Testbericht

Röhren-Vollverstärker Dynavox VR 20

17.12.2010 von Johannes Maier

Mit dem VR 20 für 400 Euro bietet Dynavox den wohl günstigsten Röhrenverstärker der Galaxis an. Kann der tatsächlich audiophil Musik reproduzieren?

ca. 2:30 Min
Testbericht
  1. Röhren-Vollverstärker Dynavox VR 20
  2. Datenblatt
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1) Die von oben zugänglichen Mess-Kontakte stehen mit den Endröhren-Kathodenanschlüssen in Verbindung. 2) Die Musiksignale fließen im Eingang und bei der Steuerung der Endröhren über klirrarme Folien-Kondensatoren. 2) Die Musiksignale fließen im Eingang und bei der Steuerung der Endröhren über klirrarme Folien-Kondensatoren. 3) Über die zwei dickeren Elkos auf der Platine werden die Eingangsstufen ernährt, die kleinen glätten die Bias-Vorspannung. 4) Das Diodenquartett am Chassis und der frei schwebende Elko stellen Heizungs-Gleichstrom für die Eingangsröhre her.
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Während einige Firmen ihr Glück in immer mehr Aufwand und höheren Preisen suchen, marschiert Dynavox anders herum. Stellte der VR 70 E für 500 Euro (stereoplay 4/05) unter den Röhrenverstärkern eigentlich schon einen Bescheidenheits-Rekord auf, gibt es mit dem VR 20 nun sage und schreibe eine Abspeckversion.

Auffälligster Unterschied: Anstatt mit den Endröhren El34 muss der rund 4 Kilo leichtere Amp mit zwei Gegentaktpaaren des Typs 6P6P auskommen, die der Röhrenfreak als östliches Pendant der amerikanischen 6V6 erkennt. Diese Pentode mit ihrem zwecks besserer Wärmeabfuhr geschwärztem Glaskolben wurde 1937 entwickelt, weil die 6L6 für die Bestückung ganz normaler Radios als zu kräftig erschien. In der Tat liefert ein Doppel davon nicht 20 oder gar 30, sondern nur vergleichsweise klamme 10 Watt an 4 Ohm.

Führte der Netztrafo des VR 70 E die Bezeichnung PT_300  lautet sie jetzt PT 120, was auf einen begrenzteren Stromumsatz hinweist. Entsprechend kompakter fielen auch die Ausgangsübertrager aus. Sie bringen aber nach wie vor 4- und 8-Ohm-Anzapfungen mit, von denen der Besitzer nach Gusto die an seinen Boxen besser klingenden heraussuchen kann.

Bei den Eingängen waren  keine Abstriche mehr möglich - denn schon der VR 70 E brachte nur einen einzigen mit. Nach wie vor führt der Signalweg dann zu einem winzigen Lautstärkepotentiometer - mit etwas Luft darum herum, so dass Röhrenbastler reflexartig an Alps-Ersatz denken.

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Bei 85 dB Wirkungsgrad der Boxen ergeben die knapp 10 Watt des VR 20 gerade eben ausreichende Lautstärken.
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Im kleinen Dynavox arbeiten Radio-Endröhren

Bis auf die Leistungseinschränkungen gleicht der VR_20 seinem älteren Bruder aufs Haar. Wieder empfängt eine Doppelröhre namens 6F2 (deutsche Bezeichnung ECF 82) die Signalankömmlinge.

Die im Gegentakt aufgestellten 6P6P-Endröhren strengen sich - die eine mehr für die Auslenkungen nach oben und die andere mehr für die Hübe nach unten - so weit an, wie sie können. Der Ausgangsübertrager fasst den Ertrag der Mühen zusammen, so dass zuletzt wieder schön ausbalancierte Musikschwingungen entstehen.

Vorsichtshalber führt eine Gegenkopplungsschleife vom Ausgang auf das Pentodensystem der Vorstufenröhre zurück, damit der Verstärker bei Abweichungen - er stellt dann über den Vergleich mit dem Eingangssignal eine Korrekturspannung her - die Fehler wieder ausbügeln kann.

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Die Prinzipschaltung des VR_20 bietet das übliche Bild - außer dass statt zweier Trioden ein nicht ganz so rauscharmes aber dafür steileres Pentodensystem die Eingangsverstärkung übernimmt. Die im jeweils gleichen Kolben befindliche, nachgeschaltete Triode entlässt dann via Anode und Kathode gegenphasige Signale, die dann schon die im Gegentakt aufgestellten Endröhren ansteuern können.
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Bleibt zu hoffen, dass Dynavox bei dem Grad dieser Regelung den günstigsten Kompromiss fand (ein zuviel führt zu ungebührlich hohem Anteil an hartem Klirr). Das gleiche gilt auch für die Einstellung der Endröhren-Ruheströme. Falls etwa nach einem Röhrenwechsel eine Neujustage notwendig wird, lassen sich die Schraub-Trimmpotentiometer und Messpunkte durch Bohrungen im Chassis hindurch erreichen.

Bei erster Inbetriebnahme des anfänglich nach Lack riechenden Dynavox gilt es zunächst die Hand am Pegelregler zu belassen. 10 Uhr, 11 Uhr, der VR 20 kämpfte sich erst langsam zu erbaulicheren Lautstärken hoch. Was dann - Stunden später -  selbst in 13-Uhr-Stellung des Potis noch lange nicht zur Wiedergabe druckvoller Bässe über Normalboxen reicht. Allenfalls zu einer schmusig-schön-knurrenden Andeutung.

Trotzdem verdiente sich der VR 20 etwa mit Vienna Tengs CD "Inland Territory" größten Respekt. Fantastisch, wie der kleine Verstärker die Pots-and-cans-Percussion befeuerte und mit 3-D-Punktgenauigkeit versah. Die hinreißend lebendig-liebliche Stimme verzauberte die Hörer nur so. Ebenso gern nahm sich der Röhren-Benjamin der perlend-funkelnden Feingestalt von (nicht allzu pointierten) Klavierläufen an.

In Teilbereichen nimmt es der VR 20 also mit manch größeren Röhren-Amp und auch mit dem basskräftigeren VR 70 auf. Wer letzteren  schon besitzt, darf den VR 20 gewissermaßen als sensibleren Tender gern für die Zweitanlage kaufen - vor der er dann vielleicht sogar genau so viel Zeit verbringt!

Dynavox VR 20

Dynavox VR 20
Hersteller Dynavox
Preis 400.00 €
Wertung 39.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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