OLED Fernseher aus Meisterhand
Panasonic TX-77LZW2004 im Test
Ein OLED-TV in der Luxusgröße 77 Zoll kommt nicht jeden Tag ins Testlabor. Kann der Panasonic TX-77LZW2004 bei Bild und Ton den Ansprüchen gerecht werden?

Panasonic war einer der ersten TV-Hersteller, der überhaupt OLED-Panels vom damals einzigen Hersteller zukaufen durfte, beziehungsweise der sich zutraute, damit außerordentliche Innovationen umzusetzen, die die eigenen TV-Geräte vom Systemhersteller abheben können. Dabei ist es den Japanern immer wieder gelungen, durch kleine Verbesserungen und große Alleingänge zu brillieren. Eine geniale Idee war es beispielsweise, selektierte OLED-Panels zu nehmen und diese durch selbst entwickelte Kühl- und Kontrollsysteme weniger empfindlich gegen Memoryeffekte und Einbrennen zu machen. So konnten die so genannten „Master Panels“ deutlich heller angesteuert werden, besaßen also mehr Brillanz und Bilddynamik als die Konkurrenz – im Vergleich zu einem Einstiegs-TV sogar bis zum Doppelten.
Als Alleingang kann man auch das hauseigene Betriebssystem myHomeScreen bezeichnen. Das quelloffene System nutzt Panasonic seit vielen vielen Jahren und entwickelte es extrem weiter. Das Betriebssystem ist allerdings Fluch und Segen zugleich. Fluch, weil jede Smart-TV- und Streaming- App weltweit mit jedem Anbieter zusammen eigens entwickelt, zertifiziert und gepflegt werden muss. Ein Segen ist dieses Betriebssystem, wenn man sieht, wie flink es reagiert, wahrscheinlich weil es effektiv speziell für TV-Zwecke programmiert wurde, und wie groß die Entwicklungsfreiheit dafür ist. So hatte Sony beim Umstieg auf Android-TV mehrere Jahre zu kämpfen, bevor der Doppeltuner überhaupt wieder anständig funktionierte.
Panasonic besitzt, gerade was Empfangs- und Verarbeitungsoptionen von klassischem TV und IPTV betrifft, einen riesigen Entwicklungsvorsprung, den die Mitbewerber jedoch gar nicht aufholen wollen. Sie warten einfach darauf, dass lineares Fernsehen für die Kunden weniger interessant wird und alle nur noch Clips streamen wollen. Das kann jedoch gerade in Deutschland noch lange dauern, und damit bleibt Panasonic in diesem Bereich unangefochten der Meister der Spitzenklasse. Erste Versuche mit Android als Betriebssystem hat Panasonic bereits unternommen, jetzt sogar einen OLED-TV damit angekündigt. Doch wie vermutet konnten sich die Geräte, die wir bisher gesehen haben, nicht großartig aus der Masse gleichförmiger Androiden-Klone herausarbeiten.

Bild und Ton des Panasonic 77-Zöller
Ganz anders ist da der TX-77LZW2004. Er greift das Feld der OLED-Fernseher von oben an, gelten seine Vorgänger doch als Referenz für exzellente Farbqualität. In dieser Tradition setzt der Neue noch eins drauf, denn die studioreife Bildabstimmung in Kombination mit 360°-Sound gab es bisher nur in 55 oder 65 Zoll. Aber jetzt, wo OLED-Panel-Konkurrenz von der QD-Fraktion droht, scheint der Fabrikant LG Display etwas freigiebiger zu sein mit den größeren Luxuspanels für 77-Zöller, und Panasonic schlug sofort zu. Den letzten japanischen OLED-TV dieser Größe hatten wir Ende 2017 im Test und der kostete noch unfassbare 20.000 Euro. Was man hier und jetzt für „nur“ 5.500 Euro bekommt, ist ungleich faszinierender.
Vor allem in perfekte Bild- und Tonqualität steckte Panasonic die größten Entwicklungsressourcen. Im HDR-Bereich bedeutet das, dass zum einen die Spezifikationen der Produktionsnormen bereits ab Werk im Filmmakermodus (oder Netflix calibrated) exzellent präzise abgebildet werden, aber auch sehr professionell nachgebessert werden kann, wenn sich die Charakteristik der organischen Pixel über die Jahre ändert. Neben den klassischen isf- Modi zur Kalibration von Farbraum und Mehrpunktgamma wird Autocal mit Calman unterstützt, sogar mit integriertem Testbildgenerator (aber ohne Lookuptable).
Das bedeutet, Profis können die Panasonic-TVs immer wieder so kalibrieren, wie es beispielsweise der Farbexperte Stefan Sonnenfeld gerne sieht. Der berühmte Kolorist ist CEO des Hollywood-Studios Company 3 und arbeitet mit Panasonics US-Labor zusammen, um deren Top-TVs die finale Farbabstimmung angedeihen zu lassen. Details wie die Abschaltung oder Kontrolle des HDR-Clippings bringen die neutrale Bildverarbeitung des Panasonic-OLEDs noch näher an die Performance eines Studiomonitors heran.

