Drums & Pfannkuchen

Musik-Story: Ringo Starr

13.2.2008 von Redaktion connect

Drum-Veteran Ringo Starr hat manchmal ein loses Mundwerk. Mit AUDIO live plauderte er über Matrosen als Musikpioniere, die Beatles in Hamburg und seine trommelnden Söhne.

ca. 3:45 Min
Ratgeber
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© Archiv

Ringo Starr kommt mit betont elastischem Gang und gut gelaunt ins Londoner Abbey Road Studio marschiert. Der 67-jährige Ex-Beatle trägt schwarze Lederjacke Jeans - und die dunklen Haare sehr kurz. Interview-Fragen beantwortet er mit dem typischen Ringo-Humor. Anders als sein ehemaliger Kollege Paul McCartney, der sich lieber auf Aussagen zu seinen jeweils aktuellen Alben beschränkt, ist der Drummer auch bereit, über die Beatles zu reden. Aber natürlich ebenso gern über sein neues Album "Liverpool 8". 

AUDIO: Der Titel des Albums erinnert an "Liverpool 08", das Werbemotto der europäischen Kulturhauptstadt 2008.

Starr: 8 war früher meine Postleitzahl. Weil die CD dieses Jahr kommt, denkt jeder, der Titel beziehe sich auf das Festprogramm in Liverpool. Dabei heißt das Album so, weil früher "Liverpool 8" auf dem Umschlag stand, wenn ich einen Brief bekam. Heute würde meine Postleitzahl in Liverpool wohl 90201 lauten. Aber meine Post geht ja jetzt eh nach Monte Carlo oder Los Angeles.

AUDIO:: Im Titelsong blicken Sie zurück auf Ihre Anfangszeit als Musiker. Haben Sie nostalgische Gefühle?

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Ringo (rechts) mit Produzent Dave Stewart.
© Archiv

Starr: Ich habe noch Familie und Freunde in der Stadt. Insofern fühle ich mich mit ihr verbunden. Und als ich kürzlich dort war, gab ich als erstes eine Tea Party für diesen Kreis. Liverpool ist moderner geworden. Den Cavern Club, in dem ich mit den Beatles spielte, gibt es in der alten Form nicht mehr. Er wurde auf dem Nachbargrundstück neu aufgebaut. Aber Liverpool ist nun mal eine Hafenstadt. Und das verbindet mich immer noch mit ihr. Im Song "Liverpool 8" singe ich davon, dass ich unbedingt zur See fahren wollte. Weil alle Männer aus meiner Nachbarschaft zur See fuhren. Sie brachten die tollen Rock'n'Roll-Platten aus Amerika mit. Deshalb hatte Liverpool in puncto Musik die Nase so weit vorn.

AUDIO:: Als Sie Anfang Januar zur Eröffnung des Kulturjahres in Liverpool auftraten, vermissten viele Fans Paul McCartney. Warum war er nicht dabei?

Starr: Paul spielt im Sommer. Da bin ich in den USA auf Tour.

AUDIO:: Das klingt, als wollten Sie es vermeiden, gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Sehen Sie überhaupt Chancen für eine Paul-und-Ringo-Show?

Starr: Die Chancen stehen fifty-fifty.

AUDIO:: Früher hat das geklappt. Im Jahr 1973 bekamen Sie für "Ringo" noch alle anderen Beatles zusammen.

Starr: Ja, aber das war auch damals nicht geplant. Ich wollte in Nashville arbeiten. Doch dann votierte Produzent Richard Perry für Los Angeles. Zufällig war John in der Stadt. Dann kam George auf Besuch. Auch er ging gern kurz für ein paar Takte ins Studio. Paul musste ich allerdings ein bisschen anschubsen. Ich rief ihn an: "Paul, ich habe hier Aufnahmen, bei denen John und George mitgemacht haben. Da darfst du nicht fehlen!" Er spielte seinen Part dann in England ein.

AUDIO:: Sie arbeiten seit jeher nur mit dem Ludwig Drum-Kit ...

Starr: Es war damals so aufregend, auf einem US-Schlagzeug zu spielen. Ich liebe den Sound bis heute. Das Ludwig-Drum ist meine Stradivari.

AUDIO:: Ihr 42-jähriger Sohn Zak ist auch Schlagzeuger und war kürzlich mit The Who unterwegs. Sind Sie da stolz?

Starr: Es ist ein tolles Gefühl! Immerhin hat mein Sohn Arbeit. Aber im Ernst: Als kleiner Junge fand Zak die Beatles ganz okay. Aber er hat immer davon geträumt, mit The Who auftreten zu dürfen. Inzwischen hilft er auch bei Oasis aus.

AUDIO:: Ihr zweiter Sohn Jason tritt ebenfalls in Ihre Fußstapfen.

Starr: Ach, Jason ist eher das, was ich einen Gentleman-Drummer nenne. Er spielt einen Gig im Juni, dann muss er sich erst mal bis November ausruhen. Ha! Ich weiß, ich mache hier Witze auf seine Kosten. Dabei spielt er viel eher meinen Stil als Zak.

AUDIO:: Sie sind Härteres gewohnt ...

Starr: Als wir mit den Beatles in Hamburg auftraten, bestritten wir und die Band Rory Storm & The Hurricanes pro Abend ein zwölfstündiges Programm. 

AUDIO:: Klingt ziemlich anstrengend.

Starr: Es war eine tolle Zeit in Hamburg. Am liebsten übernachtete ich in der Seemannsmission. Als erstes mussten wir die Sprache lernen. Ich weiß noch, eines der ersten Worte war "Pfannkuchen". Das waren diese dicken Dinger, die einen ganzen Tag lang reichten.

AUDIO:: Denken Sie manchmal daran, sich aus dem Musikgeschäft zurückzuziehen?Starr: Nein, für Musiker gibt es kein Pensionsalter. Den Job kann man machen, bis man umfällt. Ich habe mit 13 davon geträumt, Schlagzeug zu spielen. Das habe ich erreicht. Mein zweiter Traum war, mit sehr guten Musikern zu arbeiten. Das habe ich auch geschafft. Warum sollte ich aufhören? Es kommen doch immer mehr junge Leute in meine Konzerte. Eine Zeit lang habe ich sogar Anweisung gegeben, Zuschauer unter fünf Jahren umsonst in meine Shows zu lassen. So brauchten die Eltern keinen Babysitter.

AUDIO:: Was planen Sie als nächstes?

Starr: Eine Tour mit meinen All Stars. Und es gibt ein Album mit Don Was und Benmont Tench. Unsere Band heißt The New Maroons. Als Sänger haben wir uns Delbert McClinton, Lyle Lovett und Merle Haggard ins Studio geholt.  

Das Album "Liverpool 8" im AUDIO Musik-Check.

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