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Standlautsprecher

T+A Pulsar ST20 im Test

Unter dem Namen Pulsar versuchte sich T+A zuletzt an einer preiswerten Serie mit Folienkleid und Standardchassis. Die ST20 orientiert sich dagegen nach oben: exklusive Chassis, Klavierlack und Klang der absoluten Spitzenklasse.

Autor: Malte Ruhnke • 30.11.2016 • ca. 2:50 Min

T+A Pulsar ST20
T+A Pulsar ST20
© Pulsar

Konkurrenz im eigenen Haus belebt bekanntlich manchmal auch das Geschäft. Und so leistet sich die Herforder High-End-Schmiede T+A nicht nur in ihren Elektronikserien mehrere Varianten einer Gerätegattung, sondern zielt mit der neuen Pulsar ST20 auch auf eine ähnliche Zielgruppe wie mit der etabli...

Pro

  • perfekte Balance zwischen Dynamik, Auflösung und sanfter Ausgewogenheit
  • spielt knackig auf den Punkt
  • plastische Abbildung

Contra

  • Kompromisse beim Tiefbass

Fazit

stereoplay Testurteil: 81 Punkte; Klang: absolute Spitzenklasse (59 Punkte); Preis/Leistung: sehr gut

  Hervorragend

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Konkurrenz im eigenen Haus belebt bekanntlich manchmal auch das Geschäft. Und so leistet sich die Herforder High-End-Schmiede T+A nicht nur in ihren Elektronikserien mehrere Varianten einer Gerätegattung, sondern zielt mit der neuen Pulsar ST20 auch auf eine ähnliche Zielgruppe wie mit der etablierten Criterion TCD315: den Liebhaber kompakter, wohnraumtauglicher Standboxen, der nach Drei-Wege-Technik sucht und bereit ist, rund 3000 Euro zu investieren.

Damit enden dann aber auch die Gemeinsamkeiten: Während die Criterion als Transmissionline mit Waveguide und den "zerschlitzten" Pappchassis ihrer großen Geschwister ausgerüstet ist, geht die Pulsar technologisch komplett andere Wege.

Das Gehäuse ist, wie schon bei der preiswerten S350, als Bassreflex ausgelegt, um auch aus dem nur 92 cm in die Höhe ragenden Volumen genug Tiefgang herauszukitzeln. Doch Entwickler Jochen Fabricius betont, dass es sich nicht um eine klassische Abstimmung handelt, sondern um einen gegenüber dem Thiele/Small-Lehrbuch etwas zu tief abgestimmten Helmholtz, der rund um 34 Hz resoniert und damit den beiden Tieftonchassis die Hauptarbeit überlässt. Das kostet zwar etwas Tiefgang, soll aber den präzisen Basscharakter näher an den geschlossenen oder Line-Konstruktionen des Hauses T+A halten.

Leichtmetall

Die eigens für die Serie entwickelten Treiber sind in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich: So sind alle Membranen aus reinem Aluminium gefertigt und Tief- sowie Mitteltöner nicht als Trichter, sondern als inverse Ausschnitte einer Kugelform ausgelegt. Hochtöner-Eigenschaften sind bei den beiden 15er-Tieftönern, die parallel nur bis 300 Hz spielen, ohnehin kein Thema; hier stand eher eine besonders leichte und auch bei großen Hüben noch perfekt kolbenförmig schwingende Konstruktion im Vordergrund, zu der auch die mehrfach gefaltete und damit von nichtlinearen Rückstellkräften freie Sicke beiträgt.

Kritischer sind Leichtmetall-Materialresonanzen beim Mitteltöner, besonders wenn man die Membran zu dünn auslegt und dem Konstrukt auch Hochtonwiedergabe zumutet, denn dann brechen die Schwingungen hörbar auf.

Die deutlich verrundete und außen steile Inverskalottenform des 12er verhindert das aber ebenso wie die mit 38 mm sehr große und damit weit außen angreifende Schwingspule. Damit keine unerwünschten Partialschwingungen in der Membranmitte das Klangergebnis verhageln, wurden der Alu-Dome mit einer sternförmigen Prägung versehen, die ihn an entscheidender Stelle versteift, und eine mit 2200 Hz recht niedrige Trennfrequenz gewählt.

T+A Pulsar ST20
Die 15er-Tieftöner sind mit ihrer mehrfach gefalteten Sicke und der sehr weit auslenkenden Zentrierspinne klare Bass-Spezialisten. Auch ihre Alu-Membran ist sehr leicht und aus einem Stück gezogen.
© Pulsar

Diese wiederum verlangt dem Hochtöner, einer Ein-Zoll-Kalotte aus Aluminium, einiges ab, weshalb sie mit einer hochtöneruntypisch großen Sicke und einer leichten Schallführung ausgestattet wurde. Das Prinzip der sternförmigen Prägung erwies sich auch im obersten Hochton als resonanzunterdrückend und schob die Eigenresonanz bis auf stolze (und im allgemeinen unhörbare) 29 kHz.

Hörtest: Rundherum überzeugend

Im Hörraum erwies sich die Pulsar als sehr unprätentiöse und im Gegensatz zur kleinen Criterion auf Anhieb ohne weitere Optimierung überzeugend aufspielende Box. Bei Mahlers 4. Sinfonie (vom Royal Concertgebouw Orchestra, Leitung: Mariss Jansons) beeindruckte sie besonders durch ihre perfekte Balance zwischen detailreich schneller und ausgewogen sanfter Wiedergabe, die selbst mehrfach teureren Boxen nicht so superb gelingt. Völlig mühelos fächerte sie die komplexen Orchestersätze auf, platzierte die Musiker wie selbstverständlich im plausiblen, wenn auch nicht kathedrahlenhaft großen Raum und servierte dem Hörer alle dynamischen und klangfarblichen Details, ohne ihn mit Höhenauflösung oder Attacke zu überfrachten.

Eher knallharte Tieftonfähigkeiten waren bei Stanley Clarkes "Justice's Groove" gefragt. Die kleine Pulsar meisterte die fiesen, tiefen Bassgrooves nebst knalliger Drum-Einsätze erstaunlich erwachsen. Zwar ließ sie die letzten Hertz Tiefgang und Durchsetzungskraft im Vergleich mit der deutlich größeren Canton Chrono SL 596 vermissen, legte aber im Oberbass einen umso eleganter swingenden, musikalischen Ton an den Tag. Der auch präzise-knackig blieb, wenn die Box wandnäher platziert wurde.

Im weiteren Repertoire zeigte sich die ST20 als Multitalent: egal, welches Musikgenre, egal, welcher Pegel (außer übertrieben laut), sie blieb ihrer Linie treu und verwöhnte die Hörer bei Friend'n Fellow's "Snow Is Gleaming Red" mit einem nie langweiligen audiophilen Rundum-sorglos-Paket, das auch spieltechnische Finessen auf Bass und Gitarre nicht unterschlug und für ein allgemeines Grinsen im Hörraum sorgte. Mehr davon!

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