Testbericht
Linn Akurate DS 2011 im Test
LINN AKURATE DS - The next generation: Gleicher Name - anderer Player: Die Pioniere des High-End-Streaming haben ihren zweitbesten Netzwerkspieler komplett überarbeitet. Das neue Gehäuse soll dem abgehobenen Preis besser gerecht werden, neue Features den Spieler für Nicht-Puristen interessanter machen. Auch klanglich hat sich einiges getan.
- Linn Akurate DS 2011 im Test
- Datenblatt

Drei Jahre nach Markteinführung sind viele Hightech-Geräte bereits veraltet - ein Problem, das die DS-Serie von Linn definitiv nicht hat. Im Gegenteil: Mit jedem Software-Update (das der Kunde mit drei Mausklicks via Netzwerk selber aufspielt) wird die von den Schotten komplett selbst konstruierte und programmierte Streaming-Plattform besser und leistungsfähiger.
Die zugrunde liegende Hardware haben die Entwickler klugerweise so dimensioniert, dass sie die ganzen hinzugekommenen Formate, Bedienoptionen und Betriebsarten mit links abarbeitet - und viele andere Streamer auch in diesem Test vergleichsweise träge und mitunter regelrecht überfordert wirken lässt.

Gewachsene Perfektion
In puncto Format-Flexibilität, Zugriffs- und Navigationsmöglichkeiten ist das DS-Betriebssystem der Standard, an dem AUDIO andere misst. So brachte das jüngste Update auch eher nette Kleinigkeiten wie zusätzliche Minoritäten-Formate (Ogg Vorbis), Metadaten-Unterstützung für das integrierte Internetradio (endlich wissen, was läuft) und - wichtig für ein Gerät, das meist in Netzwerk-Bereitschaft bleibt - noch niedrigeren Standby-Verbrauch.
Wer den neuen Linn Akurate DS trotzdem hin und wieder ganz ausschalten will, muss dazu nicht mehr hinter dem Gerät fummeln, sondern findet den Kippschalter nun vorne unterhalb der Frontplatte. Die schwebt dank neuen, vom Topmodell Klimax DS übernommenen Metallfüßen höher und schlanker über der Stellfläche und wirkt, wie auch das gesamte restliche Gehäuse, wesentlich edler und vor allem eigenständiger. Die Gefahr, den 5500-Euro-Akurate mit seinem nicht mal halb so teuren Bruder Majik DS zu verwechseln, besteht jetzt endgültig nicht mehr.

Klanglich war der Akurate dem Majik DS natürlich auch bisher schon voraus. Mit diesem Vorsprung waren die Entwickler aber offenbar nicht zufrieden. Statt die Platine des bewährten 2008er-Akurate DS (die ihrerseits wiederum stark der Majik-Platine ähnelt) zu übernehmen, haben sie dem 2011er-Modell ein komplett neues Board konstruiert.
Als auch von außen sichtbares Bonbon ermöglicht das neue Layout einen koaxialen Digitalausgang, über dessen Nutzen man nur spekulieren kann: Will jemand das gestreamte Material mit einem CD-Recorder aufnehmen? Vielleicht eine volldigitale Aktivbox anschließen? Oder das Stereosignal mit einem A/V-Receiver in virtuelles Surround verwandeln? Zur nachträglichen Klangverbesserung wird der Datenausgang jedenfalls selten dienen, weil das gar nicht so leicht ist.
Zumal genau im Wandlerbereich die Hauptunterschiede zwischen altem und neuem Akurate DS liegen: Zwar dienen als Konverter immer noch zwei Wolfson 8741, aber deren Stromversorgung wurde stärker und noch sauberer ausgelegt. Auch die mit diskreten Feldeffekttransistoren aufgebauten Ausgangsstufen hat Linn veredelt - unter anderem mit kleinen Filtern direkt hinter den Buchsen, die Störungen in beide Richtungen abblocken.

