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Tipps & Anmerkungen

CD-Rippen: Leserbrief

Autoren: Michael Klier und Christian Möller • 21.3.2023 • ca. 3:30 Min

Hallo zusammenMit Freude habe ich Ihren Bericht zum CD-Rippen gelesen. Nachstehend meine Meinung dazu und Tipps aus langjähriger Erfahrung (über 2000 CDs gerippt seit 2015) und Mitschreiben in Internet-Foren.Persönliche Anmerkungen:Aus meiner Sicht gibt es auch heute noch viele Gründe, CDs zu ri...

Hallo zusammen

Mit Freude habe ich Ihren Bericht zum CD-Rippen gelesen. Nachstehend meine Meinung dazu und Tipps aus langjähriger Erfahrung (über 2000 CDs gerippt seit 2015) und Mitschreiben in Internet-Foren.

Persönliche Anmerkungen:

Aus meiner Sicht gibt es auch heute noch viele Gründe, CDs zu rippen (oder sie gar explizit für den Aufbau einer digitalen Musikdatenbank zu kaufen):

  1. Alben vor dem Jahr 2000 klingen meist besser als die späteren Remaster davon (via Streaming wird zumeist nur das letzte (Re-)Master angeboten): mehr Dynamik, weniger Verzerrungen, verschiedene Ausgaben wie die berühmten HighEnd-Remaster von MoFi/MFSL. Siehe hierzu die Anti-Loudness-War-Datenbank Dynamik Range DB, für die jeder seine DR-Werte beitragen kann.
  2. Insbesondere bis in die frühen 90er-Jahre wurden oft klanglich auf den Zielmarkt angepasste Ausgaben veröffentlicht, zumeist: Japan (Klang oft mit der meisten Präzision und Dynamik), Europa, USA (Klang teils wärmer mit mehr Bass).
  3. CDs lassen sich einfach und schnell in ein digitales Dateiformat konvertieren.
  4. Heute günstigste Variante, sich eine Musiksammlung aufzubauen: Einkauf bei Amazon Marketplace, Medimops, Discogs (ist zudem eine riesige Datenbank für Musik-Releases).
  5. Die Musik ist jederzeit offline verfügbar, auch auf dem Handy.
  6. Bei Streitigkeiten über Royalty-Einnahmen wie Neil Young vs. Spotify bleibt die Musik verfügbar.
  7. Die Musik kann auch mit physischen Medien genossen werden.

Verbesserungsvorschläge und Tipps zum CD-Rippen:

