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Sony-Entwickler

Update auf Android 4 ist nicht immer sinnvoll

In ihrem Blog haben die Entwickler von Sony Details zum anstehenden System-Update auf Android Ice Cream Sandwich veröffentlicht. Deutlich wird, dass eine Aktualisierung nicht in jedem Fall sinnvoll ist.

Autor: Andreas Seeger • 4.4.2012 • ca. 2:35 Min

Xperia Arc S mit Android Ice Cream Sandwich
Xperia Arc S mit Android Ice Cream Sandwich
© Sony Ericsson

Die Entwickler betonen, wie groß der Sprung von Android 2.3 Gingerbread auf 4.0 Ice Cream Sandwich ist: mit dem sogenannten Holo Theme hat Google ein vollständig überarbeitetes Oberflächen-Design eingeführt, hinzu kommen ein neuer Aktivitäten-Manager, eine Gesichtserkennung und eine Kontaktlis...

Die Entwickler betonen, wie groß der Sprung von Android 2.3 Gingerbread auf 4.0 Ice Cream Sandwich ist: mit dem sogenannten Holo Theme hat Google ein vollständig überarbeitetes Oberflächen-Design eingeführt, hinzu kommen ein neuer Aktivitäten-Manager, eine Gesichtserkennung und eine Kontaktliste, die um zahlreiche Informationen aus sozialen Netzwerken erweitert wurde. Die Anpassung der herstellereigenen Oberflächen an Ice Cream Sandwich ist mit einem enormen Aufwand verbunden. Allein von Sony wurden mit dem Wechsel von 2 auf 4 mehr als 1000 System-Icons ausgetauscht.

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Neue Widgets für den Startbildschirm: Ice Cream Sandwich ist ein Meilenstein in der Android-Entwicklung
© connect

Android 4 verbraucht mehr ArbeitsspeicherKeine Frage, der Nutzer profitiert von den neuen Funktionen und von der modernen Systemoberfläche. Aber Sony weist darauf hin, dass auch mehr Ressourcen verbraucht werden, vor allem der Prozessor und der Arbeitsspeicher (RAM) sind stärker gefordert. Die Entwickler schreiben, dass alle Apps unter Android 4 mehr Arbeitsspeicher beanspruchen, beim Browser sind es etwa 20-30 Megabyte zusätzlich. Das ist nicht viel, aber wenn man bedenkt, dass viele Mittelklasse-Smartphones mit nur 512 Megabyte RAM ausgestattet sind, dann zählt jedes Byte. Für die gestiegenen RAM-Ansprüche werden verschiedene Ursachen angeführt. Zum einen hat Google die Hardware-Beschleunigung verbessert, sodass das System und auch viele Apps direkt auf den Grafikchip zugreifen können, um die Oberfläche zu berechnen. Dies entlastet den Hauptprozessor (CPU) und führt zu einer schnelleren und flüssigeren Benutzeroberfläche - erhöht aber den RAM-Verbrauch, weil Anwendungen dafür zusätzliche Grafikbibliotheken in den Arbeitsspeicher laden müssen.In internen Tests haben die Sony-Entwickler berechnet, dass die System-App "Einstellungen" unter Ice Cream Sandwich etwa 1-2 Megabyte mehr RAM verbraucht und obendrein mehr Zeit zum Starten braucht - und dass, obwohl diese Applikation eine Grafikbeschleunigung gar nicht nötig hat. Android 4 verbraucht mehr EnergieEin zweiter negativer Effekt der überarbeiteten Hardware-Beschleunigung ist der erhöhte Energieverbrauch bei starker Grafikauslastung, etwa beim Abspielen eines Videos: Jedes einzelne Videobild (Frame) muss separat vom Grafikchip berechnet werden, was den Chipsatz in der Summe stärker belastet als bei Android 2.3. Das Update auf Ice Cream Sandwich kann also unter Umständen dazu führen, dass der Akku früher schlappmacht.

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Gingerbread (links) und Ice Cream Sandwich im Vergleich: Sony hat etwa 1.000 Icons ausgetauscht.
© Sony

Das Datenbank-Management ist rechenintensiverEs gibt noch einen dritten Bereich, der das System ausbremst: Google hat sich entschieden, die Datenbankbibliothek (SQL Lite) neu zu strukturieren und in Teilen in die Laufzeitumgebung Dalvik VM zu verschieben. Dies führt nach Aussage von Sony zu einer Verlangsamung des Datenbank-Managements. Viele Apps führen beim Start SQL -Abfragen durch - und genau diese Abfragen nehmen mit ICS mehr Zeit in Anspruch. Effekt: Apps brauchen länger, um hochzufahren. Erste Sony-Updates kommen Mitte AprilDie Software-Entwickler von Sony versprechen, dass sie diese negativen Aspekte von Android 4 berücksichtigen, wenn sie das System an die eigenen Modelle anpassen. Neben einem optimierten Speichermanagement wird auch ein "Performance Assistent" implementiert, der dem Nutzer erlaubt, bestimmte Dienste gezielt zu deaktivieren. Die Updates für das Xperia Arc S, das Neo V und das Ray werden für Mitte April erwartet. Danach folgen das Xperia Arc, Play, Neo, Mini, Mini Pro und  Pro. Auch das Flagfschiff Xperia S wird ein Update bekommen, allerdings erst im Juni.

Android Ice Cream Sandwich

Neu heißt nicht gleich "besser"Ob eine Aktualisierung in jedem Fall sinnvoll ist, lässt Sony offen. Aber das Unternehmen verweist darauf, dass sein angepasstes Android 2.3 sehr stabil und performant läuft und dass es "keine schlechte Idee ist", bei dieser Software-Version zu bleiben. Die Sony-Entwickler machen deutlich: Neu heißt nicht automatisch "besser". Während moderne Gigahertz-Boliden wie das Xperia S die gestiegenen Anforderungen von Android 4 locker wegstecken dürften, sollten sich vor allem die Nutzer älterer Smartphones ohne großen Arbeitsspeicher gut überlegen, ob ein Update überhaupt lohnt.