T+A Symphonia im Test: Durchdachte HiFi-Evolution
T+A war schon immer offen und aufgeschlossen gegenüber moderner Technik, sofern sie den klassischen HiFi-Tugenden dient. Mit der Symphonia beweist T+A auch ein feines Gespür für die Zukunft und die Evolution von High Fidelity.

- T+A Symphonia im Test: Durchdachte HiFi-Evolution
- T+A Symphonia im Test: Technische Daten und Messergebnisse
Die HiFi-Branche befindet sich seit einigen Jahren in einem tiefgreifenden Wandel. Längst hat komplexe Digitaltechnik auch im High-End-Bereich Einzug gehalten, doch das enorme Tempo, in dem sich die moderne Audiotechnik weiterentwickelt, kann für die in diesem Sektor erwartete sorgfältige Entwic...
Die HiFi-Branche befindet sich seit einigen Jahren in einem tiefgreifenden Wandel. Längst hat komplexe Digitaltechnik auch im High-End-Bereich Einzug gehalten, doch das enorme Tempo, in dem sich die moderne Audiotechnik weiterentwickelt, kann für die in diesem Sektor erwartete sorgfältige Entwicklungsarbeit zum Problem werden.
Warum? Weil die Entwicklung eines modernen High-End-Receivers mit seinen zahlreichen Anschlussmöglichkeiten und der empfindlichen Hochfrequenztechnik zeitaufwendig und kostenintensiv ist. Einerseits läuft der Hersteller bei einer zu langen Entwicklungszeit Gefahr, von der Technik überholt zu werden, andererseits kann ein zu schnelles Vorgehen ein unausgereiftes Produkt hervorbringen und damit zu unzufriedenen Kunden führen.
Und selbst wenn auf der Hardwareseite alles optimal läuft, erfordern ein verständliches Bedienkonzept und zuverlässige Software mindestens ebenso viel Zeit, Ressourcen und Kopfzerbrechen.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Ansprüche der HiFi-Fans verändert haben. Sie setzen Wireless-Technologie ebenso voraus wie die Unterstützung zahlreicher Streaming-Dienste, Musikserver und Netzwerkprotokolle, von einer stabil laufenden App für iOS und Android ganz zu schweigen.
Effektive Konzeption
All diese Herausforderungen lassen sich nur mit genauer Kenntnis der Zielgruppe und einem daraus abgeleiteten Konzept effektiv meistern. Die eierlegende Wollmilchsau will in der Praxis niemand, das hat nicht nur die HiFi-Branche immer wieder schmerzlich erfahren müssen.
T+A hat diese Lektion offenbar gelernt und entsprechend viel Hirnschmalz in die Konzeption der Symphonia gesteckt. Dass vor der Praxis die Planung kommt, steht schließlich schon im Firmennamen: T+A heißt „Theorie und Anwendung“. Das mag für Uneingeweihte nüchtern, vielleicht etwas langweilig und vor allem sehr deutsch klingen, steht aber für Kenner für große Emotionen durch exzellenten Klang.
Mit der Symphonia wagt T+A den Spagat zwischen erfahrenen High-End-HiFi-Enthusiasten und einer neuen Klientel, die mit Touchscreen, Smartphone und omnipräsentem WLAN aufwuchs. Beide zufriedenzustellen, ist ein ehrgeiziges Ziel, das nur mit Konzentration auf die wirklich wichtigen Funktionen und Schnittstellen zu erreichen ist. So hat sich T+A bei der Symphonia für zeitgemäße USB-C-Anschlüsse entschieden und die etablierten, jedoch angestaubten Varianten A und B außen vor gelassen. Die Symphonia hat zwar einen HDMI-Eingang mit ARC-Unterstützung (Audio Return Channel), verzichtet aber auf jegliche Videofunktionalität.
Überzeugendes Design
Dass T+A dieser Spagat gelungen ist, zeigt sich gleich beim Auspacken. Optik und Haptik stimmen auf den Punkt. Das OLED-Display und der USB-C-Eingang weisen auf modernste Features hin und teilen sich die Front in harmonischem Einklang mit Retro-Charme versprühenden VU-Metern, klassischen Tastern sowie Drehreglern.
Das zeitlose, minimalistische Design folgt der Firmenphilosophie, erzeugt aber im Gegensatz zu manch anderem Gerät aus dem Hause eine gelungene optische Spannung. Die Symphonia ist optisch noch gelungener und zeitloser als die sehr ansprechende Serie 200. Trotz des zweiten Drehreglers ist T+A nicht der Versuchung erlegen, die Gerätefront symmetrisch und damit weniger aufregend zu gestalten. Das Prinzip „form follows function“ hat zu einer Win-Win-Situation geführt.


