Vor- und Nachteile
eSIM - das müssen Sie wissen
Die eSIM ist im Anmarsch und mit ihr die weite Welt des Internet of Things. Das sind die Vor- und Nachteile der fest verbauten SIM-Karte.

Seit 2010 wird in der Tech-Branche der Ruf nach einem Wechsel von der traditionellen SIM-Karte zur sogenannten eSIM (embedded, dt. eingeschlossen) immer lauter. Diese verspricht für den Kunden enorme Vorteile, unter anderem auch bei Wearables und dem Internet of Things.
Im Mobilfunkbereich sträubt man sich aber gegen die eSIM. Gegen die US-Netzbetreiber AT&T und Verizon laufen derzeit Ermittlungen aufgrund des Verdachts geheimer Einflussnahme auf die Entwicklung des neuen eSIM-Standards.
Ein winziger Unterschied mit großer Bedeutung
Anders als größere, entnehmbare Karten, ist der 5 x 6 Millimeter große eSIM-Chip fest im Gerät verbaut. Fach und Schnittstellen für die SIM-Karte fallen also weg und schaffen Platz für handlichere und effizientere Designs.
Die Konsequenz daraus für den Endkunden ist nun aber ein Providerwechsel, der deutlich schneller und flexibler ablaufen kann. Eine neue SIM-Karte muss nicht erst bestellt und geliefert werden – stattdessen wird die vorhandene eSIM einfach umprogrammiert, etwa per QR-Code.
Der Chip kann nebenbei mehrere solcher Anwenderprofile beherbergen und als Dual-SIM genutzt werden, inklusive separater Rufnummern und Gebührenabrechnung. Auch das Telefonieren und Surfen im Ausland wird mit der eSIM einfacher. Statt vor Ort eine SIM-Karte kaufen zu müssen, nutzt der Kunde einen Travel-SIM-Dienst, der automatisch immer den günstigsten Tarif parat hat.

Google macht Pionierarbeit
Das Google-Start-up Project Fi zeigt die Praktikabilität von eSIMs im Mobilfunkmarkt. Die Tech-Firma fungiert hierbei als netzübergreifender Anbieter und bietet innerhalb der USA eine uneingeschränkte Flatrate für Telefonie und SMS in alle Netze sowie ein Prepaid-Modell für mobiles Datenvolumen per LTE. Google arbeitet dabei mit lokalen Netzbetreibern zusammen, die Ihre Infrastruktur zur Verfügung stellen.
Google Fi ist zwar noch auf den US-Markt ausgerichtet, doch in über 170 Ländern vermeidet der Kunde Roaming-Gebühren, verschickt kostenlose SMS oder kauft Prepaid-Datenvolumen mit 3G-Geschwindigkeit. Jedoch sind nur bestimmte Google-Smartphones für das Google-Fi-Netz zugelassen.

Wenige Nachteile mit der eSim
Eventuelle Nachteile halten sich in Grenzen. Möchte man dieselbe Rufnummer auf einem Zweitgerät benutzen, reicht nicht mehr der spontane SIM-Kartenwechsel. Stattdessen fordern Sie einen neuen Programmiercode per E-Mail an, der das Nutzerprofil von der einen eSIM auf die des Neugeräts kopiert. Das dauert zwar unter Umständen einige Minuten, dafür nutzen Sie Ihre eSIM nun als Multi-SIM.
Auch Sicherheitsbedenken sind überschaubar. GSM-Experte Dr. Karsten Nohl bestätigte im Interview mit PC Magazin die hohe Sicherheit von SIM-Karten: „Mit eSIMs wäre höchstens das Hacken mehrerer SIM-Karten auf einmal denkbar.“ Doch selbst im Erfolgsfall ist das für den Bösewicht nicht gerade ertragreich, denn „Betrug durch das Verursachen von Kosten auf der Telefonrechnung fällt schnell auf. Auch Spionage durch das Entschlüsseln von Telefonaten und SMS ist über die SIM-Karte deutlich komplizierter als etwa mit einem Malware-Link per Whatsapp."

Anlaufprobleme im Mobilfunkmarkt
Woran also scheitert die großflächige Annahme von eSIM-Technologie noch? Die Flexibilität von eSIMs bedeutet höheren Konkurrenzdruck am Mobilmarkt. Das auf Kundenbindung basierende Abomodell der Netzbetreiber könnte aber bald durch Anbieter wie Google Fi infrage stehen.
Der Mangel kompatibler Smartphone-Modelle wird ebenfalls als Grund für den langwierigen Übergangsprozess angeführt. Ohne ein bestehendes Ökosystem, das solche Geräte willkommen heißt, ist deren Absatz aber mit erheblichem Risiko verbunden. Als Massenabnehmer von Smartphones haben Netzbetreiber schließlich einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Hersteller. Googles Pixel 2 (XL) ist nur deshalb als eines der wenigen Modelle mit eSIM auf dem Markt, da es von Project Fi getragen wird. Es kann in Deutschland nur per US-Import bezogen werden.

Deutlich rosiger sieht es jedoch in anderen, verwandten Branchen aus. Das Fortschreiten des Internet of Things ebnete den Weg und wird letztlich den Erfolg der eSIMs garantieren. Die Samsung Gear S2 kam 2015 dank des Chips als erste Smartwatch ohne ein Smartphone aus. Gut zwei Jahre später fand das Konzept weitere Abnehmer, als die Apple Watch 3 LTE erschien. Huawei folgte nach mit der Huawei Watch 2.
Darüber hinaus macht sich auch die Tablet-Industrie eSIM-bereit. Allen voran Apple, die in den Modellen iPad Air 2, iPad Mini 3 und 4 sowie dem iPad Pro embedded Chips verbauen. Auch Amazons Kindle Fire ist schon so weit. Dabei geht es aber weniger um den Mobilfunk, sondern Tablets sollen als Benutzeroberfläche dienen, mit denen der Benutzer ein immer vernetzteres Zuhause fernsteuern kann: Thermostate, Lampen, Haushaltsgeräte, Waschmaschinen und mehr sind heute schon im Einsatz. Die Konnektivität von eSIM erlaubt nun aber auch die Vernetzung in modernen PKWs oder kleineren Geräten wie FitnessTrackern, KI-gesteuerten eButler-Diensten wie Alexa und sogar ausgefallenen Gadgets wie smarten Fahrradlenkern, die im Falle von Diebstahl ein GPS-Signal senden.