Dank 5G in VR-Welten eintauchen
5G ist auf dem MWC das beherrschende Thema. 2019 werden die ersten Geräte und Netze ausgerollt. Aber was hat der Endkunde davon? An den Ständen von Qualcomm und HTC wird der Paradigmenwechsel greifbar, der mit dem Datenfunk der Zukunft verbunden ist.

Das 5G-Logo ist auf dem MWC an jeder Ecke zu sehen, die Unternehmen überbieten sich mit Ankündigungen über damit verbundene technologische Meilensteine und Anwendungen. Nahezu jeder namhafte Smartphone-Hersteller hat ein serienreifes 5G-Modell mitgebracht. Wenn man bedenkt, dass vor einem Jahr no...
Das 5G-Logo ist auf dem MWC an jeder Ecke zu sehen, die Unternehmen überbieten sich mit Ankündigungen über damit verbundene technologische Meilensteine und Anwendungen. Nahezu jeder namhafte Smartphone-Hersteller hat ein serienreifes 5G-Modell mitgebracht. Wenn man bedenkt, dass vor einem Jahr noch schachtelgroße 5G-Protypen zu sehen waren, dann ist das Entwicklungstempo beeindruckend. Xiaomi hat für 2019 ein 5G-Phone für 600 Euro in Aussicht gestellt, was darauf hindeutet, dass sich der neue Mobilfunkstandard viel schneller durchsetzen wird als LTE.
Aber was hat der Endkunde davon? Bei den 5G-Smartphones, die bisher gezeigt wurden, handelt es sich nur um modifizierte Varianten von bereits bestehenden LTE-Modellen. Die User Experience wird sich nicht von aktuellen Smartphones unterscheiden, abgesehen davon, dass man Apps, Spiele und Filme schneller runter- beziehungsweise hochladen kann.
VR/AR und 5G gehören zusammen
Der mit 5G verbundene Paradigmenwechsel wird erst greifbar, wenn man sich die Demos anschaut, die Qualcomm und HTC an ihren Ständen aufgebaut haben. Das Setting ist in beiden Fällen ähnlich: Ein fast leerer Raum mit einem Monitor beziehungsweise Fernseher, angeschlossen an einen leistungsfähigen PC, und eine VR-Brille.
Bei Qualcomm gehört die Brille zur hauseigenen Plattform Xtended Realitiy (XR), einem Referenzdesign für VR-Umgebungen auf der Basis von Snapdragon-Prozessoren. Bei HTC kommt ebenfalls Qualcomm-Hardware zum Einsatz, sie setzt allerdings auf HTCs erfolgreicher Vive-Brille samt der eigenen Software-Plattform auf.
Die Gemeinsamkeit: Beide Brillen haben keine Kabel und sind sehr leicht, sodass man sie kaum spürt, wenn man sie aufsetzt. Kein Wunder, denn die Hardware ist simpel, sie besteht aus zwei VR-Displays, Bewegungssensoren und einem Snapdragon 855 mit dem 5G-Modem X50. Setzt man die Brillen auf, wird man in eine VR-Umgebung mit aufwendiger 3D-Grafik entführt, die nicht fotorealistisch ist, aber doch sehr beeindruckend aussieht. Die Kopfbewegungen werden präzise in die VR-Umgebung übertragen.
Der Clou dabei: Die aufwendigen Grafikberechnungen erfolgen nicht auf der Brille, sondern auf einem Hochleistungsrechner. Er steht in einer Ecke des Raumes, aber er könnte auch in einem Rechenzentrum in 200 Kilometer Entfernung stehen. Weil die Übertragung über 5G erfolgt, sind die enormen Datenmengen und die Latenzen über die weite Strecke unproblematisch.

Edge Computing als Teil der 5G-Infrastruktur
In diesem Szenario erfolgt die Verarbeitung der Daten zwar noch in der Cloud, nicht aber mehr in zentralen Knoten, also riesigen Serverfarmen, sondern in dezentral verteilten kleineren Rechenzentren. Das ist das sogenannte Edge Computing, das Rechnen "an den Rändern" des Netzwerkes.
Edge Computing ohne 5G ist kaum vorstellbar und anders herum ist es genauso. Denn um die Inhalte in Echtzeit auf die VR-Brille zu streamen, müssen ja auch die Kopfbewegungen des Nutzers berücksichtigt werden. Es werden also zunächst die Daten des Bewegungsensors der VR-Brille an den Server geschickt und dort verarbeitet. Erst dann kann daraus die Grafik berechnet und an die Brille geschickt werden. Die Daten müssen also innerhalb von Millisekunden die doppelte Strecke zurücklegen und das schafft man selbst mit 5G nicht ohne wahrnehmbare Verzögerungen, wenn der Server in 2.000 Kilometer entfernt steht.
Die niedrigen Latenzen, für die 5G steht, lassen sich nur mit einer Netzarchitektur von verteilten Rechenzentren realisieren. Erst mit einem dezentralen Netzwerk-Backend kann 5G seinen entscheidenden Vorteil voll ausspielen.

HTC 5G Smart Hub: Gadget aus der Zukunft
HTC hat auf dem MWC einen 5G-Router vorgestellt, den 5G Smart Hub, und nutzt ihn auf der Messe für einen Testaufbau. Der mobile 5G-Router kann bis zu 20 Geräte mit 5G oder 4G versorgen. Wenn das 5G-Netz samt Backend steht, braucht man nur noch diesen Router und eine VR-Brille. Sowohl der Computer als auch die Inhalte befinden sich in der Cloud und werden angemietet.
Die Spielekonsole steht dann nicht mehr im Wohnzimmer, sondern in einem nahe liegenden Rechenzentrum. Und das Spiel oder den Film, den man im Wohnzimmer begonnen hat, streamt man unterwegs einfach auf dem 5G-Smartphone weiter, wenn man los muss. Das ist dann natürlich faltbar wie Huaweis Mate X und hat Tablet und Laptop vollständig ersetzt. Denn auch rechenintensive Anwendungen wie Videoschnitt oder Bildbearbeitung können dank 5G-Verbindung einfach über die Cloud abgehandelt werden. Allein diese Entwicklung wird die PC-Industrie vollständig umpflügen. Und das ist erst der Anfang.