T+A PDP-3000HV im Test
Für einen CD-Player ist der PDP-3000 von T+A nicht gerade billig. Der Preis relativiert sich aber, wenn man hineinschaut: Die Herforder haben einen der weltbesten D/A-Wandler eingebaut, und dann gleich noch einen zweiten – eigens für DSD.

Kennen Sie Tony, Tim, Torben, Ted und die anderen? Oder Anna, Aisha, Amy, Abby et cetera? Nein, dann pressen Sie mal eine SACD an Ihr Ohr und lauschen genau hin. Dann können Sie die auch PCM und DSD genannten Bit-Familien streiten hören. "Haha, Ihr könnt ja kaum bis auf Eins zähl...
Kennen Sie Tony, Tim, Torben, Ted und die anderen? Oder Anna, Aisha, Amy, Abby et cetera? Nein, dann pressen Sie mal eine SACD an Ihr Ohr und lauschen genau hin. Dann können Sie die auch PCM und DSD genannten Bit-Familien streiten hören. "Haha, Ihr könnt ja kaum bis auf Eins zählen! Wir haben dagegen eine mathematische Edukation durchlaufen und rechnen mühelos mit den kompliziertesten Brüchen." "Ach was", wehrt sich die DSD-Fraktion von der SACD-Oberschicht, wir wieseln dafür flotter und vor allem viel naturnäher um wildeste Kurven herum." Tja, und wenn es ernst wird, liegen die Tonys und die Annas sich in den Armen und weinen bitterlich. "Ach Du Schande, jetzt tapst wieder so ein fettiger Daumen auf uns herum. Und "Himmel hilf, jetzt werden wir auf einen windigen Plastikbalkon gelegt und in ein elendes, klappriges Karussell geschoben."
Aber halt, es gibt Hoffnung! Denn seit ein paar Tagen spielen in Nordrhein-Westfalen, und seit kurzem auch im Schwäbischen bei Audio ganz andere Szenen ab: "Heissa Kathreinerle, schaut mal das prächtige Bauwerk PDP 3000 HV des Herforder Herstellers T+A für 12900 Euro an." Nun bereitet es den Discs und den Musikdaten das reinste Vergnügen, auf die majestätische, schwere und aus dem Vollen gefräste Bundeslade zu liegen und - dank Edelstahlschienen und Sintermetall-Lagern - lautlos und völlig spielfrei in das Innere dieses Wunschschlosses hineinzugleiten. Und wo sonst in Sichtweite ein Netzteil pfeift und ICs rattern, geniessen sie auf dem wunderbaren Drehtisch, von zentimeterdicken Aluminiummauern vor jeglichem Unbill geschützt, erst einmal eine himmlische Ruhe.
No problem - da bereitet ja es geradezu Spaß, auf dem feinen Laserstrahl rüber in den Decoder zu schlüpfen. Und jetzt kommt's: Werden in allen anderen Playern die Daten über einen Kamm geschert, bittet der PDP 3000 HV die Pulse-Code-Modulation-Männlein über breite Routing-Brücken hier- und die Direct-Stream-Digital-Weibchen dorthinein. Von jeweils eigenen, hochstabilen Quarzoszillatoren stabilisiert, dürfen die Herzen - und zwar jede Sorte für sich - herrlich regelmäßig schlagen. Das gilt bei PCM auch beim relativ schnellen 384-Kilohertz-Takt. Bei Octuple-DSD (so heisst die neueste reichste DSD-Variante) darf der extra reine Puls bis zu 24,576 Millionen Schläge pro Sekunde betragen. Ob so oder so, der Herzschlag stimmt jetzt. Damit sich nicht noch irgendein Störzipfel auf galvanischem Wege rübersschleichen, werden unsere Lieblinge über kleine magnetisch wirkenden Koppler zu ihren Wandlerstufen gereicht. Und zwar im Falle von hochtaktenden DSD-Ankömmlingen zu einem DAC Marke T+A Eigenbau. Denn um die viele Megahertz schnellen Bitketten würdig zu behandeln und um sie zu lückenlosen Analogschwingungen zu verbandeln, braucht es schon eine ganz besondere Kombination von professionellen Logikbausteinen und Stromquellen-Helfershelfern, die es auf dem breiten Markt so nicht gibt. Der T+A kann sich also rühmen, einer der ganz wenigen auf dem Markt und in der gesamten HiFi-Geschichte zu sein, der DSD-Signalen mit einem eigenen, zu Fuß aufgebauten und wirklich zu 100 Prozent im nativen Einbit-Format arbeitenden Wandler begegnet, der diesen Wandler mit einer eigenen, maßgeschneiderten Ausgangsstufe vollendet und den ganzen Aufwand dann für PCM komplett nochmal treibt.
