Testbericht
Plattenspieler T+A G 1260 R
Der deutsche Vollsortimenter T+A bietet seinen jüngsten Plattenspieler T+A G 1260 R (ab 2000 Euro) in mehreren Ausbaustufen an: ohne Pickup, mit perfekt justiertem System und sogar mit integriertem Vor-Vorverstärker.
- Plattenspieler T+A G 1260 R
- Datenblatt


Wer die Firma T+A in Herford besichtigt, der bekommt ganz leicht so ein Adventskalender-Gefühl: Immer neue Türen tun sich auf, hinter denen immer neue Leckereien stecken. Nur eben keine kulinarischen, sondern technische. Ein würdiger Empfangsbereich, protzfreie, doch mit imposant vielen Auszeichnungen behängte Konferenzräume, und dann: Produktionsstätten wie geleckt sowie Entwicklerbüros, wo man das Fluten von Hirnschmalz und Ideen fast zu spüren glaubt.
Das jüngste Erzeugnis weckt denn auch Weihnachtsfreude mitten im Jahr: Mit dem G 1260 R erfüllt die ostwestfälische Hitech-Schmiede den Wunsch zahlreicher HiFi-Fans nach einem Plattenspieler, der in erreichbareren Preisregionen siedelt als der ambitionierte G 10, jenes 4200 Euro teure analoge Edelstück, das AUDIO in Ausgabe 5/2004 feierte. Für den optisch perfekt an die hauseigene R-Serie angepassten G 1260 indes ruft T+A scharf kalkulierte Preise ab 2000 Euro auf: Der Basispreis gilt für das Laufwerk plus einen von Rega konfektionierten Tonarm.
Für absolut faire 200 Euro Zuschlag montieren die Herforder den Tonabnehmer Ortofon 2M Bronze - nicht ohne das dänische Magnet-(MM-)System noch mechanisch für den Rega-Arm zu optimieren. Jedes Abtaster-Gehäuse wird geöffnet und inwendig mit einer genau berechneten Menge Dämmpaste versehen. Das mindert mögliche Resonanzen und erhöht das Lebendgewicht auf 7,5 Gramm, was zum mittelschweren RB 300 passt. Tipp für fummelfreudige Insider: Bei der Justage richtet sich T+A nach der Baerwald-Schablone, welche den Spurfehlwinkel auf durchschnittlich lang laufende LPs hin optimiert. Anhänger der Rega-Geometrie, die vorwiegend Singles oder sehr lange, den inneren Rillenbereich weidlich nutzende LPs möglichst sauber spielen wollen, können nach der entsprechenden Rega-Schablone justieren. Die liegt der vorbildlichen Bedienungsanleitung ebenso bei wie die Baerwald-Schablone.

Rundum Sorglos
Wer von alledem nichts wissen möchte, nicht einmal (mehr) einen Verstärker mit tauglichem Phono-Eingang besitzt und trotzdem Schallplatten (wieder) problemlos genießen will, für den schnürt T+A ein echtes Rundum-sorglos-Paket für 2539 Euro. Dann steckt in einer eigenen Aussparung im Gehäuseboden der vorbildlich aufgebaute Phono-Vorvorverstärker PH-G 10, in diesem Fall in der MM-Variante. Der hervorragend im Weißblech-Mantel abgeschirmte, nahezu rauschfreie Pre (83 dB Fremdspannungsabstand) lässt sich - falls mal ein anderer Pickup dran soll - von unten her durch Öffnungen im Boden in der Kapazität und Verstärkung per "Mäuseklavier" kanalweise feinstufig umschalten, wobei auch hier die Bedienungsanleitung hilft. Wer die MC-(Moving-Coil-)Variante wählt, kann das Gleiche dann für Widerstand und Verstärkung tun.
Doch auch am Beginn der Kette hat T+A alles für reibungslose Abläufe getan. Im Laufwerk arbeitet ein Synchronmotor, dessen Stromversorgung auf eine in der Branche bislang einzigartige Weise optimiert wurde. Denn nur im Lehrbuch führt eine reine Sinus-Wechselspannung zu perfektem Lauf. Ein realer Motor zeigt mit demselben Futter stets einen Rest von Unruhe, weil sein geometrisch-mechanischer Aufbau nun mal von der Theorie abweicht. Die Herforder haben diese Abweichungen analysiert und die Antriebs-Wellenform mit Hilfe eines DSP (Digitaler Signalprozessor) gezielt um Oberwellen angereichert, die solche Ungenauigkeiten kompensieren. Über einen Trimmpoti wird das elektronische Leichtlauf-Additiv dann noch für jeden Einzelspieler feinjustiert - stabile Gleichlauf- und Rumpelwerte (siehe unten) sind der Erfolg.

Der Motor treibt über einen kurzen Spezialkautschuk-Riemen einen Aluminium-Subteller, dessen Stahlachse in einem extrem eng tolerierten Bronzelager rotiert. Mehr als fünf tausendstel Millimeter Abweichung nimmt T+A nicht hin, weshalb das Lager schon ohne Ölfüllung extrem leise und leicht läuft. Mit Ölfüllung nimmt sich der 3,8 Kilogramm schwere Druckguss-Alu-Teller samt Silikonkautschuk-Auflage denn auch reichlich Zeit, bis er auf Arbeitshöhe eingesunken ist. Wenn er dann geräuschlos seine Dreh-Arbeit aufnimmt, ruht die Umgebung sanft. Sprich: Das aus drei unterschiedlich dichten, laminierten MDF-Schichten aufgebaute Holz-Innengehäuse bleibt akustisch tot.
Rundum stressfrei
Das konnte man von der Wiedergabe des G 1260 R nun wahrlich nicht behaupten. Im Gegenteil: Was der zunächst in voller Montur angetretene T+A-Dreher da aus den Rillen holte, klang sehr lebendig und agil. Viele Scheiben, die für das nächste Vinyl-Special vorgesehen sind, kamen auf den Teller. Wie etwa Joanna Newsoms wunderschönes 3-LP-Set "Have One On Me" (Drag City). Die mal verträumten, mal vertrackten Klänge der singenden Harfenistin perlten kristallklar aus den Lautsprechern. Die exzellente räumliche Darstellung verschaffte auch den eingängigen Westcoast-/Country-Rock-"Pieces" von Manassas (Rhino) oder dem knalligen Live-Rock von Grobschnitt (Sireena) genügend Luft. Das präzise Timing wiederum kam klein besetzten Jazz-Sessions wie dem "Tribute" des Keith Jarrett Trio (ECM) oder den explosiven Mono-Kanonaden des Lionel Hampton Quartet (Speakers Corner) zugute.

Bei groß besetzten Orchestern, wie sie zum Beispiel der Dirigent Charles Mackerras für den "Pineapple Poll" aus Stücken von Arthur Sullivan (Speakers Corner) arrangierte, zeigten sich allerdings auch die Grenzen des Ortofon 2M Bronze: Ein Benz ACE (AUDIO 2/09) schälte aus den schmissig-drolligen Bläsersätzen noch mehr Details, gab der Orchester-Percussion mehr Drive mit. Aber allein, dass die Laufwerk-Tonarm-Kombi G 1260 R / Rega RB 300 diese Unterschiede zwischen einem sehr guten und einem exzellenten Tonabnehmer zu Tage fördern konnte, spricht für ihre Klasse. Große Klasse bewies auf jeden Fall die Phonostage PH-G 10. Mit ihrer nachdrücklichen Präzision und strikten Neutralität erwies sie sich als Referenzklassen-würdig. Die genaue Einpunktung des Einbau-Teils bleibt einem separaten Test vorbehalten.
Hier aber fügte sich die PH-G 10 nahtlos in ein großartiges Gesamtkunstwerk ein. Mit großer Freude genoss die Hörjury einmal mehr die fließenden Klangmalereien von Mendelssohns "Meeresstille und Glückliche Fahrt" auf der AUDIO-Doppel-LP "Vinyl Masters". Wie wenige Plattendreher seiner Preisklasse ließ der T+A G 1260 R den Hörer eintauchen in die warmen Wogen des Gewandhausorchesters Leipzig. Schön, dass man auf diesen analogen Glückshormon-Schub nicht bis Weihnachten warten muss.
Fazit
Drei große Würfe gelingen T+A mit dem G 1260 R. Denn in allen drei Varianten überzeugt das Wunschmodell aus Herford. Meine besondere Empfehlung gilt dem Trio mit Tonabnehmer und Phonostage. Hier kann der Kunde definitiv nichts falsch machen.
T+A G 1260 R + Ortofon 2M Bronze
T+A G 1260 R + Ortofon 2M Bronze | |
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Hersteller | T+A |
Preis | 2200.00 € |
Wertung | 100.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |