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Großes Update auf One UI 6.1 für S23-Serie

Vergleich mit S24: Das kann Galaxy AI für S23 Ultra & Co

One UI 6.1 klingt unspektakulär, das Update bringt aber die mit der S24-Serie eingeführten KI-Funktionen auf die S23-Serie. Welche KI-Funktionen sind das genau und welche Unterschiede gibt es im Vergleich zu den S24ern? Und was steckt eigentlich hinter Samsungs Galaxy AI? Connect hat genauer hingeschaut.

Autor: Andreas Seeger • 10.4.2024 • ca. 5:25 Min

Samsung Galaxy S23 Ultra mit Update auf One UI 6.1
Das Update auf One UI 6.1 ist für die Top-Geräte 2023 erhältlich: Galaxy S23 (FE), Flip 5 und Fold 5 sowie die Serie Galaxy Tab S9
© connect

Updates werden immer wichtiger und sind viel mehr als Aktualisierungen bestehender Software. Updates bringen neue Funktionen auf die Geräte. Während Google mit den "Feature Drops" eine griffige Formulierung dafür gefunden hat, bleibt Samsung beim schlichten "Software-Update" m...

Updates werden immer wichtiger und sind viel mehr als Aktualisierungen bestehender Software. Updates bringen neue Funktionen auf die Geräte. Während Google mit den "Feature Drops" eine griffige Formulierung dafür gefunden hat, bleibt Samsung beim schlichten "Software-Update" mit Versionsnummer: One UI 6.1 klingt unspektakulär, bringt aber die mit der S24-Serie eingeführten KI-Funktionen auf die S23-Serie.

Für sein großes Update schlägt Samsung kräftig auf die Werbetrommel. Besitzer eines S23 Ultra, die sich für einen produktspezifischen Newsletter angemeldet haben, bekommen eine E-Mail mit dem Betreff „AI-Power auf dem Galaxy S23 Ultra“. Was steckt dahinter? Wir schauen genauer hin und machen den Vergleich mit einem Galaxy S24 Ultra.

Doch kommen wir zunächst zu den Basics - wer sich nur für die S23er interessiert, kann direkt ein paar Absätze weiter nach unten springen.

Zuerst die Basics: KI = AI

Künstliche Intelligenz ist die deutsche Übersetzung von Artificial Intelligence. Die lingua franca des Internet ist nun einmal Englisch, daher dürfte sich der Begriff AI auch im deutschen Sprachraum durchsetzen. Daran haben auch die internationalen Konzerne ein großes Interesse, wie Samsungs „Galaxy AI“ zeigt.

AI auf dem Smartphone wird 2024 sichtbarer

AI auf dem Smartphone ist nicht neu. Bei Samsung arbeitet man bereits seit dem Galaxy S8 (2017) mit AI-Modellen, die in der One-UI-Benutzeroberfläche (ehemals TouchWiz) integriert sind. Auch Google nutzt AI-Modelle seit vielen Jahren auf den Pixel-Smartphones, um die Qualität von Fotos zu verbessern und etwa das Bokeh bei Porträts zu simulieren. Neu ist aber zum einen die Komplexität der Modelle, zum anderen deren Quantität, beides hat dramatisch zugenommen. Auf dem Galaxy S8 hat Samsung 8 AI Modelle genutzt, während es auf dem S24 mehr als 100 sind.

Neu ist auch das Interesse der Öffentlichkeit an einem Thema, über das vor Chat GPT nur Nerds geredet haben. Beides hat dazu geführt, dass die Industrie jetzt AI auf dem Smartphone offensiv vermarktet. Der „Galaxy AI“ wird man also noch öfter begegnen, genauso wie Googles Gemini. Auch von Apple dürfte 2024 noch einiges in diese Richtung zu hören sein.

