65-Zoll-QD-OLED-TV der nächsten Generation
Samsung GQ65S90C im Test: QD-OLED für satteste Farben
OLED-TVs mit QD-Technik bieten die sattesten Farben aller TV-Geräte. Wir testen, ob sich das brandneue Modell Samsung S90C qualitativ nochmal vom innovativen Referenzgerät des letzten Jahres absetzen kann.
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- Samsung GQ65S90C: Messlabor, Daten, Messwerte & Testergebnisse

Seit mittlerweile zehn Jahren gibt es OLED-TVs zu kaufen, und mit ständiger Weiterentwicklung der Panelfertigung wurden sie immer größer, schärfer, farbgewaltiger und brillanter. Zehn Jahre lang hielt aber auch der Hersteller LG Display ein de facto Monopol in der Produktion, setzte dabei auf WRGB-Panels, die zusätzlich zu den drei Grundfarben weiße Subpixel einsetzen, um die Helligkeit zu erhöhen und die anderen Bildpunkte zu schonen.
Im Kern basiert die Technik auf blauen OLED-Zellen, die zuerst in Kombination mit einer Leuchtschicht weißes Licht erzeugen. Danach passiert dieses wiederum RGB-Filter, die zwei Drittel der Energie wieder einbüßen und in Wärme umwandeln. Allein das weiße Subpixel strahlt mit höchster Effizienz. Und da sehr helle HDR-Filminhalte meist nicht maximal bunt sein müssen, klappt die Kombination wunderbar für gängiges Fernsehen.
Nun hat Samsung schon früher durch die Veredelung mit Quantum-Dot Nanokristallen der LCD-Technik zu neuen Qualitätsdimensionen verholfen (QLED) und versucht dasselbe nun auch mit OLEDs. Die so genannten QD-OLED-Panels bauen ebenfalls auf blauen OLED-Schichten auf, jedoch wird das Licht blauer Subpixel direkt zum Zuschauer durchgereicht, und für Rot und Grün wird es durch Quantum-Dot Farbtupfer geleitet, die die Eigenschaft besitzen, Wellenlängen von Licht umzuwandeln, also aktiv die Farbe von Blau nach Rot bzw. Grün zu verschieben.
In der Theorie sollte Samsungs QD-OLED-System also mindestens doppelt so effizient wie WRGB Strom in Licht umwandeln können und dabei weniger warm werden. In der Praxis wird wahrscheinlich das ein oder andere Filterchen zusätzlich eingesetzt, um die Farben sauberer zu gesalten. So landet man beispielsweise bei einem Stromverbrauch, der nicht Klassen besser ist als die Konkurrenz.
Dafür ist die Farbqualität vor allem bei extremen Anforderungen an hohe Volumina, also knallige Vollfarben, den WRGB-OLEDs sichtbar überlegen. Auch andere Parameter wie Blickwinkelstabilität und Anti-Reflexion bieten klare Vorteile. Nun hat der Konkurrent LG Display die QD-Herausforderung angenommen und setzt gerade die größte Qualitätsevolution seit vielen Jahren um. Allerdings gibt es noch keinen Direktvergleich, denn wir haben hier und jetzt erst einmal exklusiv Samsungs GQ65S90C im Test – als erstes Mustergerät, das hierzulande überhaupt verfügbar ist.

