Musik von Meistern – vom Super-Label ECM. Keith Jarrett und Kollegen begeistern auf unserer Heft-CD
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Über ECM Records aus München muss man nicht mehr viele Worte verlieren: Es ist eines der besten Labels der Welt. Seit 1969 beglückt Manfred Eicher die Welt mit künstlerisch und klanglich exquisiten Aufnahmen aus Jazz und Klasssik. Wir freuen uns, Ihnen auf unserer Heft-CD zehn wunderbare...
Über ECM Records aus München muss man nicht mehr viele Worte verlieren: Es ist eines der besten Labels der Welt. Seit 1969 beglückt Manfred Eicher die Welt mit künstlerisch und klanglich exquisiten Aufnahmen aus Jazz und Klasssik. Wir freuen uns, Ihnen auf unserer Heft-CD zehn wunderbare Titel aus aktuellen ECM-Veröffentlichungen bieten zu können.
1. Arve Henriksen, Trygve Seim, Anders Jormin, Markku Ounaskari - Folkesong Aus dem Album „Arcanum”.
Die Wurzeln des Quartetts liegen in der Volksmusik sowie in der Sakral- und Ritualmusik und in den Klang- und Strukturexperimenten aller Sparten von Klassik bis Jazz. Oft folkloristisch anmutende Melodien des Sopran- und Tenorsaxofonisten Trygve Seim und des Trompeters Arve Henriksen ergeben zusammen mit den strukturierenden Beiträgen des Kontrabassisten Anders Jormin und des Drummers Markku Ounaskari ein faszinierendes Geflecht. Fröhliche und klagende, gehauchte und raue, eruptive und zarte Töne der Bläser schaffen Weite oder Druck und erinnern stellenweise an die Ära des Free Jazz. Im Titel „Folkesong“ schweben die Sounds von Bläsern und Elektronics zunächst über einem impulsiven Puls von Bass und Schlagzeug, bevor das Stück sanft ausklingt. Rezension von: Werner Stiefele
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Arve Henriksen, Trygve Seim, Anders Jormin, Markku Ounaskari - Arcanum
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Musik: 4 von 5
Klang: 4,5 von 5
2. Yannatou, Primavera En Salonico, Bedioui - Ai Giorkis Aus dem Album „Watersong“
Im letzten Stück verschmelzen die Sängerinnen Savina Yannatou und Lamia Bedioui das Spiritual „Wade In The Water“ und das ägyptische „Allah Musau“ (Gott des Moses) zu einem eindringlichen Lied über Flucht und spirituelle Befreiung: ein würdiger Abschluss für dieses transkulturelle Programm. Die Griechin und die in Griechenland lebende Tunesierin sowie das Ensemble Primavera En Salonico verwandeln Lieder aus Italien, Irak, Griechenland, Irland, Korsika sowie dem England des 16. Jahrhunderts in kammermusikalische, mediterrane Kleinode. Mit Akkordeon, Oud, Violine, der Flöte Nay, Kontrabass und Percussion musiziert das Ensemble zwischen Alter Musik und traditionsbewusster Gegenwart. „Al Giorkis“ erzählt eine Version der Geschichte des Heiligen Georg. Rezension von: Werner Stiefele
© ECM/Universal
Yannatou, Primavera En Salonico, Bedioui - Watersong
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Musik: 4 von 5
Klang: 5 von 5
3. Dino Saluzzi - Buenos Aires 1950 Aus dem Album „El Viejo Caminante“
Mit dem Alter kommen Ruhe und Gelassenheit. Die Neugier auf eine ungewöhnliche Besetzung blieb dem 1935 geborenen Bandoneon-Virtuosen Dino Saluzzi erhalten, als er 2023 mit seinem Sohn José Maria an der klassischen Gitarre und dem Norweger Jacob Young an akustischer und elektrischer Gitarre ins eigene Studio ging. Néstor Diaz und Lobo Zepol fingen die Begegnung von impulsgeprägtem Saitenklang und schwebenden Bandoneontönen schön ausbalanciert ein. Die leisen Geräusche der Finger auf den Gitarrenhälsen und das Klicken der Bandoneontasten zeigen, dass diese Musik handgemacht, intim, persönlich ist. Die Gitarristen führen bezaubernde Dialoge und verschmelzen diese genial mit den Melodien des Bandoneons. Gut 70 Minuten lang entführt das Trio mit zehn Stücken in eine Welt voll Empfindsamkeit und Harmonie. In „Buenos Aires 1950“ erinnert Saluzzi daran, wie er mit 14 bereits Bandleader war. Rezension von: Werner Stiefele
