Hersteller-Garantie
Wasserdichte Smartphones: Wer zahlt bei Wasserschäden?
Viel versprechen, wenig halten - das ist die Realität in Sachen „wasserdichte Handys“. Geht das Handy aufgrund eines Wasserschadens kaputt, können Apple, Samsung und Co. die Garantie bequem verweigern. Wir zeigen, wie Sie sich schützen.

Neben gesprungenen Displays zählen Wasserschäden zu den größten Gefahren für Handys. Da überrascht es nicht, dass sich Handys besonders gut verkaufen, wenn sie als „wasserdicht“ beworben werden. Besonders beliebte Motive: Mit Wassertropfen benetzte Handys und fröhliche Menschen im Pool, die sich unbesorgt mit dem teuren Top-Smartphone fotografieren.
Ein kritischer Blick ins Kleingedruckte von Apple, Huawei, LG, Samsung und Sony zeigt aber, dass dieses Versprechen nur wenig wert ist. Unter Berufung auf die Garantiebedingungen können alle fünf Hersteller die kostenlose Reparatur beziehungsweise den Austausch des Geräts verweigern, wenn es tatsächlich zu einem Flüssigkeitsschaden kommt.

Das verspricht die Werbung
In der Werbung arbeiten viele Hersteller gerne mit der Angabe von Schutzklassen. Das verspricht Sicherheit und die verkauft sich gut. „Zertifiziert nach IP67“ oder „wasserdicht nach IP68“ sind gängige Formulierungen. Dabei steht „IP“ für „International Protection“ (Internationaler Schutz). Die „6“ an der ersten Stelle kennzeichnet komplett staubdichte Geräte. Wichtig in Sachen Flüssigkeit ist die zweite Ziffer. Eine „7“ steht hier für den Schutz bei „zeitweiligem Untertauchen“, eine „8“ für den bei „dauerhaftem Untertauchen“.
Aber aufgepasst, die Hersteller interpretieren bereits die Schutzklassen viel enger, als es Otto Normalverbraucher tun würde. „Dauerhaft“ bedeutet üblicherweise nur „bis zu 30 Minuten“. Weitere Einschränkungen kommen hinzu, zum Beispiel hinsichtlich der Tiefe (typischerweise maximal 1 Meter) und der Wasserart (kein Chlorwasser, kein Salzwasser). Dass Pool- und Strandfotos in der Werbung etwas anderes nahelegen - egal.

Was sagen die Garantiebedingungen der Hersteller zu Wasserschäden?
Selbstverständlich ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein „wasserdichtes“ Handy robuster ist als ein Gerät, dem diese Auszeichnung fehlt. Es wird den Regenguss beim Open-Air-Konzert, Spritzer beim Fotografieren im Pool oder die Überflutung durch ein umkippendes Wasserglas mit einer höheren Wahrscheinlichkeit unbeschadet überstehen. Nur verlassen sollten Sie sich darauf nicht. Geht das Smartphone durch Feuchtigkeit kaputt, lässt der Hersteller Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auf dem Schaden sitzen.
Das steht im Kleingedruckten verschiedener Smartphone-Hersteller:
- Apple: "Wasser- und andere Flüssigkeitsschäden am iPhone oder iPod sind nicht durch die Garantie abgedeckt." (Quelle)
- Huawei: "Eine IP 68 Zertifizierung gibt grundsätzlich eine Wasserdichtheit bei Laborbedingungen an und macht dein Gerät im Alltag widerstandsfähiger, beispielsweise wenn du es im Regen benutzt. Bei IP 68-Geräten findet eine einzelfallbezogene Überprüfung statt. Dabei prüfen wir unter anderem dein Gerät auf äußerliche Schäden sowie darauf, ob Wasser in das Geräteinnere eingedrungen ist. Sollte dein Gerät nicht IP 68 zertifiziert sein, sind Wasserschäden grundsätzlich nicht von der Garantie abgedeckt." (Quelle)
- LG: „Die Garantie schließt aus ... Schäden (z.B. Kratzer, Dellen), hervorgerufen durch äußere Einwirkungen, Flüssigkeiten ...“ (Quelle)
- Oppo: "Diese Garantie deckt keine Mängel und Schäden ab, die aus den folgenden Punkten resultieren: ... Das Produkt ist durch unsachgemäßen Gebrauch, Missbrauch, Fahrlässigkeit (z. B. Sturz, Druck, Feuchtigkeit, Flüssigkeit, oder ähnliche sich negativ auf das OPPO Produkt auswirkende äußerliche Einflüsse) beschädigt;" (Quelle)
- Realme: "Warranty restriction: ... Device/Product is liquid damaged or any moisture/corrosion is there.", d.h. "Keine Garantie für Geräte/Produkte mit Flüssigkeitsschäden oder Feuchtigkeit/Korrosion" (Quelle)
- Samsung: „In folgenden Fällen werden von Samsung keine Garantieleistungen erbracht: ... Das Produkt wurde Flüssigkeiten/Chemikalien jeglicher Art und/oder extremen Temperaturen, Nässe oder Feuchtigkeit ausgesetzt.“ (Quelle)
- Sony: "Diese Garantie deckt nicht: ... Schäden oder Veränderung am Produkt verursacht durch ... Flüssigkeiten ..." (Quelle)
- Xiaomi: "Die Garantie gilt nicht: ... Der Mangel entsteht oder ist auf den Missbrauch oder die missbräuchliche Verwendung des Produkts durch den Verbraucher zurückzuführen. Wie Feuer, Flüssigkeitskontakt und ähnliche Ursachen, die sich der Kontrolle von Xiaomi entziehen;" (Quelle)
Feuchtigkeitsschäden lassen sich übrigens recht leicht nachweisen. Im Inneren vieler Geräte sitzen Messstreifen, die sich bei Kontakt mit Feuchtigkeit dauerhaft verfärben. Natürlich können Hersteller aus Kulanzgründen auf die allzu strenge Durchsetzung ihrer Garantiebedingungen verzichten. Aber ein Anspruch darauf besteht nicht.
Wie schütze ich das Smartphone vor Wasserschäden?
Was nutzt ein Schutz, zu dem nicht einmal der Hersteller steht? Smartphones sind nicht wasserdicht - anders lassen sich die Garantiebedingungen der großen Hersteller nicht interpretieren. Demzufolge gilt, dass sie im oder in der Nähe von Wasser nichts verloren haben. Eine Ausnahme von dieser Regel gibt es nur für Handys, die in einer wasserdichten Hülle stecken. Zum Beispiel bei Amazon finden Sie die DiCaPac Action WP-2CA, die EOTW IPX8 und die Syncwire, die sich für viele verschiedene Smartphone-Modelle eignen. Die Hülle Ihrer Wahl sollten Sie im Waschbecken testen, bevor Sie ihr das Smartphone anvertrauen.

Wie gut ein „wasserdichtes“ Smartphone Wasser tatsächlich standhält sehen Sie auf Youtube. Dort gibt es zahllose Videos, in denen iPhones, Samsungs und Huaweis im Pool versenkt, mit dem Geschirrspüler bearbeitet oder einfach nur in einer Karaffe voller Wasser untergetaucht werden. Suchen Sie einfach auf Youtube nach dem Begriff „waterproof“ (wasserdicht) in Verbindung mit der Typenbezeichnung (zum Beispiel „iPhone 13“ oder „Samsung Galaxy S22“).