Im Falle der bis zu 32 Binärstellen umfassenden PCM-Datenworte konnte sich T+A allerdings auf die reiche Erfahrung der Burr-Brown-Ingenieure und ihr bestes Wandler-Arbeitspferd, den PCM 1795 verlassen, von dem im 3000er gleich vier Exemplare als "Quadrupel-DAC"-Gespann noch klirr- und störärmer schaffen, als es dieser Elite-Chip schon von sich aus könnte. Wer schließlich fürchtet, dass der PDP 3000 HV im DSD-Eigenbau-Modus doch noch zuviel Hochfrequenz entlässt, darf ebenfalls den 1795 in die Pflicht nehmen, der zwar nicht ganz so gut klingt, dafür aber besser vorfiltern kann. Und wie auch immer, der Analog-Output strömt auf jeden Fall sowohl auf der T+A-DSD- als auch auf der Burr-Brown-PCM-Seite seinem eigenen, aus feinen Feldeffekt-Transistoren komponierten Ausgangsverstärker und eigens auf die jeweilige Signalart optimierten Analog-Filtern zu.
Die nun als Anteile kontinuierlicher Schwingung nur noch jubeln. Denn dank T+A's Hochvolttechnologie, die extrem rauscharme und besonders spannungsfeste FET's so raffiniert kombiniert, dass sich summa summarum die günstig langgestreckten Kennlinien von Röhren ergeben, besteht nicht die geringste Gefahr, dass sie unten im Störschlamm waten müssen und sich oben die Köpfe anschlagen. Und zu guter Letzt sorgt eine ganze Schar kräftiger Leistungshalbleiter für die finale Kräftigung und dafür, dass sich nicht auf den koaxialen oder symmetrischen Anschlusswegen noch externe Gefahren ergeben. Soviel Luxus spricht sich rum, und so darf es nicht verwundern, dass auch USB-Hinz (bis 192 kHz / 24 Bit und DSD 512) und PCM-Kunz (192/24 via Cinch, optisch, Labor-BNC oder Studio-XLR) zum PDP 3000 HV streben. Dem menschlichen Betrachter der Player-Rückseite verschlägt es sowieso die Sprache, wenn er entdeckt, dass der T+A ganz links und ganz rechts zwei Netzanschlüsse und ergo - jeweils von Alu-Gewölbe beschirmt - vollständig getrennte Netzteile für die Digital- und Analogsektion besitzt.
Und dass die DSD- und PCM-Wandlerzweige sogar über jeweils eigene Ausgangsbuchsenpaare verfügen. Wem das nun doch zu viel Verkabelung bedeutet, der kann die beiden Ausgänge auch auf ein gemeinsames Buchsenpaar schalten. Im Idealfall aber belegt der 3000er zwei symmetrische Eingangspaare an der Vorstufe. Und wenn es sich bei dieser Vorstufe um die Stallgefährtin P-3000HV handelt, schaltet diese dank Steuerleitung vollautomatisch auf den jeweils richtigen Eingang. Man hat mit dem 3000er folglich zwei getrennte, kompromisslos für ihre jeweilige Aufgabe optimierte D/A-Wandler, die sich auch noch in zahlreichen Variablen auf Hörgeschmack, Quellmaterial und Anlage abstimmen lassen. Ob und wie weit zum Beispiel die hochfrequenten DSD-Nebenprodukte durch Noise Shaping aus dem Arbeitsbereich der folgenden Verstärker verschoben werden, und welche Oversampling-Filtercharakteristik im PCM-Modus die richtige ist, das kann nur der Nutzer selbst entscheiden - und hat damit schonmal ein paar Wochen aufs Vergnüglichste zu tun.