© ECM/Universal
Dino Saluzzi - El Viejo Caminante
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Musik: 4,5 von 5
Klang: 4 von 5
4. Sokratis Sinopoulos, Yann Keerim - Vlachia Aus dem Album „Topos“
Lyra-Spieler Sokratis Sinopoulos und Pianist Yann Keerim nehmen auf ihrem ersten Studioalbum Stücke von Béla Bartók in den Blick. Der ungarische Komponist gilt als Freund der Ethno-Musikologie, die Musik in ihrem kulturellen Kontext untersucht. So vereint das Album sechs „Rumänische Volkstänze“ von Bartók sowie malerische Eigenkopositionen der beiden griechischen Musiker. Lyra und Piano gehen hier eine beinahe exotisch anmutende Liaison ein. Das traditionelle kretische Instrument verströmt eine melancholische, tiefgründige Atmosphäre, das gern getupfte Piano konterkariert die Saitenarbeit feinsinnig in plastischem Klangbild. ECM-Label-Chef Manfred Eicher produzierte „Topos“ 2024 in Athen. Ein Schmankerl daraus wartet auf unserer Heft-CD: „Vlachia“. Rezension von: Claus Dick
© ECM/Universal
Sokratis Sinopoulos, Yann Keerim - Topos
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Musik: 4,5 von 5
Klang: 4,5 von 5
5. Fred Hersh - Law Years Aus dem Album „The Surrounding Green“
Wie differenziert Fred Hersch dem Flügel die Töne entlockt. Und wie melodiös. Jede Bewegung unterteilt er in leise und kräftige Töne, lässt den Ausdruck anschwellen und zurückfallen, nimmt die Dynamik mindestens so ernst wie die Melodieführung. Und dann noch Drew Gress und Joey Baron! Sie spielen auf Kontrabass und Schlagzeug ähnlich nuancenreich in den sieben Titeln. Das hört sich einfach und selbstverständlich an und zeugt in drei Kompositionen von Hersch und vier Coverversionen von Konzentration und Können – eine herrlich entspannte Atmosphäre ist die Folge. Diesen Reigen krönt eine federnde Fassung von „Embraceable You“. Sie wirkt, als habe das Trio eine versteckte Hommage an Ahmad Jamals legendäres Konzert „At The Pershing“ beabsichtigt. Der Track „Law Years“ ist eine ruhige Version des vielgespielten Klassikers des großen Saxofonisten Ornette Coleman von 1972. Rezension von: Werner Stiefele
© ECM/Universal
Fred Hersh - The Surrounding Green
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Musik: 5 von 5
Klang: 5 von 5
6. Wolfgang Muthspiel, Scott Colley, Brian Blade - Diminished and Augmented Aus dem Album „Tokyo“
„In diesem Trio ist alles miteinander verbunden“, sagt der Gitarrist Wolfgang Muthspiel. „Es geht nicht um Solotrips. Alles ist ineinander verflochten.“ Seine Einschätzung stimmt. Der Bassist Scott Colley nimmt Muthspiels Läufe oft auf, setzt einen Gedanken fort, lässt sich auf Unisonopassagen ein, liefert Gegenmelodien, während der Schlagzeuger Brian Blade den beiden folgt oder ihnen eigene Rhythmen entgegensetzt. Ein Hin und Her aus Übereinstimmung und Gegenbewegung entsteht so, wobei die Impulse meist von Muthspiel an der akustischen oder elektrischen Gitarre ausgehen. In „Diminished And Augmented“ greifen akustische Gitarre, Schlagzeug und Kontrabass dann so selbstverständlich ineinander, dass man sie beinahe für ein einziges Instrument halten könnte. Rezension von: Werner Stiefele
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Wolfgang Muthspiel, Scott Colley, Brian Blade - Tokyo
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Musik: 5 von 5
Klang: 5 von 5
7. Keith Jarrett - New Vienna Part IX Aus dem Album „New Vienna“
Er wollte sich immer auch selbst überraschen. Keith Jarrett brauchte dazu das Publikum, maßregelte es gerne, schätzte es aber als Echoraum der eigenen Kreativität. Er war stets mehr Konzertpianist als ein Mann des Aufnahmestudios. Während seiner letzten Solo-Tournee durch Europa 2016 machte er auch im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins Station. „New Vienna“ ist ein in neun Einzelbilder plus Zugabe aufgeteiltes Live-Programm, das den Meister in seinen Facetten vom Melodiker über den Dekonstruktivisten und Blues-Intellektuellen bis zum Klangwühler und Feintöner zeigt. Keith Jarrett gönnte sich die Freiheit der spontanen Musikentwicklung. Der Maestro wollte nichts planen, und so wurde auch „New Vienna“ ein überraschendes, oft mitreißendes Konzert. „New Vienna Part IX“ beschließt den Reigen, bevor er zu „Somewhere Over The Rainbow“ ansetzt. Rezension von: Ralf Dombrowski
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Keith Jarrett - New Vienna
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Musik: 4,5 von 5
Klang: 4 von 4
8. Yuval Cohen Quartet - Avia Aus dem Album „Winter Poems“
Was für ein wunderbarer Ton! Der klassisch ausgebildete Yuval Cohen bläst sein Sopransaxofon klar und fest, lässt die Töne zwischendurch strahlen, ihre Klangfarbe im Entstehen wechseln und gleitet mit sensibel eingesetzter Dynamik durch die Melodien. Sein Instrument jubiliert, funkelt, und manchmal bringt Cohen mit einem leichten Vibrato eine weitere Facette ins Spiel. Der Pianist Tom Oren, der Kontrabassist Alon Near und der Schlagzeuger Aton Benjamin begleiten ihn feinsinnig und überlassen ihm den Platz im Zentrum. Fünf der acht nuancenreich arrangierten Stücke sind einzelnen Personen gewidmet. Zurückhaltend leitet Cohen „Avia“ (im Lateinischen die Großmutter) ein, lässt Raum für einen Trio-Abschnitt und übernimmt gegen Ende wieder die Führung. Rezension von: Werner Stiefele
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Yuval Cohen Quartet - Avia Aus dem Album „Winter Poems
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Musik: 4 von 5
Klang: 4,5 von 5
9. Benjamin Lackner - More Mesa Aus dem Album „Spindrift“
Nicht die Menge der Töne entscheidet über die emotionale Kraft von Musik. Die Ausdrucksskala der Musiker, ihre Fähigkeit, Muster und Melodien zu erzeugen und die Bereitschaft, Ego und Können in einen kommunikativen Prozess einzubringen, machen in aller Regel den größeren Teil der musikalischen Faszination aus. Dies bestätigen Benjamin Lackner (Piano), Mathias Eick (Trompete), Mark Turner (Tenorsaxofon), Linda May Han Oh (Kontrabass) und Matthieu Chazarenc (Schlagzeug) mit den zehn Stücken des Albums „Spindrift“. Sie spannen wunderbare Bögen, oft von den Bläsern im unauffälligen, aber effektiven Unisono eingeleitet, steigern sich, nehmen sich zurück, wechseln die Intensität: Es ist ein beständiger Reigen des beschwingt wehenden Wohlklangs. Der in Santa Barbara aufgewachsene Lackner erinnert in „More Mesa“ an eine dortige unentwickelte Landschaft. Rezension von: Werner Stiefele
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Benjamin Lackner - Spindrift
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Musik: 5 von 5
Klang: 5 von 5
10. Mathias Eick - May Aus dem Album „Lullaby“
Lullabys sind Wiegenlieder. Eigentlich sollen sie bewirken, dass Kinder sich zur Ruhe legen und einschlafen. Ob dies auch für die acht Stücke des Albums von Mathias Eick gilt, müsste von Eltern mit Nachwuchs erprobt werden. So viel steht auch ohne Empirie fest: Eine beruhigende Wirkung geht von ihnen aus. Duftig und zart wirken sie und erzählen von tiefem gegenseitigem Verständnis, Gemeinsamkeiten und der Individualität innerhalb des Quartetts. In Eicks sanft wehenden, atemreich geblasenen Melodien schwingt das Feeling der skandinavischen Volksmusik mit, an welche er anknüpft, ohne einzelne traditionelle Volkslieder direkt zu zitieren. Sein Faible für einprägsame Variationen eines Themas und gefühlvolles Zusammenspiel prägt unter anderem die Ballade „May“. Rezension von: Werner Stiefele
© ECM/Universal
Mathias Eick - Lullaby
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Punkte/Ohren
Musik: 4,5 von 5
Klang: 4,5 von 5