42-Zoll-OLED-TV
Metz Lunis 42 im Test
TV-Geräte sollen immer größer werden, kleine immer billiger. Unter einem Meter Gerätebreite ist daher kaum die beste Bildqualität zu bekommen. Metz bietet mit dem OLED-TV Lunis 42 jetzt das teuerste Gerät seiner Art an. Für wen lohnt sich der Kauf?
- Metz Lunis 42 im Test
- Metz Lunis 42: Messdaten & Testergebnisse

Dass organische Licht emitierende Dioden (OLED) als Basis eines TV-Displays die derzeit kontrastreichste Technologie darstellen, darüber muss man kein Wort mehr verlieren. Wenn sie Schwarz darstellen sollen, bleiben die Pixel deaktiviert und geben wirklich keinerlei Licht ab. Ihren Siegeszug traten diese Panels vor über zehn Jahren in 55 Zoll Größe an, dann kamen 65, 77, 83 und nun sogar gigantische 97 Zoll.
An Menschen, die es gerne etwas kompakter hätten, dachte der marktbeherrschende Panelhersteller LG erst kürzlich und führte zuerst 48 Zoll und nun auch noch 42 Zoll ein. Damit hat es zehn Jahre gedauert, bis man endlich in Größenordnungen vorgedrungen ist, die mit einer Gesamtbreite von 94 cm in wirklich jedem Wohn- oder Arbeitszimmer Platz finden. Auf der einen Seite erscheint es etwas bedenklich, so kompakte Geräte mit der vollen Ultra-HDAuflösung auszustatten.
Diese massive Bildschärfe kann man nur aus unter einem Meter Sehabstand wirklich differenzieren, was nicht gerade alltagstauglich beim Fernsehen ist. Auf der anderen Seite macht das die 42er zu einer interessanten Alternative für PC-Monitore. Vor diesem Hintergrund hatten wir in unserer letzten Ausgabe zu einem Vergleichstest aufgerufen und speziell die Gaming- und PC-Leistungen der kleinsten OLED-Klasse beleuchtet. Für diesen Shootout kam der Metz Lunis 42 leider etwas zu spät in unserer Redaktion an, sodass er nun hier separat getestet wird.

Eine spezielle Zielgruppe
Wir erkennen nun bei unserem Test, dass der Lunis gar nicht so richtig in das Testfeld gepasst hätte. Er ist einige Hundert Euro teurer als die Konkurrenz und besitzt Spezialitäten, die im Standardvergleich schnell übersehen werden. Als kleiner deutscher Traditionshersteller hat Metz einen treuen, eher konservativen Kundenstamm und ist schön fokussiert auf den kompetenten Fachhandel.
Metz-Kunden wollen über Jahre liebgewonnene Funktionen nicht missen, kommen mit der logischen Bedienung gut zurecht und brauchen keine riesigen Bilddiagonalen in HDR oder Sprachsteuerung des Internets der Dinge. Tatsächlich erhalten wir auch deutlich mehr Leseranfragen zu kompakteren OLED-TVs als zu zukunftsweisenden Micro-LED-Walls.
Metz gelingt der Spagat, die speziellen Bedürfnisse der Stammkunden zu befriedigen und dennoch smarte Innovationen zu bieten, über einen Markentrick. „Metz Classic“, zu dem auch der hier getestete Lunis zählt, benutzt das hauseigene, linuxbasierte Betriebsystem, auf dem beispielsweise die äußerst umfangreichen Aufnahmefunktionen effizient und sicher laufen.
Zudem wird auf eine klassische Formgebung, teure Materialien und besonders hochwertigen Klang Wert gelegt. Das wäre in technischer Höchstform allerdings nicht ohne die Mitwirkung des Investors Skyworth möglich gewesen, denn ohne diese Weltfirma im Rücken hätte Metz nicht einmal auf Ressourcen wie OLED-Panels zugreifen können.
Im Gegenzug wurde die Marke „Metz blue“ eingeführt, die global eine jüngere, Smart-TV-affine Zielgruppe anspricht. Die Geräte sind leichter und nutzen über Google-TV das gesamte Alphabet-Universum – unter dem guten Namen „Metz, a german brand“.