Bildqualität im Detail
Gerade anspruchsvolle Spezialisten werden die vielen Optimierungsmöglichkeiten der Bildwiedergabe zu schätzen wissen, die Panasonic anbietet, mit denen Normalnutzer jedoch völlig überfordert sind. Die vielen Voreinstellungen sind aber treffsicher gewählt, denn sie tun, was ihr Name sagt und gehen dabei nicht allzu brachial vor.
Besonders hervorzuheben ist die umfassende Einbindung eines Farbsensors für Raumlicht. Der passt die Bildwiedergabe an die Gegebenheiten des Wohnzimmers an und tut dies auch offiziell in DolbyVision (IQ), bei HDR10+ (adaptive) und Netflix calibrated. Dabei ist sogar die Aufhellung, also Akzentuierung dunkler Bildinhalte, die durch Raumlicht überdeckt würden, variabel einstellbar. Nebenbei reagiert der Panasonic-TV auch auf statische HDR-Metadaten und passt sein Mapping an. Wie in den Messdiagrammen zu erkennen ist, arbeitet er völlig normgerecht, liefert also Filme in Masteringqualität.
Ebenfalls auf hochwertige Ergebnisse scheint der Bildprozessor „HCX Pro AI“ getrimmt zu sein. Aufgaben wie Skalierung, De-Interlacing, Entrauschen, Glätten, Zwischenbildberechnung und Farbkonvertierung bewerkstelligt er sicher und ohne grobe Artefakte, glänzt aber auch nicht durch wundersames De-Banding oder brutales Wegradieren von MPEG-Moskitos. Uns gefällt diese Herangehensweise, da wir lieber hochwertige Quellen anschauen und diese so sehen wollen, wie sie geschaffen wurden.

3D-Sound mit Dolby Atmos Funktion
Der Panasonic TX-77LZW2004 unterstützt echtes Dolby Atmos und bietet dazu frontale, seitliche und nach oben strahlende Lautsprecher, unterstützt von Woofern. Es wurde sozusagen eine komplette 3D-Soundbar integriert, die jedoch auf DTS:X verzichtet. Neu ist, dass die Frontboxen als Lautsprecher-Array angeordnet sind, die Schallereignisse gerichtet als Wellenfelder abstrahlen können.
Der Effekt ist akustisch erstaunlich, jedoch klanglich nicht unbedingt überzeugend. Dabei ist die Räumlichkeit der Gesamtsynthese des Boxensystems phänomenal. Nicht immer gelingt der AI-Funktion die beste Vorhersage des Klangmodus, doch das Umschalten zwischen profaner Stereowiedergabe, die schön ausgewogen und präzise, aber raumlos erscheint, und vollem 360°- Hochrechnen, das den Zuhörer in einen riesigen virtuellen, aber etwas diffusen Raum verpflanzt, ist erstaunlichste DSP-Kunst. Verglichen mit einem ausgewachsenen diskreten System gelangt der TV logischerweise an seine Grenzen.

Gaming mit dem Panasonic TV
Zwei der vier HDMI-Eingänge beschränken sich auf normale HDR-Filmzuspielungen bis 60Hz, die anderen beiden sind für Spielekonsolen oder PCs gedacht und liefern 40Gbit/s (ohne DSC). Wie bei Topgeräten üblich, wird der Auto-Gamemode unterstützt, und variable Frameraten zwischen 48 und 120 fps, freigegeben für AMD Freesync Premium, laut Setupmenü auch inklusive Optimierungen für GPUs von NVIDIA. Bei 120 fps in Ultra-HD konnten wir eine Latenz von nur 6ms nachmessen – in der Bildmitte.
Zur Optimierung der Gamesszenarien gibt es eine Anpassung der Durchzeichnung nahe Schwarz und eine Bewegungskompensation, alles gesteuert vom Game Control Board, einem informativen OSD. Schaltet man den „4K 120Hz Bypass Modus“ ein, wird jede Zeile messerscharf abgebildet und das Farbsampling springt von 4:2:0 auf perfekte 4:4:4.
Fazit zum Panasonic TX-77LZW2004
Wieder gelingt es Panasonic, einen der besten WRGB-OLED-TVs der Welt zu bauen, diesmal auch in der angemessenen Luxusgröße von 77 Zoll. Zusätzlich zum studioreifen Bild schaffen viele der tollen Features eine absolute Alleinstellung.