QD-OLED kann mehr
Letztes Jahr liefen die Bänder von Samsungs Panelproduktion an, und neben der Eigenmarke wurde Sony mit kleinen Dosen der Wunderpanels ausgestattet – erstmal in 65 und 55 Zoll. Jetzt soll die Fertigung laut Aussagen aus Korea den Kinderschuhen entwachsen sein und wenig Ausschuss produzieren, sodass man sich auch an 77-Zoll- Displays traut. Bei Samsung wird es dabei zwei Produktreihen geben. Beim hier getesteten S90C befindet sich die gesamte Ansteuerelektronik inklusive Netzteil im Gerät.
Der S95C setzt auf ein mit 11 mm unfassbar schlankes Panel, das immerhin auch Lautsprecher für 3D-Sound beherbergt. Die Elektronik sitzt in der OneConnect-Box, die man schon von den hervorragenden QLED-TVs kennt. Kleiner Bonus: Auch wenn uns Samsung nicht verraten wollte, worin der technische Unterschied genau liegt, soll der S95 nochmals deutlich mehr maximale Leuchtkraft bieten.
Das Aufstellen unseres S90C auf seine Füße wird praktischerweise wieder ohne Schrauben bewerkstelligt, jedoch finden wir die Stabilität insgesamt suboptimal, auch wenn nachher eine Deckplatte die separaten Füße verbindet, was den Look aufwertet. An der Rückseite sind alle Anschlüsse so angebracht, dass ein minimaler Abstand bei Wandbefestigung gewährleistet bleibt.
Wir finden vier HDMI-Buchsen vor, die allesamt mit den aktuell höchstmöglichen Datenraten umgehen können, ja sogar Datenkompression unterstützen. Im PC-Modus haben wir das Gerät dann auch auf maximal farbscharfe RGB-Wiedergabe mit 144 Hz, 10 Bit HDR eingestellen können, an unserem Referenz Gaming-PC von Dubaro mit einer Nvidia RTX-3090 – beim Gaming dann inklusive variabler Bildraten (FreeSync Premium-Pro) und mit einer Latenz von bestenfalls unter sagenhaften 4 Millisekunden (120 Hz).
Bei den restlichen Anschlüssen gibt sich Samsung modern wie sparsam. Es existieren nur noch zwei USB-Anschlüsse, von denen einer mit einem Ampere genügend Strom für eine externe Festplatte anbietet. Die darf man gern verbinden, denn Samsung verzichtet im Gegensatz zu anderen Herstellern nicht auf den zweiten Tunerzug, der zu Timeshift und Aufnahmen auf eine externe Festplatte einlädt.
Einen analogen Kopfhöreranschluss sucht man genauso vergeblich wie eine Videobuchse, allein der optische Tonausgang erinnert an vergangene Zeiten. Im Gegenzug kann der Ton über HDMI-eARC aus dem Gerät geführt werden, oder man verbindet einen Funkkopfhörer mittels Bluetooth 5.2. Auch WiFi-6 (ax) ist an Bord, und hier lassen sich kompatible Soundbars betreiben.
Kommen diese aus eigenem Hause wird dem eh schon erstaunlich angenehmen, warmen Sound durch Q-Symphony mächtig eins draufgesetzt. TV-Lautsprecher und Soundbar arbeiten dann gemeinsam an der Umsetzung der Surroundwelten, beispielsweise von Dolby Atmos. DTS wird nicht unterstützt.

Viele bunte Smarties
Smart-TV und Vernetzung sind Paradedisziplinen von Samsung. Auch wenn man das Betriebssystem Tizen 7.0 in Eigenregie durchdrückt, sind absolut alle nahmaften Videodienste (außer Google) verfügbar – sogar Sky-Q. Auch Inhalten aus der Applewelt gegenüber zeigt man sich aufgeschlossen. Die Dekodierung von HD+ ist natürlich wieder integriert, und auch an den vielen Medienkooperationen hält Samsung fest.
So gibt es neben dem Probezeitraum für HD+ auch einige Monate Sky, Maganta-TV, Waipu, DAZN, RTL+ und Zattoo Premium kostenlos – insgesant ein Paket im Wert von etlichen hundert Euro.
Einzigartig ist eine Kooperation mit der Lichttechnik Hue von Signify (Philips). Die „Hue Sync TV App“ bekommt Infos über die Farbigkeit des laufenden TV-Bildes und kann die berühmten intelligenten Lampen kunterbunt passend dazu ansteuern. Leider ist die fulminante Lightshow nicht ganz kostenlos. Die App schlägt mit stattlichen 130 Euro zu Buche.

Eine tiefgreifende Einbindung in mobile Dienste ist nicht nur für Samsung Smartphones verfügbar, sondern die App „Smart Things“ kombiniert für moderne Handys viele smarte Geräte des Internets der Dinge. Bei ausgesuchten Handys der Galaxy-Klasse und iPhones ist sogar eine vollautomatische Kalibration der TV-Farbaufbereitung möglich.
Das klappt jetzt auch mit dem Mehrpunktabgleich (20 Stufen), wobei der natürlich etwas länger dauert, sodass man das Smartphone besser auf ein Stativ stellt. Profis bevorzugen echte, teure Farbmessgeräte, wobei Samsung die Ansteuerung durch die Laborsoftware Calman selbstverständlich beibehält.

