Kompaktbox
Pioneer S-71B im Test
Die Pioneer-Kompaktbox verlangt zwar nach viel Leistung, teuer muss der passende Verstärker aber nicht sein.

Denkt man als HiFi-Fan an den japanischen Hersteller Pioneer, kommen einem gerne Elektronik-Komponenten wie Receiver, Verstärker oder CD-Spieler in den Sinn. Dass die Japaner auch noch Lautsprecher bauen, fällt erst bei genauerer Betrachtung des riesigen Geräte-Portfolios auf. Gut, zugegeben, viele Boxen finden sich nicht im Programm. Das heißt aber nicht, man könne die Pioneer-Boxen auf die leichte Schulter nehmen. Immerhin betreibt Pioneer auch die highendige Edel-Marke TAD, deren Lautsprecher bekanntlich auch anspruchsvolle Hifiisten glücklich machen. Dass die Entwickler, in diesem Fall ein japanisch-französisches Team, auch bezahlbare, ernstzunehmende Boxen bauen können, zeigte beispielsweise der Standlautsprecher S-71.
Pioneer S-71B: Aufbau
Ihre kleine Schwester, die S-71B ("B" steht für Bookshelf), eignet sich durch ihr geringeres Gehäusevolumen besser für die Nahfeldbeschallung in kleinen Hörräumen. Dank ihres konzentrisch angeordneten Treibers, bei dem sich der Hochtöner im Polkern des Woofers befindet, kommt die Kompakte zudem auch mit akustisch schwierigeren Hörraum-Verhältnissen klar. Die 25mm-Kalotte des Tweeters besteht bei der S-71B aus Titan - ein Material, das für sein schnelles Ansprechverhalten bekannt ist. Zwecks Abstrahl-Optimierung umschließt eine Schallführung die Hochtöner-Kalotte.
Den unteren Frequenz-Bereich übernimmt ein 13cm-Konus-Chassis, dessen Membran aus stark verbackenem Kevlar besteht und somit nicht nur starken mechanischen Bewegungen gewachsen ist, sondern gleichzeitig auch die nötige Agilität mitbringt. Die Verarbeitungsqualität lässt keinen Spielraum für Kritik offen: Alles sitzt perfekt an seiner Stelle und macht einen soliden Eindruck. Der schwarze Lack ist zwar sauber aufgetragen, ein echter Hingucker ist die Pioneer - besonders wenn man die Abdeckung entfernt - aber nicht.
Pioneer S-71B: Hörtest
Die S-71B überraschte nach den ersten Takten mit einer superben Wiedergabe von Stimmen: Lisa Bassenges Gesang im "Vagabundenlied" (aus dem neuen Album Wolke 8) wirkte warm, direkt und klar akzentuiert. Zwar tönte die Pioneer im Vergleich zur KEF LS50 eine Idee frischer in den Höhen, was aber nicht zu einer präsenteren Darstellung der oberen Frequenzen führte, sondern viel mehr eine andere Stärke der S-71B unterstrich: Bei "Winds of Chains" von Fitz and the Tantrums (Pickin' up the Pieces) geriet die Darstellung von Stereo-Effekten und der Bühne präziser als bei der LS50, etwa bei den Backing-Vocals oder beim Klavier. Nur bei der Tiefenabbildung vermissten die Tester etwas Engagement. Der Bass wiederum drückte satter, was in Anbetracht der Membrangröße eine beachtliche Leistung darstellt.
Eigentlich machte die Pioneer nichts falsch, doch wirkte sie selbst an den Sugden-Monos anfangs noch ein wenig gehemmt. Bei der Suche nach einem preiswerten Amp-Partner gewann sie zum Ende der Hörtests jene Qualitäten, die man zuvor vermisste. Der Bass tönte nach wie vor satt, nur eben kontrollierter, schneller und dynamischer. Im Hochton war die Transformation noch dramatischer: Nun waren nicht nur mehr Informationen wahrnehmbar - sondern vor allem die Abbildung gewann merklich an Tiefe. Neben einer sehr deutlichen Einspielphase schien die Pioneer auch eine soziale Ader zu besitzen: Leistung braucht sie, teure Amps dagegen nicht unbedingt.