Huawei Pura 70 Ultra im Test: Starke Kamera und feines Design
Mehr zum Thema: HuaweiDas Pura 70 Ultra ist ein feines Phone mit starker Kamera, das sich nun viel besser nutzen lässt. Allerdings bleiben für den Preis einige Schwächen.

Huawei hält beständig daran fest, trotz Sanktions-Schwierigkeiten Smartphones in Deutschland anzubieten. Mit der neuen Smartphone-Generation hat sich wieder einiges getan. An erster Stelle der Name, denn aus der einstigen P-Serie wird die Pura-Serie. Das Pura 70 Ultra ist also das aktuelle Top-Sma...
Huawei hält beständig daran fest, trotz Sanktions-Schwierigkeiten Smartphones in Deutschland anzubieten. Mit der neuen Smartphone-Generation hat sich wieder einiges getan. An erster Stelle der Name, denn aus der einstigen P-Serie wird die Pura-Serie. Das Pura 70 Ultra ist also das aktuelle Top-Smartphone der Chinesen und möchte sich zumindest namentlich mit dem Samsung S24 Ultra oder Xiaomi 14 Ultra messen.
Wir haben uns das Pura 70 Ultra im Test genauer angeschaut, das sich durch einen Umweg nun sogar noch besser mit Google-Diensten nutzen lassen soll. Wie gut ist die Kamera? Wie gut ist die technische Ausstattung? Und ist es seinen ziemlich hohen Preis von 1.499 Euro wert?

Huawei Pura 70 Ultra: Kamera mit ausfahrbarer Optik
Huawei war schon früher bei der P-Serie für eine starke Kameraausstattung und die ein oder andere Innovation bekannt. Dem Pura 70 Ultra wollte Huawei den aktuell größten, verfügbaren Sensor für die Hauptkamera spendieren. Gleichzeitig das Smartphone aber nicht übermäßig dick gestalten. Die Aufgabe lösten die Ingenieure mit einer ausfahrbaren Kameralinse, um den 1-Zoll-Sensor trotz dünnem Gehäuse voll belichten zu können.

Mit ihren 50 Megapixeln liegt die Hauptkamera auflösungstechnisch im Sweetspot. Huawei verbaut beim Pura 70 Ultra zudem eine variable Blende, die zwischen f/1.6 und f/4.0 automatisch oder manuell eingestellt wird. Eine optische Stabilisierung ist ebenfalls verbaut.
In der Kameraeinheit ist zusätzlich eine Ultraweitwinkelkamera mit 40 Megapixeln sowie eine Tele-Kamera mit 50 Megapixeln und 3,5-fachem optischem Zoom verbaut. Stark: wie bei Xiaomis Topmodellen nutzt man das Tele auch als Makro-Kamera. Dabei kann man bis auf fünf Zentimeter an das Objekt heran, was sehr starke Bilder ermöglicht. Fotos haben dadurch ein stärkeres Bokeh und auch Insekten lassen sich durch die längere Brennweite besser fotografieren. Dabei hat uns die Qualität der Bilder wirklich überzeugt.

Pura 70 Ultra punktet im Test mit richtig starker Fotoqualität
Gleiches gilt für die bei uns im Testlabor ermittelte Fotoqualität. So erhält die Ultraweitwinkeleinheit vom Testlabor die Note „überragend“ und 96 Punkte. Damit gehört sie zu den besten Optiken ihrer Art auf dem Markt. Nur das Magic 6 Pro (95 Punkte) sowie das Pixel 8 Pro (99 Punkte) schneiden ähnlich gut oder besser ab. Dabei ist das Pura 70 Ultra über alle Lichtstufen hinweg durchgehend stark und lässt nur nachts gegenüber dem Pixel 8 Pro wenige Punkte liegen.

Auch die Hauptkamera ist ziemlich stark und erreicht im Labor mit 100 Punkten die Note „überragend“. Andere Top-Smartphones wie das Pixel 8 Pro (112 Punkte) und das S24 Ultra (117 Punkte) bieten tagsüber und nachts noch ein etwas feineres Bild, das Pura 70 Ultra ist dennoch unter den aktuell besten Phones.

Mit seinem 3,5-fachem optischen Zoom hat das Pura 70 Ultra für ein Spitzenmodell wenig Vergrößerung. Aktueller Standard ist ein 5-facher Zoom. Die Optik ist aber eine der besten, die wir bisher getestet haben und erreicht 96 Punkte. Damit steckt das Pura 70 Ultra vergleichbare Objektive wie die des Xiaomi 13 Ultra (89 Punkte) in die Tasche. Zudem ist der 10x-Digitalzoom trotz geringer optischer Vergrößerung sehr gut.