Klassisch Metz
Spötter mögen behaupten, unser Lunis sähe etwas altbacken aus und besäße ebenso altbackene Technik. Ganz von der Hand weisen lässt sich das nicht, doch schon beim Zusammenbau des massiven Metallfußes zeigt sich, dass das Gewicht des Gerätes nicht umsonst höher ist als das so manchen 65-Zöllers.
Metz ist Made in Germany und hebt sich durch besonders hohe Qualität in vielen Details vom restlichen Markt ab. Hierzu darf die exzellente Servicefreundlichkeit zählen, das besonders lange Nachhalten von Ersatzteilen und deren großzügige Dimensionierung, die die Langlebigkeit fördert. Letzteres können wir in unseren zwei Wochen Testzeitraum natürlich nicht verifizieren, das resultierende Gewicht von stolzen 19 kg hingegen schon.
Leider nicht ganz so schwer wie die sehr gelungene Umsetzung des klassischen TV-Empfangs wiegt die Aktualität der vier HDMI-Eingänge. Prinzipiell sind sie durch Verzicht auf die Transportvariante FRL in ihrer Bandbreite begrenzt und leisten nur das, was man zur pefekten Übertragung von HDR-Filmen benötigt. Mehr Datenrate braucht man zum 4K-Gaming mit 120 fps oder für maximal farbscharfe PC-Desktops. Hier ist man besser bedient mit den Teilnehmern unseres zurückliegenden Vergleichstests. Man kann halt nicht alles haben.

Wenn es ans normale Fernsehen geht, spielt Metz seine Asse aus. Der Vierwege-Doppeltuner wurde von Herstellern wie Philips bereits wegrationalisiert, Timeshift und Aufnahmeoptionen vielerorts eingeschränkt. Bei Metz bleibt die volle Funktionalität aus den goldenen Zeiten der TV-Archivierung dagegen erhalten, dazu wird eine eingebaute Ein-TB-Festplatte nebst Anbindung ins Heimnetz genutzt.
Aufnahmen werden selbstverständlich über einen sehr komfortablen Programmmanager gebucht, sind sogar aus der Ferne über eine Smartphone-App möglich. Mit Serienaufnahmen und Volltextsuche liegt man weit jenseits dessen, was andere Hersteller bieten. Natürlich bleiben TV-Sendungen außen vor, deren Speicherung durch den Sender verboten wird.
Speziell sind das leider die HD-Angebote der deutschen Privatstationen. Eine Integration der Dienste von HD+, wie sie viele TV-Marken jetzt anbieten, bleibt bei Metz außen vor. Vordergründig größtes Manko der klassischen Metz-TVs ist jedoch Smart-TV.
An Streamingdiensten werden nicht einmal Netflix oder Prime Video unterstützt, Sprachsteuerung oder Einbindung des IoT sind genauso ungelöst wie Airplay oder Google Cast. Diese vermeintlich großen Lücken lassen sich allerdings sehr leicht durch Zukauf einen Streamingsticks füllen, den der Metz via HDMI-CEC sogar bedienen kann.
Alles, was zählt
Installation und Sortierung der Sender gelingt dem Lunis schnell und fehlerfrei, der voreingestellte Öko-Modus überzeugt durch weitaus natürlichere Farben, als sie die meisten TV-Geräte ohne Eingriff des Nutzers zur Verfügung stellen. Schaltet man das Bild auf „Filmemacher“, steht die Reinheit der Farben Kinospezialisten wie Panasonic, Sony oder LG in nichts nach.
Selbst HDR ist bestens abgestimmt, viele Filme erhalten zudem noch mehr Durchzeichnung, weil sowohl DolbyVision als auch HDR10+ implementiert wurden. Die Anpassung von Überstrahlung und Absumpfen durch statische Metadaten oder Raumlicht hielt sich allerdings in Grenzen.
Beim Klang zahlt sich das klassische Design mit Frontstrahlern aus. Selten haben wir so klare Dialoge und so erfrischend präzise Hochtonspitzen vernommen. Trotz einer Präsenzoptimierung bleibt die Harmonie bestens, das angenehme Klangbild wird gestützt durch tiefreichende, wenig drückende Bässe. Nur die Räumlichkeit von Surroundfilmen verlangt nach einer Aufrüstung.
Fazit
Metz-Freunde können durchatmen. Die beste Bildqualität gibt es mit der gelernten Bedienoberfläche und den geliebten Aufnahmefunktionen jetzt auch im kompakten aber besonders hochwertigen Gehäuse.