Testbericht

Sony STR-DA 5700 ES im Test

27.4.2012 von Holger Seybold

Sonys AV-Receiver STR-DA 5700 ES versteht sich prächtig mit dem Online-Angebot "Digital Concert Hall" und rekonstruiert dafür die Akustik der Berliner Philharmonie mit einem eigenen DSP-Programm. Zudem beginnt mit dem 2400-Euro-Boliden das neue Zeitalter von Videostreams.

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Ein orangener Punkt leuchtet auf der rechten Seite des Displays neben dem Schriftzug "Berlin Philharmonic Hall" auf, wenn das neue DSP-Programm des Sony STR-DA 5700 ES aktiv ist. Während die Standard-Raumsimulationen wie "Jazz Club", "Stadium" & Co von HiFi-Puristen als überflüssiger Schnickschnack gemieden werden, so macht hier allein schon der Begriff neugierig. Der ist weder zufällig gewählt noch eine reine Lizenzgebung. Nein, der Name ist Programm: genau genommen ein DSP-Programm, für dessen Parameter die Sony-Ingenieure die Berliner Philharmonie akustisch ausgemessen haben.Dass Originalräume als Vorlage für Surround-Simulationen dienen, ist prinzipiell nichts Neues, doch durch Sonys Kooperation mit dem Online-Angebot der Berliner Philhamoniker wird daraus eine runde Sache. Der STR-DA 5700 ES hält nämlich einen maßgeschneiderten Zugang zur "Digital Concert Hall" bereit, der die Konzerte aus der Hauptstadt ins heimische Wohnzimmer spült. In der höchsten der drei wählbaren Qualitätsstufen kommt das Bild sogar in HD-Qualität (H.264, 1280x720), der Stereo-Ton als AAC mit 320kb/s. Leider limitiert der übertragende Flash-Player den Ton derzeit (Version 10.1) auf zwei Kanäle.Sowie dies technisch möglich ist, geloben die Philharmoniker eine Übertragung in Mehrkanalton. Die zwei Tonspuren durchlaufen im Receiver das genannte DSP-Programm und verlassen es mehrkanalig mit dem "akustischen Stempel" des Original-Schauplatzes versehen. Das Ergebnis klingt überraschend gut. Die räumliche Aufteilung in Position und Tiefe überzeugen, der Hallanteil ist wohl dosiert und vermittelt einen authentischen Raumeindruck. Auch wenn man sich mit DSP-Programmen schwer tut, hat die Berlin Philharmonic Hall trotzdem eine Chance verdient.Beste Bilderströme

Auch die übrige Netzwerksektion profitiert vom neu erlernten Videostreaming. Bisher beschränkten sich im Grunde alle AV-Receiver beim Saugen aus dem Web und Heimnetz ausschließlich auf Audio-Inhalte, obwohl sie in ihrer Funktion als Audio-/Video-Schaltzentrale ebenfalls die Bild-Verarbeitung inne haben. Videostreaming war also nur eine Frage der Zeit, zumal in Zeiten von Web 2.0 Bildinhalte zum Standard-Repertoire gehören.

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Praktisch: Durch den integrierten Ethernet-Switch verteilt der Sony die Datenpakete an drei Netzwerk-Komponenten weiter. Die Buchsen "Sirius", "Zone2" und "AC Outlet" gibt es in der europäischen Version nicht.
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Der 5700er kommuniziert direkt aus seinem Menü heraus mit zahlreichen Plattformen wie Youtube, Sevenload, Bild.de und selbstverständlich auch mit dem hauseigenen Video Unlimited. Von den heimischen TV-Sendern stehen Sat 1, Kabel 1, Pro 7 und sixx in der Liste. Leider war der Umfang der verfügbaren Inhalte zum Testzeitpunkt gegenüber dem normalen Zugriff am PC deutlich reduziert.Das audiovisuelle Surfen funktionierte indes tadellos. Umfangreiche Inhaltslisten verloren mit der Skip-Taste ihren Schrecken, und das Youtube-Vorschaufenster vergrößerte sich mit einem Klick auf die Mitte der Kreuztasten auf volles Bildschirmformat. Aus dem Heimnetz holte er bis auf Windows Media Dateien so gut wie alles auf den Schirm; selbst MPEG-codierte Transport-Streams des Sat-Receivers oder AACs eines Videoportals liefen problemlos.Bei den reinen Tonformaten traut er sich sogar an hochauflösende Mehrkanal-FLACs mit einer Samplingrate von 192kBit/s und 24 Bit Wortbreite heran, die der Sony zielsicher aus dem Fundus der NAS angelt. Über den HDMI-Eingang nimmt er sogar den datenintensiven DSD-Stream eines SACD-Players in Empfang. Wer markentreu einen Sony-Player verwendet, profitiert von der Jitterkontrolle H.A.T.S.