Denn es ist ja nicht so, dass man den PDP erst nach mühsamen Einstell-Arien genießen kann. Schon der Null-Zustand nach dem Auspacken ist von erhabener Qualität. Dabei sind die Wandler ab Werk so konfiguriert, dass sie bei Betrachtung mit konventioneller Messtechnik besonders unauffällig verhalten und auf keinen Fall irgendwie kritische Signalanteile freisetzen. Sprich: PCM durchläuft den Digitalfilter Nummer 1 mit brettgeradem Frequenzgang und nahezu rechtwinkligem Absturz an dessen oberem Ende. DSD, wenn es von intern laufenden SACDs kommt, wird auf Nummer Sicher gewandelt, also auf Kosten der Feinheit und Genauigkeit von nahezu allen HF-Resten befreit, damit niemand nachher sagen kann, der Player habe heimlich seine Hochtöner gegrillt oder seine Verstärker zum Schwingen gebracht.
Hörtest
Im AUDIO-Hörraum gab es an einer ganzen Reihe von Standard-, Schalt- und Röhrenverstärkern aber auch im True-DSD-Modus, also mit T+As puristischem Einbit-Konverter, keinerlei Probleme - wohlgemerkt auch bei hohen bis sehr hohen Lautstärken. Ganz im Gegenteil: der T+A ließ Probleme verschwinden. Probleme nämlich, die man womöglich bislang mit Digitalklang gehabt haben könnte. Dabei spielte es keine Rolle, ob die Daten in DSD oder PCM vorlagen, ob sie vom internen Laufwerk stammten oder vom PC zugespielt wurden: Kristallklares Kalkül und Klangkunst müssen ab sofort kein Widerspruch mehr sein. Mit dem 3000er konnte man die polyphone Schönheit eines "versa est in luctum" (gesungen vom Ensemble Plus Ultra, 96/24-Download "From Spain To Eternity", highresaudio.com) in perfekter Harmonie genießen und zugleich jedem noch so kleinen Halldetail nachgehen. Man konnte sich dem von Steve Albini als wuchtiger, dunkler Klang-Koloss aufgenommenen "A New Nature" von Esben and the Witch zelebrieren, ohne dass Sehnsucht nach der ganzheitlich-druckvollen Wiedergabe eines Plattenspielers aufkam (das Vinyl-Album enthält einen FLAC-Download-Gutschein, man bekommt also beides). Und man konnte - hier gab es fast die größen Überraschungen - seine SACD-Schätze komplett neu entdecken: Anmut und Geschmeidigkeit, die Abwesenheit häufig als digitaltypisch empfundener Körnigkeit werden als Vorzüge der SACD ebenso häufig genannt wie ihre feine, schwerelos wirkende Auflösung - selten jedoch bekommt man beides vom selben Player zu hören, und bislang nie bildeten diese Stärken ein so homogenes, untrennbar wirkendes Amalgam.
In Zukunft wird der PDP-3000 HV dennoch zunehmend von einem Player mit DAC-Funktion zu einem DAC mit Player-Funktion mutieren - dafür werden schon das immer größere Angebot hochauflösender Downloads und Multiformat-USB-Zuspieler wie der Auralic Aries sorgen - so oder so ist man mit dem PDP perfekt für die digitale Zukunft gerüstet.
Fazit
Den T+A hätten wir gerne noch ein Weilchen in unserem Hörraum. Seine ultrafeine Auflösung kommt ohne Stress und Kantigkeit, sein Größen- und Dynamikmaßstab ist gewaltig. Mit seinen unabhängigen, für DSD und PCM separat optimierten Wandlern könnte er den idealen Schiedsrichter abgeben in der Frage, welches Format denn jetzt wie genau klingt. Das könnte angesichts eines langsam zunehmenden DSD-Angebots noch sehr spannend werden.