Sony Xperia 1 IV mit stufenlosem Zoom im ersten Test
Mehr zum Thema: SonySonys 2022er Top-Smartphone Xperia 1 IV wandert Mitte Juni für knapp 1400 Euro in den Handel – ein stolzer Preis selbst für ein Flaggschiff. Es hat dafür aber auch einiges zu bieten, unter anderem ein stufenloses Zoomobjektiv. Ob das etwas bringt, zeigt connect in einem ersten Vorab-Test.

Für den Test stand uns ein serienreifes Modell mit der aktuellsten Firmware zur Verfügung. Die lief zum Testzeitpunkt ruckelfrei und ohne Fehler, sodass sich das Xperia 1 IV auch schon für den täglichen Einsatz nutzen ließ. Dass es sich allerdings noch nicht um die für den deutschen Markt fina...
Für den Test stand uns ein serienreifes Modell mit der aktuellsten Firmware zur Verfügung. Die lief zum Testzeitpunkt ruckelfrei und ohne Fehler, sodass sich das Xperia 1 IV auch schon für den täglichen Einsatz nutzen ließ. Dass es sich allerdings noch nicht um die für den deutschen Markt finale Version handelt, zeigt die Tatsache, dass wichtige Sony-Dienste wie Bravia Core und Music Pro (dazu später mehr) noch nicht installiert waren.
Verarbeitung: top, Design: einzigartig
Doch kommen wir zunächst zu Design und Verarbeitung. Das Mark IV ist exakt genauso groß wie der Vorgänger, auch das Gewicht ist bis auf ein Gramm Abweichung nahezu unverändert geblieben. Sony baut also auch weiterhin die längsten und leichtesten Flaggschiffe. Besonders lang, weil man beim Display auf das 21:9-Format setzt, was zu einer im Vergleich mit anderen Boliden gestreckten Form führt. Besonders leicht, weil Sony unter 190 Gramm bleibt, was auf diesem Ausstattungsniveau bemerkenswert ist. Zum Vergleich: Samsungs Galaxy S22 Ultra bringt knapp 230 Gramm auf die Waage.

Das schlichte und schnörkellose Design mit einem flachen Rahmen, der die gesamte Seitenfläche ausfüllt und einer matten Rückseite, die unempfindlich gegen Fingerabdrücke ist, ist wieder absolut gelungen. Mit Aluminium und Glas (Gorilla Glas Victus) verwendet Sony nur feinste Zutaten, entsprechend hoch ist die Anfassqualität. Wie man es aus Japan gewohnt ist, ist das Gehäuse wasserfest nach IP68.
Besonders helles 4K-Display und druckvoller Sound
Das 6,5 Zoll große OLED mit 120 Hertz Bildwiederholrate schafft eine extrem hohe Auflösung von 3840 x 1644 Pixel. Nach Angaben von Sony ist es um 50 Prozent heller als das Panel des Vorgängers – eine Angabe, die wir im ausführlichen Test natürlich überprüfen werden. An dieser Stelle soll die Feststellung genügen, dass Sony technische Feinkost abliefert. Die Blickwinkelstabiliät ist enorm, auch die Leuchtkraft und Kontrastausbeute sind exzellent. Dazu gesellen sich zahlreiche Einstellungen für die Optimierung von Farben und Kontrast wie Sonys Creator Modus.

Herausragend ist auch der Stereosound beim Anschauen von Videos. Sony gehört zu den wenigen Herstellern, die zwei gleichwertige, frontseitig abstrahlende Speaker einbauen – und diesen Unterschied hört man. Auch bei den übrigen Sound-Einstellungen lässt der Walkman-Erfinder nichts anbrennen und packt alles rein, was geht, von Qualcomms AptX Adaptive über 360 Reality Audio bis zu Klangverbesserung DSEE ist alles dabei, sogar eine Klinkenbuchse hat man wieder eingebaut.
Beim Design, beim Sound und beim Display geht Sony also eigene Wege und bietet hier eine erfrischend starke Alternative zu Platzhirschen wie Apple, Samsung oder Xiaomi. Aber wer bereits ein Xperia 1 III besitzt, findet bisher wenig Argumente für ein Upgrade, die Verbesserungen sind evolutionär.
Das erste Sony mit eSIM
Dieser Befund gilt auch für den Prozessor: Den Antrieb übernimmt Qualcomms 2022er Spitzenmodell Snapdragon 8 Gen 1, flankiert von 12 GB RAM, genügend Leistung ist also garantiert. Der interne Speicher fasst 256 GB, die per microSD erweitert werden können.
Neu ist allerdings die Unterstützung für elektronische SIM-Karten: Erstmals baut Sony eine eSIM ein, man kann das Xperia 1 IV also mit 2 SIMs (Nano-SIM + eSIM) nutzen.

