Pop

Report: Die 68er

4.6.2008 von Redaktion connect, Lothar Brandt, Matthias Inhoffen und Christof Hammer

Während die Jugend der westlichen Welt die Revolution probte, schufen ihre Pop-Helden massenweise Meisterwerke.

ca. 3:35 Min
Ratgeber
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© Archiv

Politiker können sich mächtig in die Haare kriegen, wenn es um das Erbe der 68er geht. Pop-Historiker liegen sich eher mit schimmernden Augen in den Armen, wenn sie runde 40 Lenze danach die musikalische Hinterlassenschaft des wilden Jahres sichten. Nach der kreativen Explosion von 1967 - das mit seinem "Summer Of Love" reihenweise Überflieger-Alben in den Pop-Himmel kanoniert hatte - ging es mit kaum verminderter Schaffenskraft weiter.

Auf beiden Seiten des Atlantiks wurde härter gerockt, mutiger experimentiert, hemmungsloser komponiert denn je. Dass hierzu auch fleißig Drogen konsumiert wurden, bemühte man sich  nicht wirklich zu verheimlichen. Die Studiotechnik hatte enorme Fortschritte gemacht und wurde frohgemut nach Strich und Faden ausgebeutet. Man kann nur staunen, wie viele zeitlose Klassiker unter solch zeittypischen Bedingungen entstanden.

So kann's gehen: Die ursprünglich gegen das Kultur-Establishment gerichtete Kunst hat längst ihre Kultobjekte etabliert. AUDIO pickte hier neben zehn absoluten Favoriten noch 20 weitere Liebhaber-Longplayer heraus. Samt und sonders auf remasterten CDs zu haben und jedes Wiederhören wert. Selbst die Augen hartgesottener Revoluzzer dürften da schimmern.

Die Top 10:

The Beatles - The Beatles (White Album): Das einzige Doppelalbum der Fab Four ist zwar kaum mehr als Gemeinschaftswerk zu betrachten. Trotzdem oder gerade deswegen zieht es eine geniale Quersumme durch das Pop-Schaffen eines ganzen Jahrzehnts. Von Singalong über Folk und Rock'n'Roll bis Hardrock ist alles drin. Da verzeiht man sogar den Collage-Quark von  "Revolution No. 9".

Jimi Hendrix Experience - Electric Ladyland: Der Gitarrengott kreißte monatelang - und gebar einen Giganten. Berstend vor Ideen, vor Lust, vor Virtuosität. Illustre Gäste, superbe Songs, maßlos ausgereizte Technik. Kein Wunder, dass der Doppeldecker den Namen des Studios trug.

The Small Faces - Ogdens' Nut Gone Flake: Eine Band, wie sie britischer nicht sein kann. Ein Album, an dem nicht nur das Tabakdosen-Cover legendär ist. Eine Musik, die genial Rhythm'n'Blues, Psychedelia und Pop verquirlt. Very tasty, very charming.

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Cream - Wheels Of Fire
© Archiv

Cream - Wheels Of Fire: Noch ein Doppelalbum, noch ein Gitarrengott - die Herren Clapton, Bruce & Baker auf dem Höhepunkt ihres Schaffens und Könnens. Zur Hälfte mit Live-Aufnahmen bestückt, sprühten diese Feuerräder virtuose Funken en masse.

Iron Butterfly - In-A-Gadda-Da-Vida: Die erste Seite: einmal gehört, ad acta gelegt. Aber die zweite, komplett mit dem Titelsong gefüllt, machte süchtig. Ein Riff wie ein Rausch - die ultimative Verbindung von Psychedelia und Hardrock. Worum es im Text ging? Völlig wurst.

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Rolling Stones - Beggars Banquet
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Rolling Stones - Beggars Banquet: Im Wettstreit mit den Beatles kamen Jagger, Richards & Co. hier auf die harte Tour: Mit "Sympathy For The Devil" und "Street Fighting Man" ließen sie's fantastisch krachen, und die Ballade "No Expectations" geht heute noch unter die Haut.

Leonard Cohen - Songs of Leonard Cohen: Es wurde nicht nur gerockt anno 68. Leise, zarte Weisen, dazu Texte von Liebe, Tod, Betrug und Fleischeslust: Der Kanadier Leonard Cohen legte gleich mit seinem Debüt die Latte für Singer/Songwriter unfassbar hoch.

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The Pentangle - Sweet Child
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The Pentangle - Sweet Child: Auch die britischen Folkies brachen zu neuen Ufern auf. Sängerin Jacqui McShee und ihre hochvirtuosen Mitstreiter vermengten traditionelle (Folk-)Musik, Jazz, Pop und eine Prise Rock - diese Doppel-LP ist edelste Kunst. 

Procol Harum - Shine On Brightly: Nach "A Whiter Shade Of Pale" (1967) und vor der Seefahrer-Hymne "A Salty Dog" (1969) profilierten sich die Mannen um Gary Brooker hier als Pioniere des Progressive Rock, brillant zwischen Blues, Klassik und Psychedelia schippernd.

Weitere Top-Alben:

Jeff Beck: Truth

Bluesrock mit göttlichen Vocals von Rod Stewart.

Johnny Cash: At Folsom Prison

Der "Man In Black" singt vor Knastbrüdern.

Marvin Gaye: I Heard It Through The Grapevine

Der Soul emanzipiert sich.

Moby Grape: Wow

Vor Gimmicks strotzender Westcoast-Rock.

Steppenwolf: Steppenwolf

Mit "Born To Be Wild" unsterblich.

Eric Burdon: The Twain Shall Meet

Krönung der Hippie-Phase des begnadeten Blues-Shouters; sehr inspiriert.

Paul Butterfield: In My Own Dream

Ein Bluesrock, der zu neuen Stilufern aufbricht; wahrlich traumhaft.

The Byrds: Sweetheart Of The Rodeo

Pionierwerk des Country-Rock; bewegend.

CCR: Creedence Clearwater Revival

Triumph des klaren, eingängigen Rock-Songs.

The Doors: Waiting For The Sun

Immens kraftvolles Statement der Psychedelic-Rock-Heroen.

The Electric Flag: A Long Time Comin'

Geniale Verbindung von Blues und Heavy-Rock.

Janis Joplin: Cheap Thrills 

Ein Rock-Album wie ein Vulkanausbruch.

The Kinks: Are The Village Green Preservation Society

Brillantes Konzeptwerk der urbritischen Rocker.

Steve Miller Band:  Sailor

Der "Gangster Of Love" mit Psychedelic-Blues.

Moody Blues: In Search Of The Lost Chord

Romantischer Rock in Reinkultur, zeitlos schön.

The Nice: Ars Longa vita Brevis

Experimentierfreudige Klassikrock-Pioniertat - mit "Brandenburger".

Ten Years After: Stonedhenge

Abseits ausgetretener Bluesrock-Pfade.

Velvet Underground: White Light, White Heat

"Underground" zwischen Lyrik und Brachialrock.

Frank Zappa: We're Only In It For The Money

Wahnsinn mit Methode.

Simon & Garfunkel: Bookends

Subtiles Songwriter-Meisterwerk.

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