift Vertu nicht etwa auf den Inhalt von Marco Polo und Co zurück, sondern setzt eigene Experten ein, die dafür sorgen, dass der Constellation-Kunde nicht auf ausgetretenen Pfaden wandelt.
Wie ein Anzug von Brioni
Dass das Smartphone selbst alles andere als just another Smartphone ist, zeigt sich im späteren Verlauf der Veranstaltung mit Aushändigung der ersten Praxistestexemplare. Keine Frage, dass hier weder über Spaltmaße noch Materialien noch Verarbeitungsqualität gesprochen werden muss. Das Design sitzt und wirkt wie ein Anzug von Brioni. Das brillante Amoled-Display mit 3,5 Zentimeter Diagonale schützt ein hoch kratzfestes Saphirglas, das auch bei Edeluhren eingesetzt wird, Quadband sorgt für globale Erreichbarkeit, WLAN für flotte Datenübertragung und 32 GB interner Speicher für jede Menge Medien, die aufgespielt werden können und Symbian Anna zeigt die Nähe zu Nokia.
Pfiffig ist die als 3,5 Millimeter Buchse getarnte Multimediaschnittstelle: Was aussieht wie eine Kopfhörerbuchse ist in Wahrheit eine Audio-/Video-Ausgangsbuchse, mit der sich Filme, Fotos, Präsentationen und E-Mails auf den Monitor, Fernseher oder Beamer übertragen lassen. Nicht von ungefähr teilt sich das Constellation technische Features wie Bluetooth A2DP, FM-Radio oder kostenlose weltweite Landkarten/Stadtpläne und Navigation mit Assisted GPS, Beschleunigungssensor und digitalem Kompass mit den High-End-Smartphones von Nokia.
Entsprechend flüssig ließ es sich mit dem Constellation durch die Menüs scrollen und wischen, wobei der optische Auftritt der Icons bewusst unauffällig gehalten wurde. Glamour und Shine wurden aus den Menüebenen verbannt, was zwar für schicke, aber nicht immer verwechslungssichere Icons sorgt. Dank Swype lässt es sich auf der virtuellen Tastatur mit etwas Übung lässig schreiben.
Der Luxus hat seinen Preis
Das alles kennt connect, wirklich neu ist freilich das Verarbeitungsniveau, auf dem sich Vertu bewegt. Hier sei der Pressetext bemüht: "Jedes Constellation-Telefon wird von einem einzigen Spezialisten von Hand gefertigt. Modernste Technologien und Herstellungstechniken unterstreichen den Qualitätsanspruch von Vertu. Verarbeitet werden nur die hochwertigsten Materialien: das 3,5 Zoll große HD Multi-Touch-Display besteht aus einem einzigen makellosen Saphirkristall, die 8-Megapixel-Kamera ziert ein aufwendig gearbeitetes Rubindetail am Auslöser. Die Hörmuschel ist aus polierter Keramik, das Gehäuse aus rostfreiem Chirurgenstahl - poliert oder satiniert, die Rückseite des Telefons mit hochwertigstem Leder bezogen und natürlich ist das Telefon mit Vertus einzigartigem HiFi-Soundsystem ausgestattet."
Wie eingangs erwähnt hat das alles seinen Preis. Im güngstigsten Fall sind das 4400 Euro für das Constellation in satinbraunem Leder, im teuersten 10.900 Euro für die Variante in rot goldenem Metallmix. Und selbstverständlich entzieht sich die Bewertung des Preises jedem objektiven Maßstab. So wie es den Besitzer eines Rolls Royce kaum kümmern wird, ob sein Luxusliner auf dem Nürburgring bestehen kann, so tangiert es den Vertu-Telefonierer wohl kaum, ob in irgendwelchen profanen Telefonen größere Displays oder schnellere Prozessoren verbaut werden.