Logische Bedienung
Wer sich heute neue Kundenkreise erschließen will, muss eine durchdachte, leicht verständliche, reibungslose Bedienung offerieren. Die junge Generation will sich nicht wie die routinierten HiFi-Veteranen mühsam in die Bedienung einarbeiten und stundenlang an Einstellungen und Justierungen herumfummeln. Auspacken, einschalten und los geht’s, am liebsten mit Smartphone und wireless. Darum habe ich den bewährten Leitsatz „read the f***ing manual“ beim Test bewusst außer Acht gelassen.
Mit erfreulichem Ergebnis. Von der WLAN-Einrichtung bis zur Anmeldung bei Streaming-Diensten über den internen Streaming-Client klappte alles schnell und reibungslos, ohne Zuhilfenahme der Bedienungsanleitung. Sowohl an der Gerätefront und mit der Fernbedienung als auch in der App MusicNavigator G3. Naja, nicht ganz, denn um die App zu nutzen, muss man die Symphonia zuerst ins Netzwerk einbinden. Bei einer kabelgebundenen Verbindung über den Ethernet-Port geschieht dies vollautomatisch, bei WLAN müssen der richtige Router und das Passwort initial über die mitgelieferte Systemfernbedienung SRC2 eingegeben werden.
Das heißt aber nicht, dass sich die Lektüre der Bedienungsanleitung nicht lohnen würde. Die Symphonia bietet nämlich viele Optionen für Tuning und Individualisierung. Diese Funktionen werden im Handbuch genau erklärt.


Zeitgemäße Technik
Wie bei den Endstufen der Serie 200 kommen auch in der Symphonia die hervorragenden „Eigentakt“-Class-D-Verstärker im Doppel-Mono-Aufbau des dänischen Herstellers Purifi zum Einsatz. Neben dem renommierten Entwickler Bruno Putzeys, Erfinder der UcD- und NCore-Verstärkerarchitektur, zählt das Unternehmen weitere namhafte Experten wie Peter Lyngdorf zu seinem Führungsstab und hat mit seinen Class-D-Modulen und unter anderem mit den Ushindi-Lautsprecherchassis Furore gemacht. Kein Wunder, kommen doch große Teile des Teams von Branchengrößen wie Philips, Hypex, Texas Instruments, Dali, Scan Speak, Peerless oder VIFA.
Früher wegen einer gewissen klanglichen Härte und Problemen mit komplexen Lasten verpönt, ist die Class-D-Technik inzwischen erwachsen geworden und löst selbst bei eingefleischten High-Endern kein Naserümpfen mehr aus. Doch bei T+A dachte man trotz des exzellenten Rufs der Endstufen über Verbesserungen nach und fand einen Ansatz bei den für Class-D üblichen Schaltnetzteilen. Die Herforder setzen ein eigens entwickeltes Hochfrequenz-Sinusnetzteil ein. Es arbeitet anders als Schaltnetzteile nicht mit einem Rechtecksignal, sondern mit einer Sinusträgerwelle, und vermeidet so harte Schaltvorgänge. Hochfrequente Störgeräusche, Klirr und Verzerrungen sollen dadurch auf ein Minimum reduziert werden. Die vier 32 800-F-Ladekondensatoren schalten pro Sekunde 100 000 Zyklen und sollen extrem hohe Laststabilität bieten. Das bestätigt unser Messlabor ebenso wie die weitgehende Abwesenheit harmonischer Verzerrungen. Damit bringt es die Symphonia auf 2 × 125 Watt an 8 Ohm und 2 × 250 Watt an 4 Ohm bei 0,012 % THD+N und einem Dämpfungsfaktor von über 800.
T+A legt großen Wert auf strikte Trennung der digitalen und analogen Sektionen. Dies ist bei der kompakten Symphonia räumlich nicht ganz gelungen. Aufgrund der vielen digitalen Eingänge und Funktionen reicht eine Platine für den gesamten Digitalbereich nicht aus. Darum musste ein Teil davon auf eine zweite Platine ausgelagert werden, die auch den analogen Teil beherbergt. Galvanisch sind sie dennoch vollständig getrennt, da jede Sektion über eine eigene Stromversorgung verfügt. Kritische Bauteile werden durch Bleche oder spezielle Abschirmungen gegen hochfrequente Einstrahlung geschützt.