Samsung Galaxy AI Werbung MWC 2024
Werbung für das Galaxy S24 Ultra mit "Galaxy AI" auf dem Mobile World Congress 2024 in Barcelona: Es wird erkennbar, dass Samsung eine neue Submarke aufbauen möchte.
© Samsung

AI ist nicht gleich AI: Maschinelles Lernen und generative AI

Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle S24-Funktionen aufzuzählen, die AI-Modelle benutzen. Wichtig ist vielmehr die Unterscheidung zwischen maschinellem Lernen und generativer AI:

  • Maschinelles Lernen ist eine Methode, bei der Algorithmen und Modelle entwickelt werden, um aus Trainingsdaten zu lernen und Vorhersagen oder Entscheidungen zu treffen, ohne explizit für diese programmiert worden zu sein. Auf das Smartphone bezogen wäre das etwa ein Algorithmus, der erkennt, welche Pixel auf dem Touchscreen besonders häufig getroffen werden, wenn auf dem virtuellen Keyboard die Tasten XY getippt werden. Ein weiteres Beispiel ist die Verbesserung von Nachtfotos, indem bestimmte Strukturen und Muster verstärkt werden.
  • Im Gegensatz zu maschinellem Lernen, das aus bestehenden Daten Muster herausliest, ist eine generative AI in der Lage, neue Daten auf Basis der Trainingsdaten zu generieren. Generative AI hat die Fähigkeit, etwas Neues zu schaffen, anstatt nur auf existierende Daten zu reagieren.
Samsung Galaxy S24 Ultra KI Hintergrundbilder
Die per AI generierten Hintergrundbilder sind eines der neuen AI-Features von One UI 6.1. Sie sind ein Beispiel für eine generative AI, die in der Lage ist neue Bilder zu erschaffen. Unbedingt ausprobieren!
© connect/Hersteller

Vereinfacht gesagt ist generative AI die Weiterentwicklung von maschinellem Lernen. Die "Galaxy AI" und der Trend zum AI-Smartphone wurzeln in der generativen AI, die nun das Smartphone erobert.

Qualcomm Snapdragon 8 Gen 3
Bei einem SoC werden neben der CPU die Subsysteme wie GPU, NPU und ISP (Bildsignalverarbeitung) immer wichtiger, die idealisierte Abbildung zeigt Qualcomms Spitzenmodell Snapdragon 8 Gen 3.
© Qualcomm

On-Device AI und Cloud AI

Es liegt in der Logik der Sache, dass der Schritt vom maschinellen Lernen zu einer generativen AI auch mehr Rechenpower erfordert. Einfache AI-Modelle (Tastatur) können vom SoC des Smartphones berechnet werden. Die Top-Chipsätze von Qualcomm & Co haben seit einigen Jahren einen eigenen Rechenkern dafür, die Neural Processing Unit (NPU). Bei Googles Tensor ist sogar das gesamte SoC für AI-Berechnungen optimiert. Die Folge: Immer mehr Modelle können direkt auf dem Smartphone berechnet werden. Beim Tensor G3 spricht Google davon, dass die Qualität der on-device Spracherkennung die gleiche Qualität erreicht hat wie die auf den Google-Servern.

Eine on-device AI hat den Vorteil, dass keine Mobilfunkverbindung erforderlich ist und keine Daten in die Cloud geschickt werden. Man ist also nicht von einem stabilen Netz abhängig und man behält die Kontrolle über seine persönlichen Daten.

Es gibt aber auch AI-Funktionen, die sich on-device gar nicht abbilden lassen, man denke hier nur an Googles visuelle Suche Circle to Search.

One UI 6.1 für Galaxy S23 neue Funktionen
Von Cirlce to Search bis zu Slow-Motion-Videos: Die neuen Funktionen von One UI 6.1 auf einen Blick.
© connect/Anbieter

Samsung setzt auf Googles AI

Dass die neue Google-Suche Circle to Search auf der S24-Serie eingeführt wurde, zeigt, wie eng Samsung und Google momentan kooperieren. Samsung Mobile setzt bei praktisch allen Smartphone-AI-Funktionen auf Technologie von Google, in der Cloud auf Gemini Pro sowie Gemini Ultra (über Googles Cloud-Plattform Vertex AI); on-device kommt Googles kleinstes AI-Modell zum Einsatz, Gemini Nano. Samsungs eigenes AI-Modell Gauss befindet sich noch in der Entwicklung.

Samsung und Google haben erst Anfang 2024 ihre "neue mehrjährige Partnerschaft" bekannt gegeben. Wie viele Jahre genau, ist nicht öffentlich bekannt.

Google Circle to Search

One UI 6.1: Alle AI-Funktionen der S24-Serie für alle Top-Modelle 2023

Vor diesem Hintergrund ist es einfacher zu verstehen, wie es Samsung gelungen ist, alle AI-Features der S24-Serie per Software-Update auf die Top-Modelle 2023 zu bringen. Die Betonung liegt auf alle, ohne Einschränkungen. Es handelt sich damit um eines der umfangreichsten Software-Updates, die uns jemals begegnet sind. Vermisst haben wir einzig den aktivierten Hintergrund auf dem Always-on-Display - eine Funktion, die S24-exklusiv ist, weil dafür spezielle Hardware-Treiber erforderlich sind, damit der Akku nicht zu stark belastet wird.

Das Update auf One UI 6.1 ist für folgende Geräte von Samsung erhältlich:

  • Serie Galaxy S23, also Galaxy S23, Galaxy S23+, Galaxy S23 Ultra
  • Galaxy S23 FE
  • Galaxy Z Fold 5 und Galaxy Z Flip 5
  • Serie Galaxy Tab S9, also Galaxy Tab S9, Galaxy Tab S9+ und Galaxy Tab S9 Ultra

Dass Samsung die Serie Galaxy S22 nicht berücksichtigt, liegt nicht an technischen Limitierungen. Die Hardware könnte es, das zeigt die Tatsache, dass das S23 FE das Update bekommen hat. Das Phone läuft mit dem Exynos 2200, also dem gleichen SoC, das auch in den S22ern steckt. Es könnte sein, dass die Galaxy AI auch für die S22er noch kommt. Aber es kann auch sein, dass man die Mehrkosten scheut, es geht hier ja nicht nur um den Entwicklungsaufwand, sondern auch um die Lizensierungskosten für die Nutzung von Googles AI-Modellen.

One UI 6.1 auf dem Galaxy S23 Ultra
Die AI-Funktionen von One UI 6.1 auf dem Galaxy S23 Ultra: Unter "Erweiterte Intelligenz" in den Einstellungen kann man AI-Funktionen wie etwa die generative Bildbearbeitung deaktivieren. Oder man unterbindet den Cloud-Upload (rechts), allerdings sind die meisten Funktionen darauf angewiesen.
© connect/Hersteller

Keine Nachteile für S23-Nutzer

Die einzelnen AI-Funktionen der Galaxy AI auf den S24-Modellen haben wir in unserem Test zum Galaxy S24 Ultra beschrieben und werden hier nicht weiter darauf eingehen.

Wichtig ist an dieser Stelle vor allem eines: Ob man nun die Entfernung von Schattenwürfen auf Fotos, den Samsung Dolmetscher oder die Zusammenfassung von Websites beziehungsweise von transkribierten Gesprächen betrachtet: Im direkten Vergleich haben wir sowohl bei der Verarbeitungsgeschwindigkeit als auch bei der Qualität (etwa der Übersetzung) keine Unterschiede zwischen den beiden Gerätegenerationen feststellen können. Das überrascht kaum, wenn man bedenkt, dass die meisten AI-Funktionen in der Cloud realisiert werden und die gleichen Modelle von Google nutzen.

Fazit: Großer Feature Drop von Samsung

Mit diesem Update ist Samsung ein großer Wurf gelungen. One UI 6.1 erweitert die Möglichkeiten und den Funktionsumfang der Geräte deutlich. Samsung gibt hier mal wieder die Richtung für die Branche vor, denn eine solche Masse an neuen Funktionen hat bis dato auch kein Feature Drop von Google geliefert. Wer jetzt bemängelt, dass die S22-Serie nicht berücksichtigt wurde, sollte bedenken, dass solche umfassenden Updates bei Android-Smartphones vor ein paar Jahren noch undenkbar schienen.

Samsung Galaxy AI Grafik
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