Nahezu uferlos sind weitere Möglichkeiten der Vernetzung. Natürlich saugt sich der Samsung-TV Film-, Foto- und Musikdateien aus dem Heimnetz, doch eine Fernbedienung von PC oder Mac mittels am TV angeschlossener Peripherie ist schon noch eine Nummer cooler – genauso wie die Bearbeitung von Dokumenten in Office365. Schließt man keine Kamera an den TV an, kann das Smartphone für Videokonferenzen oder die Bild-im-Bild-Darstellung der eigenen Körperhaltung im Vergleich zum gestreamten Fitnessvideo dienen.
Gaming wird bei Samsung ganz groß geschrieben. Nicht nur, weil angeschlossene Konsolen oder PCs besonders reaktionsschnell verarbeitet werden und auch 4k@120 Hz (bis 144 fps) messerscharf abgebildet wird. Auch ganz ohne Hardware kann gezockt werden, denn nachdem wir unseren Bluetooth- (oder USB-) Gamecontroller verbunden hatten standen uns die Welten der Clouddienste Xbox Network und Nvidia Geforce-Now offen.
Schaltet man in den Spielemodus, um die geringe HDMI-Latenz zu nutzen, wird man erst mit einer überbunten, kalten Bildeinstellung begrüßt, doch „Spiel Original“ liefert perfekt abgestimmte HD-Farben. Samsung hat dann für jedes Genre andere Vorgaben parat, um die Übersicht oder Überlebensfähigkeit zu verbessern, doch videophil darf man das dann nicht mehr nennen. Die knalligen Farben des HDR-Boosters oder die intelligente Skalierung mit schneller Bewegungsglättung wirken jedenfalls enorm immersiv.

Bild und Klangqualität
Nahezu dieselben klassischen und smarten Features kennen wir von Samsungs QLED-TVs, sie werden jetzt auf die neue Paneltechnologie angewendet. Hier kann das QD-OLED-Panel durch den ultimativ satten Schwarzwert punkten, den die Technik per se bietet, den aber auch WRGB-OLED-Panels ihr Eigen nennen.
Bei unseren Messungen erwies sich Samsungs Konzept jedoch in einigen Punkten als überlegen. Wie eingangs erwähnt, ist der Blickwinkel mit seiner Farbstabilität aktuelle Referenz, genauso wie das Farbvolumen. Da reine RGB-Subpixel genutzt werden, passt die maximale Helligkeit von Vollfarben präzise zum normierten Pegel von Weiß. Bis hinauf zu strahlenden 1100 Nits (Weißvorgabe) zieht die Farbbrillanz perfekt mit. Bei der Konkurrenz dunkeln satte Farben sogar schon ab einem Soll von nur 100 Nits, also mäßiger klassischer HDTV-Brillanz, ab.
Ein weiterer Vorteil, den Samsung allerdings nicht voll auszuspielen vermag, ist der gigantische Farbumfang. Primärtöne können nämlich nicht nur deutlich lichtstärker sein als bei der Konkurrenz, sondern auch erheblich bunter. Während sich 75 % des HDR-Farbraums BT.2020, die in etwa dem Kinofarbraum DCI-P3 entsprechen, als realistisches Ziel etabliert haben, schafft man hier stolze 91 %.
Die aktiven Farbfilter von Quantum Dot erzeugen ein besonders schmalbandiges, also lupenreines, supersattes Grün und ein ebensolches, überaus langwelliges Rot. Ein derart tiefes Rot war bislang mit keiner Technologie (bis auf Laser-TV) möglich. Man kann auf die sattesten Farben jedoch nur zugreifen, wenn man die Einstellung des Farbraums in HDR kalibriert, was jedoch auch für Profis nicht ganz einfach ist.
Ab Werk ist das Gerät nämlich unsinnigerweise auf den Kinofarbraum DCI-P3 begrenzt, eine Umstellung im Menü führt zu Farbverschiebungen. Disese Einschränkung tut dem realen HDR-Filmgenuss übrigens keinerlei Abbruch, denn alle bekannten Quellen sind aktuell noch mit denselben Einschränkungen gemastert.

Einfach Filmemacher
Wer aus TV-Geräten eine originalgetreue Bildqualität herauskitzeln möchte, ist in der Regel mit Umschalten in den „Filmmaker“-Modus gut bedient. Den unterstützt Samsung wieder, jedoch hat sich mit den novellierten Vorgaben der EU zur Energieeffizienz eine Kleinigkeit geändert. TV-Geräte dürfen ab Werk jetzt nur noch ganz wenig Strom verbrauchen, und auch der hellste Bildmodus kann nicht mehr übermäßig herausstechen.
Daher nennen Hersteller wie Samsung die ab Werk genutzte Vorgabe statt „Standard“ nun „Eco“ und kochen diese auf Sparflamme. Leider ist sie nun recht düster, aber umso bunter. Und sie verbiegt das Videosignal, damit Inhalte besser durchzeichnen. Ein Umschalten in andere Modi bringt erst dann volle Lichtstärke, wenn man im Systemmenü den Punkt „Energiesparlösung“ deaktiviert – leider ein unumgänglicher Trick.

Bestes für Jedermann
Man kommt also mit nur wenigen Handgriffen sowohl in normalem HDTV als auch in Ultra-HD HDR zu einer sagenhaft brillanten Bildqualität. Der GQ65S90C ist auf Lichtpegel von etwa 1100 Nits begrenzt, spielt also HDTV sowieso und auch sehr viele HDR-Inhalte ohne Clipping von Spitzlichtern ab. DolbyVision wäre ein i-Tüpfelchen gewesen, sollte bei einem derart starken Gerät aber fast keine signifikanten Vorteile mehr bieten.
HDR10+ ist als Samsungs selbst entwickelte Alternative an Bord, aber auch die Anpassung des Tonemappings an statische Metadaten und intern vermessene Bildinhalte funktioniert überaus sauber. In düsteren Partien hält sich Samsungs Filmmakermodus an die Sollpegel und liefert etwas dunklere Farben. Mitbewerber pushen hier die Farbtöne etwas, da diese sonst kaum noch erkennbar sind, wenn man sich nicht im völlig abgedunkelten Raum befindet.
Mit einem Reflexionsfaktor von nur 0,32 % spiegelt der GQ- 65S90C Raumlicht übrigens dreimal weniger als klassische OLED-Panels, was Filminhalten zugute kommt. Die Spiegelungen werden ordentlich mattiert und zur Seite geleitet. Das wiederum begünstigt aber den Effekt, dass seitlich einfallendes Licht, das Display großflächig leicht aufhellt. Eine Lampe sollte also nicht über dem TV hängen und ihn anstrahlen, sondern die Wand hinter dem TV beleuchten.
Was die Bildverarbeitung betrifft, lässt Samsung sich mit dem „Neural Quantum Prozessor 4K“ nicht die Butter vom Brot nehmen. Die künstliche Intelligenz eignete sich nun sogar 20 neuronale Netze zur Bildoptimierung an, doch in unseren Augen profitieren nur schwache Quellen davon. Allerdings darf man auch 1080i HDTV-Signale dazu zählen. Alles wird überaus prächtig gesäubert und skaliert. Dabei hält sich die Anzahl der Regler für die Bildoptimierung glücklicherweise im Rahmen, und man hat nicht wie bei einigen Mitbewerbern unüberschaubar viele Verbesserer, die teils gegeneinander arbeiten.
Samsung gelingt wieder das Kunststück, im Filmmakermodus professionell neutral zu arbeiten, während die anderen Modi aus jeder Quelle ein ordentliches Ergebnis zaubern. Wie schon letztes Jahr sind kritische Aspekte des Panels wie Helligkeitsverteilung, Clouding oder DirtyScreen makellos, dank des starken Ditherings wirken dunkle Partien etwas unruhig, aber bestens quantisiert (kein Banding).
Memoryeffekte waren aufgrund der vergleichsweise geringen Erhitzung nicht auffällig, für destruktives Einbrennen fehlt uns der wochenlange Stresstest. Vergleicht man den GQ65S90C mit Samsungs QD-OLED-TV aus dem Vorjahr 65S95B, sind marginale Verbesserungen zu erkennen.
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Fazit
QD-OLED überzeugt nicht allein durch tiefste Kontraste und eine Flut an leuchtenden Farben. Samsung schnürt neben fulminanten Fernsehkünsten und Gamingfeatures ein rundum gelungenes Paket aus smarten TV-Attributen.