Umfangreiche Konnektivität
Mit sieben kabelgebundenen und drei drahtlosen Schnittstellen (WLAN, Bluetooth, AirPlay) dominiert eingangsseitig eindeutig der digitale Bereich. Dem stehen zwei unsymmetrische Cinch-Eingänge gegenüber, von denen einer als Phono- oder Line-Eingang genutzt werden kann. Der sehr gute Phono-Vorverstärker versteht sich sowohl auf MM- als auch auf MC-Systeme. Zusätzlich hat die Symphonia einen integrierten Radiotuner für FM, DAB und DAB+.
An Ausgängen stehen mit einem Vorverstärker- und zwei Subwoofer-Anschlüssen ausschließlich analoge Schnittstellen in Form von Cinch-Buchsen zur Verfügung. Um die Übersicht nicht zu verlieren, sind diese Schnittstellen in der Bedienung nach den drei Gruppen Streaming Clients (SCL), Radio und Input sortiert. Die Symphonia unterstützt Spotify Connect und Tidal Connect, andere Streaming-Dienste können über Roon aufgerufen werden. Weitere Streaming-Dienste könnten künftig über Updates direkt unterstützt werden.

Unverfälscht und dynamisch
Die Symphonia legte an allen Quellen eine sehr neutrale, schnelle Spielweise an den Tag. Sie blieb selbst dann mit stoischer Ruhe souverän, wenn mal sprichwörtlich der Punk abging. Bei gesitteterer Musikwahl beeindruckte sie mit Analyse und Akribie. Wie ein Archäologe legte sie Details behutsam frei, ohne sie allzu prominent aus der Gesamtkomposition hervorzuheben. Diese Genauigkeit führte zu einer stimmigen räumlichen Darstellung. Damit folgt die Symphonia der T+A-Klangphilosophie und ist ebenfalls typisch eher auf der hellen Seite. Mit der Loudness-Schaltung, der Klanganpassung für Höhen und Bässe in zwei Stufen von jeweils −6 bis +8 sowie der Wahl zwischen vier PCM- und zwei DSD-Modi ist ganz nach Gusto einiges individualisierbar.
Soll beim Einsatz eines höherwertigen Players das Quellgerät das Upsampling übernehmen, kann das Oversampling der Symphonia deaktiviert werden. Vor allem mit DSD-Material schwang sie sich zu klanglichen Höhenflügen auf, konnte aber auch mit allen anderen Quellen auf ganzer Linie überzeugen.
Fazit
T+A ist der Spagat gelungen, klassische HiFi-Tugenden mit moderner Digitaltechnik zu vereinen und damit neue und alte High-End-Fans gleichermaßen zu begeistern. Mit Lautsprechern, die dieser musikalischen Informationsflut gewachsen sind und sich dennoch im Hochtonbereich zurückhalten, entsteht eine Kombi, die der Konkurrenz das Fürchten lehren kann.