Testbericht
AV-Receiver Pioneer SC LX 90
Mit seinem neuen 7000-Euro-Gigant-Multikanaler mit Front-Videodisplay will Pioneer alles andere in den Schatten stellen. stereoplay prüft, ob dieses Vorhaben wirklich gelingt.
- AV-Receiver Pioneer SC LX 90
- Datenblatt


Susano heisst der mythische japanische Herr von Meer und Stürmen. Wenn Pioneers neuer Mega-Surround-Vollverstärker neben der amtlichen Bezeichnung SC LX 90 eben diesen Beinamen trägt, lässt sich Großes ahnen. Und verstehen, dass er potentiellen Konkurrenten ein paar Sondervorteile überlässt.
Im Gegensatz zu den um 2000 Euro günstigeren Multikanal-Fürsten von Yamaha und Denon denkt der Pioneer gar nicht daran, sich mit meist lausig klingendem Internet-Radio herumzuschlagen. Gern gönnt er dem DSP Z 11 (4/08) seinen Oben/unten-Extraprozessor oder dem AVC A 1 HD (6/08), dass er nicht nur MP3, WMA und dergleichen, sondern auch das mancherorts hoch geschätzte FLAC-Netzformat versteht. Und vermag der Susano, wenn er Analog-Video auf HDMI hochtransferiert, selbstredend aus Bildern mit jeweils halber Zeilenzahl volle herzustellen (De-Interlacing), die Linienzahl beliebig umzurechnen (Scaling) und sogar zu equalizen, scheut er sich - im Gegensatz zu dem Denon und Yamaha - HDMI-Bilder zu verändern: Die reicht er über seine sechs HDMI-Ein- und zwei -Ausgänge ausschließlich originalbelassen durch.

Nicht tragisch, zumal die wahre Größe des SC LX 90 in einem eigens gekapselten Unterbau steckt. Um aus dem Platz, der von zwei Ventilatoren unterstützten Thermik sowie aus den Möglichkeiten üblicher Steckdosen wirklich das Letzte herauszukitzeln, setzt Pioneer dort nicht mehr konventionelle Wärmeschleudern, sondern zehn hocheffektive, von ICEpower bezogene Schaltendstufen ein. Und zwar solche, bei der zusätzliche, von den Boxenklemmen zu den Impulserzeugern zurückführende Gegenkopplungen dafür sorgen, dass die Ausgangs-Spulenfilter den Höhen-Dämpfungsfaktor und damit die Lautsprecherkontrolle nicht zu sehr verderben.
Ein Schaltnetzteil, das bei seiner Arbeit sorgsam den eingehenden Netzschwingungen folgt statt sie erst mal zu schreddern, steigert weiterhin den Wirkungsgrad. stereoplays Messingenieure wunderten sich zuletzt trotzdem: Weil der Susano nicht ein oder eineinhalb, sondern sage und schreibe über zwei Kilowatt stemmt.

Dabei erlaubt der 35,5 Kilo schwere Japaner, seine Power geschickt so oder so zu verteilen. Die Auswahl reicht von fünf Mal Bi-Amping über 9.1 inklusive zusätzlicher Surroundkanäle mit Extraprocessing bis hin zu Konstellationen mit zwei Nebenzimmern. Letzere werden - in einem Fall sogar via 3-Komponenten-Terminal - gerne auch mit extra anzuwählendem Video versorgt. Wenn dort weitere Multikanaler stehen, spielt ihnen der Pioneer über einen elektrischen und optischen Digitalausgang CD- oder DVD-Streams zu.
Mit viel Zeit gesegnete Hauptraum-Tonmeister lieben sicherlich die unerschöpfliche Setup-Finesse des SC LX 90, die - automatisch oder manuell und auch im Verbund mit PCs - sogar Boxen-Phasen-Fehlern begegnen kann. Im stereoplay-Hörraum trat der Pioneer aber mit Vorteil in Direkt-Positionen an. Um den Testern dann schon bei CDs mit unfassbar druckvollen, rabenschwarzen Bässen wohlige Schauer über den Rücken zu jagen. Der nicht ganz so große Yamaha wirkte da vergleichsweise zart, was ihn aber nicht daran hinderte, mit nuancierteren Stimmen und kristalleneren Klavieranschlägen wieder davonzuziehen.

Bei Dolby Surround und DTS fühlte sich der Pioneer jedoch voll in seinem Element. Pink Floyds "Money" brachte er deutlich großräumiger, vielgestaltiger rüber. Ebenso stiegen Medeski Martin and Wood (DTS-Demo) noch mitreißender in die Eisen.
Mit HD-Blu-rays agierte der Susano erwartungsgemäß abermals prächtiger, funkelnder. Allerdings schlich sich nun Yamahas Feinstauflöser wieder an. Da donnerte der Pioneer: Lass mich jetzt endlich in Ruhe, der King der Surrounder bin ich.
Pioneer SC LX 90
Pioneer SC LX 90 | |
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Hersteller | Pioneer |
Preis | 7000.00 € |
Wertung | 57.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |