QD-OLED-TV
Sony XR-65A95K im Test
Quantum-Dot Nanokristalle perfektionieren die OLED-Bildtechnologie. Solche Traumdisplays gibt es jetzt, und wir haben getestet, ob Sonys Flaggschiff A95K damit tatsächlich die allerhöchsten Erwartungen erfüllen kann.
- Sony XR-65A95K im Test
- Sony XR65-A95k: Messlabor, Daten, Messwerte & Testergebnisse
- Die Technik hinter QD-OLED
- BRAVIA CAM – Neue Features im Blickfeld

Die Zeiten, als Sony riesige Fabriken für TV-Panels sein Eigen nannte, sind lange vorbei. Inzwischen kauft man Displays von allen Systemherstellern weltweit zu, was dem TV-Portfolio eine größere technische Bandbreite beschert, als sie andere Marken besitzen. So gibt es bei Sony OLED-TVs nun in zwei Basistechnologien, aber auch 8K LCD-TVs oder Ultra-HD 4K Geräte mit MiniLED Local Dimming. Je nach Kategorie werden kontraststarke VA-LCD-Panels eingesetzt, oder IPS/ADS-Bildschirme, die einen besonders guten Blickwinkel besitzen.

Der neueste Coup war es, bereits auf der letzten CES einen Prototyp der heiß ersehnten QD-OLED-Technik zu zeigen und eine Produkteinführung anzukündigen, noch bevor sich Samsung, wo die Panels eigentlich hergestellt werden, selbst an ein fertiges Produkt herantraute. Vielleicht ein netter Ausgleich dafür, dass die Panelfabrik Samsung Display vor etlichen Jahren zwar als Joint Venture mit Sony startete, die Japaner dann aber herausgedrängt wurden.

Letztendlich hatte es Samsung geschafft, uns den QD-OLED-TV GQ65S95B bereits für einen Test in der video 6/2022 zur Verfügung zu stellen, wo wir die Technologie ausführlich erläutern konnten. Seine Note erhielt er jedoch erst einen Monat später, nachdem die HDR-Bildqualität überarbeitet wurde. Samsung hatte es also überaus eilig, Sony doch noch zuvorzukommen. Jetzt steht der QD-OLED-TV Sony XR-65A95K in unserem Labor und versucht, Samsungs Boliden zu übertrumpfen – in einem Shootout der besten Bildqualität aller Zeiten.
OLED mit Quantum Dot
Was so revolutionär am Aufbau des neuen Panels ist, wird in Punkt 2 "Die Technik hinter QD-OLED" kurz erklärt. Die Technik kombiniert selbstleuchtende Bildpunkte, die einen perfekten Schwarzwert bei ultraschneller Reaktionszeit liefern, mit Quantum-Dot Nanokristallen, die man von QLED-Fernsehern kennt und für reinste Farben und höchste Leuchtkraft stehen.
Der Displayhersteller hat wirklich alles getan, um die „klassischen“ WRGB-OLED-Panels, die von LG Display stammen, zu überflügeln. Insider munkeln, dass die Herstellung von QD-OLED deutlich teurer ist, weil aktuell noch eine Menge Ausschuss abfällt und sich die gigantischen Entwicklungskosten erst in einigen Jahren amortisieren könnten.

Unsere Befürchtung, spezielle Optimierungen und Vergütungen würde Samsung exklusiv für die eigenen TV-Modelle nutzen, haben sich nicht bewahrheitet.
So besitzt der XR-65A95K die gleiche fantastische Entspiegelung, die Raumlicht mit nur 0,38 % Intensität (etwa ein Drittel herkömmlicher OLEDs) zurückwirft und keine auffälligen diagonalen Farbschatten wirft. Nur so kann der exzellente Schwarzwert der Technik auch genossen werden, wenn etwas Licht im Wohnzimmer ist, oder man hell gekleidet vor dem TV sitzt.
Das vor Jahren gesetzte Ziel, die hellsten und effizientesten OLEDs aller Zeiten zu produzieren, wurde übrigens nicht erreicht, denn mittlerweile hat die Konkurrenz ihre Brillanz nahezu verdoppelt.
Wie es sich mit dem allseits gefürchteten Einbrennen verhalten wird, ließe sich allerdings erst nach monatelangen Dauertests genauer sagen. Ein erster wichtiger Hinweis könnte jedoch sein, dass die Messungen mit der Wärmebildkamera eine eher verhaltene Erhitzung belegen, und Memory-Effekte bei unserer HDR-Burn-in-Sequenz gering ausfallen.

Voll punkten kann der Sony-TV im Bereich Farbvolumen. Mithilfe der Quantum Dots wird vor allem ein ultrareines Maximalrot erzeugt, das alle anderen TVs weit hinter sich lässt.
Beschränken „normale“ HDR-Fernseher ihre Farbpalette auf die Kinonorm DCI-P3, decken die QD-OLEDs hyperbunte Bereiche ab, die erst in Zukunft überhaupt von Filmmaterial abgerufen werden könnten. Im Gegensatz zu den 75 % des HDR-Farbraums BT.2020, die andere OLEDs nutzen, schaffen die QDs nun über 90 % (was sich im Detail im HDR-Messdiagramm am Ende des Berichts bestaunen lässt.)
Um den Wert des messtechnisch ermittelten Potenzials überhaupt realistisch einschätzen zu können, haben wir Bild- und Filmmaterial so gemastert, dass das volle Farbvolumen und die maximale Brillanz von BT.2020 gnadenlos genutzt werden.
Sind die Unterschiede zu anderen TVs bei Standardmaterial selbst in HDR verhalten, können diese Testbilder das atemberaubende Farbvolumen der QD-OLED-Technik in Gänze nutzen und geben einen Vorgeschmack auf künftige Produktionen, die hoffentlich etwas mutiger gemastert werden.

Was diese HDR-Farben betrifft, hat Sony übrigens die Nase vorn und kann Samsung übertreffen. Dort war durch ein Firmwareupdate zwar die Brillanzverarbeitung auf Referenzniveau gebracht worden, doch die Verwaltung von Farben außerhalb von DCI stimmt immer noch nicht.
Samsung beschränkt sich je nach Farbraumeinstellung auf DCI oder dehnt diese Farben auf BT.2020 aus, was eine Übersteigerung von Rot zur Folge hat.
Sony macht diesen Fehler nicht, sondern bildet den vollen HDR-Umfang dermaßen präzise ab, dass es eine helle Freude für solche Referenzfetischisten wie uns ist. Dieser TV lieferte die mit Abstand beste HDR-Farbmessung, die wir bislang gesehen haben!

Das gilt natürlich für perfekt vorbereitete Quellen wie unseren 8K HDMI-Generator oder Ultra-HD Blu-ray Disks – wo die Unterschiede zu anderen Geräten bei Realfilmen allerdings geringer sind, als wenn die Bildprozessoren massiv eingreifen müssen, um zu entrauschen, entblocken, nachzuschärfen oder Kontrastschwächen auszugleichen.
Hier leistet Sonys „Cognitive Processor XR“ hervorragende Dienste, vor allem bei der Schärfe und dem De-Banding. Die Bewegungskompensation könnte mehr manuelle Differenzierungsoptionen vertragen, das Reverse Telecine, das zum Glück nur selten gebraucht wird, klappt mäßig. Dafür gefällt die 4:4:4-Verarbeitung in erstklassiger Farbauflösung, und natürlich der Gamemodus mit 120 Hz VRR, der speziell auf die Playstation 5 abgestimmt ist.

Design und Sound
Sonys hochwertigste TV-Serie A95K gibt es in 65 und 55 Zoll. Der zugegeben hohe Preis wird durch eine gute Verarbeitungsqualität begleitet, bei der allein die Oberfläche des Standfußes enttäuscht.

Dieser lässt sich allerdings auch nach hinten gerichtet montieren, sodass der TV fast nur noch aus seiner Bildfläche zu bestehen scheint.
Und die wird durch Acoustic Surface Audio+ sogar noch zum Lautsprecher. Jedoch scheinen die Aktuatoren nicht ganz perfekt auf den neuen Paneltyp abgestimmt zu sein, denn die Durchzeichnung im Hochtonbereich schien uns bei kleineren Brüdern überlegen.
Trotzdem bleibt die Dialogzuordnung besser als bei anderen TVs, und um Welten besser als bei Geräten mit Downfiring.

Sony hat das Betriebssystem Google TV exzellent im Griff und alle Bonus-Apps wie TV-Empfang (Doppeltuner, gute Sortierung, netter EPG, HD-plus-Integration), Mediaplayer oder USB-Aufnahme laufen super und reagieren schnell. Die vielen Einstellungen sind gut erklärt, und Extras wie der sehr gut programmierte Lichtsensor und nun auch die innovativen Kamerafunktionen machen das TV-Leben luxuriöser.

Fazit
QD-OLED liefert die besten Farben aller Zeiten – und dieses Potenzial hat Sony aktuell am besten im Griff. Die absolut studioreife Leistung wird flankiert durch tolles Design, guten Sound und besonders smarte Features.