  1. CD-Rips überprüfen und sogar Fehler korrigieren: mit der Freeware CUETools (Download und einige Anleitungen hier) können CD-Rips, die in einem Lossless-Format (FLAC, ALAC, WAV) angefertigt wurden, nachträglich auf Fehlerfreiheit überprüft werden. Zusätzlich zur Datenbank AccurateRip wird die eigene Datenbank CTDB angefragt. Mit der Funktion «Fix – Encode» können CDs, die nicht fehlerfrei gerippt werden können, nachträglich korrigiert werden. Anleitung auf Englisch hier.
  2. Bessere Alternative zu EAC und dBpowerAMP: es gibt eine weitere kostenlose Software, die zudem viele weitere Funktionen hat: Foobar2000. Die auch für Laien gut verständliche deutsche Anleitung zum CD-Rippen und weiterer Funktionen (Konvertieren, Dynamikwert ermitteln, ABX-Blindhörtest etc.) findet sich bei AudioHQ.
  3. Lautstärkeanpassung mit ReplayGain: ein grosser Vorteil von Foobar2000 ist, dass es automatisch beim Rippen den ReplayGain-Wert ermitteln und in die gerippten Dateien schreiben kann (Setzen eines Tags, Audio-Daten bleiben unverändert; bei Bedarf ist eine Anpassung der Audio-Daten möglich) – einheitlich für ganze Alben wie auch für einzelne Tracks. Mit kompatiblen Programmen können so Lautstärkeunterschiede beim Abspielen ausgeglichen werden.
    - Für den PC: Foobar, dBpowerAMP
    - Fürs Handy kostenlos: foobar2000 mobile
    - Fürs Handy als kostenlose Version mit Werbung oder einmalig für ein paar Euro ohne Werbung: jetAudio+, Pulsar+, Omnia, Neutron Player, Musicolet
  4. Wenn grosse Sammlungen gerippt oder es schnell gehen soll, empfiehlt es sich, anstelle des standardmässig aktiven Secure Mode (zweimaliges Auslesen mit Datenvergleich) nur den Burst-Modus (einmaliges Auslesen) einzuschalten und das Ergebnis einzig mit der AccurateRip-Datenbank verifizieren zu lassen. Das gilt sowohl für EAC als auch Foobar2000.
  5. Pre-Emphasis in CD-Rips korrigieren: bis ca. 1986 (bei Re-Releases auch länger) wurde bei einzelnen Aufnahmen, insbesondere erste CD-Pressungen aus Japan, Pre-Emphasis angewendet, um bei den ersten Wandlern den Signal-/Rauschabstand zu erhöhen. Pre-Emphasis kann im TOC und/oder im Subcode vermerkt sein. Listen zu Pre-Emphasis-Veröffentlichungen finden sich bei Studio Nibble und in einem Thread im Forum vom Toningenieur Steve Hoffman (Suchfunktion bemühen, wenn eine bestimmte CD gesucht wird). Mit Foobar2000 kann Pre-Emphasis wie folgt korrigiert werden:
    - Download und Anleitung zur Installation des Plugins bei Hydrogenaudio
    - Wichtig: Pre-Emphasis kann mit Foobar2000 einzig via Tag beim Abspielen korrigiert werden (Audio-Daten bleiben unverändert) oder, sinnvollerweise, die Audio-Daten direkt korrigiert werden (dann den originalen CD-Rip separat aufbewahren, z.B. für Verifizierung auf Fehlerfreiheit eines Rips)
  6. Tags-Anpassungen mit Mp3tag: sehr praktisch für jegliche Tags-Korrekturen und für das Setzen des Pre-Emphasis-Tags. Download und Infos hier.
  7. Richtiges Release finden: bei Discogs nach dem Jahr, evtl. auch dem Land und weiteren Parametern filtern. Falls es sich um ein Remaster handelt, wird dies unter «Format» genannt. Der Barcode eines Releases lässt sich auch bei Amazon und Medimops eingeben. Unzählige Diskussionen zu Klangunterschieden und verschiedenen Ausgaben finden sich im Musik-Forum von Steve Hoffman.
  8. Cover-Suche und -Einbindung: für bessere Suchergebnisse den Begriff «Cover» mit eingeben, z.B. «Cover Dire Straits Love Over Gold». Dann bei Google auf «Bilder» klicken, im Suchfilter die Grösse «Mittel» oder «Gross» anwählen («alle Grössen» bringt oft zu kleine Covers). Ideale Cover-Auflösung: 500 x 500 bis 1000 x 1000 Pixel, max. 300 KB. Wenn die Covers zu gross sind, in Windows mit dem Programm «Fotos» oder der Freeware «IrfanView» die Auflösung verkleinern resp. eine Auswahl ausschneiden und separat abspeichern. Discogs bietet ebenfalls eine Fülle von Covers an, meist um 600 x 600 Pixel. Die Covers lassen sich mit Mp3tag schnell einbinden: alle Dateien markieren, unten links Rechtsklick auf das Disc-Symbol, «Cover hinzufügen» und speichern.

Hilfe findet sich auch auf www.hifi-forum.de oder auf Englisch auf www.hydrogenaud.io.

Musikalische Grüsse von einem langjährigen Abonnenten

Pascal Furrer; Schweiz