Musik im Raum - Tarnung
Es gibt durchaus Möglichkeiten, Kabel zu verstecken. stereoplay schaute sich um und fand eine Vielzahl cleverer Lösungen.

- Musik im Raum - Tarnung
- Interview mit Dieter Amann
Müssen diese lästigen Lautsprecherkabel wirklich meterlang quer über den Teppich laufen?" Solche Fragen kennen geplagte HiFi-Fans zur Genüge. Und der Kritiker oder die Kritikerin haben Recht: Der Strom kommt doch auch aus der Wand und gelangt via kurze Netzleitung ohne große Umwege von der Wand...
Müssen diese lästigen Lautsprecherkabel wirklich meterlang quer über den Teppich laufen?" Solche Fragen kennen geplagte HiFi-Fans zur Genüge. Und der Kritiker oder die Kritikerin haben Recht: Der Strom kommt doch auch aus der Wand und gelangt via kurze Netzleitung ohne große Umwege von der Wand zum Gerät. Auch die Antennenleitung kommt für gewöhnlich per Anschlussdose aus der Mauer. Was also ist mit Lautsprecherkabeln? oder Cinch-Leitungen? Kann man nicht auch die HDMI-Strippe zum Fernseher vollständig tarnen? Man kann.

International bietet das so genannte Installer-Business gute Lösungen, auch wenn diese Dienstleistung des Komplett-Einbauers in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt. Doch wer über den HiFi-Tellerrand blickt, entdeckt schnell Lösungen für die intelligente Verlegung seiner Verkabelung. Man muss eben mal schauen, was beispielsweise in der Konferenztechnik verbaut wird, und selbst in Baumärkten und Teppichhäusern lassen sich clevere Produkte für die Verlegung und das Anschließen entdecken. Grundregel: Alles lässt sich verdecken und verstecken, und für de facto jede Anschlussnorm kann man Anschlussdosen erhalten, um das Signal verschwinden und an anderer Stelle wieder auftauchen zu lassen.
Tatsächlich gibt es heute für praktisch jede Stecker- und Übertragungsnorm Anschlüsse und Lösungen, die lästigen Strippen in der Wand oder Fußleiste oder sonstwie getarnt zu verlegen. Für fast alle Probleme kann man auch Lösungen finden, die vollständig rückbaubar sind, was ja beispielweise für Mietwohnungen wichtig ist, wo man nicht einfach Schlitze klopfen und Leerrohre verlegen kann, wie es gerade Spaß macht. Auch was die Qualität der Steckverbinder und Buchsen angeht, ging die Entwicklung dramatisch weiter: Von den wackeligen DIN-Lautsprecherbuchsen in der Unterputzdose, wie man sie aus vergangenen Tagen kennt, ist praktisch nichts mehr übrig; dafür können Sie heute sogar feinste WBT-Verbinder bekommen.
Echte Fachleute
Wer sich für handwerklich fit hält und die passenden Werkzeuge sein Eigen nennt, der darf gerne ambitioniert selbst Hand anlegen. Allerdings sei an dieser Stelle auch gesagt, dass gute Fachleute Mittel und Ideen zu bieten haben, die selbst ausgebuffte Heimwerker das Staunen lehren. So konnte beispielsweise der Autor dieser Zeilen vor einiger Zeit folgendes Schauspiel beobachten: Ein Freund hatte einen gemeinsamen Bekannten, der Raumausstatter ist, eingeladen, ein Kabel zwischen einem in der Fußleiste versteckten Dimmer für eine Halogenlichtanlage und einem Schalter zu verlegen. Der Raumausstatter löste einen schmalen Streifen der Tapete an. Die trennte er mittels Skalpell auf und bog sie, ohne Falten zu verursachen, entlang des Schnitts mittels Spachtel auf. Eine kleine Handfräse mit Absaugung nutzte er, um den Kabelschacht (beinahe) staubfrei in den Putz zu fräsen. Mittels Gips fügte er das vorher passend geschnittene Leerrohr in die frisch geschnittene Nut. Nach dem Trocknen wurde der Gips plangeschliffen. Nun erhielt die wie eine Bananenschale aufgefaltete Tapete neuen Kleister und wurde zurück auf die Wand gefaltet - voila, Leerrohr verlegt! Dauer der Aktion: kaum eine halbe Stunde plus Trocknungszeit. Und in der Tapete konnte man anschließend selbst mit der Lupe den Schnitt kaum noch erkennen.

Für solche Lösungen durch einen Fachmann sollten Sie also nicht nur Ihren üblichen Hauselektriker im Blick haben, sondern auch Raumausstatter, Möbelschreiner, Bodenleger, Malermeister und Sanitärfachleute. Letztere arbeiten seit Jahrzehnten am Verstecken von (Rohr-)Leitungen.
Der Mauerbau
Eine der im Ausland verbreitetsten Lösungen zum Verstecken nicht nur der Kabel, sondern der kompletten Technik von der Steckdose bis zum Fernseher ist ein Konzept nahmens "Fake Wall", übersetzt etwa falsche Wand. Gemeint ist damit eine in Trockenbauweise errichtete Wand vor der eigentlichen Hauswand. Das Konzept ist auch in Deutschland verbreitet, allerdings bislang nur im Bad. Dort verschwinden Spülkasten und Rohrleitungen hinter dem Rigips.
Der clevere Installer verbaut im Hörraum einfach die komplette Anlage in der Wand vor der Wand, integriert ein HiFi-Rack für die Komponenten, versteckt die Lautsprecher hinter akustisch transparentem Vlies in Wandfarbe, falls nicht ohnehin In-Wall-Lautsprecher zum Einsatz kommen, verbaut ebenso unauffällig einen potenten Subwoofer, und auch der Fernseher und ein Platten- und Bücherregal finden in dem neu gewonnenen Hohlraum ein Plätzchen.

