Fairbuds XL 2025 getestet: Gutes Gewissen hat einen Preis

Die Fairbuds XL wurden Anfang Dezember 2025 vorgestellt und sind seitdem für eine UVP von 249 Euro erhältlich. Sie beerben die erste Generation der Fairbuds XL, die seit Mitte 2023 im Handel sind.

Upgrade der 2023er-Generation mit neuen Treibern

Ein Vorteil gegenüber "normalen" Over-Ear-Kopfhörern ist der modulare Ansatz: Beide Generationen können mit einfachen Mitteln komplett zerlegt werden, praktisch alle Komponenten lassen sich separat kaufen, auf dieser Website bietet Fairphone Ersatzteile an, etwa einen neuen Akku für 20 Euro.

Wenn etwas kaputt geht, muss man keine neuen Kopfhörer kaufen, sondern tauscht einfach ein Bauteil aus. Fairphone ermöglicht sogar Upgrades: Die neuen 40-Millimeter-Treiber der 2025er Generation sind mit den Vorgängern kompatibel. Man kann seine alten Fairbuds also mit den neuen Treibern aufwerten.

Die Fairbuds sind sehr teuer

Das sollte man im Hinterkopf behalten, bevor man sich über den Preis aufregt. Denn mit 250 Euro sind die Over-Ears nicht gerade günstig, sondern Oberklasse, wie ein Preisvergleich zeigt: Die stylischen Nothing Headphones (465 Punkte im connect-Test) gibt es bereits für 229 Euro, genauso wie Sonys kultige XM5 (452 Punkte im connect-Test). Die Liste ließe sich mit den Flaggschiffen von JBL, Bose und B&W fortsetzen, jeweils zwar nicht die neuesten Modelle, aber die Vorgängergenerationen, mit einer umfangreichen App, super Klang und vielen Finessen.

Das sind starke Wettbewerber, modularer und nachhaltiger Ansatz hin oder her.

Hochwertiges Stoffdesign, frische Farbe

Das Design hat Fairphone 2025 stark aufgewertet. Das einfache Kunstleder von Bügel und Ohrpolstern wurde mit Stoffgewebe ersetzt, das wertiger aussieht und auch haptisch ein ganz anderes Kaliber ist. Die Farben sind frischer und kräftiger, sowohl die grüne als auch die schwarze Variante - das 2023er Modell war mehr grau als schwarz. Dabei wirkt die Konstruktion wieder robust und widerstandsfähig, sie ist nach IP54 zertifiziert und damit spritzwassergeschützt. Ein leichter Regenschauer ist also kein Problem.

Gewicht und Tragekomfort

Der modulare Aufbau fordert aber an anderer Stelle seinen Tribut. Dass die Ohrmuscheln massiver ausfallen und etwa ein Drittel dicker auftragen als vergleichbare Over-Ears, ist dabei noch das geringste Problem. Viel schwerwiegender im wahrsten Sinne des Wortes ist dagegen das hohe Gewicht, denn mit 328 Gramm machen sich die Fairbuds XL sich doch deutlich beim Tragen bemerkbar. Zum Vergleich: JBLs Tour One M3 bringen nur 280 Gramm auf die Waage, Sonys XM6 sogar nur 252 Gramm. Es gibt nur wenige andere Modelle in der Schwergewichtsklasse von Fairphone, uns fallen da eigentlich nur die Nothing Headphones ein.

Zum hohen Gewicht gesellen sich ein hoher Anpressdruck und eine straffe Stoffpolsterung. Das ist keine gute Mischung, nach ein paar Stunden kann es schon mal drücken. Im Gegenzug sitzen die Fairbuds XL fest und wackelfrei auf den Ohren.

Abschaltautomatik statt Trageerkennung

Vermisst haben wir eine Trageerkennung. Die Fairbuds XL spielen einfach weiter, wenn man sie abnimmt. Immerhin ist eine Abschaltautomatik eingebaut, sodass die Kopfhörer sich nach 30 Minuten Inaktivität ausschalten. Wenn man sie allerdings abnimmt und Musik laufen lässt, dann spielen sie so lange, bis der Akku leer ist.

Gelungene Steuerung, schlichte App

Die Steuerung übernehmen die Fairbuds von den Vorgängern, was eine sehr gute Entscheidung ist, denn der Mini-Joystick, der alle zentralen Steuerfunktionen übernimmt (Vor, Zurück, Start, Stopp, Lauter Leiser), reagiert sehr präzise und gefällt uns besser als Touch oder Tasten. Apropos Tasten: eine zusätzliche taste über dem Joystick schaltet das ANC an oder aus.

Die Fairphone-App hat leider wenig zu bieten. Es stehen lediglich vier Sound-Presets zur Verfügung, von denen wir "Amsterdam" empfehlen. Per 5-Band-Equalizer kann man den Klang weiter verfeinern, aber richtig verfärbungsfrei bekommt man den Kopfhörer damit nicht hin, zumal bei Mittelstellung aller Klangregler ein minimal dumpfer Klang zustande kommt.

