Marshall Minor IV im Test: Wie die Airpods, nur cooler
Marshall hat eine neue Generation seiner halboffenen In-Ear-Kopfhörer herausgebracht: Die Minor IV sind simple Earbuds zum Einhängen, die nicht viel können, außer Musik abspielen. Das kennt man auch von Apples Airpods. Wir haben die Marshall Minor IV getestet und ziehen den Vergleich mit Apple.

Preise und MarktüberblickWährend man klassische In-Ears in den Gehörgang presst, sodass sie diesen mit ihren Silikonaufsätzen hermetisch verschließen, werden In-Ears zum Einhängen nur an das Ohr gehängt, der Lautsprecher ist so positioniert, dass er in den Gehörgang abstrahlt. Sie haben sich...
Preise und Marktüberblick
Während man klassische In-Ears in den Gehörgang presst, sodass sie diesen mit ihren Silikonaufsätzen hermetisch verschließen, werden In-Ears zum Einhängen nur an das Ohr gehängt, der Lautsprecher ist so positioniert, dass er in den Gehörgang abstrahlt. Sie haben sich mittlerweile einen festen Platz im Markt erobert. Nutzer schätzen den bequemen und vor allem druckfreien Sitz im Ohr. Und die halboffene Bauform sorgt dafür, dass man seine Umgebung akustisch noch gut mitbekommt. Viele große Hersteller haben ein entsprechendes Modell im Portfolio, etwa Huawei mit den FreeBuds 5 für 129 Euro ("sehr gut" im connect-Test) oder Sony mit den LinkBuds für 140 Euro. Apple darf hier natürlich nicht fehlen und ist gleich mit zwei Modellen vertreten: Die aktuellen Airpods der dritten Generation kosten 199 Euro, die zweite Generation bekommt man für 149 Euro.
Das Design macht den Unterschied
Den charakteristischen Look mit der Stielform haben die meisten halboffenen In-Ears gemeinsam. Marshall gelingt es hier aber, mit dem ikonischen Design der Marke einen Unterschied zu machen: Die goldenen Akzentuierungen passen perfekt zur schwarzen Grundierung, dabei gibt sich der Stiel mit einem geriffelten Muster besonders griffig, die Ohrstücke bestehen dagegen aus angerautem Kunststoff, der sich hochwertig anfühlt. Auch die vernarbte (Kunststoff-)Oberfläche des Case fasst man gerne an. Zur guten Haptik passt die gelungene Verarbeitung. Die In-Ears sind nach IPX4 vor Spritzwasser geschützt, können also auch beim Sport getragen werden.

Sehr guter Sitz im Ohr
Die Earbuds sitzen sehr gut ausbalanciert im Ohr, obwohl sie nur eingehängt werden, ist der Halt sehr gut, auch beim Joggen muss man sich keine Sorgen machen, dass sie verrutschen. Aufgrund des niedrigen Gewichtes von nur 4,5 Gramm und des Einhänger-Prinzips kann man die Minor IV theoretisch den ganzen Tag ohne Probleme tragen. Die Steuerung über Tipper auf den Stiel (einfach, zweifach, dreifach) funktioniert in der Praxis sehr gut. Wenn man länger auf den Stiel drückt, kann man die Lautstärke regeln, auch das klappte im Test sehr gut.

Technisch eine Überraschung
Die Minor IV beherrschen mit SBC und AAC nur die nötigsten Codecs, eine aktive Geräuschunterdrückung ist konstruktionsbedingt nicht mit an Bord - bei der halboffenen Bauform würde ANC keinen Sinn machen. Eine Besonderheit ist die Unterstützung von Bluetooth LE Audio mitsamt dem neuen Codec LC3, der eine bessere Audioqualität als SBC bei gleichzeitig weniger Energieverbrauch liefert.
In der App ist viel los
Trotz der wenigen Features ist in der Marshall-App viel los. Der moderne Look gefällt, genauso wie die vielen Einstellungsmöglichkeiten. Man kann etwa die gut funktionierende Steuerung (über Tipper auf den Stiel) anpassen oder über den Equalizer das Klangbild spürbar verändern. Auch die Trageerkennung lässt sich in der App deaktivieren.

Guter Klang, baubeding mit zu dünnem Bass
Die Treiber der Minor IV liefern für sich genommen einen sehr kräftigen Bass, allerdings nur wenn man die Earbuds entgegen der normalen Tragegewohnheit mit den Fingern dicht in den Gehörgang schiebt. Bei normalem Tragen ist der Klang bedingt durch den leisen Bass etwas dünn und mittenbetont. Mit Hilfe des 5-Band-Equalizers in der App kann man den Klang aber etwas kräftigen. Dann kommt grundsätzlich ein ausgewogener und verfärbungsarmer Sound zustande. Die Soundqualität ist für diese Bauform sehr gut.

Beim Telefonieren eine Überraschung
Das Telefonieren mit True Wireless In Ears ist für jeden Hersteller eine besondere Herausforderung, weil die Mikrofone zu weit von der Quelle entfernt sind. Bei den Minor IV arbeiten die Mikrofone überraschend gut, die eigene Stimme wird laut und klar übertragen. Aber die Geräuschunterdrückung macht keinen guten Job und der Gesprächspartner kommt vergleichsweise leise im Ohr an.
Akkulaufzeit: 7 Stunden im Ohr
Die Akkulaufzeit gibt Marshall mit 7 Stunden an, was ein realistischer Wert ist. Das Case hat Reserven für viermal Nachladen, daraus ergibt sich eine Gesamtlaufzeit von knapp 30 Stunden. Das sind sehr gute Werte, klar über dem Durchschnitt, wie der Vergleich zeigt: Apples 199-Euro-AirPods schaffen 6/30 Stunden (In-Ears/Case), die Huawei FreeBuds 5 nur 5/30 Stunden.
Stark: Das Case unterstützt Qi, kann also auch kabellos geladen werden.

Fazit: Reduce to the max
Die Marshall Minor IV sind grundsolide In-Ears, die weder mit vielen Features, noch mit einer besonderen Klangqualität Punkte sammeln. Aber sie holen klangtechnisch sehr viel aus der halboffenen Bauform heraus, lassen sich über eine gut gemachte App konfigurieren und sitzen dabei sehr gut im Ohr. Auch die Akkulaufzeit stimmt. Das zentrale Kaufargument ist aber das ikonische Marshall-Design, das auch in einem starken Kontrast zu den weißen Airpods mit der glatten Kunststoffoberfläche steht. Die sehen im direkten Vergleich ziemlich bieder aus.