Kamerasystem
Sony setzt wieder auf ein Kamerasystem mit 3 Optiken und einem ToF-Sensor. Hinter den Optiken sitzen weiterhin 12-Megapixel-Sensoren – man hält also an einer vergleichsweise niedrigen Auflösung fest, während die meisten Konkurrenten bei 50 oder 100 Megapixel angekommen sind. Im Vergleich mit dem Xperia 1 III handelt es sich aber um eine neue Sensor-Generation mit einem besonders schnellen Autofokus und einer besonders hohen Auslesegeschwindigkeit.

Die Auswirkungen auf die Fotoqualität sind spürbar, aber nicht dramatisch. Die mit dem Weitwinkel- und mit dem Ultraweitwinkelobjektiv geknipsten Fotos sind etwas schärfer, wobei wieder die Konstanz Ergebnisse über unterschiedliche Lichtverhältnisse hinweg auffällt: Sony liefert auch bei weniger Licht eine ähnlich gute Qualität wie an einem sonnigen Tag.
Beim Zoomobjektiv gibt es deutliche Veränderungen: Während man beim Xperia 1 III die Brennweite zwischen 70 und 105 Millimetern wechseln kann, erlaubt der Nachfolger einen stufenlosen Zoom zwischen 85 und 125 Millimetern. Die quer im Gehäuse eingebaute Optik ermöglicht also einen fließenden Wechsel zwischen Dreifach- und Fünffachzoom. Das ist eine Weltpremiere und eine beeindruckende Ingenieursleistung. Wir ziehen den Hut.

Das Dreifachzoom (genauer 3,5fach) bietet gegenüber dem Vorgänger keine qualitativen Vorteile, im Gegenteil, Fotos mit dem „kurzen“ Tele des Xperia 1 III (also 70 mm Brennweite) sehen sogar besser aus. Nach deutlicher wird der Unterschied beim „langen“ Tele, also auf maximaler optischer Zoomstufe, die beim Xperia 1 IV 5,2fach und beim Xperia 1 III 4,4fach beträgt. Hier bricht das Mark IV regelrecht ein und positioniert sich spürbar unterhalb des Vorgängers.
Deutliche Vorteile sehen wir dagegen, wenn man variabel zwischen der kurzen und der langen Telebrennweite zoomt, also den Regler zwischen 3,5fach und 5,2fach bewegt. Bei dieser Einstellung zieht das Xperia 1 IV klare Vorteile aus dem stufenlosen Zoomobjektiv.

Herausragende Apps für Fotos und Videos
Unabhängig von der qualitativen Bewertung lässt sich festhalten, dass Sony bei seinen Xperia-Flagschiffen im Bereich Kamera die beste Software und das beste Handling bietet, das man bei Smartphones finden kann. Die geriffelte Kamerataste erlaubt das Fokussieren und Durchdrücken wie einer Profi-Kamera, gezoomt wird über die Lautstärketasten. Die "Photography Pro" App liefert eine herausragende Einstellungstiefe, verpackt in einer zugänglichen Benutzeroberfläche. Wer von Apple kommt und daran gewohnt ist, nur auf den Knopf zu drücken, wird anfangs etwas überfordert sein, aber wenn die Programmautomatik auf „Auto“ gestellt ist, dann kann man sich langsam herantasten und lernt die vielen Möglichkeiten schnell zu schätzen.
Noch ein Satz zur Frontkamera: Diese wurde deutlich aufgewertet mit Hilfe eines neuen Sensors, der eine höhere Auflösung bietet (12 statt 8 MP) und größer ist (1/2.9 Zoll statt ¼ Zoll), was sich qualitativ sehr positiv auswirkt. Mit der Frontkamera sind nun auch 4K HDR Videos möglich.
Die Videoqualität möchten wir an dieser Stelle nicht bewerten, nur kurz auf die besonderen Features hinweisen: Über alle Brennweiten hinweg lassen sich 4K-Videos mit 120 fps aufnehmen und mit den zwei Video-Apps „Video Pro“ und „Cinema Pro“ wird wieder eine einzigartige Einstellungstiefe geboten.
Software und Dienste: Bravia Core & Co
Neu beim Xperia 1 IV ist die Möglichkeit, in der Video-App „Video Pro“ einen YouTube-Account zu hinterlegen und so live auf Youtube zu streamen. Normalerweise erlaubt YouTube Livestreams erst ab einer bestimmten Abonnentenzahl. Dank einer Vereinbarung von Google und Sony fällt diese Limitierung für Besitzer eines Xperia 1 IV weg.
Auch den Game Hub, der in der deutschen Variante „Spieloptimierer“ heißt, hat Sony ordentlich aufgemöbelt. Livestreaming von Spielen zu Youtube wird unterstützt, dabei sind diverse Bild- und Toneinstellungen möglich.