Dem Klang fehlt es an Klarheit

"Amsterdam" hatten wir bereits erwähnt, mit diesem Preset klingt der Kopfhörer insgesamt noch ausgewogen. Der Grundtonn ist bassig, zu Lasten der Mitten und Höhen, die ein wenig verfärbt sind. Es fehlt an Feinzeichnung, einen klaren und ausdifferenzierten Klang haben wir bei den Fairbuds XL vermisst, das können Konkurrenzprodukte in dem Preisbereich besser.

Connectivity nur mit den Basics

Bei der Connectivity gehen die Fairbuds XL kaum über die Basics hinaus, was bei dem hohen Preis zu wenig ist. Die Verbindung zum Smartphone wird über den nicht mehr ganz frischen Standard Bluetooth 5.1 realisiert, neben den grundlegenden Codecs SBC und AAC wird noch Qualcomms AptX HD unterstützt. Das bedeutet: Wer das Smartphone von einem Hersteller hat, der keine Lizenzgebühren an Qualcomm bezahlen möchte (zum Beispiel Samsung), kann kein HiRes-Audio übertragen. Neben LDAC fehlen zudem der moderne LE-Standard mitsamt Auracast.

Immerhin Multipoint ist dabei, sodass die Fairbuds XL gleichzeitig mit Laptop und Smartphone verbunden sein können.

ANC und Transparenzmodus nicht gut abgestimmt

Über die breite und gut abgesetzte Taste über dem Joystick kann man zwischen Transparenz, Noise Cancelling und passivem Modus wechseln. In der App hat man keinen Einfluss darauf, entsprechend ist es auch nicht möglich, die Stärke der Geräuschunterdrückung manuell anzupassen.

Die Geräuschunterdrückung bewegt sich nicht auf Augenhöhe mit vergleichbaren Over-Ears. Es fängt schon mit der passiven Dämpfung an, die überraschend schwach ausfällt: Wir messen nur 1 dB, also fast keine Dämpfung. Liegt es am Stoffüberzug der Ohrpolster, der zu viel durch lässt? Wenn man die Fairbuds XL aufsetzt, hat man jedenfalls kaum einen Dämpfungseffekt. Wenn man das ANC aktiviert, wird es besser, aber die Intensität der Geräuschunterdrückung bleibt auch damit niedrig. Wir haben eine mittlere Dämpfung von 7 dB gemessen, das reicht nicht, um im Flugzeug oder im ICE zu entspannen. Zum Vergleich: Die JBL Tour One M3 schaffen gemittelt 6 dB (passiv) beziehungsweise 24 dB (aktiv).

Das bedeutet: Die Fairbuds XL dämpfen mit aktiver Geräuschunterdrückung in etwa so effektiv wie die JBL Tour One M3 mit passiver Geräuschunterdrückung.

Auch der Transparenzmodus ist nicht gelungen. Mit den Fairbuds XL auf den Ohren hat es kaum einen Unterschied gemacht, ob der Modus aktiviert war oder ob alles ausgeschaltet war (also passive Dämpfung). In beiden Fällen liegt ein leichter dumpfer Schleier über der Umgebung. So macht ein Transparenzmodus wenig Sinn, zumal bei genauem Hinhören ein leises Rauschen zu hören ist.

Gute Stimmübertragung beim Telefonieren

Beim Telefonieren zeigt der Daumen dagegen nach oben. Die eigene Stimme wird gut und mit Volumen übertragen - bei vielen Kopfhörern ist das ein Schwachpunkt, weil die Mikrofone so weit weg vom Mund positioniert sind, dass der Träger blechern und dünn klingt.

Umgebungsgeräusche werden von den Fairbuds XL zwar herausgefiltert, aber das Niveau bewegt sich im unteren Mittelfeld. Viele Kopfhörer (etwa Boses QC Ultra) bieten eine bessere Geräuschunterdrückung.

Gelungene Akkulaufzeit

Bei der Akkulaufzeit kann der Over-Ear von Fairphone vollauf überzeugen, das war schon eine Stärke des Vorgängers . Mit aktiviertem ANC schaffen die Fairbuds XL 26 Stunden, das ist ein ähnliches Niveau wie Boses Quiet Comfort Ultra und Sonys XM6. Es gibt zwar Spitzenmodelle, die länger durchhalten (Sennheiser Momentum, JBL Tour One M3), aber 25 Stunden sind gehobenes Niveau und mehr als ausreichend auch für längere Reisen.

Positiv: Fairphone hat eine Schnellladefunktion implementiert, sodass nach 15 Minuten schon wieder 50 Prozent geladen sind.

Fazit: Gutes Gewissen oder Top Technik

Mit den 2025er Fairbuds XL legt Fairphone einmal mehr den Fokus auf Reparierbarkeit und eine nachhaltige Produktion. In diesem Bereich sind die Over-Ear-Kopfhörer der Konkurrenz weit voraus. In allen technischen Belangen und auch klanglich sind dagegen "normale" Premium-Kopfhörer besser. Sie bieten mehr Funktionen, mehr Anpassbarkeit, einen besseren Klang. Eine nachhaltige Produktion und Top-Technik scheinen sich momentan noch auszuschließen. Bleibt zu hoffen, dass sich dies in naher Zukunft ändert.