Und wie groß ist der Platzbedarf für solch eine Raumverkleinerung? null. Die so untergebrachten Komponenten stünden sonst eben frei im Raum, oftmals spart man sogar Platz. Stilvoll dekoriert und gestaltet, wertet eine Fake-Wall für die Anlage den Raum sogar auf, mal abgesehen davon, dass nun alle Strippen dahinter vor den Blicken und auch vor dem Staubsauger völlig in Sicherheit sind.
Mehr Leisten
Weniger radikale Baumaßnahmen verdecken nur die Kabel auf Ihrem Weg von A nach B. Aber auch in diesem Falle gibt es andere Lösungen als Fußleisten mit Hohlräumen. Zum einen bieten sich Wandabschlussprofile an, wie die Produktgruppe korrekt lautet, mit beachtlich großen Hohlräumen, die mehreren dicken Lautsprecher- und Stromleitungen in verschiedenen Kammern ausreichenden Platz bieten, und dann sind da noch die wirklich schicken Produkte, die eigentlich mehr nach raumgestalterischen Maßnahmen aussehen als nach einer simplen Tarnmaßnahme.

Hierzu zählt am prominentesten sicher die AmbienTrack Serie von in-akustik. Die Aluprofile sehen nicht nur gut aus und bieten Platz für ein ganzes Bündel von Kabeln, es gibt auch passende Lichtelemente für das Schienensystem, das damit aktiv in die Raumgestaltung einbezogen wird. Wie in der Konferenztechnik üblich, lassen sich an beliebiger Stelle Aufputzdosen daran andocken, um am passenden Ort eine Steckverbindung, beispielweise direkt hinter einem Lautsprecher, zur Verfügung zu stellen. Ambientrack lässt sich wie andere Schienensysteme nicht nur als Fußleistenersatz einsetzen, es darf auch an Treppen entlang steigen oder die Wände hoch laufen. So lässt sich etwa der Flachbildfernseher chic mit Strom und Signalen versorgen und sieht im abgedunkelten Zimmer aus, als schwebe er auf einer Lichtsäule.
In Möbeln verstecken
Nicht jeder hat Platz für ein ausgewachsenes HiFi-Rack, und so stehen nicht wenige Geräte in Schränken, und immer öfter werden auch Laptops und mobile Zuspieler an die Anlage angeschlossen, die dann schon mal auf einem Sideboard oder Schreibtisch Platz finden müssen. Für solche gelegentlichen Verbindungen mit Strom-, Netzwerk- und Audioleitungen bieten sich versenkbare Anschlussfelder an, die bei Nichtgebrauch unauffällig verschwinden. Diese findet man mannigfaltig in der Konferenztechnik, und sie bieten in der Regel modulare Steckfelder mit Buchsen aller Art, sodass man sie leicht für die heimischen Zwecke anpassen kann. Nicht jeder zeigt sich begeistert ob der Idee, zum Versenken eines solchen Anschlussfelds sein Möbel anzubohren, aber das ist oft besser als die blanken Strippen. Auch Platz lässt sich dafür praktisch immer schaffen, selbst wenn es beispielsweise bedeutet, eine darunter liegende Schublade zu kürzen, um für Mechanik und Kabel Raum zu gewinnen.
Integrieren statt nachrüsten

Wer sowieso dabei ist, seine Verkabelung zu tarnen und neu zu planen, der sollte überlegen, vielleicht auch gleich einige neue Features einfließen zu lassen, etwa die Zone 2 seines Surround-Receivers zur Beschallung der Küche oder des Büros zu nutzen, und gleich die Signalkabel und Steuerung bis in den Nebenraum verlegen. So braucht nicht in jedem Zimmer ein weiteres Radio zu stehen und der iPod, der bei der Anlage im Cradle als Minimusikserver seinen Dienst verrichtet, kann im ganzen Haus genutzt werden. Man glaubt auch kaum, was die Industrie so alles für normale Unterputzdosen anbietet, etwa netzwerkfähige Radios, die für Küche oder Bad allemal gut genug klingen, beim Lichtschalter integriert.
Mit einer Neuverstrippung kann man seiner Anlage mit niederinduktiver Stromversorgung auch klanglich etwas Gutes Tun. Das erreicht man am einfachsten mit der parallelen Verlegung mehrerer Standardnetzleitungen vom Schaltkasten zur Steckdose an der Anlage. Das kostet wenig und bringt verblüffend viel.
Wenn Sie nach einer Lösung für Ihr eigenes Versteckspiel suchen, beginnen Sie am besten bei einem altgedienten HiFi-Händler, bevor Sie einen Baumarkt aufsuchen, denn der sieht sich mit dieser Aufgabe seit Jahrzehnten konfrontiert und weiß um die bewährten Lösungen; wenn er nicht selbst Hand anlegt, kennt er die passenden Handwerker-Kontakte.