Marshall Middleton II im Test: König der Bluetooth-Lautsprecher-Mittelklasse?
Kann sich die zweite Generation des Middleton, wie seine Namensvetterin Kate, Prinzessin von Wales, in royale Gefilde aufschwingen und zum König der Bluetooth-Lautsprecher-Mittelklasse werden? Unser Test wird es zeigen.

Marshall hat sich mit seinen legendären Gitarrenverstärkern einen Kultstatus erarbeitet. Seit 15 Jahren gelingt es dem britischen Unternehmen, dieses Kunststück auch als Hersteller von Kopfhörern und, etwas später, von Bluetooth-Lautsprechern zu wiederholen.Das ikonische Logo ist nicht nur auf ...
Marshall hat sich mit seinen legendären Gitarrenverstärkern einen Kultstatus erarbeitet. Seit 15 Jahren gelingt es dem britischen Unternehmen, dieses Kunststück auch als Hersteller von Kopfhörern und, etwas später, von Bluetooth-Lautsprechern zu wiederholen.
Das ikonische Logo ist nicht nur auf Rockkonzerten allgegenwärtig, sondern ziert auch zahlreiche Sideboards, Schreibtische und Küchenregale.
Den Platzhirsch JBL konnten sie jedoch bisher nicht vom Thron stoßen, und auch Bose ist ein starker Konkurrent im hart umkämpften Markt der Bluetooth-Lautsprecher. Mit den neuen Produkten Kilburn III und Middleton II will Marshall nicht nur gewaltig am Thron der Kalifornier rütteln, sondern ihnen die Krone entreißen.

Vielversprechende Technik
Lautsprecherchassis und Endstufe
Dem Datenblatt nach zu urteilen verfügt der Middleton II über alle Voraussetzungen, um ganz oben mitzuspielen. So sind zwei 0,6-Zoll-(15-mm-)Hochtöner, zwei 3-Zoll-(7,62-cm-)Tieftöner und zwei nicht näher spezifizierte ovale Passivmembranen verbaut. In dem 23 cm breiten, 9,8 cm tiefen und 11 cm hohen Gehäuse werkeln also insgesamt sechs Chassis – Respekt!
Die vier aktiven Treiber sind mit kraftvollen Neodym-Magneten ausgestattet und werden durch Class-D-Endstufen mit einer Gesamtleistung von 80 Watt angetrieben. Davon entfallen jeweils 30 Watt auf die beiden Tieftöner und jeweils 10 Watt auf die beiden Hochtöner.
Mit dieser Kombination erreicht der Middleton II einen Frequenzbereich von 45 Hz bis 20 kHz mit einem maximalen Schalldruck von 91 dB. Damit müsste der kleine Brite auch tiefe Bässe problemlos wiedergeben können, wenn auch nicht in Partylautstärke – dafür wurde er aber auch nicht entwickelt.

Konnektivität und Bedienung
Musiksignale können auf zwei Arten übertragen werden: klassisch analog und kabelgebunden über den 3,5-mm-Miniklinkenanschluss oder digital via Bluetooth 5.3, beim Vorgänger war es noch 5.1.
Es werden die Codecs SBC, AAC und LC3 unterstützt, jedoch keine Variante, die Hi-Res-Audio beherrscht.
Das ist jedoch nicht weiter schlimm, denn erstens spielt dies bei einem Bluetooth-Lautsprecher eine untergeordnete Rolle und zweitens liefert AAC mit 44,1 kHz immerhin die Abtastrate einer Audio-CD und mit 24 Bit sogar eine größere Wortbreite.
Somit kann der Middleton II Musik in CD-Qualität, im Idealfall sogar etwas besser, wiedergeben, allerdings nicht verlustfrei.

Die Einstellungen und die Bedienung erfolgen über die Marshall-Bluetooth-App oder die Tasten an der Oberseite des Geräts.
Erfreulicherweise sind sogar Tasten zur schnellen Anpassung von Bässen oder Höhen vorhanden. Für eine schnelle Klanganpassung muss also nicht zwingend das Smartphone griffbereit sein.
Das stört mich zwar nicht – die Marshall-Bluetooth-App ist schließlich übersichtlich und verfügt über einen stufenlos regelbaren 5-Band-Equalizer inklusive fünf Presets –, aber die Tasten am Gerät sind manchmal einfach praktischer und die Handhabung wirkt authentischer.
Über die Tasten lässt sich der Middleton II einschalten und pairen, die Lautstärke regulieren, Titel stoppen, überspringen oder zurückspringen und der Klang anpassen.

Gehäuse und Design
Das robuste Gehäuse ist mit einer lederartig texturierten Gummierung beschichtet, die ihn effektiv vor Kratzern bewahrt. Zudem ist es nach dem IP67-Standard wasser- und staubgeschützt.
Selbstverständlich folgt auch der Middleton II dem bekannten Marshall-Design mit diagonalem Schutzgitter und ikonischem zentralen Schriftzug. Allerdings ist nur der mittlere, mehrdirektionale Bedienknopf aus geriffeltem Messing gefertigt.
Ein Balkendisplay mit zehn roten LEDs informiert über den Ladestatus, die Lautstärke sowie die Bass- und Höheneinstellung.
Trotz seines Gewichts von 1,8 kg lässt sich der Middleton II durch den mitgelieferten Trageriemen angenehm tragen.

