Marshall Monitor III ANC getestet: Kraftvoller Sound und endlose Ausdauer
Von Marshall erreicht uns das neue Over-Ear-Spitzenmodell Monitor III ANC. Mit 349 Euro ist es nicht gerade günstig, überzeugt aber mit dem typisch vernarbten Marshall-Look und vielen technischen Feinheiten. Es gibt allerdings auch Schwächen. Welche das sind, zeigen wir im Test.

Die Marke Marshall ist in der Musikszene eine Ikone, jeder Konzertbesucher hat die charakteristischen Gitarrenverstärker irgendwo schon einmal auf der Bühne entdeckt. Vor einigen Jahren ist es erfolgreich gelungen, die Marke neu zu erfinden, in Form von Kopfhören und Lautsprechern, die das vernar...
Die Marke Marshall ist in der Musikszene eine Ikone, jeder Konzertbesucher hat die charakteristischen Gitarrenverstärker irgendwo schon einmal auf der Bühne entdeckt. Vor einigen Jahren ist es erfolgreich gelungen, die Marke neu zu erfinden, in Form von Kopfhören und Lautsprechern, die das vernarbte Design des Profi-Equipments übernommen haben. Der Over-Ear Monitor III ANC geht wie der Name vermuten lässt in die dritte Generation. Marshall verspricht hier nicht nur ein effektives Noise Cancelling sondern auch eine besonders lange Akkulaufzeit und hohen Tragekomfort. Im Test schauen wir, ob da etwas dran ist.
Preise und Marktüberblick
Marshall verkauft die Monitor III für 349 Euro in schwarz, weitere Farben gibt es nicht. Das ist die gehobene Preisklasse, in der sich die Flaggschiffe anderer Hersteller tummeln. Weil diese zum Teil schon länger auf dem Markt sind, sind sie preislich besonders attraktiv. Sonys WH-1000XM5 ging mit einer UVP von 420 Euro an den Start, jetzt bezahlt man nur noch 280 Euro. Das Gleiche gilt für Sennheisers Momentum 4 Wireless, die von 370 Euro auf 200 Euro gefallen sind. Auch Boses Quiet Comfort Ultra Headphones, mit 499 Euro UVP gestartet, sind mit 320 Euro günstiger als die Marshall. Können sich die Monitor III trotzdem behaupten?

Design unverwechselbar
Marshall gelingt es wieder einmal, mit dem einzigartigen Design der Marke Marshall aus der Masse der Kopfhörer herauszustechen. Die vernarbte Kunstleder-Optik dominiert, die goldenen Akzentuierungen und der goldene Schriftzug passen perfekt zur schwarzen Grundierung. Die Bügel bestehen aus Aluminium und sind top verarbeitet, auch beim Zusammenfalten der Kopfhörer geben sie sich sehr stabil und nicht wackelig.
Dabei lassen sich die Monitor III sehr klein zusammenfalten, kleiner als die meisten anderen Over-Ears. Auch das Case ragt heraus, nicht weil es besonders kompakt ist, sondern vor allem weil es aus einem Hartschalenmaterial hergestellt ist, das die Kopfhörer effektiv schützt. Während auf der Außenseite der typische Marshall-Look dominiert, ist das Case innen mit rotem Samt verkleidet - edler geht es kaum.

Hoher Tragekomfort
Die Ohrpolsterung ist dick und sehr weich, sie besteht aus Kunstleder, das sich samtig anfühlt. Auch nach längerem Tagen traten im Test keine Druckgefühle auf. Mit 250 Gramm haben die Monitor III Normalgewicht, auch das trägt zum hohen Tragekomfort bei.
Connectivity: Kein HiRes Audio
Die Monitor III ANC verbinden sich über Bluetooth 5.3 mit Smartphone, Tablet oder Notebook, Multipoint für einen schnellen Wechsel zwischen den Geräten wird unterstützt. Mit dabei sind zudem der neue Bluetooth-LE-Standard und Bluetooth Auracast. Die Codec-Unterstützung ist allerdings mau, neben LC3 als Bestandteil von Bluetooth LE werden nur die Standards AAC und SBC unterstützt. Somit ist es nicht möglich, HiRes-Audio über Bluetooth zu hören. Es könnte sein, dass HiRes irgendwann per Update über den Codec LC3 Plus auf die Kopfhörer kommt. Aber besonders wahrscheinlich ist das nicht, weil dafür Lizenzgebühren anfallen würden.

Joystick und Tasten statt Touch
Die Steuerung der Kopfhörer erfolgt Marshall-typisch über einen großen goldenen Knopf auf der rechten Ohrmuschel, der sich wie ein Joystick in alle Richtungen bewegen lässt. Darüber kann man zwischen den Songs wechseln und die Lautstärke regulieren. Auch das ANC kann reguliert werden, über die zwei Tasten auf den Kopfhörerbügeln. Eine der Tasten lässt sich anpassen, etwa für EQ-Einstellungen oder zum Aufrufen des Sprachassistenten. Diese klassische Art der Steuerung ist sehr gelungen, sie ist in unseren Augen präziser als über Touchflächen.
Marshall-App mit Soundstage Audio
Die App von Marshall gefällt mit einem zeitgemäßen Look&Feel und sehr guter Übersicht. Die wichtigsten Funktionen sind direkt auf der Startseite zugänglich, etwa der Equalizer und ANC/Transparenz. Letzteres kann man per Schieberegler stufenlos einstellen. In der App lässt sich auch die Trageerkennung deaktivieren.
Eine besondere Erwähnung verdient das Feature Soundstage, das einen räumlichen Effekt erzeugt, ähnlich wie bei Spatial Audio. Dabei klingt die Musik immersiver, so, als ob sie in einem größeren Raum abgespielt wird. Über einen Schieberegler kann man die virtuelle Raumgröße und die Intensität des räumlichen Effektes (Nachhallzeit) stufenlos regulieren. Das Ergebnis hat uns sehr gut gefallen. Und im Gegensatz zu Sennheiser, wo bestimmte Extras einen Account beim Hersteller erfordern, kann man die Marshall-App vollumfänglich ohne Anmeldung nutzen.

Wie gut ist der Sound?
Der Sound ist tonal ausgewogen, das Verhältnis zwischen Bässen, Mitten und Höhen ist stimmig. Bässe und Höhen sind dabei minimal betont. Für unseren Geschmack ist der Klang aber zu grob, der Kopfhörer klingt eher kernig und kräftig und empfiehlt sich nicht unbedingt für audiophile Nutzer, die Klassik oder Jazz in feiner Auflösung genießen wollen. Aber damit dürfte Marshall den Geschmack seiner Zielgruppe gut getroffen haben, nicht ohne Grund ist Billy Joel Armstrong von Green Day das Gesicht der Marketing-Kampagne. Wenn man Soundstage aktiviert, dann wird der kräftig-krachige Sound sogar noch verstärkt.

ANC und Transparenzmodus
Liegt es an den besonders weichen und bequemen Ohrpolstern, die zu viel durchlassen? Fakt ist, dass die passive Dämpfung mit 4 dB nicht besonders hoch ausfällt und dass tieffrequente Lärmanteile sogar verstärkt werden, wenn ANC und Transparenz deaktiviert sind. Wenn man das ANC einschaltet, dann muss es von diesem Niveau aus neutralisieren und erreicht mit gemittelten 19 dB dementsprechend auch nicht die Klasse von der Sonos Ace (zum Test) oder von Boses Qiet Comfort Ultra (zum Test). Der Blick ins Diagramm zeigt aber, dass Marshall die Dämpfung sehr gut abgestimmt hat: Auf den tiefen Frequenzen werden in der Spitze 40 dB neutralisiert, was sehr gut ist. Auch die Transparenzfunktion gefällt, es gibt kein Grundrauschen und die Umgebung klingt akustisch genauso wie ohne Kopfhörer.

