Musikalische Verstärkung - zwei Vollverstärker um 7500 Euro
Welchen Klangstil ein Verstärker-Hersteller pflegt, wo er bei der Entwicklungs- und Abstimmarbeit die Schwerpunkte setzt, das lässt sich am besten an seinem Topmodell heraushören. In diesem Test legen Musical Fidelity und Symphonic Line ihre musikalische Visitenkarte vor.

Man darf sich natürlich schon fragen, ob 7500 Euro für einen Vollverstärker wirklich berechtigt sind. Es bringt nur nicht viel. Leute, die einen besitzen, schwärmen "Klar, das ist der phantastische Musikgenuss wert, den ich damit habe - täglich stundenlang, jeden Tag der Woche, jede Woche des J...
Man darf sich natürlich schon fragen, ob 7500 Euro für einen Vollverstärker wirklich berechtigt sind. Es bringt nur nicht viel. Leute, die einen besitzen, schwärmen "Klar, das ist der phantastische Musikgenuss wert, den ich damit habe - täglich stundenlang, jeden Tag der Woche, jede Woche des Jahres und der nächsten zehn bis 20 auch". Andere wenden dünnlippig ein, das sei alles unnötig und sowieso mehr Einbildung als Tatsache. Wenn das so ist, dann sind Rolf Gemein und Antony Michaelson Meister der Massenhypnose.

Beide gründeten ihre Firmen als Gegenentwurf zu dem Dogma "was sich gut misst, klingt auch gut", das Ende der 70er Jahre im HiFi-Mainstream gar schauerliche Ergebnisse zeitigte. Und schafften es bald, Musikfans dazu zu bewegen, ihnen ihr Geld zu geben - für Verstärker, die damals wenig Leistung hatten, nicht übertrieben zuverlässig waren und sehr heiß wurden ( Musical Fidelity ). Oder die aussahen wie selber gebastelt (Symphonic Line ).

Beide Unternehmen sind heute natürlich viel professioneller als in den ersten Jahren und erfolgreicher denn je - weil es zum Glück Leute mit Humor, Kultur, Begeisterung und Selbstbewusstsein gab und gibt, die den simplen Formeln und der lautstarken Besserwisserei nicht zum Opfer fielen. Die in ihren HiFi-Geräten gerne etwas mehr als Watt und Knöpfe sehen, und dafür auch bereit sind, extra zu bezahlen. 7500 Euro müssen es dabei nicht immer sein - beide Verstärker in diesem Test haben kleine Brüder, die kaum schlechter sind und - ganz wichtig - klare charakterliche Verwandtschaft zu den Topgeräten zeigen.
Fazit
Mit dem Musical Fidelity AMS 35i hat Antony Michaelson einen exemplarisch guten Class-A-Verstärker gebaut - angesichts des grassierenden EU-Reglementierungswahns vielleicht einen der letzten. Auch beim Symphonic Line RG10 Mk IV Reference 2011 von Rolf Gemein gibt es keine Notwendigkeit, auf kommende Jahrgänge zu warten - jetzt genießen heißt die Devise.