Eine weitere auffällige Änderung betrifft die Taktbasis der Wandler: Sorgten bisher vier einzelne Oszillatoren für rigorosen Daten-Gleichschritt, synthetisiert nun ein einziger Chip alle benötigten Tempi mit noch größerer Genauigkeit.
Abbildung wie gemauert
Den Unterschied kann man hören: Der neue Akurate DS bildet so felsenfest ab, dass es fast unheimlich ist. Die Musik, selbst, wenn sie vorher über den auch schon extrem guten Alt-Akurate lief, schien beim Wechsel zum 2011er-Modell vom flüssigen in den festen Aggregatzustand überzugehen - die Greifbarkeit und Festigkeit des Klangs ist wirklich so frappierend, dass man mitunter Angst hat, sich an den abgebildeten Instrumenten bei einer unbedachten Bewegung den Kopf zu stoßen.
So bringt der Akurate DS das Kunststück fertig, den Hörer zwar um die Instrumente herum, nicht aber durch sie hindurch hören zu lassen. Die Studioakustik hinter der nah aufgenommenen, weit vor die Lautsprecher projizierten Gitarre ist voll da, aber nicht auf Kosten von Farbe, Fülle und Verbindlichkeit.

So ultragenau wie der Akurate zu spielen, ohne dabei die geringste Spur von Kantigkeit oder gar Schärfe zu entwickeln, ist eine Kunst, die nur ganz wenige Spieler beherrschen. Große Wadia- oder Accuphase-Modelle schaffen es immerhin vergleichbar gut, aus einer vermeintlich "warmen" (in Wirklichkeit nur sehr verzerrungsarmen) Abstimmung heraus unerwartet tiefe Einblicke in die Aufnahmen zu gewähren.
Wer wissen will, was das netzwerktypische Klangmerkmal am Linn Akurate DS ist, muss ihn mit rhythmischer Musik ausprobieren: Mit einem so gleichmäßigen, kraftvollen Zug lässt kein anderes Digitalgerät komplexeste Stücke vorbeiziehen. Der Akurate DS aus dem Jahre 2011 besitzt unbedingte, durch nichts zu erschütternde Traktion, Autorität über Struktur und Dynamik - eine Art musikalischen Allradantrieb.
Bedienung
Offen fährt am besten: Linn hat die Steuerprotokolle der DS-Player vollständig offengelegt und fördert bewusst eine freie Entwicklung der Steuersoftware.
Vollwertige Kontrollprogramme gibt es für PC (Linns eigenes Kinsky Desktop), Mac (Kinsky Desktop Mac, Chorus DS, SongbookMac), für Win-Mobile-PDAs (KinskyPDA), Nokia-Internet-Tablets (LeiaDS), Pronto-Universalfernbedienungen (KinskyPronto) sowie selbstverständlich fürs iPad, den iPod Touch und das iPhone (PlugPlayer, Chorus DS, SongbookDS, Konductor). Weitere Steueroptionen sind in Entwicklung.

Wer das interaktive Stöbern im Server nicht mag, kann auch jedem Album eine Nummer geben und es dann durch Eintippen dieser Nummer direkt per Fernbedienung starten. Dieser "Jukebox-Mode" wird von einem ebenfalls von Linn angebotenen Programm organisiert und funktioniert für beliebig viele Alben. Die schönste, komfortabelste Art, einen DS zu bedienen, ist aktuell aber ein iPad mit dem App Chorus DS HD .
Messlabor
Mit 120dB Störabstand bewegt sich der Linn hart an der Grenze des Machbaren. Auch Verzerrungen sind kaum nachzuweisen, die mikroskopisch geringen Reste fallen zu höheren Ordnungen hin zudem schön harmonisch ab. Der Akurate spielt FLAC- und WAV-Dateien bis 24Bit/192kHz sowie MP3, WMA, Ogg, Apple Lossless und AAC in allen vorkommenden Auflösungen.

Er unterstützt Sample-genaue gapless-Wiedergabe bei lossless-Codecs, schnellen Vor- und Rücklauf mit allen Formaten. Seine Radio-Senderliste bezieht er von RadioTime (vom User editierbar).
Linn Akurate DS/2011
Linn Akurate DS/2011 | |
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Hersteller | Linn |
Preis | 5500.00 € |
Wertung | 140.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |