Apples iPhone AI: Die Funktionen und der Vergleich mit Samsungs Galaxy AI

Bei der Nutzung von KI auf dem Smartphone haben Samsung und Google einen Vorsprung. Beide Unternehmen haben Anfang 2024 eine enge Kooperation angekündigt, in deren Rahmen Samsung die neuesten KI-Tools von Google auf seinen Premium- und (teilweise) Mittelklasse-Smartphones integriert (zur Pressemitteilung im Samsung Newsroom). Das ist eine win-win-Situation für beide Unternehmen: Samsung kann seinen Kunden fortschrittliche KI-Tools auf seinen Smartphones anbieten und Google bekommt eine breite Nutzerbasis inklusive der von den Nutzern generierten Daten. Seitdem vermarktet Samsung seine "Galaxy AI" offensiv.

Apple hat nun wie erwartet nachgezogen. Auf der Entwicklerkonferenz WWDC 2024 hat der iPhone-Hersteller neben iOS 18 (alle Infos), iPadOS 18 (alle Infos) und macOS Sequoia (alle Infos) auch die "Apple Intelligence" vorgestellt, eine Sammlung von KI-Tools, die wie die Galaxy AI viele neue Funktionen möglich macht. Apple kooperiert darüber hinaus mit OpenAI - iPhone Nutzer werden direkten Zugang zu ChatGPT erhalten. Auch wenn Apple seine AI wie gewohnt als einzigartig und herausragend darstellt, sind viele der Features für Nutzer von Galaxy- und von Pixel-Smartphones nichts Neues. Einige aber schon. Wir stellen die wichtigsten Funktionen der Apple Intelligence vor und vergleichen mit der Galaxy AI.

Für welche Geräte gibt es die Apple Intelligence?

Die Apple Intelligence wird in diesem Herbst als Bestandteil von iOS 18, iPadOS 18 und dem neuen Desktop-System macOS Sequoia ausgerollt. Allerdings erstmal nur in Englisch. Weitere Sprachen sollen erst 2025 folgen. Eine weitere Hürde: Die neue KI läuft nur auf den neuesten Apple-Geräten: iPhone 15 Pro und Pro Max sowie iPads und Laptops mit M1-Chip. Die Galaxy AI hat eine breitere Nutzerbasis, sie läuft nicht nur auf der Top-Serie Galaxy S24 sondern auch auf den Top-Modellen 2023 und auf den Tablets der Serie Galaxy Tab S9.

Der Vorteil der Apple Intelligence wird die geräteübergreifende Integration sein: Auf allen Apple-Geräten (Smartphone, Tablet, Notebook) wird eine ähnliche Nutzererfahrung geboten werden. Die Galaxy AI kann das nicht in dieser Breite leisten - allein das Windows-System sorgt auf Samsung-Notebooks für einen anderen Zugang als auf Smartphones und Tablets.

Hilfe beim Schreiben von Texten

Viele der neuen Apple-Funktionen sind vor allem für Apple-Nutzer neu. Die Formulierungshilfe, die innerhalb von Apps wie E-Mail oder Notizen dabei hilft, Texte zu schreiben, kennt man bereits von Samsung und Google. Man kann alternative Formulierungen suchen lassen, Grammatik und Rechtschreibung überprüfen, bei E-Mails kann man sich zudem schnelle Antworten vorschlagen lassen.

Zusammenfassen und Transkribieren

Auch die Möglichkeit, Texte zusammenfassen zu lassen und Audio-Mitschnitte zu verschriftlichen, ist bereits von Google und Samsung bekannt.

Neue Bildbearbeitungsfunktionen und Bildersuche

Die neuen Fotofunktionen von Apple kennen Android-Nutzer ebenfalls. Eine semantische Bildersuche, mit deren Hilfe man die eigene Fotosammlung noch besser durchsuchen kann ("Zeige mir Fotos von meiner Tochter beim Radschlagen am Strand") hat Google gerade auf der I/O 2024 präsentiert ("Ask Photos"). Die neue Apple-Funktion, mit der man Personen auf Fotos retuschieren kann, ist bereits länger als magischer Radierer in Google Photos integriert.

Einzigartige Funktionen von Apple Intelligence: Das iPhone erstellt beliebige Bilder

Einige von der Galaxy AI bekannten Features haben wir bei Apple vermisst. Samsung legt etwa einen Schwerpunkt auf Übersetzungen, das war auf Apples WWDC kein großes Thema. Auch die neue visuelle Suche Circle to Search bleibt Android-exklusiv. Im Gegenzug hat Apple Features gezeigt, die es unter Android (noch) nicht gibt. Mit Image Playground kann der Nutzer beliebige (nicht fotorealistische) Bilder generieren lassen. Weil Image Playground direkt in den relevanten Apps integriert ist (Nachrichten, Keynote, etc.), kann man etwa schnell eine Geburtstagstorte zusammen mit den Geburtstagsgrüßen verschicken.

Genmojis mit AI erschaffen

Die Apple Intelligence ist zudem in der Lage, eigene Emojis zu kreieren. Mann kann einfach einen Emoji per Text beschreiben und auf dieser Grundlage wird dann das passende Emoji erstellt. Apple nennt diese individuellen Emojis "Genmoji". Es ist auch möglich, Genmojis von Bekannten/Freunden auf Basis ihrer Fotos zu erstellen.

Siri wird persönlicher und intelligenter

Weder Samsung noch Google ist es bisher gelungen, einen mit Siri vergleichbaren Sprachassistenten zu etablieren. In Verbindung mit KI könnte sich Apples Vorsprung hier noch vergrößern. Siri soll mit Hilfe von Apple Intelligence noch persönlicher und noch besser auf den Nutzer zugeschnitten agieren können. Apple erklärt, dass Siri Hunderte von neuen Aktionen in und zwischen Apps ausführen kann. Folgende Beispiele werden von Apple angeführt: „Zeig mir den Artikel über Zikaden von meiner Leseliste“ oder „Schick die Fotos vom Grillen am Samstag an Malia“. Nutzer können auch fragen: „Wann kommt Mamas Flug an?“ und Siri soll dann die Fluginfos finden und mit der Echtzeit-Fluginfo vergleichen, um die Ankunftszeit zu zeigen. Wenn das so funktioniert, wäre das ein großer Schritt hin zu einem individuell maßgeschneiderten digitalen Assistenten.

Integration von ChatGPT

Wenn Siri nicht mehr weiter weiß, bietet es an, ChatGPT zu fragen. Der Clou ist hier die direkte Integration in Siri und iOS - damit ist der Zugang zur KI von Open AI besonders einfach.

Datenschutz: Private Cloud Compute

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Apples KI ist der Datenschutz. Auch Google und Samsung legen natürlich Wert darauf, aber bei Apple kann das geschlossene Ökosystem seine Vorteile ausspielen. Denn für Anfragen, die zu komplex für eine on-device AI sind, hat Apple ein Cloud Computing entwickelt, das besonders hohe Sicherheitsstandards erfüllt und ausschließlich auf Apple-Servern und Apple-Software läuft: Private Cloud Compute.

Fazit: Dieser Einstieg ist gelungen

Apple steigt spät in das KI-Rennen ein, aber dafür ist der Einstieg umso durchdachter und besonders vielversprechend. Der iPhone-Hersteller war noch nie ein Innovationstreiber, sein Erfolg beruht vor allem darauf, neue Technologien besonders geschmeidig und nutzerfreundlich umzusetzen und in sein Ökosystem zu integrieren. Viele der neuen KI-Funktionen von Apple sind alles andere als neu, aber sie sind optimal in das System eingebunden und werden von Siri zusammengehalten, dem einzigen digitalen Assistenten, der sich bisher durchsetzen konnte. Mit der Galaxy AI hat Samsung (zusammen mit Google) zwar ähnliche KI-Funktionen im Angebot, aber es fehlt ein mit Siri vergleichbarer digitaler Assistent. Ein bisschen Zeit hat das Android-Lager aber noch, denn Apple hat mit dem Rollout keine Eile, im Gegenteil. Die Apple Intelligence wird regulär erst im Herbst starten und deutsche Nutzer müssen vielleicht sogar noch länger warten.