Softwareseitig sind zahlreiche Sony-Dienste und Apps vorinstalliert, so ist es etwa möglich, die Kameras der Alpha-Serie zu verbinden und das Smartphone als externen Monitor zu verwenden. Neu ist der Streaming-Dienst „Bravia Core“, der kostenlosen Zugang zu Hunderten von Filmen von Sony Pictures bietet. Neu ist auch die App „Music Pro“, die es ermöglichen soll, professionelle Tonaufnahmen aufzuzeichnen und zu bearbeiten. Dabei werden die Tonaufnahmen in eine Cloud von Sony hochgeladen und digital nachbearbeitet. Wird gleichzeitig gesungen und Akustikgitarre gespielt, kann Music Pro die Gesangs- und Gitarrenklänge trennen und in beliebiger Balance mischen. Die Tonaufnahmen und die Soundbearbeitung sind kostenlos; für die Cloud-Verarbeitung und digitale Verbesserung fallen dagegen Gebühren an, deren Höhe Sony noch nicht kommuniziert hat. Music Pro und Bravia Core standen zum Testzeitpunkt noch nicht zur Verfügung, daher bleibt an dieser Stelle eine Bewertung aus. Deutlich wird aber, dass es Sony mit jeder Modellgeneration immer besser gelingt, die Dienste der vielen Unternehmenssparten im Smartphone zu bündeln.

Gut gefallen hat uns zudem die moderne Optik des Android-Systems, die weniger verspielt und bunt ist als die Konkurrenz aus China und Südkorea. Beim Software-Support hinkt Japan allerdings etwas hinterher: Es gibt 2 Jahre System-Updates und 3 Jahre Security Patches. Für ein Flaggschiff auf diesem Preisniveau ist das mittlerweile zu wenig.
Kein Lieferumfang
Mit dem Lieferumfang sind wir ebenfalls nicht zufrieden. Denn Sony geht noch einen Schritt weiter als Samsung und spart neben dem Netzteil auch gleich das USB-C-Kabel ein. Natürlich werden wieder Umweltgründe angeführt und wir möchten auch gar nicht in Frage stellen, dass die schlanke Verpackung, die komplett kunststofffrei ist, dabei hilft, Ressourcen einzusparen. Aber wer die Mobilfunkindustrie kennt und weiß, wie ressourcenintensiv die Produktion eines Highend-Smartphones ist; wer weiß, wie konsequent ein Unternehmen wie Fairphone das Thema angeht, der weiß auch, dass das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Und es ist zufälligerweise jener Tropfen, mit dem ein Hersteller noch zusätzlich Geld verdienen kann. Denn: ein 30-Watt-Schnelllade-Netzteil kostet im Sony-Shop 50 Euro extra.
Solide Akkulaufzeit
Die Akkulaufzeit sorgt nicht für Begeisterungsstürme, bewegt sich aber auf einem guten Niveau. Das Xperia 1 III hat im connect-Laufzeittest solide 9:37 Stunden geschafft, der Nachfolger mit seinem um 500 mAh auf 5000 mAh vergrößerten Akku dürfte locker über 10 Stunden durchhalten. Das bestätigt unsere Erfahrung im Alltag: Wir kommen knapp durch den Tag, ein Galaxy S22 Ultra hält mit unserem Nutzungsprofil allerdings noch einen Tick länger durch. Festzuhalten bleibt, dass das hochauflösende Display ein Stromfresser ist. Wer intensiv das Display nutzt, bekommt den Akku auch schneller leer.
Wireless Charging inklusive Reverse Charging wird unterstützt.
Fazit: Sonys Xperia-Serie wird immer besser
Sonys Xperia-Serie wird mit jeder Generation besser und hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das mit den Flaggschiffen der Platzhirsche gut mithalten kann. Mit der Integration der vielen Sony-Dienste gelingt es auch, eine attraktive Alternative zu diesen zu bieten. Das Kamerasystem ist allerdings kein Überflieger, hier bietet Sony solide Kost, ohne Samsung & Co zu übertreffen.
Sony Xperia 1 IV technische Daten
- Preis und Speicher: 1399 Euro mit 12/256 GB
- Farben: Schwarz, Grau, Violett
- Größe und Gewicht: 165 x 71 x 8 Millimeter und 185 Gramm
- SoC: Qualcomm Snapdragon 8 Gen 1 mit bis zu 3 GHz
- Display: OLED im 21:9-Format mit 120 Hz, 6,55 Zoll und 3840 x 1644 Pixel
- Hauptkamera: Ultraweitwinkel (16 mm) mit 12 MP, Weitwinkel (24 mm) mit 12 MP, stufenloses optisches Zoom (85-125 mm), ToF-Sensor
- Frontkamera: Weitwinkel mit 12 MP
- Konnektivität: 5G, 4G, 3G, 2G, WiFi 6E, Bluetooth 5.2, NFC, USB-C, Klinkenbuchse
- Einschübe für 1 x Nano SIM + 1 x micro SD, 1 x eSIM
- Akku mit 5000 mAh und Qi
- System: Android 12
- Besonderheiten: frontseitig abstrahlende Stereolautsprecher, IP68, kein Netzteil und kein Kabel im Lieferumfang