Akku und Telefonie
Der austauschbare Lithium-Ionen-Akku des Middleton II ermöglicht eine Spieldauer von bis zu 30 Stunden. Beim Vorgängermodell waren es nur 20 Stunden.
Für eine volle Ladung benötigt der Akku drei Stunden. Dank der Schnelladefunktion ist er in nur 20 Minuten für weitere fünf Stunden einsatzbereit. Bei der ersten Generation reichte dies nur für zwei Stunden.
Über die USB-C-Buchse auf der Rückseite kann der Middleton II entweder geladen werden oder als Powerbank fungieren und andere Geräte aufladen.

Die Marshall-Bluetooth-App bietet diverse Möglichkeiten, um den Akku zu schonen. Dazu gehören die Begrenzung der maximalen Ladung auf 95 %, die Reduzierung der Ladegeschwindigkeit zur Verlängerung der Akkulebenszeit sowie eine Temperaturkontrolle, die bei Überschreiten einer bestimmten Grenztemperatur die Ladegeschwindigkeit drosselt.
Erfreulicherweise verfügt der potenzielle Thronanwärter über ein integriertes Mikrofonsystem. Somit können mit ihm auch Telefongespräche geführt werden. Dabei erwies sich die Sprachqualität sowohl für Anrufende als auch für Angerufene als sehr gut.
Wie gut ist die Klangqualität des Middleton II?
Bis auf die Ober- und Unterseite ist der Middleton II an allen Seiten mit Treibern bestückt. Auf der Vorder- und Rückseite befindet sich jeweils ein Hochtöner und eine Passivmembran, in den Seiten sind die Tieftöner untergebracht.
Dadurch erzeugt er ein 360-Grad-Klangpanorama und hebt sich von den meisten Konkurrenzmodellen ab. Insgesamt klang der Brite sauber und ausgewogen, ohne eine übertriebene Betonung im Oberbass.
Dabei ging er dynamisch und druckvoll zu Werke, wie man es von Marshall gewohnt ist. Eine Fokussierung auf bestimmte Musikrichtungen war nicht zu bemerken. Egal, ob markenadäquater Hardrock oder standesgemäße Klassik, die dem royalen Anspruch gerecht wird – der Middleton II ließ keine Präferenzen erkennen.
Vorurteilsfrei gab er alle Genres mit dem gleichen Verve und einer angenehmen Mischung aus Druck und Geschmeidigkeit wieder. Trotzdem war er vor allem bei richtigem Vollgassound, wie beim brachialen und nicht minder legendären „Ace of Spades” von Motörhead, spürbar voll in seinem Element – well done.
Fazit: König der Herzen
Wenn Sie von mir ein objektives Urteil darüber erwarten, ob der Middleton II der beste Bluetooth-Lautsprecher der Mittelklasse ist, fällt es mir schwer, diese Frage zu beantworten. Die Mitbewerber sind schlichtweg zu gut und haben ihre eigenen Stärken.
Geht es allerdings um eine subjektive Einschätzung, gibt es für mich keinen Zweifel. Dieser Look, dieser Sound – das kann keiner wie er. Auch wenn er seine Rock-’n’-Roll-DNA weder verleugnen kann noch will, steckt also doch auch ein Aristokrat in ihm. In diesem Sinne: Lang lebe der King!
Technische Daten
Vollbild an/ausMarshall Middleton II | |
---|---|
Treiber: | 2 x 3-Zoll-Tieftöner, 2 x 0,6-Zoll-Hochtöner, 2 x Passivmembranen |
Frequenzbereich: | 45Hz - 20kHz |
Maximaler Schalldruckpegel: | 91 dB SPL @ 1 m |
Verstärker: | Zwei Class-D-Verstärker (30 W) für die Tieftöner, Zwei Class-D-Verstärker (10 W) für die Hochtöner |
Bluetooth-Version: | 5.3 |
Bluetooth-Codecs: | SBC, AAC-mpeg 2 und LC3 |
Bluetooth Mehrpunkt-Konnektivität: | Ja |
Anschlüsse: | AUX 3,5 mm, USB-C (Laden, Powerbank) |
Freisprechfunktion: | Ja |
Akkulaufzeit: | Bis zu 30 Stunden |
Akkutyp: | austauschbar, Lithium-Ionen-Akku |
Akku-Schonfunktion: | Ja |
Schnelladefunktion: | 20 Minuten laden = 5 Stunden Spieldauer |
Akkuladeziet: | 3 Stunden bis zur vollen Ladung |
Schutzklasse: | IP67 |
Maße (B x H x T): | 23 x 9,8 x 11 cm |