Messenger-Dienst
Telegram: Russische Behörden fordern Verschlüsselungscodes
Der russische Sicherheitsdienst FSB hat von Telegram die Offenlegung der Verschlüsselungscodes für den Nachrichtenverkehr gefordert. Verweigert der Messenger die Aufforderung, droht eine Sperrung.

Der russische Föderale Sicherheitsdienst (FSB) hatte den Messenger-Dienst Telegram bereits im vergangenen Jahr aufgefordert, die Verschlüsselungscodes für den Nachrichtenverkehr herauszugeben. Jetzt hat der oberste Gerichtshof die Berufung von Telegram zurückgewiesen und die staatliche Regulieru...
Der russische Föderale Sicherheitsdienst (FSB) hatte den Messenger-Dienst Telegram bereits im vergangenen Jahr aufgefordert, die Verschlüsselungscodes für den Nachrichtenverkehr herauszugeben. Jetzt hat der oberste Gerichtshof die Berufung von Telegram zurückgewiesen und die staatliche Regulierungsbehörde für Telekommunikation Roskomnadzor hat dem Messenger eine Erfüllungsfrist von 15 Tagen gesetzt, sonst folge die Sperrung des Dienstes in Russland.
Laut Bloomberg wurde bereits letztes Jahr eine Strafe von 14.000 US-Dollar verhängt, da Telegram eine Offenbarung der Codes verweigerte. Pavel Durov, Gründer von Telegram, äußerte sich auch jetzt gegen die Weitergabe der privaten Nutzerdaten. Trotz der Drohung einer Sperre der Nachrichten-App werde der Vorstand des Unternehmens der Aufforderung nicht nachkommen. Auf Twitter kommentierte er seine Entscheidung wie folgt: „Die Drohungen, Telegram zu blockieren, wenn es die privaten Daten der Nutzer nicht enthüllt, wird keine Früchte tragen. Telegram steht für Freiheit und Privatsphäre.“ Der FSB warf jedoch ein, die Privatsphäre einzelner Personen würde nicht gefährdet werden, da noch immer ein richterlicher Beschluss für die Einsicht von Nachrichten nötig wäre. Die Schlüssel selbst seien keine „Information mit beschränktem Zugang“. Außerdem solle die Dateneinsicht lediglich zur Terrorbekämpfung dienen. Doch der Messenger-Dienst hat Bedenken.
Telegram bietet den Nutzern zwei Arten der Kommunikationsverschlüsselung. Standardmäßig werden die Nachrichten innerhalb der App nur mit Transportverschlüsselung verschickt und verschlüsselt auf den Servern des Dienstes gespeichert. Jedoch gibt der Dienst den Nutzern auch die Möglichkeit, eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu wählen, bei der nur die Kommunikationspartner die Nachricht entschlüsseln können.
Eine Sperre der Messenger-App würde mehr als 9 Millionen russische Nutzer betreffen, was allerdings nur rund 5 Prozent der Gesamtnutzer ausmacht. Infolgedessen wäre für Telegram ein Verlust der russischen Anhänger zwar schmerzhaft, aber vermutlich verkraftbar.