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Volle Packung: Im Sony geht es recht beengt zu. Ein separates Netzteil sichert die Stromversorgung der Netzwerk-Sektion im Standby, während der große Trafo erst im Normalbetrieb zum Einsatz kommt.
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Bezüglich der Surroundformate zeigt sich der Sony ebenfalls up to date. Neben den üblichen Standards versteht er sich nicht nur auf die High-Definition-Varianten Dolby TrueHD und dts HD Master Audio, sondern vermag dank Dolby Pro Logic IIz und DTS:neoX bis zehn Kanäle zu versorgen. Seine sieben integrierten Verstärker reichen da für ein allumfassendes Setup natürlich nicht aus, deshalb leitet er alle zehn Kanäle an eine Armee von Pre-Outs, so dass hier weitere Endverstärker oder Aktivboxen ihr Signal erhalten.Durch das vorbildlich gestaltete Bildschirm-Menü ging die Navigation auch ohne Studium der Bedienungsanleitung leicht von der Hand. Über die HOME-Taste geht es in die erste Auswahl, in der die Quellen in Watch, Listen und Favoriten vorsortiert sind. Sehr detailliert und ansprechend dargestellte Symbolflächen sorgen in weiteren Ebenen für eine zielsichere Auswahl.In den Einstellungsoptionen blendet das Grafikinterface außerdem kurze Erklärungen in der unteren Leiste ein. Das ist gut so, denn viele Punkte sind trotz deutscher Sprachwahl weiterhin nur in ihrer englischen Bezeichnung aufgeführt. Durch die Selbsteinmessung D.C.A.C. führt er ebenfalls Schritt für Schritt.Viel Betrieb im Kontakthof

Im Vergleich zum Vorgänger 5600 tauschten die Ingenieure den optischen Digital-Eingang auf der Frontblende zugunsten einer USB-Buchse, die Speichersticks oder portable Musikplayer entgegennimmt. Außerdem versteht sie sich mit dem üblichen Kreis der verdächtigen Apple-Player.

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Sony AV-Receiver STR-DA 5700 ES
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Auf der Rückseite sind trotz Reduzierung der analogen Video-Sektion immer noch üppige sechs FBAS nebst zwei Komponenten-Eingängen vorhanden. Und weil sich heutzutage jeder moderne Fernseher auf den Audio Return Channel (ARC) versteht, verzichtet der neue 5700er auf den separaten optischen Digitaleingang für den TV.Geblieben sind die fünf HDMI-Eingänge auf der Rückseite sowie ein weiterer unter einer Schiebeklappe auf der Frontblende. Zwei HDMI-Ausgänge gehört in dieser Preisklasse zum guten Bild einfach dazu.Glücklicherweise hat der Neue auch den Netzwerk-Switch übernommen. Hier kann die Konkurrenz, die lediglich eine einzige Ethernet-Buchse einbaut, noch etwas lernen. Der Sony verteilt die Datenpakete mit seinem eingebauten Hub an drei weitere Netzwerk-Kollegen. So erhalten Blu-ray-Player, Playstation und Internet-TV direkten Zugang zum Netzwerk, ohne die umständliche Verkabelung über eine externe Ethernet-Switchbox.Die Datenverteilung erfolgt allerdings nur, wenn der Receiver wenigstens im Netzwerk-Standby steht. Auch der Weckdienst via Smartphone-App "ES Remote" funktioniert nur dann. Mit ihr lässt sich der STR-DA 5700 ES im ganzen Haus fernsteuern, wodurch die Versorgung weiterer Zonen an Praxisnutzen gewinnt. Die Zone 2 bekommt den Ton wahlweise direkt von einem Lautsprecherausgang oder via Cinch.Das Videosignal schickt er analog über einen Komponenten- und einen FBAS-Ausgang raus. Die dritte Zone erhält über ihren Cinch-Out ausschließlich Ton. Für alle drei Hörzonen inklusive Hauptraum ist je ein Triggerausgang vorhanden, der, mit 12 Volt gespeist, weitere Geräte zum Einschalten auffordert. Ein IR-Eingang und zwei IR-Ausgänge nehmen zudem Infrarot-Transmitter an die Leine.Klang, Kraft, Charisma

Ausgesprochen neutral und sachlich nüchtern, aber mit viel Substanz startete er im Hörraum. Er interpretierte die Gitarre in "T.O. Witcher" von Kansas vollmundig und mit viel Ausdruckskraft. Auch wenn einige Konkurrenten "Private Investigations" von den Dire Straits einen Hauch glänzender und losgelöster in den Raum stellten, packte der Sony einfach vehementer zu. Erich Kunzel und sein Cincinnati Pops Orchestra (Telarc/inakustik) spielten ihm hingegen förmlich in die Tasche, denn hier durfte er seinem Temperament freien Lauf lassen.Im Surroundmodus sorgte er für eine klar strukturierte Raumaufteilung und plastische Darstellung der Instrumente. Die Percussions von Sting hätten durchaus noch ein Tick mehr Glanz vertragen können, trotzdem ließ er beim Hörer nie das Gefühl aufkommen, etwas zu vermissen. Mit HD-Material blieb er seinem Grundcharakter treu, wusste auch mit sanften Tönen feinfühlig umzugehen. So transportierte er die Intimität von John Gorkas "Mercy Of The Wheels" unaufdringlich und authentisch zum Hörer.Auf der anderen Seite drehte er im Heimkino mit "Spider Man 3" richtig auf, als ein wild gewordener Kran einen Stahlträger in einer Hochhausfassade einschlagen lässt. Hier behielt der Sony im Tiefbass die volle Kontrolle und ließ es herrlich sauber und konturiert grummeln.Fazit

Der Sony setzt sich durch mehrere Alleinstellungsmerkmale von der Konkurrenz ab. Die Anbindung zum digitalen Konzertsaal der Berliner Philharmonie, der integrierte Ethernet- Switch sowie das Videostreaming macht ihn zu einem ganz heißen Kandidaten. Durch seinen neutralen Klangcharakter und die stabile Endstufe stellt er zudem kaum Ansprüche an die Lautsprecher und kommt obendrein mit jedem Musikmaterial zurecht. Eine überzeugende Vorstellung auf ganzer Linie.

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