Telefonieakustik: Gut, wenn es leise ist
Die im Testlab gemessene Sprachqualität ist vergleichsweise gut, besser als der Durchschnitt. Die Monitor III ANC geben den Gesprächspartner klar und sehr natürlich wieder, die eigene Stimme wird in ebenso guter Qualität übertragen und klingt auch nicht zu dünn. Weniger gut eingestellt ist dagegen die Nebengeräuschunterdrückung - in einer lauten Umgebung sollte man mit den Kopfhörern nicht unbedingt telefonieren. Die schlechten Messwerte in diesem Bereich ziehen auch die Gesamtwertung Telefonieakustik nach unten, obwohl man mit den Kopfhörern in einer ruhigen Umgebung eigentlich gut telefonieren kann.
Akkulaufzeit: Unendlicher Sound
Mit Blick auf die Akkulaufzeit spielen die Monitor III alle anderen Kopfhörer an die Wand: 70 Stunden mit aktivierter Geräuschunterdrückung schafft sonst keiner. Die meisten Kopfhörer spielen zwischen 30 Stunden (Sonos Ace, zum Test) und 40 Stunden (Sennheiser Momentum 4, zum Test). Es gibt nur wenige Modelle wie Sennheisers Accentum True Wireless (zum Test), die mit 50 Stunden noch einen drauf setzen können. Von den 70 Stunden der Marshall sind sie aber noch ein Stück weit entfernt. Wenn man das ANC deaktiviert, sind sogar 100 Stunden Musikwiedergabe möglich. Das ist rekordverdächtig. Marshall erreicht diese langen Laufzeiten übrigens durch ein neues Akkudesign, bei dem in jeder Ohrmuschel ein Akku eingebaut ist. Andere Over-Ears werden über einen einzelnen Akku versorgt.
Fazit: Krachige Kopfhörer für die Generation Rock
Die Monitor III ANC kauft man vor allem wegen dem einzigartigen Marshall-Design. Mit der rekordverdächtigen Akkulaufzeit und dem hochwertigen und besonders kompakten Case empfehlen sie sich zudem als ideale Reisebegleiter. Die Steuerung über den Mini-Joystick ist sehr gelungen. Technisch bietet Marshall dagegen nicht mehr als die Konkurrenz, die preislich klar attraktiver ist. Auch klanglich haben uns die Monitor nicht vollauf überzeugt, der krachige Sound scheint zielgenau abgestimmt auf die Punkrocker von Green Day, deren Frontmann Billy Joel Armstrong das Gesicht der Marketing-Kampagne ist.
Marshall Monitor III ANC Testergebnisse und Punkte
Vollbild an/ausKategorie | Testergebnisse und Punkte |
---|---|
AUSDAUER (85) | 85 (überragend) |
AUSSTATTUNG (125) | 120 (überragend) |
Connectivity (10) | 7 (befriedigend) |
Bedienung und Funktion (70) | 68 (überragend) |
Smartphone-App & Einstellungen (30) | 30 (überragend) |
Lieferumfang (15) | 15 (überragend) |
HANDHABUNG (75) | 70 (sehr gut) |
Handlichkeit (50) | 45 (sehr gut) |
Tragekomfort | sehr gut |
Halt am Ohr | sehr gut |
Verarbeitungsqualität (25) | 25 (überragend) |
MESSWERTE (215) | 176 (gut) |
max. Lautstärke (30) | 28 (sehr gut) |
Geräuschdämpfung (50) | 42 (gut) |
Dämpfung Voice Through (10) | 8 (gut) |
Telefonieakustik (22) | 13 (ordentlich) |
Frequenzgang (8) | 6 (gut) |
Klangurteil (95) | gut (80) |
connect-URTEIL max. 500 | sehr gut (451) |
Marshall Monitor III ANC Technische Daten und Messwerte
Vollbild an/ausKategorie | Technische Daten und Messwerte |
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Preis (Euro): | 349 |
GÖßE UND GEWICHT | |
Abmessungen Case (L x B x H in mm): | 160 x 145 x 110 |
Gewicht Kopfhörer/Case(Gramm): | 250/120 |
CONNECTIVITY | |
Bluetooth/Multipoint-Anbindung: | 5.3/+ |
Audio-Codecs: | SBC/AAC/LC3 |
MESSWERTE | |
Ausdauer (h:mm): | 70:00 |
max. Lautstärke (dB): | 108 |
mittlere Dämpfung ohne ANC (dB)/mit ANC (dB): | 4/19 |
mittlere Dämpfung Voice Through (dB): | 2 |
SPRACHQUALITÄT TELEFONIE (Senden/Empfangen) | |
Klang (MOS/max. 5): | 3.2/3.3 |
Geräuschunterdrückung Straße (MOS/max. 5): | 1.8 |
Geräuschunterdrückung Kneipe (MOS/max. 5): | 1.2 |