Kameraqualität Huawei Pura 70 Ultra
Vollbild an/ausKamera | Lichtbedingung | Bewertung Fotoqualität |
---|---|
Ultraweitwinkel | überragend (96 Punkte) |
hell | dunkel | Nacht | überragend | überragend | sehr gut |
Weitwinkel | überragend (100 Punkte) |
hell | dunkel | Nacht | überragend | überragend | überragend |
3x-Digitalzoom | sehr gut (92 Punkte) |
3.5x-Zoom | überragend (96 Punkte) |
hell | dunkel | Nacht | überragend | überragend | sehr gut |
GESAMTWERTUNG | ÜBERRAGEND (98 PUNKTE) |

Geschmeidige Haptik mit Kunstlederrückseite
Das Pura 70 Ultra liegt richtig gut und angenehm in der Hand. Grund dafür ist der geschmeidige, komplett abgerundete Übergang vom Display in den Rahmen hin zur Rückseite. Huawei entscheidet sich also gegen den aktuellen Trend des kantigen Designs wie bei der Galaxy-S24-Reihe, der künftigen Pixel-9-Reihe oder natürlich Apples iPhones. Wir finden das gut, denn das Pura 70 Ultra ist durch die abgerundeten Kanten ein echter Handschmeichler.
Auch verarbeitungstechnisch hat sich Huawei nicht lumpen lassen: So ist das Pura 70 wasser- und staubdicht nach IP68, kommt mit einem polierten Metallrahmen und einer Kunstlederrückseite, die sich weich und griffig anfühlt.
Für die Kameraeinheit hat sich Huawei ein interessantes Design ausgedacht. Mit etwas Fantasie sieht man hier ein Pandagesicht. Mit einer Dicke von 5,6 Millimetern ist die Einheit schon auch ein Klopper. Das Pura 70 Ultra ist für unsere Hände dennoch gut ausbalanciert und nicht kopflastig.

Display auf Topniveau
Das Pura 70 Ultra hat ein großes 6,8-Zoll-OLED-Display, das einen rundum schmalen Rahmen aufweist. Seine Auflösung ist mit 1.260 x 2.844 Pixeln sehr fein, was für ein knackig scharfes Bild sorgt. Huawei verbaut zudem ein LTPO-Panel, die Bildwiederholrate schaltet also je nach Inhalt zwischen 1-120 Hertz variabel.
Was die Helligkeit betrifft, liefert das Pura 70 Ultra sowohl drinnen als auch draußen sehr gut ab. Das OLED erreicht im Alltag eine maximale Leuchtkraft von 560 Nits. Bei Sonneneinstrahlung liefert es einen starken Boost auf 1.450 Nits, wodurch immer noch eine sehr gute Ablesbarkeit gegeben ist.
Im Display steckt noch ein optischer Fingerprintsensor. Er verrichtet meist einen zuverlässigen Dienst, ist aber nicht ganz so fix wie Sensoren aus anderen Topgeräten. Nutzer dürften das jedoch nur im direkten Vergleich merken.

Huawei setzt auf eigenen Chipsatz
Durch die Sanktionen kann Huawei nicht mehr auf Chipsätze von Qualcomm zurückgreifen. Im Pura 70 Ultra steckt somit eine Eigenentwicklung, der Kirin 9010, dem 16 GB RAM zur Verfügung stehen. In den Benchmarks ist die Leistung nicht auf Höhe aktueller Topchips von Qualcomm wie dem Snapdragon 8 Gen 3 im Xiaomi 14 Ultra (siehe Tabelle). Die Benchmark-Ergebnisse liegen ungefähr zwei Generationen zurück. Bei der Grafikleistung ist das Niveau sogar noch einmal niedriger. Klar, Huawei muss jahrelange Chip-Evolution aufholen, aber auch einfach irgendwann damit anfangen, die Chips in die Geräte zu verbauen. Selbst, wenn sie noch nicht auf dem Niveau der Konkurrenz sind. Doch was bedeutet das für den Nutzer? Immerhin sind die Benchmark-Werte recht generisch.
Im Alltag hatten wir keine Probleme, das Pura 70 Ultra fix und ruckelfrei zu bedienen. Einzig 50-MP-Bilder aufzunehmen bedurfte etwas mehr Wartezeit als bei anderen Phones. Gaming war in hohen Einstellungen ebenfalls möglich. Durch den weniger leistungsstarken Chip hat man also wenig Einschränkungen im Alltag. Bedenken sollte man dennoch, dass die Leistungsreserven für die Zukunft geringer sind.
Huawei Pura 70 Ultra vs. Xiaomi 14 Ultra: Benchmark-Wertungen
Vollbild an/ausHuawei Pura 70 Ultra | Xiaomi 14 Ultra |
---|---|
Antutu: 895.499 | 1.982.129 |
Geekbench 6 Single-Core: 1.009 | 2.258 |
Geekbench 6 Multi-Core: 3.878 | 6.927 |
3D-Mark Wild Life Extreme: 1.389 | 5.048 |
Google-Apps mit einem Kniff nutzen
Eine der größten Schwächen von Huaweis Phones war in den letzten Jahren die Software. Genauer das Fehlen der Google-Dienste, weswegen man auf Huaweis App-Store angewiesen war. Doch auch über den konnte man einige bekannte Google-Apps nur eingeschränkt nutzen, wenn überhaupt.
Wer sich für technisch versiert hält und die Muße hat, kann nun über eine Implementierung namens „microG“ Google-Dienste nachrüsten. MicroG ist ein Projekt, das unter anderem vom Bundesministerium für Bildung finanziert wurde. Es bildet die proprietären Android-Bibliotheken nach und stellt diese Open-Source-Projekten zur Verfügung, um die Abhängigkeit von Googles Bibliotheken zu verringern. Nutzt man diese Implementierung, werden private Daten, wie das genutzte Smartphone, verschleiert. Android-Apps können dann auch ohne Google-Play-Dienste ausgeführt werden, was natürlich gerade Huawei-Smartphones zugutekommt. Und dabei wurde das Projekt unabhängig von den US-Sanktionen gestartet.
Um die Funktionalität nachzurüsten, muss man sich über Huaweis App-Gallery einen alternativen App-Store wie Aurora herunterladen. Nach der Installation von microG und einigen Anpassungen von Berechtigungen hat die Installation der beliebtesten Google-Apps per Aurora-Store bei uns einwandfrei funktioniert. Wer sein Google-Konto verknüpft, kann natürlich auf seine in Google Maps, Drive oder Sheets hinterlegten Daten zugreifen. Auch andere Apps, die sonst schwierig nutzbar waren, wie die Kindle-App oder Spotify, liefen per microG problemlos. Einzig Google Pay lässt sich auch über diesen Umweg nicht zum Laufen bekommen.
Die ganze Prozedur hat ungefähr 20 Minuten gedauert und ist für technisch affine Nutzer leicht durchführbar, wenn man sich an bestehende Anleitungen im Netz hält.

Superschnelles Laden, aber Lücken bei der Connectivity
Huawei legt dem Pura 70 Ultra ein 100-Watt-Ladegerät bei, der große 5.200-mAh-Akku ist dementsprechend fix in unter 30 Minuten voll. Stark: Da das Ladegerät sowohl einen USB-C- als auch einen USB-A-Anschluss hat, kann man es universell nutzen. Kabellos pumpt man mit satten 80 Watt Energie ins Pura 70 Ultra. Wireless Reverse Charging ist ebenfalls verbaut. Positiv ist zudem die lange Akkulaufzeit, mit der man über zwei Nutzungstage kommt.
Schwächen offenbart das Pura bei der Konnektivität, denn sanktionsbedingt fehlt 5G, was ein Top-Smartphone eigentlich mitbringen sollte. Ansonsten erhält man WiFi 6, Bluetooth 5.2 inklusive HiRes-Audio (LDAC) und einen fixen USB-3.1-Port. Dual-SIM ist vorhanden, allerdings nur über zwei Nano-Karten realisierbar. E-SIM fehlt also leider. Auch auf Ultra-Wideband muss man als Nutzer verzichten.

Fazit:
Das Pura 70 Ultra ist in vielen Punkten ein waschechtes Topgerät. So ist die Verarbeitung erstklassig. Selten hatten wir ein so schmeichelhaftes Phone in der Hand. Auch die Kameraausstattung und Fotoqualität sind spitze, wie es sich für ein Ultra-Phone gehört. Ganz wegignorieren kann man das Fehlen von 5G und anderen Connectivity-Standards jedoch nicht.
Mit microG lassen sich Huaweis Smartphones nun wieder fast zu 100 Prozent wie jedes andere Android-Phone im Alltag nutzen. Aber: Der Käufer muss sich selbst um den Prozess kümmern und das ist nichts für jedermann. Außerdem bleibt weiterhin ein Restrisiko, dass Google vielleicht irgendwann einmal Vorkehrungen trifft, die diesen Weg versperren. Zum Preis von 1.500 Euro ist das Pura 70 Ultra also eher ein Phone für Liebhaber.